Bauernaufstand um Lilienfeld in Niederösterreich 1597


Bauernführer Tautermann gegen die "Schwarzen Reiter"




Wie über fast alle Helden aus der Geschichte der Bauernkämpfe ist auch über den Anführer der Aufständischen in Lilienfeld im Jahre 1596 wenig bekannt. Auch über seine Angehörigen wurde nichts überliefert. Die Geschichtsschreibung bevorzugt Kaiser und Könige aber nicht Bauern! So soll zumindest das Wenige, das mühevoll von einem der späten Nachfahren (1) des Bauernhauptmanns Tautermann recherchiert wurde, hier in die Reihe der zahllosen Bauernaufstände mit angeführt werden.
Über die Herkunft von Christoff Tautermann (auch Taudermann, Thaudermann) konnte bisher nichts in Erfahrung gebracht werden. Über seine Angehörigen ist nichts bekannt. Der Bauernhauptmann Tautermann, ein Untertan des Stifts Lilienfeld soll aus Eschenau bei Traisen in Niederöstereich gekommen sein. Geboren wurde er etwa um 1560.(2)
In den Jahren 1596 bis 1597 beteiligte er sich als Fähnrich am Aufstand der Bauern und Handwerker gegen die Obrigkeit. Die Aufständischen hatten mit den berüchtigten "Schwarzen Reitern", einer gefürchtete Trupper des Generaloberst Morakhsy zu kämpfen. Die "Schwarzen Reiter" beendeten den Bauernaufstand gewaltsam und bei den Strafexpeditionen richtete man die Rädelsführer grausam hin. Nach einer Schlacht im Jahr 1597 geriet auch Tautermann durch kaiserliche Truppen in Wilhelmsburg bei St. Pölten in Gefangenschaft. Dort wurde er gefoltert und verhört. Über das "unter Folter peinlich examiniert" beigebrachte Geständnis am 4.Mai 1597 berichtet das Protokoll:

"... daß er unter Androhung des Verlustes von Weib, Kind, Erb und Gut bzw. des Fortziehenmüssens von seinen Nachbarn gezwungen worden war, den sogen. "Schwurkreuzer" zu erlegen. Er gesteht, auch bei der Plünderung des Klosters Lilienfeld dabei gewesen zu sein, in Kilb einige Bauern zum Mitmachen am Aufstand gezwungen zu haben.
Die Belagerung von St. Pölten habe er nur mitgemacht, da er von den anderen Bauern um Gottes Willen zur Hilfe gebeten worden ist..."
(3)

Die Verurteilung, die wohl auf Grundlage dieses "Geständnisses" erfolgte, sah folgende Strafen vor:
Dem Tautermann solle die rechte Hand abgehauen werden. Dann solle er auf der Bauernschanze von St.Pölten auf einen Baum genagelt werden um ihn anschließend mit dem Strang vom Leben zum Tod zu richten.
Aber seine Peiniger waren voller Gnaden und erließen ihm acht Tage später die Strafe des Handabhackens. Ansonsten wurde das über Tautermann verhängte Urteil am 12. Mai 1597 auf einem Baum vor der Ortschaft Tulbing (vor Wien) vollstreckt.
Die wenigen darüber erhalten gebliebenen historischen Angaben sind widersprüchlich. So berichtet der Historienschreiber Wenedikt in seiner "Geschichte der Stadt Wien und Vorstadt"

"...daß der "Bauernfähnrich TAUDERMANN" mit einigen anderen Aufständischen am 21.10.1597, nachdem der Aufstand durch mehr als zwei Jahre angedauert hatte, am Hofe zu Wien mit Schwert und Rad hingerichtet worden wäre. "(4)


Der Wiener Genealoge Helmuth Tautermann fand folgende Daten zu Christoph Thauterman heraus:
"Christoph Thautermann resp. Taudermann und Tautermann war - bevor er zum Bauernheer ging - von Beruf Müller auf der Löffelmühl in Eschenau bei Lilienfeld. Möglicherweise wurden die stiftlichen Mühlen von der Herrschaft bevorzugt und so könnte er als selbständiger Müller verarmt sein. Kein Wunder daher, dass er sich dem Bauernheer anschloß. Nach Abschluß des Bauernkrieges und Exekution der Rädelsführer wurde das Haus des Christoph Tautermann niedergerissen und zur Abschreckung der anderen Bauern ein Galgen darauf errichtet. Was mit der Familie geschah, ist leider nicht bekannt. Es gab noch eine Familie Michael Taudermann im benachbarten Wilhelmsburg (ein Sohn?). Da die Kirchenbücher von Wilhelmsburg sehr alt sind (1588-1597, dann eine Lücke bis ca. 1630 konnte ich Einträge hinsichtlich der beiden Familien Christoph und Michael an vier Stellen finden. Ab 1630 ist der Name Tautermann in Wilhelmsburg und Umgebung nicht mehr anzutreffen. Vermutlich sind die Angehörigen des Christoph, um der Leibeigenschaft etc. zu entgehen, weggezogen. Interessanterweise taucht 1618 im Einwohnerbuch der Stadt Gau-Algesheim ein Ausmärker Michael Dautmann aus Ockenheim auf. Außerdem heiratet 1610 in Salzburg ein "Soldat" Virgilius Tautermann bzw. Dautermann (ohne Anführung der Eltern!) eine Witwe Ederin und wird dann Leibgardist beim Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau bzw. später Hauptmann auf der Festung Hohenwerfen. Rein theoretisch könnte es da einen Zusammenhang geben - leider sind die Quellen nicht bekannt."






Das Original des Bildes, das aus dem Jahr 1597 stammt, befindet sich im Heimatmuseum zu Freistadt. Es sollte den Bauern recht eindringlich vor Augen führen, "wie jeder seinen Lohn empfing" und zeigte alle damals üblichen Strafen: Aufhängen, das Abschlagen von Kopf und Gliedmaßen, die zur Abschreckung an Bäumen und Pfählen angenagelt wurden, das Abschneiden von Nasen und Ohren u.a. In den auf dem Bilde links und rechts sichtbaren Säcken befinden sich die abgeschnittenen Ohren.

Über die Ursachen mancher Bauernrevolten konnte Helmuth Tautermann in alten Urkunden folgende Angaben ermitteln:

"Robot und Abgaben: Die Urbare der Herrschaft Komotau aus den Jahren 1560, 1563 und 1606 geben Auskunft über die den Untertanen obliegenden Lasten. Zum Beispiel gab es in Dörnthal, Troschig, Nokowitz, Glieden, Wisset und teilweise auch in Krima außer dem "Gallizins" (16. Oktober) und der "Weihnachtsbern" noch ein sogenanntes "Hopfenstangengeld" zu Pfingsten. Außerdem mußten Zinshühner, Zinseier, Flachs, Mohnnäpflein, Korn, Hafer u. dgl. abgeführt werden. Die Ähnlichkeit der Abgaben in den o.a. Dörfern könnte auf eine gemeinsame Besiedlungs- und Entstehungsgeschichte der Dörfer hinweisen. An Robotverpflichtungen gab es den Pflugrobot, den Schnitterrobot, den Holzflößrobot, den Heurobot bzw. den Straßen- und Brückenausbesserungssrobot. Bei Nichtbedarf konnten diese Robotleistungen auch in Geld abgelöst werden. Beim Heu- und Grummethauen und dem Scheitholzhauen gab es hingegen bezahlten Zwangsdienst. Insgesamt wurde die Belastung der Untertanen gegen Ende des 16. Jahrhunderts kaum mehr erträglich. Es kam neuerlich zu Bauernunruhen, wie sie schon im Jahr 1525 stattgefunden hatten. Andererseits hatten auch durch den einsichtigen Hauptmann eingebrachte Ansuchen um Befreiung bzw. Milderung der Zinse (z.B. Hinweis auf Mißernten, Trockenperioden, Katastrophen etc.) manchmal Erfolg bei der Böhmischen Kammer und halfen der Bevölkerung." (5)




Mitte März Die Untertanen des Abtes von Lilienfeld versammeln sich voller Empörung über dessen Befehl, rebellischen Bauern Ohren und Nasen abzuschneiden. Sie wenden sich an die Bauern anderer Grundherren um Hilfe. Die Aufständischen in Scheibbs bringen Unterstützung.
15.März Die Bauern von Lilienfeld umstellen gemeinsam mit anderen Aufständischen das Kloster.
17.März Rundschreiben des Abtes von Lilienfaeld.
Darin werden den Aufständischen neben den weltlichen Strafen die ewige Verdammnis angedroht. Er selbst habe nie Steuern gegen altes Herkommen erhoben und wolle sich die Beschwerden der Bauern anhören. Er verbürge sich für freies Geleit der Verhandelnden. Gegen Kriegsvolk würde er seine Untertanen schützen und das Militär sei in das Viertel ober dem Manhartsberg befohlen worden.
18.März Steinhauer kommt mit 4.000 Bauern vor das Kloster.
Die Bauern schicken verschiedene Unterhändler in das Stift.
Nach dem Scheitern der Verhandlungen besetzen die Bauern das Kloster, bemächtigen sich der Lebensmittel und bewaffnen sich aus der Rüstkammer.
20.März Versammlung der Bauern vor dem Kloster. Anführer Steinhauer bekräftigt die Bereitschaft der Bauern, Steuern und Dienste nach altem Herkommen zu leisten sowie Robot und Abgaben auf Wein. Der Hofrichter, der Wirt des Klosters und der Plattner werden frei gelassen. Der Prior des Klosters und der gesamte Konvent des Stifts bleiben unbelligt!
Abzug der Bauern vom Stift Lilienfeld und Beginn des Marsches nach Wilhelmsburg.


Namenverzeichnis zum Aufstand in Lilienfeld
Christian Haller Bauernanführer, geriet in Wilhelmsburg in eine Falle, wurde im Kampf getötet. Kommandierte u.a. die Aufständischen in Kilb.
Simon Feyertag Aktivist bei der Erstürmung des Klosters, nahm nicht an der Plünderung der Klosterkirche teil. Angeklagter im Prozeß in St. Pölten. Zum Tode verurteilt, bei der Urteilsvollstreckung wurde ihm lebend das Herz aus dem Leib gerissen.
Georg Fuchs Aufständischer, am 5. Mai1597 auf der Bauernschanze in St. Pölten gepfählt.
Peter Preteregger Aufständischer
Paul Rohrer besorgt die Quartiere für Aufständische in Kilb.
Andreas Ziegler Schlosser und Ratsbürger in Kilb, schließt sich in Pöchlarn den Aufständischen an. Teilnehmer am Sturm auf das Kloster. Seine Frau nimmt aktiv am Aufstand in Kilb teil, ihr Name bleibt in den Unterlagen unerwähnt.
Hans Ziegler Sohn des Andreas Ziegler, Anführer der Bauern in Kilb. Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Georg Steinhauer Anführer der Bauern, Feldobrist. Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Wolf zu Traisen Aktivist bei der Erstürmung des Klosters
Erhart im Tal Bauer, Aktivist bei der Erstürmung des Klosters
Hans Sieß aus Öthenau, Aktivist bei der Erstürmung des Klosters
Kainrad Sattler aus Lilienfeld, Aktivist bei der Erstürmung des Klosters
Christoph Thautermann (auch:Taudermann, Tautermann, Thaudermann) Müller auf der Löffelmühl in Eschenau bei Lilienfeld, schloß sich dem Bauernheer an. Aktivist bei der Erstürmung des Klosters.
Wurde am 12. Mai 1597 vor der Ortschaft Tulbing (vor Wien) hingerichtet.
Paul Rohrer Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Christoph Haunzwickl Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Blasius Bruckhner Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Balthasar Peringer Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Georg Mickhl Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Stefan Progl Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Hans Khärner Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Benedikt Schury Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Paul Vogtstötter Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster.
Georg Landsknecht Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster. Später hingerichtet.
Hans Gasner Teilnehmer beim Sturm auf das Kloster. Am 6. Juni durch Hängen in Gaming hingerichtet.



Quellen / Literatur / Link-Verbindungen
(1),(2,(4) The Tautermann Chronicles, Journal (Blog, Weblog) eines Wiener Genealogen
(3) ebenda, (Hinweis: Das Gerichtsprotokoll aus dem Jahr 1597 befindet sich im Niederösterreichischen Landesarchiv)
(5) www.8ung.at/tmchronicles/2004/01/ich-beginne-hiermit-meine-im-jahr-1986.html
(6) Dr. Otto Kainz, Das Kriegsgerichtsprotokoll im niederösterreichischen Bauernaufstand aus dem Jahre 1597, Dissertation 2008
Universität Wien / Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät (Kriegsprotokoll)
(7) niederösterreichischer Bauernaufstand 1596 - 1597
Internet-Seite der Stadt Zwettl
  Peter Herzog, Die Schwarzen Reiter, Literatur Roman ? (prüfen)
  Namen aus dem niederösterreichischen Bauernkrieg 1596 - 1597




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Notizen zum niederösterreichischen Bauernkrieg / Hans Holger Lorenz / begonnen 30.September 2007 / 1. April 2014 / HLorenz500@aol.com / (I)WB