Notgeld der Stadt Mühlhausen 1921 (In der Fachsprache der Bänker ist das sachwertbezogenes Geld dem theoretisch Goldwährung gegenüber steht). In der Landwirtschaft basierten nun Pachtverträge auf Pfund Roggen, Warenpreise wurden in Pfund Roggen ausgehandelt, es gab Kredite zu 250 Pfund Roggen pro Stück, die bis zu fünf Jahre Laufzeit hatten. Diese bewährte Praxis an der Inflation vorbei machte Schule! 1922 wurde eine Roggenrentenbank gegründet, Rentenbriefe lauteten auf Pfund Roggen! Die spekulative Ausweitung auf andere Sachwerte war geradezu logisch konsequent: es wurden Anleihen auf Tonnen Kohle ausgegeben, Kali- Anleihen gab es und sogar Kilowatt-Anleihen! Deutschland war zum Spielfeld monetärer Phantasien geworden. Dann erfolgte der Sprung auf das Hypothekenwesen: statt Feingoldhypotheken gab es nun auch Roggen-Hypotheken, Kali-Hypotheken u.s.w. Notgeld der Stadt Frankenhausen 1921 Ein wichtiger Gedanke sollte hier jedoch noch erwähnt werden, auch wenn er den Hauch einer kommunistischen Variante des Produktenaustausches trägt: eine Notwendigkeit des Geldes schien sich tatsächlich in's Absurde zu kehren! Es hat eine logische Konsequenz, das nun die Bankiers (egal ob In- oder Ausland) wild um eine Lösung stritten, die einen führten ihren Kampf um die Erhaltung des Geldes auf der Grundlage von Sachwerten, die anderen auf der Basis von Gold! Wichtig war das Geld um seiner selbst willen, und es mußte so gestaltet sein, das die Gewinne global (das Wort wurde damals nicht gebraucht, aber mit anderen Begriffen benutzt) hin-und hergeschoben werden konnten. Einer dieser Finanz-Herren sprach es so aus: Der das bereits 1920 sagte, wußte noch nicht genau, ob Lenins Oktoberrevolution sich auch auf Deutschland ausweiten könnte, aber er wußte wovon er redete, wenn es um Gold ging. Dieser Max Warburg war an intenationalen Geschäften intensiv beteiligt und sollte später auf diesen Wegen die amerikanischen Pistolen für die faschistische SA besorgen helfen! Die Zeittabelle soll nachweisen, wie wenig sich die Weimarer Republik wirklich um die Belange der Bauern kümmerte. |
Ereignisse im Vorfeld |
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November 1923 | Einführng der Rentenmark:
4,2 Billionen Papiermark entsprachen einem US-Dollar. Der Wechselkurs
der Papiermark zur Rentenmark wurde mit 1 zu 1 Billion festgelegt.
Damit entsprachen 4,2Rentenmark= 1 US-Dollar. Die Rentenmark wurde mit Sachwerten von 3,2 Milliarden Goldmark und durch Hypotheken auf Immobilien der Landwirtschaft gedeckt! Da jedermann ein fortschreitendes Absinken der Papiermark erwartete, drängten sich die Interessenten an den Ausgabeschaltern der Rentenmark. Es kam dabei zu Tumulten.((4)S.71) Die bevorzugte Ausgabe erfolgte an öffentliche Stellen, Ministerien und Krankenkassen. Es gab Vorschriften, wieviel Prozent vom Gehalt in Rentenmark ausgezahlt würden. Insbesondere "Bedürfnisse der Landwirtschaft und des Lebensmittelhandels" wurden berücksichtigt. Diese Personen und Firmen erhielten Sonderausweise für den Bezug. Ferner wurden Rentenmark abgegeben, wenn Devisen eingezahlt wurden! Dabei ist zu berücksichtigen, das der Umlauf von Devisen im Innland strafbar war, eine Einführung nur illegal erfolgen konnte und folglich also keine Fremdwährungen zu haben sein konnten. Bei dem herrschenden Mangel an Lebensmitteln und der grassierenden Devisenknappheit ist die vorherrschende Stimmung nicht unrealistisch, die behauptete , das vornehmlich Schieber und Betrüger die eigentlichen Gewinner der Inflation und der anschließenden Umtauschaktion waren! |
Die Landwirtschaft verlor damit die letzten Geldreserven. Erforderliche Investitionen bedeuteten sofortige Neuverschuldung. Der Lebensstandard der Bauern liegt immer noch unter dem Vorkriegsniveau. |
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ab 1924 |
Einsetzen der Hofversteigerungen. Zwischen 1924 bis 1928 wurden c.a. 800 000 ha zwangsversteigert. |
Plakat der KPD zu den Feierlichkeiten anläßlich des Thomas-Müntzer-Tages in Gera 1925 (5) |
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25.01. 1925 |
Beim Kleinbauernkongreß in Königswalde versammeln sich rund 700 Bauern. | ||
16.02. 1925 |
Graf von Kalckreuth eröffnet den Jugendtag des Reichslandbundes in Berlin mit Angriffen auf das Regierungssystem, die Juden und die "Revolutionsschmach". | ||
15.06. 1925 | Die 55.Hauptversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrates in Friedrichshafen fordert die Errichtung einer deutschen Rentenbankkreditanstalt. | ||
01.10. 1925 |
Gründung des "Reichsbundes der Kleinbauern". Er soll als Interessenvertreter der Kleinbauern zum Gegenpol des "Reichslandbundes" werden. | ||
Winter 1925/26 |
Protestaktionen von Winzern und Bauern in mehreren Orten im Westen der Republik. | ||
14.02.1926 | In der "Roten Fahne" erscheint der KPD-Aufruf: Das Gesicht dem Dorfe zu! Darin wird für die werktätigen Bauern gefordert : - Steuerfreiheit, - billige und langfristige Kredite, - Großgrundbesitz muß Boden für die Bauern stellen, - staatlich garantierte Saatgut-,Dünger- und Futtermittelbelieferung, - Ausschaltung des wucherischen Zwischenhandels durch Genossenschaften. Für die Landarbeiter fordert die KPD : - Gesetzlichen Mindestlohn, - Verbot der Frauen-u.Kinderarbeit, - Einhaltung des Achtstundentages, - Gleichstellung von Landarbeitern mit Industriearbeitern in der Sozialversicherung, - Verstaatlichung der Gutswohnungen und - uneingeschränktes Koalitionsrecht. |
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28.02. 1926 | Auf der 6.Tagung des Reichslandbundes benennt der Vorsitzende Graf Kalckreuth die Gefahren für die Landwirtschaft, die durch die kurzfristigen Wechselverschuldungen drohen. | ||
Februar 1926 | Massenversammlungen der Weinbauern im Moseltal. Am 25.2. erstürmen tausende Winzer das Finanzamt und das Zoll-Amt in Bernkastel und vernichten die Akten. Unter Polizeieinsatz wird die Unruhe unterdrückt, die Anführer verhaftet. |
Inflation, Missernten, Importpolitik der Regierung, Weinsteuer u.a. führten zur Verarmung der Weinbauern. Hinzu kam das Kreditverbot durch die Rentenbank-Kreditanstalt. | |
20.06.1926 | Volksentscheid über die Enteignung der Fürstenvermögen. Von -... 15 599 797 Wahlteilnehmern stimmen : -... 14 455 184 für -....... 585 710 gegen die entschädigungslose Enteignung der Fürsten. Damit ist angeblich "die notwendige Mehrheit" nicht erreicht. |
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21.06. 1926 |
Der Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Hagedorn tritt zurück. | ||
01.10. 1926 |
Beginn eines "wilden" Streiks der Hamburger Hafenarbeiter. | ||
November 1926 |
In der Presse wird bekannt, das in der Provinz Brandenburg im letzten Sommer 138 Bauerngüter wegen Zahlungsunfähigkeit versteigert wurden. Aus anderen Gebieten werden vergleichbare Zahlen gemeldet. | ||
ab August 1927 |
Einsetzen der verschärften Agrarkrise. | Besonders deutlich z.B.Thüringen, in Schleswig-Hostein | |
18.10. bis 15.11. 1927 |
Eine Sondertagung des Landtages von Oldenburg beschließt die Erhöhung der Beamtengehälter, finanziert durch Realsteuererhöhungen. | ||
1927 | Im Jahr 1927 wurden 7 070 Konkurse angemeldet. | ||
1928 |
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26.01. | Eine Massenversammlung auf dem Oldenburger Pferdemarkt mit etwa 40 000 Teilnehmern überreicht 14 Forderungen der oldenburgischen Wirtschaftsstände. | ||
28.01. | 140 000 Bauern demonstrieren in Schleswig-Hostein unter der vorsichtigen Losung: gegen die Landwirtschaftspolitik der Reichsregierung,gegen Pfändungen und gegen Zwangsversteigerungen nachdem Otto Johannsen zu Protesten aufgerufen hat. |
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21.06. | Die Reform der Grundsteuer wird mit einer Mehrheit aus SPD, DDP und KPD
beschlossen. Die Reform der Gewerbesteuer wird mit einer Mehrheit von SPD, DDP und DNVP beschlossen. |
Im Landtag von Freistaat Braunschweig ? | |
01.10. | Beginn eines Streiks aller Werftarbeiter an Nord- und Ostsee. | ||
15.04. bis 22.04. |
In Mecklenburg erreicht ein vom Landvolk betriebenes Volksbegehren nicht das erforderliche Quorum. Mit ihm sollte eine Anklage des Staatsministeriums vor dem Staatsgerichtshof erreicht werden.Der Landbund hatte eine vorsätzliche Verletzung der Amtspflichten gesehen, da die nach einer Unwetterkatastrophe 1927 bereitgestellten Mittel erst 1928 unter Abzug ausstehender Steuern und Pachten ausbezahlt wurden. | In verschiedenen Arbeiten prognostiziert Edwin Hoernle, der Landwirtschaftsspezialist der KPD die Möglichkeit des Ansteigens der faschistischen Gefahr auf dem Lande. | |
01.07. | Für 1928 werden 10 595 Konkurse gemeldet. In Ostpreußen,Grenzmark Posen, Pommern und bayrische Pfalz geht die Steigerung gegenüber dem Vorjahr über den den Landesdurchschnitt. |
Die schwierige Lage in der Landwirtschaft greift auf die Landstädte über. | |
19.11. | Beim "Beidenflehter Ochsenfeuer" verhindern 200 aufgebrachte Bauern vorübergehend die Pfändung von Tieren zur Eintreibung von Steuerschulden | ||
28.11. | Die Bauernschaft in Norddeutschland verübt wegen finanzieller Lasten zahlreiche Attentate, so in Hollenstedt, Lunden und Beidenfleth. | ||
Jahresübersicht |
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02.03. | Das Symbol des Landvolkes ist eine schwarze Fahne. Sie zeigt einen weißen Pflug mit rotem Schwert,
als Fahnenstange eine gerade geschmiedete Sense. Der Steuerboykott steigert sich zur Nothilfebewegung. |
Anzeige in den Itzehoer Nachrichten am 2.3.1929
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04.03. | Gründung der "Steinburger Nothilfe" zur Organisation von Steuerboykotten
und anderen Selbsthilfen durch die Landbevölkerung. Über Zwölfhundert Bauern versammelten sich in Itzehoe, erkärten sich nach Artikel 1 der Weimarer Verfassung zum Volk , erklärten die gegen ihre Einwilligung erlassenen Steuerbescheide für rechtswidrig und verbrannten sie öffentlich. |
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06.04. | Mißglückter Bombenanschlag in der Dithmarschen Kleinstadt Wesselburen auf Gegner der Landvolkbewegung. | Einer der Organisatoren, Claus Heim (der "Bauerngeneral" aus St.Annen in Dithmarschen) begründete bereits 1928 die Idee des Steuerboykotts. Später organisiert er Anschläge auf Landrats-und Finanzämter, ua. in Schleswig,Niebüll und Lüneburg. 1930 wird er im "Großen Bombenlegerprozeß von Altona" verurteilt. | |
01.05. | Schwere Unruhen in vielen Städten der Republik.
Es gibt Tote und Verletzte. In Berlin kommt es zu blutigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und 30000 eingesetzten Polizisten. Es gibt 9 Tote und 63 Schwerverletzte. |
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22.05. | In Norddeutschland flammt eine Serie von Attentaten auf, mit denen Bauern auf ihre finanziellen Sorgen aufmerksam zu machen suchen. Die Unruhen dauern bis zum Herbst. | ||
03.06. | Bombenanschlag auf das Landesfinanzamt in Oldenburg. Der Täter gehört zum Umkreis der schleswig-holsteinischen Landvolkbewegung. |
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06.07. | Der Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft lehnt den Young-Plan ab. | ||
01.08. | 3000 Landvolkangehörige, die den bekannten Steuerstreiker Wilhelm Hamckens bei seiner Haftentlassung empfangen wollen, stoßen in Neumünster mit bewaffneter Polizei zusammen, wobei u.a. die schwarzen Fahnen der Landvolkbewegung beschlagnahmt werden. Daraufhin ruft die Landvolkbewegung zum Boykott der Stadt auf, der erst am 21.10.1930 beendet wird. | Die schwarze Fahne der Bauern trägt einen silbernen Pflug mit rotem Schwert. Die Fahnenstange ist eine gerade geschmiedete Sense. | |
20.02. | In Köln wird eine Bauernnotkundgebung veranstaltet. Sie kann als Geburtsstunde der agrarischen Einheitsfront, der sogenannten "Grünen Front", angesehen werden. | ||
01.09. | Auf das Reichstagsgebäude wird ein Bombenattentat verübt. Im Hintergrund steht der Führer der schleswig-holsteinischen Landvolkbewegung. |
Am gleichen Tag tritt der Young-Plan in Kraft. Er sieht Zahlungen der
Weimarer Republik an die Siegermächte des I.Weltkrieges bis zum
Jahr 1988 vor. Im Teuteburgerwald findet eine Kundgebung gegen den Youngplan statt. |
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04.09 | Beginn von Notschlachtungen in Ostpommern. Als Auslöser wird die große Dürre diesen Sommers genannt. | ||
Jahresübersicht |
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05.01. | Etwa Tausend Bauern versammeln sich zum Bauernkongreß in Würzburg. | ||
11.02 | Aus der Rede des Reichstagsabgeordneten Thälmann "Gegen den Youngplan": "...In der ersten Zahlungsperiode, die auf 37 Jahre bemessen ist, muß Deutschland mit den letzten Erhöhungen, die auf der zweiten Haager Konferenz hinzugekommen sind, eine durchschnittliche Summe von 2187 Millionen jährlich bezahlen..." Zu den Opfern des Youngplans "...gehören auch die Hunderttausende von Kleinbauern, die vom Industriekapital, von den Banken, vom Großgrundbesitz ausgewuchert werden. ... Wir haben ungeheuer viele Beispiele dafür, daß man ihnen, wenn sie die verlangten Steuern nicht zahlen können, das letzte Schwein, das letzte Stück Vieh und sogar das persönliche Inventar wegnimmt. Diese Tatsachen haben ja zu den bekannten Vorgängen in Schleswig-Holstein und auch im Rheinland geführt. Und wenn ein Kleinbauer Widerstand leistet, bekommt er genauso wie der kommunistische Arbeiter in den Städten den Gummiknüppel zu spüren." (9) |
(9) Ernst Thälmann, Reden und Aufsätze Band 2 1928 - 1930 Dietz-Verlag Berlin 1956 mehr dazu siehe hier |
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28.02. | In den vergangenen 5 Monaten (!) sind 4 743 Konkurse gemeldet. (Steigerung zum Vorjahr auf 135%) |
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13.März | Der Reichstag beschließt die Annahme des Youngplanes. Gleichzeitig
erfolgt im Plenum eine Lesung des Gesetzentwurfs zum "Schutz" der
Republik und zur Befriedung des politischen Lebens!( am 25.3.in Kraft) Die Lage in der Landwirtschaft spitzt sich zu, besonders in den Gebieten Preußen und Ostpreußen, Mecklenburg u.s.w. . |
General v. Thaer-Sibyllenort schreibt "Für Ostelbien ist es drei Minuten vor Zwölf ..." | |
April | Der Reichstag beschließ die Erhöhung der Zölle für Treibstoffe, dadurch
steigen die Benzinpreise in der Landwirtschaft.
Gleichzeitig werden - die Umsatzsteuer erhöht, - die Steuer auf Mineralwasser, - die Biersteuer u.s.w. Eine Erhöhung der Importzölle für landwirtschaftliche Produkte schlägt auf die Lebensmittelpreise durch. |
Blutige Auseinandersetzungen zwischen kommunistischen Demonstranten und der Polizei in Leipzig. Dabei werden Demonstranten und Polizisten getötet. | |
14.05. | Verhängung des Ausnahmezustandes über Germersheim. Eine Protestaktion von über 4000 pfälzischen Weinbauern gegen ein Gerichtsurteil wegen verbotswidrigem Anbau von Hybridenreben sorgt für Unruhen. | ||
Juni | Das Reichskabinet beschließt : - Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung, - "Reform" der Krankenversicherung durch Einschränkung der Leistungen, - den Verkauf von Aktien (Teilprivatisierung) der Reichsbahn , eine Tariferhöhung für den Frachtverkehr, |
Deutsche Arbeitslose werden in andere Länder vermittelt. Die Ansprüche auf Arbeitslosengeld werden gesenkt. Auf eine offene Stelle entfallen 22 Bewerber (1929 : 9 Bewerber) | |
01.06. | Hitler beauftragt Walter Darre mit der Organisation des Bauerntums. Damit beginnt die Existenz des Agrarpolitischen Apparats der NSDAP. |
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"Die Entwicklung der Weimarer Republik war staatsrechtlich gesehen die schrittweise Auflösung der Gesetzlichkeit, die Unterhöhlung und der schließlich offene Bruch des alten bürgerlichen Prinzips vom 'Rechtsstaat'."Otto Grotewohl (1948) |
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Die politischen Varianten der Lösung der landwirtschaftlichen Probleme kann man für diesen Zeitraum grob in drei Richtungen unterscheiden. Die Sozialdemokraten bevorzugten ein Agrarprogramm (SPD-Parteitag in Kiel Mai 1927), das eine Art Reduktion (!) der Großgrundbesitzungen vorsah, aber letztlich garnicht von den Bauern bezahlt werden konnte. Die typische Politik des "man darf keinem Reichen weh tun" war hier in erster Linie den Großgrundbesitzern gegenüber gemeint, während der Volksentscheid über die Enteignung der Fürstenvermögen (Juni 1926) eine deutlich andere mögliche Richtung signalisierte! Das Aufstreben der Nationalsozialisten, das sich besonders auf Kleinbürger und Bauern stützen konnte, war aber noch nicht entschieden! Ihre Blut-und Boden-Theorie als zweite angebotene "Lösung" der Agrarfrage war verbunden mit dem Erbhofgedanken, den jeder Einzelbauer tatsächlich wünschte. Solche Ideen fanden daher wesentlich leichter den Eingang in die von Verschuldungen fast gelähmte Bauernschaft. Das Jahrelange Hinnehmen der Eigentumsverluste, die geradezu widerwärtige Amtsschimmelei und Rechtsunsicherheit in der Weimarer Republik und schließlich der sozialdemokratische Polizeieinsatz brachten dann den unkontrollierten Ausbruch von Gewalt, den sich ganz folgerichtig die Nationalsozialisten zu Nutze machten! So tapfer die Kommunisten für eine ganz andere Lösung der Agrarprobleme auch kämpften, und damit keine geringen Erfolge erzielen konnten, so wahr ist es auch, das ihre Sprache von den Bauern wohl kaum richtig verstanden wurde. Überschattet von den durch die Presse verbreiteten Nachrichten über die Sowjetunion, konnte der Gedanke der Kollektivierung wenig Freunde in den Landgebieten gewinnen. Zu den Ängsten um den eigenen (oft geringen) Besitz gesellte sich durchaus die Angst vor einer Zwangskollektivierung sehr leicht hinzu. Dieser taktische Fehler der KPD sollte sich nach 1945 bei der demokratischen Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone nicht wiederholen! Die entschädigungslose Enteignung der Junker und die Bodenverteilung an mehr als 348 000 Bauern und über 210 000 sog. Neubauern führte später zu den großen Erfolgen der ostdeutschen Landwirtschaft. Die Zeittabelle soll nachweisen, wie wenig sich die Weimarer Republik wirklich um die Belange der Bauern kümmerte, wie sie sich generell nicht um die Nöte der Bevölkerung scherte. Die Struktur der Weimarer Republik war ausschließlich zwei Zielen untergeordnet: 1.Sicherung der Reparationszahlungen an die Siegermächte des I.Weltkrieges und 2.Sicherung der Herrschaft des sich herrausbildenden internationalen Kapitals, das entgegen heutigen Redewendungen von der "Globalisierung" bereits in den Zwanziger Jahren weltweit operierte! Dessen militärische Option einer gezielten Unterwerfung der Sowjetunion ist zu jener Zeit nur für wenige offensichtlich! Diese historisch nicht zu leugnende Voraussicht der KPD sichert ihr für alle Zeit einen anerkennenden Respekt! Arno Mohr Landaufteilung 1945 (von 1949) (8) |
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(HL: ist bei der weiteren Bearbeitung zu berücksichtigen!) Zitat aus : Krieg und Friesen Eine kleine Bilanz kurz nach Deichschluß von Helmut Höge trend online Zeitung 02/05 ...begann dieser bäuerliche Widerstand schon vor dem Zweiten Weltkrieg - mit der "Landvolkbewegung" in den späten Zwanzigerjahre - von der schleswig-holsteinischen Westküste aus, damals noch ohne Trecker. Diese Bauernkämpfe hatten zum Hintergrund eine massive Agrarkrise - im Zusammenhang der Weltwirtschaftskrise, von der vor allem die dortigen Mittelbauern betroffen waren, insofern sie als Viehmäster (Gräser) eine spekulative Landwirtschaft betrieben, d.h. sie nahmen Kredite auf, um im Frühjahr Mastvieh zu kaufen, dass sie anschließend mit Gewinn wieder zu verkaufen hofften. Weil aber immer mehr Billigimporte aus dem Ausland auf die Preise drückten, mußten viele Bauern Konkurs anmelden, zumal sie auch noch mit jede Menge Steuern belastet wurden. Bis 1932 wurden 800.000 Hektar Land zwangsversteigert und über 30.000 Bauern mußten ihre Höfe aufgeben. "Keine Steuern aus der Substanz!" das war dann auch die Parole, unter der am 28. Januar 1928 140.000 Bauern in Heide, der Kreisstadt von Dithmarschen, demonstrierten. Ihre Sprecher wurden der Landwirt und Jurist Wilhelm Hamkens aus Tetenbüll im Eiderstedtischen und der Bauer Claus Heim aus St.Annen in Oesterfeld. Die beiden suchten sich ihre intellektuellen Bündnispartner sowohl in rechten als auch in linken Kreisen. Um die Landvolkbewegung voranzubringen, verkaufte der "Bauerngeneral" genannte Claus Heim dann 20 Hektar seines Landes und gründete eine Tageszeitung, außerdem wurden von dem Geld zwei Autos angeschafft. Als Redakteure gewann er den später kommunistischen Bauernorganisator und Spanienkämpfer Bruno von Salomon sowie dessen Bruder Ernst von Salomon, der zu den Rathenau-Mördern gehörte und in antikommunistischen Freikorps gekämpft hatte. Während die Kopfarbeiter fast alle aus der seit dem Kapp-Putsch berüchtigten "Brigade Ehrhardt" kamen, waren die Handarbeiter der Zeitung Kommunisten. Da man ihnen aus Geldmangel keine Überstunden vergüten konnte, durften sie gelegentlich auch eigene Artikel im "Landvolk" veröffentlichen. Als Heims "Adjudant" fungierte bald der antisemitische Haudegen Herbert Volck, der wie folgt für die schleswig-holsteinische Bewegung gewonnen wurde: "Kommen Sie, organisieren Sie uns!" bat ihn ein Bauer in Berlin, "setzen Sie ihre Parole 'Blut und Boden' in die Tat um". Volck gab ihm gegenüber zu bedenken, "ihr müßt euer Blut dazu geben", nur für bessere "Preise von Schweinen, Korn und Butter kämpfe ich nicht". Die Ursache für die wachsende Not der Bauern sah er darin, daß "plötzlich auf den jüdischen Vieh- und Getreidenhöfen die Preise herunterspekuliert" wurden. Und als wahre Kämpfer anerkannte er dann nur ganz wenige: "Claus Heim, der Schlesien- und Ruhrkämpfer Polizeihauptmann a.D. Nickels und ich,...keine Organisation, aber selbst bereit, in die Gefängnisse zu gehen, wollen wir dem Volke ein Naturgesetz nachweisen - das Gesetz des Opfers". Tatsächlich mußten die Aktivisten später alle unterschiedlich lange im Gefängnis sitzen. Die Landvolkbewegung radikalisierte sich schnell, zugleich spaltete sich ein eher legalistischer Flügel um Wilhelm Hamkens ab - und die schleswig-holsteinische NSDAP ging ebenfalls auf Distanz zur Landvolkbewegung. Es kam zu Bombenattentaten, Landrats- und Finanzämter wurden in die Luft gesprengt, und Polizei und Beamte daran gehindert, Vieh zu pfänden. Ein Landvolk-Lied ging so: "Herr Landrat, keine Bange, Sie leben nicht mehr lange.../Heute nacht um Zwei, da besuchen wir Sie,/ Mit dem Wecker, dem Sprengstoff und der Taschenbatterie!" Bei den Bombenattentaten wurde jedoch nie jemand verletzt. Einmal sprachen die Bauern sogar ein Stadtboykott - gegen Neumünster - aus, nachdem auf einer Bauerndemo ihr Fahnenträger, der Diplomlandwirt Walther Muthmann, schwer verletzt worden war. Er mußte dann nach Schweden emigrieren, später kehrte er jedoch wieder nach Deutschland zurück, wo man ihn für einige Wochen inhaftierte. In Neumünster war 1928/29 der ehemalige Gutshofhilfsinspektor Hans Fallada Annoncenaquisiteur einer kleinen Regionalzeitung. Als ihr Gerichtsreporter saß er dann auch im Landvolk-Prozeß. Sein 1931 erschienener Roman "Bauern, Bonzen und Bomben" ist allerdings mehr ein Buch über das Elend des Lokaljournalismus als über die Not der Bauern. Von dieser handelte dann sein Roman aus dem Jahr 1938 "Wolf unter Wölfen", in dem es um drei ehemalige Offiziere des Ersten Weltkriegs geht, die auf einem Gutshof bei Küstrin untergekommen sind. Auch Fallada arbeitete lange Zeit als Gutshilfsinspektor. Mit den Landvolkaktivisten teilte er dagegen mehrfache Knasterfahrungen. Während der "Bauerngeneral" Claus Heim bei seinem Prozeß und auch danach jede Aussage verweigerte, begannen seine Mitangeklagten schon in U-Haft mit ihren Aufzeichnungen. Herbert Volck nennt seine abenteuerlichen Erinnerungen "Landvolk und Bomben", Ernst von Salomons Erfahrungsbericht heißt "Die Stadt". Erwähnt seien ferner die Aufsätze der Kampfjournalisten Friedrich Wilhelm Heinz und Bodo Uhse. Heinz arbeitete später im Range eines Majors mit antisowjetischen Partisanen in der Ukraine zusammen und machte dann eine kurze Karriere in Adenauers "Amt Blank". Uhse brachte es zu einem anerkannten Schriftsteller in der DDR und war dort kurzzeitig Präsident der Akademie der Künste, seine frühere Frau Beate Uhse machte derweil in Schleswig-Holstein Karriere - mit einem Sexartikel-Versandhaus. Nach dem Krieg kamen vor allem Richard Scheringer und Ernst von Salomon noch einmal auf die Landvolkbewegung zu sprechen - Salomon in seinem berühmten Buch "Der Fragebogen" und der bayrische Bauer und DKP-Funktionär Scheringer mit seiner Biographie "Das große Los - unter Soldaten, Bauern und Rebellen". Noch später - nämlich nach der Wiedervereinigung - fühlte die FAZ sich im Sommer an Hans Falladas Neumünsterroman erinnert und übertitelte einen langen Kampfartikel gegen das unerwünschte Fortbestehen vieler LPGen in den fünf neuen Ländern mit: "Bauern, Bonzen und Betrüger", ihm folgte der noch schärfere Spiegel-Aufmacher "Belogen und betrogen". Vorausgegangen waren diesen West-Schmähschriften eine Reihe von Ost-Straßenblockaden und Demonstrationen - u.a. auf dem Alexanderplatz - von LPG-Bauern, die gegen den Boykott ihrer Waren - durch westdeutsche Lebensmittelkonzerne und von Westlern privatisierte Schlachthöfe sowie Molkereien - protestierten. Für die FAZ waren sie bloß gepresstes Fußvolk der "Roten Bonzen", die sich noch immer an der Spitze der LPGen hielten, inzwischen jedoch Geschäftsführer von GmbHs, Genossenschaften oder sogar Aktiengesellschaften geworden waren. Diese Protestbewegung kanalisierte sich relativ schnell in Gremien- und Verbandspolitiken, wobei es meist nur noch juristisch darum ging, ob das Vermögen bei den LPG-Umwandlungen zu Ungunsten der Beschäftigten allzu niedrig angesetzt worden war, wie die FAZ und andere Anti-LPG-Kämpfer behaupteten, oder zu hoch, wie die LPG-Vorsitzenden und ihre Verbandssprecher nachzuweisen versuchten. Unter den mit der Anti-LPG-Politik der Wessis unzufriedenen Betroffenen gab es auch etliche LPG-Bauern - z.B. Emil Kort aus Kampehl, die zuvor schon einmal - bei der Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR - Widerstand geleistet hatten. Damals noch als Einzelbauern. Emil Kort mußte wegen Sabotage und Boykotthetze sogar ins Gefängnis - und anschließend in den Untertagebau der Wismut. Nun fühlte er sich erneut - diesmal von Westlern - "angeschissen". Er blieb jedoch optimistisch - und meint, der Bauer ist als Unternehmer und Arbeiter zugleich Individualist, wenn auch meistens ganz unintellektuell, was eine Stärke und Schwäche gleichzeitig sei, aber das mache ihn kämpferischer und ausdauernder als ein Arbeiter, dessen Identifikation mit "seinem" Betrieb eigentlich nur ein frommer Selbstbetrug sei. |
(HL: ist bei der weiteren Bearbeitung zu berücksichtigen!) Zitat ebenda: Wie so oft in sozialen Bewegungen verschwinden die betroffenen Aktivisten anschließend aus der Geschichte, während die intellektuellen Unterstützer sich in die nächsten Aufstände reindrängeln. Bei den Frankfurter Linken und ihrer putschistischen Übernahme der hessischen Grünen habe ich das Anfang der Achtzigerjahre am Rande noch selbst miterlebt, ebenso in den Neunzigerjahren dann, als süddeutsche Maoisten die ostdeutsche Betriebsräteinitiative zu dominieren versuchten. Im Gegensatz zur Arbeiterbewegung, in der die Gewerkschaften nur allzu gerne die "Rädelsführer" aufsaugen, gelingt es im bäuerlichen Widerstand immer nur ganz wenigen, sich anschließend als Berufsrevolutionär oder deutscher Professor durchzuschlagen. Allgemein bekannt wurde inzwischen der Bauer Onno Poppinga - aus Ostfriesland. Er gründete die immer noch wichtige linke Zeitung "Bauernstimme" mit und ist heute Professor in Kassel. Eine seiner ersten Publikationen in den Siebzigerjahren war ein Vorwort zu einer französischen Studie und hieß im Untertitel "Power to the Bauer", außerdem verfaßte er ein Buch über Biographien widerständischer Bauern in Ostfriesland sowie eins über "Bauern und Politik", in dem er auch kurz auf die schleswig-holsteinsiche Landvolkbewegung einging, denn die bange Frage nach ihrer Zerschlagung 1933 lautete - nicht zuletzt für die Gestapo: "Wird Florian Geyers Fahne noch einmal über das Hakenkreuz siegen?" Für Poppinga bestand da keine Gefahr, denn die Landvolkbewegung "hatte keine antikapitalistische und sozialistische Perspektive: Sie wurde getragen von Großbauern, die ihre privilegierte soziale Stellung bedroht sahen. Das wird nirgends deutlicher als daran, daß nur sehr wenige Landarbeiter daran teilnahmen. Vor allem die klassenbewußten Landarbeiter der Marsch lehnten die Teilnahme an einer Bewegung, in der die Großbauern den Ton angaben, ab; es finden sich Hinweise, daß Landarbeiter von ihren Bauern nur durch 'mittelbaren Zwang' zur Teilnahme an den Demonstrationen veranlaßt werden konnten". Poppingas Einschätzung trifft sich mit der von DDR-Historikern, für die die "Einheitlichkeit" der Landvolkbewegung ebenfalls "nur in ihrer großbäuerlichen Klassenbasis, also in ihrem Konservativismus" bestand. Ganz anders schätzten das zur selben Zeit, Mitte der Siebzigerjahre, die eher anarchistisch-autonomistisch inspirierten Autoren der Göttinger Zeitschrift "Politikon" ein, die Poppinga dabei vorwarfen, daß er einem "klassischen Bewertungsschema verfallen" sei. Sie entdeckten rückblickend in der Landvolkbewegung, besonders in den Aktivitäten von Claus Heim und seinem Nachbarn Bur Hennings, eine "Qualität", die weit über das hinausgging, "was wir an 'linken' Aktionen auch nur zu träumen wagen". |
(HL: ist bei der weiteren Bearbeitung zu berücksichtigen!) Zitat ebenda: Für Onno Poppinga ist dagegen das Wesentliche am Bauerntum nicht, wie noch bei Michail Bakunin, die spontane Fähigkeit zum Widerstand, zum Bruch - auch und gerade heute noch - sondern die "Dauerhaftigkeit der sozialen und betrieblichen Organisation", wobei jeder "politische Eingriff" nur schädlich sein kann. Bei einem Rückzug des Staates - wie bei den Rechtsnachfolgern der LPGen - bemerkt er denn auch, daß dabei wieder "immer deutlicher bäuerliche Strukturen sichtbar werden". Bei seinem anhaltenden Engagement geht es ihm um eine Stärkung des bäuerlichen Eigensinns. Genau dieser führte aber dazu, daß die Aktivisten der Landvolkbewegung sich weder von links noch von rechts vereinnahmen ließen, sondern nach der Zerschlagung ihrer Selbsthilfe-Organisationen da weiter machten, wo sie angefangen hatten - auf kleiner Flamme, weswegen die dann auch nicht mehr in der ganzen Literatur danach auftauchen. Erst einige Vorort-Recherchen ergaben: Der Bauernsprecher und Jurist Hamkens, der es über die NSDAP bis zum Landrat in Schleswig-Holstein gebracht hatte, sprach sich nach dem Krieg überraschenderweise für einen Wiederanschluß Schleswig-Holstein an Dänemark aus. Er starb erst Ende der Siebzigerjahre, war aber angeblich lange vorher schon altersdebil geworden. Nachdem Claus Heim und andere politische Gefangene auf Initiative von NSDAP und KPD amnestiert worden waren, wurde dem "Bauerngeneral" sowohl von der KPD als auch der NSDAP eine Parteikarriere angeboten. Er lehnte ab, der Nazi-Partei gelang es dann jedoch auch ohne ihn, die Bauern hinter sich und ihren "Reichsnährstand" zu bringen, nachdem die Landvolkbewegung zerschlagen war. Im Endeffekt verloren sie dadurch gänzlich ihre Selbständigkeit, indem sie durch Festsetzung der Preise und Quotierung der Anbauflächen sowie mit dem Pfändungsverbot auf Erbhöfen gleichsam zu ideologisch veredelten Staatsbauern wurden (was die EU-Agrarpolitik dann nach dem Krieg quasi fortsetzte). Claus Heim zog sich derweil still auf seinen Hof zurück. Neben der Landwirtschaft gab er zusammen mit seinem Nachbarn Bur Hennings noch einmal in der Woche ein kleines, fast privates Kampfblatt heraus: "Die Dusendüwelswarf". In den Fünfzigerjahren zog er sich auf sein Altenteil zurück und kümmerte sich fortan nur noch um seine Obstwiesen und die Hühner. Der Leiter des Heimatmuseums Lunden Henning Peters kann sich noch erinnern, dass Claus Heim die Landvolk-Heimschule regelmäßig mit Eiern belieferte. Und seine Enkelin, die heute in Berlin lebende Faschismusforscherin Susanne Heim, erinnert sich, dass die Bauern 1963 an der Westküste, "als sie wieder mal wegen einer Rationalisierungskrise demonstrierten", ihren Opa noch einmal als "Gallionsfigur" hervorholten. Sie schrieb später ihre Diplomarbeit über ihn, und kürzlich besuchte sie eine Finka in Paraguay, die ihr Großvater einst als Auswanderer bewirtschaftet hatte, bevor er in den Zwanzigerjahren wieder nach Dithmarschen zurückkehrte, um sich der Landvolkbewegung zu widmen. Claus Heim starb im Januar 1968. Und jetzt ist es der alte Leiter des Lundener Heimatmuseums, der meint, "es wird Zeit, mal wieder an ihn zu erinnern". Derzeit gibt es in Schleswig-Holstein nicht nur einen Widerstand gegen die meist grünen Naturschützer, die hier laut Aussage des Kehdinger Bauern Schmoldt gegenüber dem Spiegel "das Land beherrschen wie einst die Gutsherren", sondern auch einen wachsenden Unmut gegen die staatlichen grünen BSE-Maßnahmen - vor allem um die existenzzerstörenden Massentötungen von Rindern zu verhindern. (Der Text bildet den Teil 1 der unregelmäßig erscheinenden "Friesengeschichten". Dieser Teil wurde uns vom Autor am 10.1.2005 zur Verfügung gestellt.) |