Thomas, der Slawe - die Rebellion von 820 bis 825 u.Z. Bauernaufstand, Volksunruhen und blutiger Kaisersturz |
Hinweise: Die Abkürzung u.Z. entspricht unserer Zeitrechnung nach Christus. Ungesicherte Angaben sind mit einem (?) gekennzeichnet. |
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Arbeiten auf einem Sonnenblumenfeld Miniatur aus dem 11.Jahrhundert |
I. Bauernaufstand oder nur ein blutiger Kaisersturz? |
Die Lage der Bauern und die Bewegung der Bilderstürmer
Für unsere Gegenwart ist die Geschichte des Aufstandes unter Thomas dem Slawen lehrreich, weil wir unberührt von den damaligen politischen Interessenlagen verfolgen können, wie soziale Widersprüche, ökonomische Probleme und religiöse Auffassungen miteinander verwoben sind und bei ungehinderter Zuspitzung zu blutigen Kämpfen ausarten können. So erzählt uns eine aus dem Beginn des 8. Jahrhunderts überlieferte Landespolizeiordnung (Nomos georgikos) einiges über die sozialen Entwicklungen in dieser Zeit. Die Bewohner Kleinasiens fühlten sich ständig gefährdet durch eine permanente Kriegsbedrohung. Byzanz als Erbe des oströmischen Reiches, befand sich in einer Zangen-Situation: vom Norden drohten Bulgarenstämme, vom Süden die Einfälle des sich ausbreitenden arabischen Kalifats. Die Menschen fürchteten sich vor Verschleppung in die Sklaverei, vor dem Raub ihrer Ernten und ihres Viehs. Um dem entgegen zu wirken, wurden Maßnahmen getroffen, die langfristig zu einer Festigung führen sollten. Den Bauern gestand man Bodenbesitz zu, insbesondere den ehemaligen Soldaten des Heeres. Es entwickelten sich freie Dorfgemeinschaften mit kommunalem Bodenbesitz, die Schollenbindung wurde aufgehoben und Dientsbarkeiten abgeschafft. So entstanden freie Bauern als Wehrbauern (Stratioten). Sie bildeten den militärischen und steuerlichen Rückhalt des byzantinischen Staates. Daneben gab es halbfreie Bauern, Dorfarme (Halbpächter, Zehntbauern) und Sklaven, die auf den großen Gütern des Hof- und Militäradels und der Klöster arbeiteten.
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Die Situation des Byzantinischen Reiches
Die Kämpfe gegen Bulgaren und Abbasiden brachten ein Mehr an sozialem Zündstoff. Hatte die Kaiserin Irene mit großzügigen Steuererleichterungen Zuspitzungen vermeiden können, so brachte ihr Nachfolger Nikephorus, vorher ein Finanzminister, das Unheil. Nikephorus setzte seine Idee wirksamer Sparmaßnahmen durch. Er gab vor, die Kriege gegen Bulgaren und Araber so besser finanzieren zu können. Die Chronik des Mönchen Theophanes beschrieb dessen Zehn Übeltaten: Aufhebung aller Steuererleichterungen, Neuveranlagung und Erhöhung laufender Steuern, Einforderung der Herdsteuer auch von den abhängigen Bauern auf den klösterlichen Gütern, die Überführung von Kirchenschätzen und Boden in die kaiserliche Verwaltung, die Verpflichtung der Ärmsten zum Militärdienst und eine Zwangsumsiedlung ländlicher Bevölkerung in slawische Gebiete (im Winter 809/810 u.Z.). Die Antwort auf die Massenumsiedlung, eine Vertreibung, die zur Massenflucht ausartete, blieb nicht aus. Der Bulgarenkhan Krum (803-814) brachte den Byzantinern in der Schlacht von 811 u.Z. schnellstens eine vernichtende Niederlage bei, in der auch Kaiser Nikephorus getötet wurde. Die Hauptlast dieser Niederlage trug das Volk, das nun feindliche Truppen auf eigenem Territorium zu versorgen hatte. In diese Zeit der Zehn Übeltaten fällt jedenfalls der Kaisersturzversuch eines gewissen Bardanes, der als Stratege des Gebiets Anatolikon sehr hohe Funktionen ausübte. Sein Unternehmen scheiterte jedoch beim Marsch auf Konstantinopel, nicht zuletzt deshalb, weil ihm einige Getreue (Leo der Armenier und Michael - beide später selbst Kaiser) ziemlich charakterlos in Stich ließen. Insofern handelte es sich tatsächlich um eine der im alten Byzanz nicht unüblichen Usurpationen, vier von fünf Thronwechseln zwischen 802 bis 820 verliefen auf solche Art. Einer der Anhänger ging jedoch mit Bardanes in die Verbannung: Thomas der Slawe. Als vermutlich höherer Offizier, der aus niederen Schichten empor stieg, lernte er bei seinem Strategen den Umgang mit Truppen. Bardanes brachte ihm Kriegshandwerk als auch die erforderliche Gerechtigkeit beim Verteilen der Beute und die Vorbildwirkung der Askese bei. |
Konstantinopel, die Hauptstadt des Reiches und Thomas der Slawe mit seinen Rebellen
Die Hauptstadt Konstantinopel bildete die politische Zentrale des Landes, nicht aber seine wirtschaftliche.
Steuern und Abgaben flossen hierher. Nichts verblieb in den Provinzen. Daher lagen die militärischen Ziele von Unruhen
oft in der Hauptstadt: hier regiert der Kaiser, hier stand sein Palast, hier patrouillierten seine Wachen.
Auch für Thomas dem Slawen lautete als Endziel die Hauptstadt. Aber im Zentrum der Macht liefen eigene Kämpfe um den Thron,
andauernde Usurpationsversuche. In den 18 Jahren von 802 bis 820 zählten vier von fünf Thronwechseln als Kaiserstürze! Der wohl spannendste ist der des Michaels II. Erst putschte er mit Bardanes und Leo gegen Michael I., mitten im Aufstand ließ er Bardanes im Stich und verhalf dagegen Leo zur Macht. Aber von Leo eingekerkert startete der zweite Michael in der Weihnachtsnacht am 24.Dezember 820 seinen größten Coup. Eigentlich zum Tode verurteilt, gelang es ihm durch Erpressung Mitverschworene zu gewinnen und Leo V. am Weihnachtsfeiertag in der Kirche des Heiligen Stephanos ermorden zu lassen. Anschließend wurde er in der berühmten Hagia Sophia (heute Ayasofya Camii Müzesi in Istanbul), noch in Ketten seiner Gefangenschaft, zum Kaiser erhoben. Politisches Alltagsgeschehen in der Hauptstadt des Byzantinerreiches.
In dieser mafiösen Stadt wohnten auch gelehrte Chronisten, daher wissen wir heute mehr über die historischen Vorgänge in Konstantinopel als von jenen Streitigkeiten in der Provinz.
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Die Belagerung Konstantinopels
Den Aufständischen kam allerdings zugute, das viele kleine Volksstämme an den Rändern des Riesenreiches in den Bergen verborgen lebten und gute Gründe hatten, ihre Freiheit zu verteidigen. Gerade hier hielten sich die Ideale des Urchristentums. Die Ansprüche einer verweltlichten Kirche wollte man nicht dulden und Ausdruck dieser Ablehnung zeigte sich im Ignorieren der offiziellen Bildverehrung. Es ist durchaus möglich, das Thomas zu dieser Frage selbst keine wirkliche Einstellung besaß, aber den Vorteil einer massenwirksamen Anerkennung der paulikianischen Lehre erfasste und sie für seine Zwecke nutzte. Zugleich traf er mit diesem ideologischen Kompromiss eine wirtschaftliche Entscheidung. Er verschaffte sich die Einnahmen der von der Zentralgewalt gesandten Steuereintreiber, schlug sie in die Flucht und zahlte damit seine Truppen aus. Das muss den Bauern zumindest gelegen gewesen sein. Die befürchteten Requirierungen blieben aus. Und noch eine historische Überlieferung ist entscheidend für die Frage: Bauernkrieg oder Offiziers-Meuterei? Es wird berichtet, dass sich die Landleute freiwillig in Massen und in der Hauptarbeitszeit in die Feldlager begaben, ein Argument, das einer Bauernrevolte widerspricht. Aber die Landbewohner hatten längst die schlimmste aller Bauernerfahrungen gemacht: sie wurden stets um sämtliche Ergebnisse ihrer schweren Arbeit gebracht. Was lag näher, statt auch die nächste Ernte abliefern zu müssen, sich dem Beute verheißendem Zug des Thomas anzuschließen. Nur so ist der breite Zustrom zu erklären. Thomas muss Ziele vorgegeben haben, die ihren Hoffnungen entsprachen. Sein strategische Geschick lässt sich daraus ablesen, das er mit der Verweigerung der Steuerlieferungen nach Konstantinopel begann und nicht mit einer eigenen Erhebung zum Kaiser! Er zog mit seinen Aufständischen auch nicht gleich Richtung Bosporus, sondern marschierte durch Kleinasien in ein Gebiet hinein, das den Arabern zwar tributpflichtig war, aber einem christlichen Patriarchen unterstand. Erst hier in Antiocheia ließ er sich von diesem Christen zum Kaiser krönen oder gab sich selbst als Kaiser Konstantin VI. aus. Jener verstarb wahrscheinlich 797 nach Blendung und Verbannung. Offen bleibt die Frage für immer, ob es tatsächlich eine Identität mit Kaiser Konstantin gab. Hier ist die Kaiserkrone nur in Bezug auf Erklärung einer Rechtmäßigkeit seines nun beginnenden Feldzuges gegen Konstantinopel wichtig. Er zog also als ein Kaiser los, der seine Hauptstadt zurück erobern wollte.
Gefangennahme und Hinrichtung der Thomasanhänger Choireas und Gazarenos
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Folgen der Niederschlagung der Volksbewegungen
Der Aufstand des Thomas wurde niedergeschlagen, die Paulikanerbewegung schließlich um 872 grausam unterdrückt. Dass diese Kämpfe sehr viele Chronisten fanden, spricht für ihre soziale Bedeutung. Es ist nicht unglaubhaft, das sich nach der Niederlage die feudale Abhängigkeit der Bauern vom Großgrundbesitz und städtischem Wucherkapital beschleunigte. Mit dem Auflösungsprozess der freien Dorfgemeinschaft gingen immer mehr Bodenparzellen an die Mächtigen in der Gemeinde. Nutzten diese neuen Reichen anfangs nur hinterlistigen Betrug, wechselten sie jetzt zu Erpressung und Gewalt, um ihren Landbesitz zu erweitern. Den schließlich besiegten Paulikianern wurde das Land einfach geraubt und den Großgrundbesitzern zugeschlagen. Aus freien Gemeindebauern und Stratioten wurden schließlich Hörige und Nebensiedler, die hohen Naturalzins zu entrichten hatten und Frondienste leisten mussten. Damit aber war die Wehrhaftigkeit freier Bauern nicht mehr gegeben. Nun konnten die Araber ihre erfolgreichen Eroberungen machen. Konstantinopel ließ aus Verteidigungsgründen die Themen verkleinern, auch um den provinziellen Landadel ökonomisch gegenüber der Zentralgewalt zu schwächen. Aber dieser sanierte sich bereits am bäuerlichen Besitz. Die starke Ausbreitung des Aufstandes hatte zugleich dazu geführt, dass die Mächtigen sich vor der Gefahr weiterer sozialer Bewegungen fürchteten. Sie legten ihre religiösen Auseinandersetzungen über die Bilder-Frage bei.
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II. Zeittafel der Ereignisse | ||
Zeit | Ereignisse | zum Aufstand des Thomas |
726 bis 843 | Bilderstreit Theologischer Streit in der Christenheit über die Frage, ob die Heiligenbilder selbst als heilig mit zu verehren seien oder als Götzenbilder abzulehnen und zu zerstören sind. |
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780 bis 797 | Konstantin VI. ( ∗ 770; † 797) herrschte bis 790 unter der Regentschaft seiner Mutter Irene, von 790 bis 792 allein, ab 792 bis 797 gemeinsam mit Irene |
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787 | Unter Irene wird auf dem 7. ökumenischen Konzil (II. Nicaenischen Konzil) die "Bilderverehrung" wieder eingeführt. Im Jahr 754 hatte dagegen ein Konzil den "Bilderdienst" für verboten erklärt. | |
797 bis 802 | Kaiserin Irene. Vermutlich wegen groszügiger Steuererleichterungen während ihrer Regentschaft beim Volk sehr beliebte Kaiserin. |
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800 | Kaiserkrönung Karls des Großen in Rom. Diese Krönung war aus Sicht der Byzantiner eine Usurpation. Daher sandte Karl der Große eine Delegation mit Heiratsvorschlägen nach Konstantinopel. Dort wurde Irene jedoch 802 durch eine Palastrevolte gestürzt. Seit dem bestimmte das Zweikaiserproblem die Politik zwischen Ost und West. |
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802 bis 811 | Nikephoros I. Seine "zehn Übeltaten", zu denen u.a. Zwangsumsiedlungen, Aufhebung der Steuererleichterungen und Erhöhung bisheriger Steuern sowie Militärdienst für arme Bauern zählten, machten ihn möglicherweise tatsächlich beim Volk unbeliebt. |
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803 | 19.7. bis 8.9. Usurpationsversuch des Bardanas Turkos unter Beteiligung des Thomas, der dem Bardanes in die Verbannung folgt |
Thomas folgt Bardanes in die Verbannung |
805 | Abfall Venedigs von Byzanz | |
806 | Militärische Niederlagen zwingen Byzanz zu einem demütigenden Frieden mit Harun al Raschid. | |
809 | Der Tod Harun al Raschids vermindert die arabische Bedrohung für Byzanz zu einem bloßen Grenzkrieg | |
813 bis 820 | Leo V. | Thomas wird Chef der Förderatentruppen im Anatolikon (25.12. (?)) |
815 | "Bilderstürmersynode" Leos V. | |
820 bis 829 | Michael II. | |
821 | Anfang / Frühjahr |
Thomas erhebt sich in Kleinasien, kämpft siegreich gegen den Armeniaken-Strategen, wehrt die Araber ab. |
Frühjahr / Sommer |
Thomas schließt Vertrag mit den Arabern, wird in Antiocheia vom dortigen Patriarchen zum Kaiser gekrönt. |
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Sommer / Herbst |
Thomas gewinnt die Flotte und läßt in Attaleia weitere Kriegs- und Transportschiffe bauen. | |
November |
Thomas setzt bei Abydos über den Hellespont und marschiert auf Konstantinopel; der Ex-Stratege Gregorios Pterotos schließt sich ihm an. |
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Dezember |
Thomas beginnt die Belagerung Konstantinopels zu Wasser und zu Lande, wird abgeschlagen, bezieht Winterquartier vor der Stadt. |
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822 | Frühjahr |
Thomas greift die Hauptstadt erneut an, wird wieder zurückgeschlagen. Der Angriff ist besonders verlustreich für die Flotte. |
Sommer / Herbst |
Fortsetzung der Belagerung ; die griechische Flotte kommt Thomas zu Hilfe; Gregorios Pterotos läuft zu Michael über. |
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Oktober / November |
Thomas kämpft bei Keduktu gegen die Bulgaren. Die Schlacht gegen das Heer des Bulgarenkhans Omurtag endet unentschieden, schwächt aber die Aufständischen. Es gibt Vermutungen, das die Bulgaren von Michel II. in's Land gerufen wurden. | |
Dezember |
Thomas bezieht Winterquartier in Diabasis. | |
823 | April / Mai |
Michaels Ausfall gegen Thomas, dessen Heer flieht; Thomas leistet in Arkadiopolis weiter Widerstand, andere Kämpfer organisieren den Widerstand in anderen Städten. |
Oktober |
Arkadiopolis ausgehungert; Thomas wird ausgeliefert und grausam getötet. |
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824 | spätestens März |
Die letzten Thomas-Anhänger werden bezwungen. |
Brief Michaels II. an Ludwig den Frommen (10.April),
der für ihn beim Römischen Papst vermitteln sollte. Darin berichtet M. über die Zerschlagung des Aufstandes. |
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um 824 | Araber erobern das byzantinische Kreta | |
1825 | Ludwig der Fromme versammelt alle fränkischen Bischöfe auf dem Konzil in Paris, die die Wiedereinführung des Bilderverbots im Osten verurteilen. |
III. Namenverzeichnis | |
Bardanas Turkos | vermögender Stratege des Themas Anatolikon, meuterte gegen Kaiser Nikephorus. Sein Versuch einer gewaltsamen Erringung des Kaiserthrons scheiterte, zieht sich danach in ein Kloster zurück, wurde aber trotz garantierter Sicherheit im Kloster überfallen und geblendet, verbrachte den Rest seines Lebens mit strengen asketischen Übungen. Einer seiner treusten Anhänger wurde Thomas, der Rebell. |
Irene | (auch: Eirene) Regentin 792 u.Z. bis 797 u.Z. und Kaiserin 797 u.Z. - 802 u.Z. Überzeugte Anhängerin der Bildverehrung, erleichterte das Leben des Volkes von schweren Steuerbelastungen. Unter Irene wurde 787 auf dem 7.ökumenischen Konzil die Bilderverehrung wieder eingeführt. Die ideologische Trennung der christlichen Kirche in östliche und westliche (päpstliche) Kirche konnte sie nicht mehr rückgängig machen - der damalige Bilderstreit trennte beide Kirchen bis zum heutigen Tag. |
Khan Krum | (Bulgarenkhan 803 - 814) |
Konstantin V. | (Kaiser 741 - 775) Sohn Leos III. Das von ihm einberufene Konzil erklärt 754 den Bilderdienst für verboten. Unter seiner Herrschaft begann die Säkularisation der Klöster, die Gelderlöse daraus gingen nach Konstantinopel. |
Konstantin VI. | (770 - 797 (?)) Sohn der Irene, soll 797 geblendet und in der Verbannung gestorben sein. Thomas, der Anführer der Aufständischen, hat sich entweder selbst auch diesen Namen zugelegt oder sich unter diesem Titel ebenfalls zum Kaiser krönen lassen. |
Leo III. | (Kaiser 717 - 741), auch: Leon geschr. begründete als Günstling der byzantinischen Militäraristokratie eine neue Dynastie. Er ließ um 726 die Christus-Ikone vom Bronzetor des Kaiserpalastes entfernen und forderte 730 die Vernichtung aller Heiligenbilder und die Übertünchung der Wandmalereien in den Kirchen. |
Leo V. | (Kaiser 813 - 820), auch: Leon geschr. als Leo der Armenier einer der Meuterer gemeinsam mit und unter Bardanes Turkos, den er in aussichtsloser Lage verläßt. Unter Michael I. Stratege des Themas Anatolikon, Verlierer in der Schlacht 813 gegen die Bulgaren, von seinen Truppen jedoch zum Kaiser Leo V. ausgerufen. Unterhielt mit Ludwig dem Frommen Beziehungen, um einen Krieg um Venedig zu vermeiden. |
Ludwig der Fromme | (814 - 840) Sohn Karls des Großen |
Michael I. | (Kaiser 811 - 813), wurde 813 u.Z. von Leo V. gestürzt. |
Michael II. | (Kaiser 820 - 829) Michael aus Amorion, Michael, der Stammler, Meuterer unter Bardanes Turkos gegen Nikephoros, nach dem Überlaufen zum Kaiser von N. mit Palast belohnt, verhalf aber Leo zur Ursupation und wurde von dem zum General der Exkubitengarde erhoben. Später von Leo wegen Majestätsbeleidigung eingekerkert und zum Tode verurteilt, putschte sich Michael II. noch am Hinrichtungstag (24.Dezember 820) und noch in Ketten selbst zum Kaiser! Dabei wurde Leo V. in der Kirche des Heiligen Stephanos ermordet. Michael II. entschied sich nach seiner Machtübernahme tendentiell für die Bilderstürmer, untersagte jedoch eine weitere Auseinandersetzung um die Bilderfrage. |
Nikephorus I. | (Kaiser 802 bis 811) erst Finanzminister, später Kaiser, unter seiner Herrschaft die "zehn Übeltaten", erweitert die Herdsteuer (Kapnikon), befiehlt Umsiedlungen bäuerlicher Bevölkerung auf Slawenland, verliert den Krieg gegen die Bulgaren unter Khan Krum, fällt in der Schlacht von 811 u.Z. |
Thomas, der Slawe | (Kaiser Konstantin VI. 821 - 823)(auch: Thomas der Slawonier) von den Zeitgenossen Thomas, der Rebell genannt, erhob sich 821 in Antiochia selbst zum Kaiser. Wegen seiner soldatischen Haltung anerkannt und in freundlicher Gewährung der Paulikianer in seinen Reihen konnte er ein Heer von 80.000 Mann unterschiedlichster religiöser Herkunft zusammenbringen. Nach gescheitertem Sturm auf die Haupstadt verschanzte er sich mit Getreuen in der Festung Arkadiopolis. Nach Aushungerung der Festung fiel er durch falsche Versprechungen Michaels in die Hände seiner Feinde und wurde auf besonders grausame Art ermordet. |
IV. Begriffe und Worterklärungen | |
Exkubiten | kaiserliche Wachmannschaft, die den Palast schützte und in der Haupstadt stationiert wurde. Diese Truppen konnten auch in den Feldzügen eingesetzt werden. |
Griechisches Feuer | Diese Waffe wird einer Erfindung des syrischen Architekten Kallinikos zugeschrieben und soll erstmalig 678 u.Z. eingesetzt worden sein, als sich Konstantinopel gegen die Araber verteidigte. Sie bestand aus brennbaren und zugleich anhaftenden, mit Wasser nicht löschbaren Material, das aus Druckbehältern geschleudert wurde. Der Grundstoff dürfte Erdöl gewesen sein. |
Ikone | Ein in der Andacht benutztes Bild, das Heilige darstellt. Wichtig dabei ist, das echte Ikonen aus geweihten Materialien hergestellt sind, das ihre Anfertigung selbst eine liturgische Handlung ist, auf die sich der Maler spirituell vorbereiten muß. Beim Betrachten des Bildes durch den Gläubigen stellt die Ikone ein Fenster zwischen der hiesigen und der göttlichen Welt dar, es ist damit auch ein Moment der Andacht gegeben, der über das normale Betrachten eines realistischen Bildes hinaus geht. |
Ikonoklast | Einer, der Ikonen zerstört, zumindest ihre Verehrung ablehnt und bekämpft. Es gibt mehrere Religionen, die Götterdarstellungen, deren Bildnisse oder Bilder überhaupt ablehnen b.z.w. sogar verbieten. |
Ikonodule | Bilderverehrer, Bilderdiener |
Ikonophile | Bilderfreund |
Kapnikon | Herdsteuer, eine nach Haushalten erhobene Steuer, die vom 8. bis zum 10. Jahrhundert in einheitlicher Höhe
zusätzlich zur Grundsteuer und anderen Abgaben und Leistungen gefordert wurde. (Hinweis: Siehe auch für fouage im Aufstand der Jacquerie 1358). (Extra-Notiz: Es ist erstaunlich, wie sich eine Steuerart über Jahrhunderte hält und über Kontinente verbreitet. Auch klingt die Herdsteuer wie eine moderne Energie-Steuer, also einer Steuer auf etwas, das die Menschen immer benötigen. Dieser Gedanke ist erweiterbar auf Wassersteuer u.s.w. - und bedeutet damit grundsätzliche Steuererhebungen immer auf Dinge, die die Menschen unbedingt benötigen - das bietet erst die Voraussetzung für ihre fortgesetzte Anhebung!) |
Nomos georgikos | Aufzeichnungen des Gewohnheitsrechtes auf dem Land, wahrscheinlich aus dem 8.Jahrhundert (?), darin wird beschrieben,
wie die Besitzverhältnisse geregelt wurden. Die Slaweneinwanderung nach Byzanz brachte freie Gemeinden mit freien
bäuerlichen Besitz, so das die Sklaverei-Verhältnisse durch höhere Produktivität abgelöst wurden. Die Bauern besaßen Land in Privatbesitz, durften es aber nicht verkaufen. Wiesen, Weiden, Wälder und nicht aufgeteilter Boden waren Gemeindeeigentum. Aber bereits Pächter (Mortitai) werden erwähnt und freie Lohnarbeiter (Misthotoi). (8) |
Paulikianer | Sekte, die neben Teilen des Evangeliums nur die Schriften des Apostels Paulus gelten ließ. Diese Bewegung entstand Ende des
6. Jahrhunderts in Armenien und verbreitete sich im 8. und 9. Jahrhundert in Kleinasien. Ihre Anhänger forderten die
Wiederherstellung der urchristlichen Kirche und eine gewisse soziale Gleichheit. Entscheidend für die Betrachtung hier ist ihre sozial-politische Ausrichtung. Sie repräsentierte vorrangig die bäuerlich-plebejischen Strömungen. Die menschliche Arbeit bestimmte nach ihren Grundsätzen den sozialen Status des Einzelnen. Reichtum. besonders der der Kirche, war für sie eine Ausgeburt des Teufels. Die Welt bestand ihrer Ansicht nach aus zwei Teilen: Gottesreich = die Welt des Guten; Teufelsreich = die Welt des Bösen. (8) Zentrum des Kampfes der Paulikianer gegen die byzantinische Zentralregierung war die Festung Tephrike in Kleinasien. Erst 872 u.Z. eingenommen von Truppen des Basileios I. waren die Paulikianer besiegt, konnte sich aber noch im 10.Jahrhundert auf dem Balkan als Häresie halten und beeinflußte dort das Bogomilentum der Bulgaren. Selbst im zeitgenössischen Frankenreich Ludwigs des Frommen finden sich mit dem Bischof Clausius von Turin (7) als Magister der Gelehrtenschule in Aquitanien (814 / 820 (?)) paulikianische Ansichten in Westeuropa. Religionstheoretisch betrachtet, ist zu vermuten, das die Paulikianer eine Fortsetzung der Ebioniten (4) bildeten, die im 4.Jahrhundert vor allem in den östlichen Randgebieten des Byzantinischen Reiches als Häretiker der orthodoxen Kirche auftraten. Vermutlich haben Auseinandersetzungen zu den Inhalten des Alten und Neuen Testaments zu den Spaltungen geführt, wobei merkwürdigerweise besonders die sozialkritischen Momente des Neuen Testaments angegriffen wurden. Wahrscheinlich stammen daher (?) die Ablehnungen der Christusbilder und der Marien-Verehrung. Es ist anzunehmen, das sich die generelle Verneinung einer Bilddarstellung daraus entwickelte, wie sie später z.B. im Islam fast vollständig gefordert wird, das trifft aber auch auf andere religiöse Spielarten zu. Der Name Paulikianer bezieht sich auf den Apostel Paulus, der eine Art Rechts-Verständnis in die Kirchenlehre einbringt, aus der sich später etwa das Kirchenrecht entwickelte, in seiner Zuspitzung sogar die Prädestination - eine Art des "Auserwählt seins", die sich ebenfalls in anderen Religionen findet. Die orthodoxe Kirche stellt dagegen die Schöpfung, die Wiedergeburt und die Auferstehung, ebenso die Verehrung der Gottesmutter Maria in die Zentren der Anbetungen, die insgesamt den Menschen auch als Bestandteil des Kosmos betrachten. |
Stratioten | Wehrbauern, oft ehemalige Soldaten, die für ihren Dienst beim Militär Boden zugesprochen bekamen. |
Thema | im Byzantinischen identisch für Heer, aber vom 7.Jahrhundert an der Begriff für einen Verwaltungsbezirk, an dessen Spitze ein Stratege stand. Im europäischen Bereich von Byzanz gab es zeitweilig 12 und im asiatischen 14 Themen. |
Stratege | Feldherr; Oberbefehlshaber der Truppen seines Themas; später Verwaltungsoberhaupt (einschl. militärisch) seines Themas. |
zu den Karten (V.) | Notizen zum Bilderstreit |
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