Die Blutrache zu Weinsberg

auf der Burg Weibertreu
Auf der Burg Weibertreu
Inhalt
  1. Die Gefechtslage für die Bauern
  2. Adliger Familienzwist
  3. Herzog Ulrich von Württemberg
  4. Jäcklein Rohrbach und die Schwarze Hofmännin
  5. Wendel Hipler - ein strategisch denkender Protagonist der Bauern
  6. Nachtrag, Anhang, zusätzliche Notizen

Auch heute noch bieten die kämpferischen Aktionen während des Großen Deutschen Bauernkrieges Stoff für spannende Debatten. Ganz sicher gehört die Blutrache von Weinsberg genannte Aktion der Bauern an einem Ostersonntag des Jahres 1525 dazu. Mit besonderer Inbrunst beschreiben Gegner der großen Aufruhr des Gemeinen Mannes die radikale Vorgehensweise der Bauern auf der Burg Weibertreu und in Weinsberg. Dabei fallen oft die Worte Grausamkeit und Mord. Gern vermieden wird die Tatsache, das hier eine gewisse Einmaligkeit vorliegt. Von Seiten der Bauern gab es keine Wiederholung.

Die zahllose Folge von Folter und Todschlag durch die Sieger über die Bauernsache findet nur gemäßigtere Vokabeln. Adlige Rachsucht geschah natürlich legal. Rechtmäßig das Hängen, das Kopfabschlagen, das Vierteilen, das Rädern und das Verbrennen. Gesetzestreu das Blenden, das Vergewaltigen und der Raub an Grund und Boden. In den historischen Darstellungen der Opferzahlen läßt sich die merkwürdige Tendenz sinkender Ziffern feststellen. Der Trend zieht sich bis in neueste Forschungsergebnisse.
Nur noch wenige Fragen sind in der Sache Weinsberg bis heute interessant geblieben: Nutzte die Blutrache der Bauernsache oder schadete sie den Aufständischen? Sollten die  →  12 Artikel in Mißkredit gebracht und das entstehende Bauernparlament sabotiert werden? Bestanden vielleicht Zusammenhänge mit internen Adelsraufereien?




I. Die Gefechtslage für die Bauern
Wie viele Bauern wurden am 4. April 1525 bei  →  Leipheim getötet? An die Tausend hinterrücks auf der Flucht erschlagen! Diese erste große militärische Niederlage der Aufständischen wirkte sicher demoralisierend. Vielleicht war es zeitgemäß, einmal richtig ernst zu machen?

In Franken agierten drei große starke Bauernhaufen: der Taubertaler, der Bildhäuser Haufen und der Helle Lichte Haufen. Letzterer auch genannt der Neckartal-Odenwalder, zog unter der Führung von Georg Metzler und mit der Elitetruppe der Bauern, der Schwarzen Schar des Florian Geyer. Den Wendel Hipler ernannten die Revoltierenden zu ihren Kanzler, der die Zwölf Artikel, dem solidesten politischen Programm dieses Kampfes und dieser Zeit, überzeugend erklären konnte. Seine eigene Vision ging viel weiter. Sie bestand in einer großen Gemeinschaft von Bürgern, Bauern und Ritterschaft, gelenkt von einer einheitlichen Staatsregierung, wenn es sein musste, unter Kaiser Karl V. Deshalb versuchte er die ritterlichen Kräfte für die Sache der Bauern gegen die Fürsten und Prälaten zu gewinnen. Der Florian Geyer bewies sich als solch ein gewünschter Verbündeter, ein ehrlicher und letztlich der treuste. Wäre es nach dem gegangen, hätte jeder Fürst den Tanz vor eigener Türe gehabt. Aber warum konnte nach Ostern 1525 Wendel Hiplers Richtung nicht mehr aufgehen?

Vom Kloster Schöntal aus zogen die Bauerneinheiten in Richtung Weinsberg. Am 12. April setzten sie Kloster Lichtenstern in Brand und lagerten in fast allen Dörfern in der Stadtumgebung. Den Stadtrat forderten sie auf, keinen Widerstand zu leisten. Als Antwort drohte man ihnen, ihre Dörfer nieder zu brennen. Gleichzeitig ließ der Graf von der Burg Weibertreu aus kleinere Bauerneinheiten überfallen und zahlreiche Aufständische niederstechen. Diese Überfälle mag manchen Bauersmann darin bestärkt haben, das Widerstandsnest auf dem Berg endlich auszunehmen. Doch am 14. April ignorierten die Insurgenten die Burg und zogen an Weinsberg vorbei auf Neckarsulm zu. Warum änderten sie ihr eigentliches Ziel? Und warum kehrten drei Bauernhaufen später noch einmal um? Zwei Tage darauf lagerten die Bauernmassen wieder vor der kleinen Stadt Weinsberg. Hier hatte der berüchtigte Graf Helfenstein sein lokales Schreckensregiment errichtet. Ganz offenbar fehlte Ludwig Helfrich ein sicheres Gespür dafür, wie man mit einer großen Masse bewaffneter Bauern umzugehen hat. Aber selbst das Kriegsrecht gegenüber Bauern galt ihm nicht beachtenswert. Für Helfrich bezog sich Gesetzlichkeit nur auf Adlige. Mit aufdringlicher Hast bettelte er jedoch die österreichische Regierung zu Stuttgart an um Verstärkung. Eben zu gleicher Zeit richteten Vögte die Bauern zu Leipheim und Langenau hin, wurden Ackersmänner in Wurzach erschlagen und Landleute im Weinsberger Tal hinterrücks erstochen. Es ist sicher wahr, das die Bauern nicht mehr sehr verhandlungsfreudig auftraten. Noch am Morgen des 16. April 1525 standen ihre Unterhändler vor den Stadtmauern. Ein Gefolgsmann Helfensteins ließ auf diese Leute schießen, noch ein Verstoß gegen das Kriegsrecht. Und besonders klug ist es auch nicht, solches zu tun, wenn drei Bauernhaufen gleichzeitig darauf warten, endlich ein Adelsnest stürmen zu dürfen. Immer noch 16. April, Ostermorgen, weil es nun reichte nahm eine Bauernabteilung nach kurzem Gefecht das Weinsberger Schloß ein. Der erste Sturm auf die Stadt wurde noch abgeschlagen, doch dann öffneten Bauernsympathiesanten Zugänge zur Stadt. Die Bauern drängten in die Gassen, erschlugen die verhassten Adligen oder nahmen sie gefangen. Mittags wurde über sie Gericht gehalten und eine Strafe verhängt, die üblich für treulose Landsknechte war! 24 Edelleute und Knechte jagten sie durch die Spieße. Es half den Grafen auch nicht, dass er den Aufständischen Geld bot, um sein Leben zu retten.
Nach dem Schlösser und Klöster dem Bauernheer bisher meist kampflos zugefallen waren, bildete die Eroberung Weinbergs einen beachtlichen militärischen Erfolg, zumal sich bei einer anderen Stadt, bei Weingarten zu diesem Zeitpunkt das Ritterheer des Schwäbischen Bundes und der Haufen der Seebauern gegenüberstanden, also der weitere Verlauf des Bauernkrieges nachdrücklich beeinflusst werden konnte. Die Weinsberger Aktion eignete sich durchaus dafür, verräterisches Paktieren kompromissbereiter Bauernhauptleute zu unterbinden.




II. Adliger Familienzwist
Die Tatsache, dass es sich bei der bäuerlichen Blutrache um einen Einzelfall handelte, spielt bei historisierenden Spekulationen keine unwichtige Rolle. Es gab zwei Umstände, die die Bauern nicht einschätzen konnten. Das betraf zum einen die drastische Uneinigkeit der Herrschenden untereinander, die zuweilen tödliche Ausmaße annahm. Den Bauern brachte sie nur Armut und Unglück. Zum anderen existierten bereits feste europaweite diplomatische Verbindungen zwischen den Herrscherkreisen, die man modern und für die damalige Zeit schnell nennen kann. Zu denen hatten die lokal fixierten Bauern keinen Zugang und somit keine Informationen. Dagegen konnten die Oberen sich ungehindert absprechen und verständigen. So gab es beispielsweise nicht nur die Polarität zwischen dem französischen König Franz I. und Kaiser Karl V., es herrschte auch Zwietracht zwischen den habsburgischen Brüdern Karl und Ferdinand. Ihr Gerangel um den Kaiserthron zog sich bis 1556 hin. Ferdinand wurde von Karl zeitweilig mit Geschenken ruhig gestellt. So ein Geschenk war 1520 Württemberg und mit ganz Württemberg unterstand Weinsberg damit den Habsburgern. Hier gewinnt die Geschichte über die Ereignisse eine gewisse Pikanterie. Auf der Burg Weibertreu in Weinsberg saß nämlicher Graf Ludwig Helferich von Helfenstein. Er zählte zwar nicht zu den obersten Kreisen, gehörte als Gatte einer Tochter des kaiserlichen Vaters der beiden Brüder Karl und Ferdinand jedoch dazu. Dieser Liebling Ferdinands genoss immerhin deutsche (und französische) Militärausbildung. Damit saß auf der Burg Weibertreu ein Todfeind Herzog Ulrichs. Ulrich wiederum machte mit Franz I. gemeinsame Sache gegen Kaiser Karl. Ulrichs Agent Johann von Fuchsstein reiste als geheimer Unterhändler nach Pavia zum französischen König mit der Bitte um Geld für Soldaten gegen seinen eigenen Kaiser! Derselbe Agent kannte aber auch den ganzen Kreis der aufmüpfigen deutschen Ritterschaft. Die verloren in ihren Kämpfen gegen die Obrigkeit über zwanzig Burgen. In dieser Truppe um Franz von Sickingen blieb Herzog Ulrich immer ein geduldeter Sonderling, weil diese Ritterschaft nämlich mit der Zentralgewalt des Kaisers liebäugelte. Der wollten sie sich unterordnen und nicht ihren kleinlichen Provinzherrschern wie Ex-Landesfürst Herzog Ulrich einer war. Zugleich wären diese ritterlichen Kerle imstande, mit der Bauernschaft gemeinsame Sache zu machen. Genau darauf rechnete der strategisch denkende Bauernkanzler Wendel Hipler. Eines seiner Ziele bestand darin, die doch ziemlich ungeordneten Bauernhaufen mit einer straffen ritterlichen Führungsriege zu verbinden. Eine Blutrache zu Weinsberg würde diese Verbindung in Zukunft unmöglich machen. Wer war derjenige, der ein starkes Interesse daran haben musste, das solches Bündnis nicht zustande kam? Wer wollte die Ritterschaft provozieren?
Ulrichs Agent Fuchsstein wußte in gleicher Zeit oft und viel mit Bauern zu verhandeln. Viele gute Ratschläge soll er ihnen gegeben haben. Welcher Vorschlag mag ihm zufällig für die Angelegenheit Weibertreu eingefallen sein? das können wir heutigen nur noch vermuten.












III. Der Herzog Ulrich von Württemberg (Eitel Heinrich)
Woher die vielen Krokodilstränen der adelshörigen Geschichtsschreiber? Ist es denn nicht schon längst bekannt, das der deutsche Adel um 1520 nicht nur völlig zerstritten war, sonder auch von Unfähigkeit gekennzeichnet wurde, die Interessen der Bevölkerung seiner Landesgebiete wenigstens einigermaßen zu verteidigen? So hatte Württemberg ein viel moderneres Problem als andere Herzogtümer. Dank adliger Zerstrittenheit entstand eine breite neue Beamtenschicht. Zeitweilig agierte dieser unselige Vorläufer der späteren Berufsbürokraten gegenüber den Bauern schlimmer als der alte Adel. Gerade in den Ratsstuben wurden die neuen Steuern erfunden, hier kam man auf die Idee, Maße und Gewichte zu fälschen, an den Schreibtischen erhob man die völlig neuen Gebühren für amtliche Entscheidungen. Anfangs suchte die Bauern noch Schutz und Gerechtigkeit beim Herzog, bekamen dann seine Todespeitsche zu spüren: als er die Bewegung des Armen Konrad niederschlug, fielen ihm 1700 Bauern zum Opfer. Doch solche Heldentaten wie die Wasserprobe des Peter Gaiß blieben im Volk unvergessen. Und zehn Jahre später begannen die Bauern wieder sich selber zu helfen. Es gab erneut Tausende, die sich unter der weißen Fahne mit Hirschhörnern, dem Württemberger Wappen versammelten.

Typischen Vertreter der Adelsklasse: Herzog Ulrich von Württemberg. Oft erscheint uns Heutigen die Lage zur Bauernkriegszeit in den verschiedenen deutschen Landen widersprüchlich. Beispielsweise steht die Frage im Raum, weshalb Herzog Ullrich, auch berüchtigt durch sein Strafgericht an den Schongauer Bauern, ab 1522 auf Seiten der Aufständischen zu finden war?

Herzog Ulrich lebte gewissenlos und verschwenderisch. Für seinen Lebenswandel ließ er Zölle eintreiben (1512 Weinzoll), Verbrauchssteuern auf Fleisch und Früchte erheben, die Maßgewichte fälschen und das Geld verschlechtern (1514). Seine kriminellen Machenschaften waren damit noch nicht vollständig, 1515 wurde dieser verheiratete Fürst zum Mörder, als er den Gatten seiner Mätresse erschlug. Das blaue Blut vieler Generationen in ihm neigte nicht selten zum Wahnsinn. Politisch war dieser Adlige für den Kaiserlichen Hof geradezu untragbar. Er versuchte ständig gegen den Landfriedensbund zu intrigieren. 1516 sprach Kaiser Maximilian deshalb über ihn die Acht des Reiches aus. Nach Maximilians Tod 1519 gab Ulrichs Überfall auf die Reichsstadt Reutlingen den Anstoß zu seiner Vertreibung. Das bewerkstelligte der Bayer Georg Truchsess von Waldburg (später berüchtigtter Bauernschlächter). Der fliehende Herzog aber begab sich in die Dienste des französischen Königs. Dieser belagerte den noch jungen Kaiser Karl V. in der italienischen Stadt Pavia. Der Franzose Franz I. wollte ebenfalls Kaiser werden, fühlte sich aber von den Habsburgern umzingelt, die in Spanien regierten und in den Niederlanden, in den Donaugebieten und in Tirol Einfluss hatten, auch in Süditalien, Sizilien und Sardinien, und die sichtbar erfolgreich nach Übersee griffen auf Mittel- und Südamerika! Deswegen hielt es der christliche französische König, nebenbei sei es erwähnt, eher mit den muslimischen Türken als mit dem katholischen Kaiser und dem Papst. Aber Franz I. geriet nach erfolgloser Schlacht bei Pavia in Gefangenschaft. Damit verlor Herzog Ulrich Zugang zu seinen Dienstherren und zu dessen Geldmitteln. Mit dem finanziellen Verlust verlor der Herzog aber auch seine Schweizer Landsknechte. Schließlich musste er in Württemberger Land allein weiter kämpfen. Fast ohne Soldaten hoffte er da auf die Bauernschaft, die der vielen Fehden wegen in Unruhe gekommen war. Ulrich wollte mit ihrer Hilfe sein Gebiet zurück erobern. Diese standesübergreifende Allianz hatte keine tragende Qualität wie wir heute wissen. Damals freilich konnten das die aufrührerischen Bauern nicht wissen, ahnten es aber wohl. Doch die bewaffneten Landleute fühlten sich noch stark und siegessicher.
Ein Verhandlungsvorschlag der Aufständischen von 1525 gibt uns Aufschluss darüber, wie die Bauern sich das Ganze gedacht hatten: neben Herzog Ulrich sollte ein Zwölferausschuss (Adel, Städter, Bauern - zu gleichen Teilen) regieren. Ohne diesen Ausschuss durfte Ulrich nichts beschließen. Alle Amtleute werden zukünftig durch den Rat eingesetzt. Vom Zehnt sind Pfarrer und Lehrer zu bezahlen. Für Wasser, Weide, Wald und Wild soll ein neues Gesetz verabschiedet werden.






IV. Jäcklein Rohrbach und die Schwarze Hofmännin
In den angespannten Monaten, wie sie die Jahre des Bauernkrieges boten, war es nur natürlich, das solche lautstarken und groben Kerle wie der Rohrbach, an die Spitze der Massen vordrangen. Bereitwillig machten ihm die Bauern Platz und zu gern hörten sie seine wilden Reden. Weil er doch selbst einer war von den hoch verschuldeten Zinsbauern, weil er der Obrigkeit schon dreimal, 1516, 1519 und 1524 wegen Abgabenverweigerung und wegen Widerstand auffällig wurde, weil er mit Waffen umzugehen verstand und weil er schon im Turm der Stadt Heilbronn Strafen abbüßen musste. Diejenigen, die er im Februar 1525 um sich versammelte, wählten ihn am 2. April zum Hauptmann und zählten bald mit zum großen Neckartal-Odenwalder Bauernheer.
Weil seine Mutter eine Leibeigene war, wurde er als Leibeigener geboren. Merkwürdige Gesetze herrschten damals und so mancher Bauernanführer teilte das Schicksal. Als sich die Stadt Heilbronn gegen Herzog Ulrich einen lokalen kleinen Krieg lieferte, diente ihr Jakob Rohrbach als Reisiger. Nun sollte er auch noch die Kriegskosten dafür aufbringen. Stadtabhängige Bauerndörfer leisteten zusätzliche Abgaben. Kirchenleute erhoben ebenfalls ihre Zahlungsforderungen.
Stets nehmen diejenigen zuerst Kämpfe auf, die das unter eigenen Mühen Erarbeitete nicht einfach hergeben wollen. Genau das kennzeichnete den Charakter dieses Mannes. So ist es auch erklärlich, das eine wilde und echte Freundin des Jäcklein Rohrbach in Erscheinung trat und wankenden Bauernherzen als Mahnerin und Ansporn galt: die Schwarze Hofmännin. In der ganzen Gegend bekannt als kriegerische Wölfin sagte man der Witwe Margarethe Renner Zauberkünste und Wahrsagerei nach. Wilde Zeichen soll sie in die Luft geworfen haben als sie Zögernde gegen Weinsberg antrieb mit den Worten: "Die feindlichen Kugeln können euch nichts mehr anhaben! Macht die adligen Weiber zu gerupften Gänsen!"
Die Ansichten der Historiker über Weinsberger Ereignisse gehen weit auseinander. Einige meinen, hier vollzog sich eine gut geplante Kriegstat, andere bevorzugen die Beschreibung eines notwendigen revolutionären Terrors und wieder andere behaupten, dass es sich um eine spontane Aktion wildgewordenen Mobs handelte. Aber das der Dietrich von Weiler, treuer Gefolgsmann des Helfenstein, von der Burgmauer herab am Ostermorgen auf Bauern-Parlamentäre schoss, ist überlieferte Tatsache. Den Belagerern ließ er damit keine andere Wahl, als den Sturm zu beginnen. Für diesen Dietrich waren die Bauern Roßmucken (=Ungeziefer) und er hielt sie für unfähige Streiter. Diese adlige Einfalt sollte er teuer bezahlen.
Im Städtchen Weinsber regierte zu Ostern 1525 Uneinigkeit und es herrschte Chaos. Die Reichen klammerten sich an den Grafen und seine Ritter, die Bürokraten versteckten sich in den Amtsstuben und die Weiber heulten auf den Straßen umher. Zwei Tore hatten die Bauern bereits erstürmt, das Schloß besetzten Leute Florian Geyers, da öffneten Sympathisierende den Bauern die noch verbliebenen Tore. Der Adam Franz war dabei und der Wendel Hofmann, der Melchior Becker und der Jörg Schneiderhans. Was in der Stadt sich bewaffnet den Angreifern entgegen stellte war, wurde nieder gemacht. Die Bürger ließ man aus und die Weiber. Tat nichts den Ratsherren, wohl aber den Rittern und deren Knappen. Die Restlichen erklommen fliehend den Turm der Kirche und machten von da aus den Bauen das Angebot von dreißigtausend Gulden für ihr Leben. Aber die Bauern wollten kein Gold! und sie schossen diesmal von unten herauf auf den besagten Dietrich von Weiler. Ein Treffer war tödlich, der Gerechtigkeit vielleicht genüge getan. Der später verschollene Bauernführer Georg Metzler soll das stürmische Ritter-Jagen beendete haben und den Rest der Besatzung gefangen nehmen. Die Kirche wurde geplündert und auch die Amtsstuben, die Stadt aber verschonte man. Das Schloß ging selbstverständlich in Flammen auf - das war ein Bauernkrieg!
Während Wendel Hipler und Florian Geyer berieten, wie man weiter vorgehen sollte, zog Jäcklein Rohrbach mit den Seinen und mit den 14 Gefangenen zum Untertor der Stadt. Man hielt ordentliches Kriegsgericht. Graf Helfenstein bot noch einmal viel Geld, seine junge Gattin mit ihrem Kleinkind bat um sein Leben. In der allgemein üblichen Geschichtsschreibung zieht an dieser Stelle ein sanfterer Ton ein. Aus Bitten wird flüsterndes Flehen, es gibt viele reumütige Tränen und aufrechte todesmutige Ritter, schamhafte junge und zarte Knechte und über diese edlen Gestalten richten böse mordgierige Bauernbuben ohne Herz. Anschließend sollen diese Mordbrenner mit den von ihnen tödlich Verletzten gar Schindluder getrieben haben. Nur Frau und Kind ließ man gedemütigt am Leben und jagte die zwei Bedauernswerten der Stadt Heilbronn zu.
Ostermontag hielten die Hauptleute der Bauern Kriegsrat. Manches hatte die Lage stark verändert. Die übergroße Mehrheit der Haufen erfuhr jetzt, was geschehen war. Florian Geyer verließ eilig das Führungsgremium. Lehnte er die Strafaktion ab? War er unzufrieden mit dem Wunsch, den Beistand weiterer Adliger zu suchen? Dem Anschein nach gewann Wendel Hipler den Ritter Götz von Berlichingen für die Bauernsache. Geyer ging mit seiner Schwarzen Schar zu den gefährdeten Würzburgern. Dort stürmte er die nächste Festung an. Wendel Hipler versuchte weiter seine Bauern-und-Bürger-und-Ritter-Strategie und ernannte Berlichingen zum Hauptmann. Dieser Adlige wird später Verrat an der Bauernsache begehen. Jäcklein Rohrbach zog unzufrieden noch bis Heilbronn. Dann ging er mit seinen Leuten andere Wege.
Aber wie man es dreht und wendet, der Erfolg von Weinsberg blieb nicht ohne Wirkung! Die Nachrichten von der Einnahme der Stadt und der Hinrichtung der Adligen verbreitete sich noch am selben Tag im Land. Die Meldungen beeinflussten die Entscheidungen jener Städte, die sich bisher weigerten, den Bauern die Tore zu öffnen. Am 18. April musste sich sogar das große Heilbronn den Aufständischen unterwerfen. Hier sollte das erste Bauernparlament tagen. Ein paar Grafen traten vorsichtshalber der Bauernsache bei, auch die Löwensteins und die Hohenlohes. Die Aufständischen erhielten endlich viel versprochene Verpflegung, Geld und Waffen.


"Tötung des Grafen Helfenstein 17. April 1525"
Fritz Neuhaus (1852-1922)
1879

"Graf Helfenstein, im Bauernkrieg gefangen"
Gustav Metz (1817-1853)
wahrscheinlich 1844



V. Wendel Hipler - ein strategisch denkender Protagonist der Bauern

Zuerst könnte man den Wendel Hipler für einen dieser verfluchten Bürokratenseelen halten, wenn man nur zu lesen bekäme, in welchen Kreisen er verkehrte und welche Dienste er für Adelsgeschlechter leistete. Schon das er einer vermögenden Familie entstammte, klang zumindest in Bauernohren verdächtig. Das er nach dem Studium der Juristerei auch noch für die Hohenloher geheimsekretärisches Unwesen trieb, machte ihn gewiss nicht beliebter. Aber der Mann war gebildet und einer von den Tatsachen schaffenden Typen. Fast schon in modern bürgerlicher Denkungsart wollte er immer etwas Sinnvolles schaffen. Und es sollte Geld bringen! So z.B. errichten einer Rodungssiedlung mit Glashütte, zur Versorgung Fischteiche als Nischenproduktion dazu. Seine juristischen Kenntnisse nutzt er zum Streit und zum Verteidigen seines nicht ganz unbescheidenen Vermögens, das adlige und andere Begehrlichkeiten weckte. Einmal ging eine Angelegenheit für ihn nicht gut aus. Ihm blieb nach dreißig Dienstjahren für Grafengeschlechter nichts anderes als seinen Dienst aufkündigen und wegzuziehen. Das prägte schon gewissen Zorn auf die Obrigkeit. Da es anderen ähnlich erging und in den Jahren vor dem Bauernkrieg wurden es mehr und mehr Betroffene, wirkt er als Anwalt verschiedener Kläger vor dem Reichsregiment in Esslingen.
Als sich die Bauern 1525 auch in Öhringen versammelten, begann Wendel Hiplers neue Kariere als Feldschreiber, die Mehrzahl der Bauern konnte weder lesen noch schreiben. Er erklärte ihnen mit Geduld und Ausdauer den Inhalt der Zwölf Artikel. Wenn die Herren das Gesetz Gottes anerkannten wie sie behaupteten, müßten sie die 12 Artikel unterschreiben. Sie wären sonst keine echten Christen. Der Kampf der Bauern ist legitim.
Einem intelligenten und gebildeten Kerl wie Wendel Hipler musste die Zerrissenheit des Reiches, die offensichtliche Ohnmacht des Kaisers, die ungehemmte Habgier der Landesfürsten und der kirchlichen Obrigkeiten als absolut unwürdig aufstoßen. Die Idee einer Reichsreform war nicht bloß Gedankenspielerei, es gab in den deutschen Landen viele Kräfte, die Änderung herbeisehnten, nicht nur die Bauern. Da rumorte es unter reichen Kaufherren und armen Stadtbewohnern, da flegelten Ritter und provozierten Humanisten, Künstler schufen anklagende Werke und Beamte sabotierten fürstliche Beschlüsse. Alle die eine Reform bereits im christlichen Glauben vollzogen, suchten nun eine irdische Entsprechung.

So entstand Hiplers Strategie eines gemeinsamen Vorgehens von Bürgern, Bauern und Ritter. Aber diese Konstruktion war sehr labil, sehr anfällig gegenüber den unterschiedlichsten Interessen. Das mochte der Bauernkanzler, wenn er es denn geworden wäre, auch gesehen haben, spätestens nach den Niederlagen in Würzburg.

Wendel Hipler avancierte zum Kanzler des Odenwälder Bauernhaufens. Von ihm stammte der Plan zur Einberufung eines allgemeinen Bauerntages. Der sollte in Heilbronn unter Teilnahme von Delegierten aus anderen Bauernhaufen stattfinden und die Schwerpunkte des weiteren Vorgehens beraten und beschließen. Damit nicht allzu viel beredet und zerredet werden konnte, legt er gleich einen taktischen und strategischen Entwurf für die weitere Entfaltung des Aufstandes vor. Gewissermaßen als Grundlage für die Diskussion. Mit unglaublicher Weitsicht behandelte er darin innenpolitische und außenpolitische Fragen. Doch diese Pläne, die Wendel Hipler wohl zuerst mit dem Kurmainzer Rentamtmann Friedrich Weigand in Briefen diskutiert haben musste, wurden von den Ereignissen überholt. Noch bevor die Verhandlungen in Heilbronn aufgenommen werden konnten, sprach sich die Niederlage der Württemberger Bauern bei Böblingen herum. Zugleich rückten die Truppen des Schwäbischen Bundes gegen Heilbronn vor. Die Herren trugen sich keinesfalls mit der Absicht, ein Bauernparlament Schule machen zu lassen! Mit diesen bedrückenden Nachrichten konfrontiert, kehrten viele Delegationen eilends in ihre Heimatgebiete zurück während die fränkischen Bauern ihren Kampf fortsetzten. Der Odenwälder Haufen belagerte mit anderen Verbündeten die Festung oberhalb der Stadt Würzburg, konnte dort keine Erfolge erzwingen und zog nach unfruchtbaren Debatten später dem Schwäbischen Bund entgegen. Bei Königshofen erlitten die Aufständischen am 2. Juni die vernichtende Niederlage, tausende Bauern bezahlten unheilvolle taktische Fehler mit ihrem Leben. Man hatte den Herrschenden viel zu viel Zeit gelassen, Kräfte zu bündeln während man die eigenen zersplitterte! Das sich aber bereits führende Persönlichkeiten in dieser frühbürgerlichen Revolutionsbewegung herausbildeten, die mutig genug und durchaus in der Lage gewesen wären, politische Instrumentarien wie Parlament und Bauernräte zu schaffen, die auch technische Normen und finanzielle Gesetzlichkeiten zu entwickeln vermochten, zeigen beispielsweise Wendel Hiplers Instruktionen für den Heilbronner Bauerntag von Mitte Mai 1525. Wendel Hipler, ein Mann, dem der Sieg zu gönnen gewesen wäre...










VI. Nachtrag, Anhang und zusätzliche Notizen
Zeittabelle
1514 - 1518 Herzog Ulrich untersagt die Rückkehr aufmüpfiger Bauern nach Württemberg.(Armer Konrad) Zimmermann, Vollmer-Verlag Ausgabe S. 139 f.
April 1519 Herzog Ulrich muß selbst aus Württemberg fliehen Zimmermann, Vollmer-Verlag Ausgabe S. 139 f.
5. April 1525 Jakob Wehe wird in Leipheim nach der Niederlage hingerichtet. Die Nachricht gelangt bis nach Weinsberg.
12. April 1525 Dem Grafen Helfenstein werden in Stuttgart 70 Ritter und Reisige für Weinsberg mitgegeben, weitere Verstärkungen sollen folgen.((1)-S.387)
Die Bauern setzen das Kloster Lichtenstern in Brand.
14. April 1525
Charfreitag
Die Bauern unter Rohrbach ziehen auf Neckarsulm zu, das mit Rohrbach sympathisiert. An Weinsberg ziehen sie vorbei. ((4) S. 456)

Als die Bauern von Lichtenstern nach Neckarsulm zogen, forderten sie Weinsberg und die Ritter darin auf, in ihre christliche Brüderschaft zu treten. Während der Graf mit ihnen unterhandelte, um Zeit zu gewinnen, bis die erwartete Hilfe von Stuttgart käme, unterließ er es dennoch nicht, mit seinen Reitern „den ganzen Tag über ob den Bauern zu halten und ihnen Abbruch zu thun, so viel ihm immer möglich war“. Er that sich aus Weinsberg, fiel hinten in den Haufen in den Nachtrab, erstach und beschädigte ihnen Viele, wodurch der Helle Haufen erzürnt und bewegt wurde.
Chronik Weinsberg, vormals freie Reichs-, jetzt württemb. Oberamtsstadt. Chronik derselben/Teil 2
und ((1)-S.388)
Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius

Wikipedia
15. April 1525
Ostersamstag
16. April 1525 Eroberung von Weinsberg durch den Hellen Lichten Haufen.
17. April 1525 Vertrag von Weingarten Auflösung des Allgäuer Haufens und des Seehaufens
18. April 1525 Die Bauern Rohrbachs überfallen das Heilbronner Karmeliterkloster und plünderten es, verschonen aber die Stadt.
Mai 1525 Am Tag nach Jäckleins Feuertod – den 21. Mai – Sonntag vor Himmelfahrt – nach Thomann und Holzwart – befahl der Truchseß dem Trautskircher, einem baierischen Edelmann, während vom Lager aus gegen 4–5000 Mann zu Roß, und zu Fuß in’s Weinsberger Thal zogen, die Stadt Weinsberg mit allem Gut darin zu verbrennen und die Weiber und Kinder, die noch darin wären, mit Gewalt herauszuschleppen.
Ostern 1526 Ein Jahr später: Am Jahrestag wurden zum Andenken an die Blutstat in Weinsberg Bauern durch die Spieße gejagt.
K.H.Stein, S.130
prüfen!


Zusätzliche Notizen
Jörg Ry Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (389)
Melchior Becker Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (389)
Bernhard Hellermann Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (389)
Adam Franz Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (395)
Wendel Hofmann Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (395)
Jörg Schneiderhänslein Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (395)
Hans Mösling Spitalpfründner, Bauernsympathisant in Weinsberg, verhalf den Bauern beim Zugang zur Stadt Weinsberg (397)
Klemens Pfeifer Bürger (?) aus Weinsberg, kämpfte auf Seiten der Bauern. (397)
Jörg Metzler
aus Ingelfingen
Fähnrich der Bauern, kämpfte beim Sturm auf Weinsberg, rettete aber einen ihm bekannten Rittersknecht vor der Blutrache der Bauern. (399)
Jäcklein Rohrbach aus Böckingen Dieser Anführer der Bauern vom Neckar war natürlich ein ziemlich roher Mann. Über seinen Pachthof lag er ständig im Streit mit der Stadt Heilbron und mit dem Stift in Wimpfen, womöglich zeigte er auch Eigennutz. Aber ihm beigebrachte Strafen haben ihn eher zum konsequenteren Kämpfer gemacht, seine Treue zur Bauernsache kam aus der Wut zur Selbsthilfe. In moderner Sprache würde man den Begriff Selbstjustiz als Motiv für seine Handlungen gegen Prälaten, gegen selbstherrliche Beamte und gegen Adlige verwenden. Auch angeborene Boshaftigkeit könnte ihm nachgesagt werden. (Günther Franz, Der Deutsche Bauernkrieg, Wissenschaftliche Buchgesellshaft Darmstadt 1977, S.189 f.)
Weitere Hinweise:
Aber wenn diese Persönlichkeitsmerkmale jemand genau einzuschätzen wußte, wäre es durchaus möglich, das man ihn so lange gewähren läßt, bis er erfolgreich einen adligen Gegenspieler zu Fall gebracht haben würde. Denn der Marsch des Haufens führte erst einmal an Weinsberg vorbei. Das Durch die Spieße treiben sollte dann zu einer strategisch unguten Spaltung in der Sache des Gemeinen Mannes führen.

Oft wird Rohrbach als konsequenter Vertreter der Bauernsache genannt. Doch der tapfere Kerl hatte gar kein politisches Ziel, vertrat kein politisches Programm! Mutig ließ er Klöster und Schlösser zerstören, was danach zu geschehen hatte, vermochte er nicht seinen Bauern zu erklären.

Weil Rohrbach in Weinsberg zuschlägt, wird G.v.Berlichingen gewählt! Man will die verlorene Ritterschaft wieder zurück gewinnen! Aber Berlichingen stand zuvor in den Diensten Herzog Ulrichs und hat damals den Armen Konrad niedergeschlagen!

Jäcklein Rohrbach wurde in der Nähe von Schloß Hohenasperg gefaßt, als er flüchtige Bauern für den weiteren Kampf sammeln wollte. Rohrbach wurde am 21. Mai 1525 auf die gleiche grausame Art hingerichtet wie Melchior Nonnenmacher.
Melchior Nonnenmacher Der Pfeifer von Ilsfeld, ein Hauptakteur in Weinsberg. Wurde in Sindelfingen durch Verrat gefaßt und am 12. Mai 1525 auf grausame Art umgebracht. Durch eine eiserne Kette an einem Baum gebunden, konnte er dem um ihn herum gelegten Feuer nicht entfliehen. Bei dieser Fürstenrache war auch der Graf Friedrich von Fürstenberg anwesend, der mit anderen Adligen das Holz für den Scheiterhaufen stapelte und bei einem Zechgelage dem Sterbenden zusah. ((3) S.442-443)
Hans Müller von Bulgenbach Bulgenbach schloß Mitte Februar 1525 mit Herzog Ulrich einen Geheimvertrag für die Hegauer und Schwarzwälder Haufen.
Hatte wohl Verbindung mit Fuchsstein! ((3) S. 146, 144)
Johann von Fuchsstein Geheimer Unterhändler des Herzogs Ulrich.Ritter und Doktor. Sein Vater war bis 1523 Kanzler des Pfalzgrafen Friedrich. Eingeweihter in der fränkischen Ritterverschwörung für Sickingens Plan. Ging im Januar 1525 zum französischen König Franz I. ins Lager von Pavia mit Bitte Ulrichs um 15000 Kronen für ein Heer mit 12000 Mann mit Geschütz und Geschützmeistern (sowie für die Schwarzwälder, Hegauer und Klettgauer) für einen Monat und ein Gulden pro Mann (S.144).
Franz I. antwortete hoffnungsvoll am 10.Februar 1525 an Ulrich.
Fuchsstein hielt Verindung mit Hans Müller von Bulgenbach.
Von Kaufbeuren aus: trat als Prediger der neuen Lehre, als Schriftverfasser und als Kanzler der Bauern auf, beriet und trieb aufständische Bauern an, und wurde März 1525 zum Vertrauensmann gewählt. ((3) S.143-145, )

Ergänzungen: Der Fuchssteiner
Hans Koberer
von Bretzfeld
Bauernrat, berichtet den Bauern des Hellen Haufens (?), dass der Graf Helfenstein Weiber und Kinder der Bauern umbringen wird und ihre Dörfer verbrennen will. ((1)388-389)
Dionysius Schmid
von Schwabach
Bauernrat, Anführer beim Sturm auf Weinsberg (389, 395)
Adam Franz Bürger von Weinsberg, Freund Jäcklein Rohrbachs, half bei der Erstürmung von Weinsberg. (395)
Obervogt Ludwig Helfrich von Helfenstein Schwiegersohn des Kaisers Maximilian I.
Graf Ludwig Helferich von Helfenstein, Amtmann von Weinsberg und Obervogt über alle württembergische Bauern.

Ritter, 27 Jahre alt, seit dem 15. Lebensjahr in deutschen und französischen Kriegsdiensten. Ein Liebling des des Erzherzogs Ferdinand. Verheiratet seit 5 Jahren mit (Margarethe von Edelsheim) einer natürlichen Tochter des vor sieben Jahren gestorbenen Kaisers Maximilian I. ((1)-S.387)
Margarethe von Edelsheim (1497-1537) natürlichen Tochter des vor sieben Jahren gestorbenen Kaisers Maximilian I., verheiratet mit Graf Helfenstein.
Witwe des Johannes von Hillen, Forstmeister der Herrschaft Tirol. ((1)-S.387)
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Burgruine Thaur 1511 wurde die Herrschaft an die Stadt Hall verpfändet. Vier Jahre später war Margarete von Edelsheim, eine illegitime Tochter Kaiser Maximilians, Burgherrin. Ihr zweiter Gatte, Graf Ludwig Helfrich zu Helfenstein, übergab die Pfandherrschaft für neun Jahre wieder an die Stadt Hall. 1525 brach ein von rebellierenden Bauern verursachter Brand in der Burg aus, der große Schäden verursachte.
Graf Friedrich von Fürstenberg War beteiligt an der Fürstenrache vom 12. Mai 1525, bei der er mit anderen Adligen das Holz für den Scheiterhaufen heran schaffte und bei einem Zechgelage dem sterbenden Melchior Nonnenmacher zusah. ((3) S.442-443)
Kaiser Maximilian I. deutscher König und römischer Kaiser 1508-1519 (1459 - 1519) Habsburger. Maximilian vertrieb 1490 die Ungarn aus Österreich und schlug 1492 die Türken bei Villach. Durch geschickte Heiratspolitik (Ehen zwischen seinem Sohn Philipp dem Schönen und Johanna der Wahnsinnigen von Kastilien sowie zwischen seinem Enkel Ferdinand I. und Anna, der Tochter Wladislaws V. von Böhmen) sicherte Maximilian die spanische Erbschaft sowie die böhmische und die ungarische Krone für sein Haus, musste jedoch im Frieden von Basel 1499 den Hoheitsanspruch auf die Schweiz aufgeben. 1508 nahm Maximilian in Trient mit Zustimmung des Papstes, aber ohne päpstliche Kaiserkrönung, als erster deutscher König den Titel Erwählter Römischer Kaiser an und beendete damit die Abhängigkeit der Kaiserwürde vom Papsttum. Quelle: www.wissen.de
Ferdinand I. seit 1521 Statthalterschaft im deutschen Reich, Bruder Karls V., sprach kaum deutsch.
Seit 1521 Erzherzog von Österreich und ab 1526/1527 König von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Bereits zu Lebzeiten seines Bruders wurde er 1531 zum römisch-deutschen König gewählt.
Nach dem Tode Kaiser Maximilians gelang es Ferdinand, im Wormser Teilungsvertrag 1521 gegen den Willen seines Bruders Karl (der neue Kaiser) das Erzherzogtum Österreich, die Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol zu erhalten.
1522 ließ er acht Anführer beim Wiener Neustädter Blutgericht hinrichten.
1522 trat ihm sein Bruder Karl V. Württemberg ab, welches zur Finanzierung der Kriegskosten gegen Herzog Ulrich von Württemberg an Habsburg gefallen war. Erst 1534 gelang Ulrich die Rückkehr und Rückeroberung Württembergs. Wikipedia
Der zweite Sohn aus der habsburg.-spanisch Verbindung wurde, zum Unterschied von seinem älteren, in den Niederlanden geborenen und erzogenen Bruder Karl V. in Spanien unter der Aufsicht seines Großvaters Ferdinand erzogen. Die in der strengen Tradition der spanisch Scholastik von Pedro Nuñez de Guzman, dem Dominikaner Alvaro Osorio de Moscoso und anderen geleitete Erziehung ... Pläne des Großvaters Ferdinand seinem Lieblingsenkel das spanisch Erbe zu verschaffen, scheiterten ebenso wie ein Projekt der Tante Margarethe, Ferdinand statt seines Bruders für die Kaiserwahl von 1519 zu kandidieren. Nach einer ersten Begegnung mit Karl bei dessen Ankunft in Spanien (1517) ging Ferdinand 1518 in die Niederlande, wo unter der Aufsicht der Tante Margarethe seine Erziehung vollendet wurde und er in die für seine politische und religiöse Haltung bestimmende Berührung mit der Ideenwelt des Erasmus von Rotterdam kam. Auf Grund des Teilungsvertrages von Worms (21.4.1521) erhielt er Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain, im (zunächst geheimgehaltenen) Teilungsvertrag von Brüssel (7.2.1522) außerdem Tirol, die österreichischen Vorlande und Württemberg. 1521 befestigte er seine Herrschaft in Österreich gegenüber den während des Interregnums nach Maximilians Tod erstarkten ständischen Bestrebungen durch hartes energisches Vorgehen (Wiener-Neustädter Blutgericht). Anfangs als Ausländer und wegen seiner Umgebung (Prototyp der spanisch Glücksritter Gabriel Salamanca) unbeliebt, wußte er sich durchzusetzen wie in der Reichspolitik, wo er zunächst vor allem als Vertreter seines oft abwesenden Bruders auftrat. Der Tod seines jagiellonisch Schwagers Ludwig in der Schlacht bei Mohács (29.8.1526) bot ihm Gelegenheit, sich um die Kronen Böhmens und Ungarns zu bewerben. Wahl (22.10.1526) und Krönung (24.2.1527) in Prag erfolgten, dagegen hatte Ferdinand sich in Ungarn gegenüber dem national-ungarischen Prätendenten Johann Zapolya durchzusetzen, während der größte Teil Ungarns nach Mohács von den 1529 bis vor Wien vorstoßenden Türken besetzt wurde. Königswahl (Preßburg, 16.12.1526) und Krönung (Stuhlweißenburg, 3.11. 1527), so daß später das Jahr 1526 als Geburtsdatum der späteren Donaumonarchie, angesehen wurde. In der Verwaltung der Erbländer setzte Ferdinand die Tendenz seines Großvaters Maximilian der Zentralisierung und Vereinheitlichung fort durch Schaffung eines zentralen Hofrats (1522) und Kriegsrats (1556). deutsche biographi


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Gattinara Großkanzler Karls V., von 1521 bis 1530 der oberste Leiter der zentralen Behörden, die in Burgund ihren Sitz hatte.
Ein erasmianisch-gelehrter Staatsmann, der das Regierungswesen Karls aufgebaut hat. Die Einkünfte des Kaisers ließen sich nicht in dem Maß vermehren, wie die Ausgaben stiegen. Sein Versuch scheiterte, das Amt eines Generalschatzmeisters für alle habsburgischen Gebiete zu schaffen. Eine einheitliche Wirtschafts- u. Finanzpolitik gelang nicht. Ein Aushilfsmittel war der Bankkredit - Schulden hauptsächlich bei großen Handelshäusern. (2)
Pfefferkorn
Pedro Nuñez de Guzman Don Pedro ... , Schlüsselträger des Calatrava-Ordens.
Am Hof Ferdinands, der noch von Isabella eingerichtet wurde. buchsuche
Diego Ramirez de Guzman Bischof von Cantania, Don Diego ...
Am Hof Ferdinands, der noch von Isabella eingerichtet wurde.
Alvaro Osorio de Moscoso Bischof von Astorga, Dominikaner
Am Hof Ferdinands, der noch von Isabella eingerichtet wurde, Erzieher des Infanten Ferdinand. buchsuche
Gabriel Salamanca spanisch Glücksritter,
Gabriel von Salamanca Ortenburg (* 1489; † 1539) war von 1521 bis 1526 Generalschatzmeister und Hofkanzler unter Erzherzog Ferdinand von Österreich und ab 1524 Graf von Ortenburg.
Ein aus dem spanischen Burgos stammender Abkömmling eines reichen Handelshauses, arbeitete ab 1514 für die Staatskanzlei Kaiser Maximilians I. und wurde wenige Jahre darauf ein enger Vertrauter des jungen, aus Spanien stammenden Ferdinand, der 1521 das Erzherzogtum Österreich, die Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol erhalten hatte und später seinem Bruder Karl V. auf den Kaiserthron folgen sollte. Ferdinand setzte Gabriel 1521 als Generalschatzmeister und Hofkanzler ein. Dessen Maßnahmen zur Sanierung des Staatshaushalts schlugen jedoch fehl, da die Operationen des fremden Geschäftsmanns beim österreichischen Adel auf Ablehnung stießen, die dem Spanier zudem den starken Einfluss auf den Erzherzog neideten.

Vermutlich geht die Ermordung des Bauernanführers Gaismeier 1527 durch zwei Spanier auf sein Konto.



Verbindungen / Notizen
über die Burg in Goethezeitportal
Chronik
Versuch der Rekonstruktion von Ereignissen in und um Würzburg zur Zeit des Großen Deutschen Bauernkrieges im Frühjahr und Sommer 1525 in www.bauernkriege.de
Auf Burg Weibertreu fehlt ein tapferes Bauernkriegsdenkmal
Johann Wolfgang von Goethe ließ 1771 in Götz von Berlichingen zu Beginn des 5. Aktes Georg Metzler, einen der Bauernführer, von der Tat berichten. Justinus Kerner verfasste 1820 die historische Abhandlung Bestürmung der württembergischen Stadt Weinsberg durch den Hellen Christlichen Haufen im Jahr 1525 und deren Folgen für diese Stadt, sein Sohn Theobald Kerner thematisierte das Blut-Ostern in seinem Gedichtzyklus Bilder aus dem Bauernkrieg. Johannes Wüsten schrieb 1936 das Drama Weinsberg, in dem es um den Bauernkrieg geht. Yaak Karsunke stellte das Geschehen 1975 in den Mittelpunkt seiner Bauernoper. Ulrike Schweikert thematisierte die Weinsberger Bluttat 2004 in ihrem Historienroman Das Kreidekreuz, in dem der Bauernkrieg Rahmenhandlung ist. In seinem 2009 erschienen historischen Roman Die Rache des Kaisers lässt Gisbert Haefs seine Hauptfigur auf Seiten der Bauern an den Kämpfen teilnehmen.
Weinsberger Bluttat in Wikipedia





Literatur und bezug nehmende Quellangaben
(1) Wilhelm Zimmermann, Der Grosse Deutsche Bauernkrieg (Volksausgabe) Dietz Verlag Berlin 1980 S....
(2) Bernd Moeller, Martin Heckel, Rudolf Vierhaus, Karl Otmar Freiherr von Aretin, Deutsche Geschichte Band 2 Frühe Neuzeit Göttingen vandenhoeck & Ruprecht 1985 S.52-53
(3) Wilhelm Zimmermann, Emil Volmer Verlag - Neudruck der Ausgabe 1856 ISBN 3-88851-199-2
ab S.139,
(4) Wilhelm Zimmermann, Parkland Verlag 1999



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Notizen zum Deutschen Bauernkrieg ♦ Hans Holger Lorenz ♦ begonnen: 29. November 2013 ♦ letzte Änderung: 7. April 2015 ♦ HLorenz500@aol.com ♦ WB To