Nominalismus
Innerhalb der mittelalterlichen Scholastik bildeten sich verschiedene Strömungen über eine
philosophische Frage heraus, die als Universalienstreit bekannt wurde. Eine oppositionelle Richtung
ist der Nominalismus. Deren Anhänger kamen vorrangig aus den Städten und dem sich dort entwickelnden
Bürgertum.
Die Frage, ob es etwas Allgemeines wie z.B.
die Begriffe die Kirche , der Mensch usw. existieren oder ob es sich dabei
nur um Namen handelt, die wir gedanklich einfach festlegen, beantworten die
Nominalisten (verkürzt dargestellt) so:
1.) Es existiert nur das Einzelne, das Individuelle. |
2.) Dem Allgemeinen (z.B. der Mensch) kommt keine Realität (Wirklichkeit) zu. |
3.) Die Allgemeinbegriffe sind nur Sammelnamen, die durch gedankliche Abstraktion über die
konkreten Dinge oder Individuen benannt werden. |
Die verschiedenen Spielarten des Nominalismus, die im einzelnen sehr scharfsinnig sein können, sind
mit Blick auf die sozialen Kämpfe in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts von
untergeordneter Bedeutung. Das wirklich Neue am Nominalismus war seine starke Betonung
des Einzelnen, des Individuellen, des Sinnlichen usw., dem Realität zugesprochen
wurde. Das war das Bahnbrechende an dieser oppositionellen Strömung.
Die Opposition bestand darin, das die ausnehmende Hervorkehrung des Einzelnen bei gleichzeitiger
Abwertung des Allgemeinen den Bestand der katholischen Denkweise untergraben konnte. Denn aus der
Verneinung der Realität des Allgemeinen folgte zwangsläufig, das die Kirche als
Institution, ihre Hierarchie und ihre Dogmen nicht maßgebend seien, sondern der einzelne Mensch,
der einzelne Gläubige im Kirchenhaus, der einzelne Bürger im Rat, der Handwerker in der Werkstatt,
der Bauer auf dem Nachbarfeld oder der Künstler vor seinem Bild!
Jedes einzelne Mitglied der Kirche war Gott näher als die Kirche im Allgemeinen mit ihrem
ungläubigen Papst und ihren unglaubhaften Dogmen.
Wichtig für das denkende Bürgertum und freilich auch für die revoltierenden Bauern war die
begründete Gegnerschaft gegenüber der Hierarchie, die sich auf überzeugende Argumentationen stützen konnte.
Die kirchlichen Dogmen, nun bestenfalls Glaubenssache, blieben nicht mehr Gegenstand der Wissenschaft.
Jene Opposition, die gewissermaßen Denkfreiheit forderte, wurde für Künstler wie z.B.
→ Albrecht Dürer attraktiv und kam so auch
in seinen Werken zum Ausdruck.
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