Notizen zur Widerspiegelung I. Reformationszeit ♦ II. 19. Jahrhundert ♦ III. 20. Jahrhundert ♦ IV. 21. Jahrhundert |
I. Kapitel |
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Holzschnitt des Petrarca-Meisters 1519/20 |
Es ist bekannt, das Künstler soziale Auseinandersetzunge früh erkennen oder zumindest voraus ahnen. Betrachtet man den Holzschnitt (links) und die Federzeichnung (unten), beide Arbeiten wenige Jahre vor dem Ausbruch des Deutschen Bauernkrieges angefertigt, findet man darin wichtige Aussagen über den sozialen Zustand in den deutschen Landen und über die Lage der Bauern. Wenig glaubhaft, das die Realitäten von fürstlichen und kirchlichen Zeitgenossen nicht wahrgenommen wurden. Federzeichnung von Albrecht Dürer zum Gebetbuch Kaiser Maximilians I. , um 1515 |
Seine unmittelbare Widerspiegelung fand der Große Deutsche Bauernkrieg von 1525/1526 vor allem in einem damals neuen Medium. Drucke zeigten die Aufständischen als Opfer, als Gefangene, Gefolterte und als Hingerichtete. Aber die Künstler sahen auch Ursachen der Gewaltausbrüche. Die Bauern verteidigten ihre Rechte. Der Holzschnitt des ⇒ Jörg Breu erzählt vom amtlichen Vorgang der Verkündung eines Ablasses und dem anschließenden Einkassieren der Münzen. Der Mißbrauch amtlicher Einrichtungen der Kirche nahm solche Ausmaße an, das die Bauern in manchen Gebieten einfach zur Selbsthilfe griffen. Die Federzeichnung (unten rechts) des ⇒ Niklaus Manuel Deutsch von 1525 gibt uns heute darüber Kentnis. |
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Bildausschnitt Holzschnitt von Jörg Breu d.Ä. um 1530 Schlossmuseum Friedenstein Gotha Der vermutliche Schüler Holbein d.Ä. zog mehrere Jahre durch Bayern und Österreich. Breu d.Ä. zählt zu den charaktervollsten Meistern der Dürergeneration. Gestaltete um 1520 auch die Orgelflügel der Fugger-Kapelle. In seiner von ihm verfassten Chronik der Stadt Augsburg schimmert Gesellschaftskritik durch und Genugtuung zur Bilderstürmerei. |
Mit dieser Grafik hat sich der alte Reisläufer aus Bern was geleistet! Er söldnerte schon beim Kriegszug in der Lombardei
und überlebte 1522 die ⇒ Schlacht von Bicocca, in der
die Schweizer Pikeniere der modernen Schießtechnik der Kaiserlichen unterlagen. Angst kannte der Manuel Deutsch also nicht.
Als Anhänger Zwinglis blieb er der Reformation und der Bauernsache treu,
bewies es in seinen Bildern und Dichtungen.
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Der Ablaßhandel allein reichte als Ursache für die Bauernhändel nicht aus. Die Forderungen des aufsässigen
Gemeinen Mannes fixierten sich in den historisch gewordenen → Zwölf Artikeln.
Jene fanden als Drucke ihre breite Verteilung im Lande.
Manche zeitgenössische Künstler wählten als Themen ihrer Holzschnitte und Stiche die bewaffneten Bauern,
ihre Fahnen und ihre Zeichen. Sie berichteten von deren Arbeit und den Kämpfen
und von ihren Feinden. Selbst Niederlagen verschwiegen sie nicht. |
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Hans Sebald Beham “Acker Concz und Klos Wuczer im Bauernkrieg 1525” Graphik 1544 |
Hans Sebald Beham “Das Bauernfest oder Die zwölf Monate: Juni ” Bildausschnitt Kupferstich 1546 |
In der Stadt Augsburg erschienen historisch wertvolle Illustrationen, deren Autor uns bis heute unbekannt geblieben ist. Da er auch die Holzschnitte für die deutsche Übersetzung eines Werkes von Francesco Petrarca (1304-1374) schuf, benennt und ehrt ihn die Kunstgeschichte mit dem Namen ⇒ Petrarca-Meister. Unter den weiteren Mitarbeitern an der Übersetzung dieser philosophischen Schrift des Begründers des Humanismus tauchen solche Namen auf wie Georg Spalatin und Sebastian Brant. Das Werk des Petrarca-Meisters umfasst über 700 Holzschnitte in mehr als 200 Druckschriften. Man vermutet, das der Petrarca-Meister selbst nicht in Augsburg sondern am Oberrhein lebte und arbeitete und um 1523, also noch vor dem Ausbruch der Kämpfe starb. Erhalten gebliebene Exemplare stammen aus Schriften um 1520, manche erst in Auflagen ab 1530 und später. Aus ihnen geht die Vertrautheit des Künstlers mit dem realen Leben in der Stadt und auf dem Land hervor. Der Petrarca-Meister schilderte realistisch die Gegensätze von arm und reich und er klagte Habgier und Wucher an. Seine Sympathien galten den Bauern und den Handwerkern, nicht den Adligen und nicht der Geistlichkeit. Selbst der Kaiser wurde ermahnt, seine Pflichten gegenüber dem Reich zu erfüllen und sein Volk nicht allein zu lassen. Bis heute sind Drucke von ihm noch allseits bekannt, so Bilder aus dem Trostspiegel, aus dem Glücksbuch und sein sogenannter Ständebaum. Mit unbestechlichem Verstand und scharfem Blick sah der Petrarca-Meister die gewaltsame Zuspitzung des Konfliktes zwischen den Bauern und den Adligen voraus. Die (unten abgebildete) Arbeit selbst wurde erst um 1530 veröffentlicht. Holzschnitt des Petrarca-Meisters 1519/1520 Mit Recht beriefen sich die Bauern auf Christus und die Evangelien. Sie hielten sich für die wahren Anhänger Christi und fragten: "Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?". Schließlich schufen sie die Existenzgrundlagen für alle Menschen dieser Feudalgesellschaft. Die fortschrittlichsten Künstler griffen diese Lebensansicht auf und so findet sie sich in ihren Werken auch als politische Polemik. Manche Drucke trugen sogar den Charakter von Kampfschriften, hüben wie drüben, und sie fanden ihre Verbreitung vor allem auf Märkten und in Trinkstuben. So wurde politische Propaganda erstmalig (massen-)schriftlich ausgetragen. Die zugehörige Religionstheorie, zuerst entwickelt im → Hussitentum, formulierten massentauglich solch mutige Streiter wie Luther, Zwingli oder Calvin. Tapfere Kerle wie Müntzer und Gaismair organisierten schließlich ihre Bauernheere. Doch 1525 wirkte im Unterschied zur hundert Jahre zurück liegenden Hussitenzeit ein neues Medium: die Druckerpresse. Die Feststellung, das der deutsche Bauernkrieg gewissermaßen vom ersten Medienspektakel der europäischen Geschichte begleitet wurde, ist nicht von der Hand zu weisen. Holzschnitt von Hans Holbein d.J. Flugblatt, 1.Hälfte 16.Jhdt. Abbildungen selbstbewußter kämpferrischer Bauern finden wir in den Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximilians. ⇒ Dürer, der Arbeiten dafür geliefert hatte, entwarf nach der Niederlage der Aufständischen für sie auch eine → Gedenksäule - aus Hochachtung. Von anderen Zeitgenossen ist dergleichen nicht überliefert. Viele Künstler brachten ihre Sympathien für die Bauernsache in Anspielungen oder Allegorien in ihre Werke ein, denn der Terror der Sieger machte auch vor hochbegabten Schöpfern nicht halt. In Würzburg ließ man die Hände → Tilmann Riemenschneiders verstümmeln, in Pforzheim → Jörg Ratgeb von Pferden auseinander reißen. Die Gerechtigkeit hatte ihren Kampf verloren und sich schlafen gelegt, so beschrieb Beham in seinem Kupferstich den Lauf der Welt. Dieses Zeugnis der Parteinahme ⇒ Behams für die geschlagenen Bauern zeigt die in Ketten gelegte ermüdete Gerechtigkeit. Ihr wird vom Fuchs (also von Luther - so nannte Müntzer den gefeierten Reformator) das Schwert geraubt. Von nun an sind den Künstlern die Hände gebunden... |
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“Der Welt Lauf” |
Holzplastik (Detail) Tilman Riemenschneider |
Mit fortschreitenden Jahrzehnten wurde das Bauernkriegsdrama überlagert von religiös gefärbten Themen. Der Gemeine Mann durfte und konnte keinen Einfluß mehr nehmen auf die politische Entwicklung. Eine Folge davon war der Schmalkaldische Krieg (1546-1547), den die Geschichtsschreibung zeitweilig als Ersten deutschen Krieg titulierte. Mit ihm schob sich konfessionelle Intoleranz in den Vordergrund und überdeckte die sozialen Gegensätze. Das lag durchaus im Interesse der Landesfürsten, die mit ihrer Unfähigkeit die deutschen Länder langfristig in den Ruin führten. Folgerichtig benannten manche Historiker den späteren Dreißigjährigen Krieg als Zweiten deutschen Krieg. |
II. Kapitel
Jahrhunderte lang schien das Thema des deutschen Bauernkrieges vergessen. Politik und somit auch die Kunst wurden von der feudalen Übermacht bestimmt. Die Feudalherren, der Adel und der Klerus, entschieden über Wohl und Wehe der Kunst und der Künstler.
Der Klarheit des frühbürgerlichen Humanismus, die in den deutschen Landen heimatlos geworden waren, begegnete man vorerst nur in den hervorragenden Bildern der niederländischen Kunst. |
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In der Bildenden Kunst setzte die Rezeption des Bauernkrieges etwas zeitversetzt ein. Wahrscheinlich begann sie 1844 durch
⇒ Gustav Ferdinand Metz (1817-1853)
mit seinem Gemälde “Graf Helfenstein, im Bauernkrieg gefangen”.
Eine noch heute unterschiedlich bewertete Episode aus dem Jahr 1525, die
→ Blutrache zu Weinsberg
steht im Zentrum des Bildes.
Die Parteinahme des Malers scheint sich zu Gunsten des Ludwig von Helfenstein anzudeuten.
Dieser Ritter in deutschen und französischen Militärdiensten ausgebildet, den
Bauernstand verachtend, traute den Aufmüpfigen, die er abfällig Roßmucken nannte,
keinesfalls zu, ein befestigtes Schloß zu erobern. Nach dem gewaltätigen Sturm jedoch bot
er als Gefangener in treuherziger Ritterlichkeit 30 000 Gulden für sein Leben, allein
die Bauern hatten schon zuviele Opfer bringen müssen. Im Hintergrund des Bildes sind die
drohenden Spieße zu sehen, durch die jene Adligen in Weinsberg gleich gejagt würden.
“Graf Helfenstein, im Bauernkrieg gefangen”
Gustav Metz (wahrscheinlich 1844) |
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Im Jahr 1852 stellte ⇒ Ludwig Knaus (1829-1910) sein Gemälde Die Gräfin Helfenstein bittet um Schonung ihres Gatten vor. Die Bauern als finstere Gestalten erklären der Gräfin die Schuldfrage. Das ganze ist zweifellos eine harte Angelegenheit, einer gar vermag sein Mitleid kaum zu verbergen. Erst beim genaueren Betrachten wird deutlich, das die Bauern hier und jetzt ihr Recht durchsetzen. Knaus Darstellung ist wesentlich subtiler als die von Gustav Metz, nur wer schnell im Vorrübergehen sein Urteil fällt, sieht Bösewichter vor leidender Frau mit kleinem Kind. In Wahrheit zeigen sich verschiedene Bauerncharaktere, die alle zum gleichen Entschluß kommen. Vermutlich sind das Nachwirkungen von 1848, denn in seiner Jugend ließ sich der spätere Königlich Preußische Professor von »politischen Treibereien« anstecken. Ludwig Knaus malte viele Volksszenen. Auch das Porträt des berühmten deutschen Physikers Herman von Helmholtz zählt zu seinen Werken. |
Bildausschnitt: "Die Gräfin Helfenstein bittet um Schonung ihres Gatten" |
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“Die Blutrache zu Weinsberg” |
Jahrzehnte später widmete Fritz Neuhaus (1852-1922) seine Aufmerksamkeit dem gleichen historischen Vorgang. Die Situation ist zugespitzter, es geht nicht mehr um die Gefangennahme, es geht um das Aufspießen, das unmittelbar bevor steht. Der adlige Held reckt sich den wilden Bauern entgegen und schützt dabei noch seine leidend-schmachtende Gattin. Die rohen Bauern sind kräftig und stark, aber nur wütender Pöbel, der mit Spießen sticht und Steine schmeißt. Im Künstlerlexikon von 1882 wird das Bild als für die Malerei etwas zu unruhige Szene (!) kritisiert. |
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Ein Naumburger Kunstverein
sammelte 1856 Spenden für den Kauf des Gemäldes “Münzers Gang zur Richtstätte“
von ⇒ Friedrich Martersteig
(1814‑1899). Es sollte den Grundstock für eine Naumburger Gemäldegalerie legen. Das Bild hängt seither im Rathaus der Stadt.
In seiner Darstellung sind die Rollen gegenüber den vorher gezeigten Bildern
verändert: das Mitleid gehört den Aufständischen, von denen einer noch wütend die Fäuste reckt.
Münzer gleicht einem Christus auf dem Kreuzgang. Die Frauen der Deliquenten sind zu bedauern.
Der Adlige, Historiker Zimmermann erwähnt Herzog Heinrich von Braunschweig bei der Hinrichtung, glaubte, dem Bauernführer
Apostolisches vorbeten zu müssen. |
Bildausschnitt: "Münzers Gang zur Richtstätte", Friedrich Martersteig 1851 |
III. Kapitel Im Jahr 1901 schenkte der Hofsteinmetzmeister Carl Schilling aus Berlin dem Verschönerungsverein Mühlhausens einen Münzergedenkstein. Am Rieseninger Berg aufgestellt soll er an die Hinrichtung Thomas Müntzers erinnern. (1953 und 1975 wurde die kleine Anlage erneuert.) Gegen die Ansicht, Müntzer sei ein radikaler Aussenseiter der Reformation, setzte der Steinbildhauer Friedrich O. Moll durch, das 1930 ein weiteres Denkmal, ein Natursteinrelief für den berühmten Sohn der Stadt eingerichtet wurde. 1949 (oder 1952?) kam eine Münzer-Büste von ⇒ Hans van Breek ins Rathaus. |
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Eine epochemachende Sammlung von Grafiken zu den Erhebungen von 1524/25 wurde von einer Frau geschaffen.
Käthe Kollwitz (1867-1945) arbeitete von 1903 bis 1908 an den sieben Radierungen ihres
großen Zyklus “Bauernkrieg”.
Zuvor entstanden in den Jahren 1893-1898 die Arbeiten zum “Weberaufstand”
unter dem Eindruck von Gerhart Hauptmanns Stück “Die Weber”.
Es handelte sich bei beiden Zyklen um die gleiche soziale Problematik.
Die nebenstehende Abbildung zeigt den
“Losbruch” (1903) aus dem Zyklus “Bauernkrieg”.
In ungeheuerlicher Dynamik wird die Entladung des jahrzehntelangen aufgestauten
Zorns der Bauern deutlich. Da gibt es kein Halten mehr, auch kein Nachdenken und keine Vernunft. Es scheint nur ein Ziel
zu geben: Rache! Und dieses Wort scheint die Frau, die dem Betrachter den Rücken zuwendet, den Stürmenden zuzuschreien...
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Die ursprüngliche Idee der Käthe Kollwitz von 1899 |
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Ein figuratives Bild zum Bauernkrieg entwarf ⇒ Franz Wilhelm Seiwert (1894-1933) im Jahr 1932. Er gehörte zu jenen Künstlern aus dem Rheinland, die sich mit konstruktivistischer Formensprache den Themen der proletarischen Kunst annäherten. Es ist offensichtlich, das Seiwert in seiner Menschendarstellung die individuellen Züge eleminierte und mit chiffreartigen Zeichen arbeitete. Das Bild trägt den Titel: “Der Deutsche Bauernkrieg” und wurde 1972 aus Mitteln der Von der Heydt-Stiftung für das Museum in Wuppertal erworben. Seiwert, der den Dadaismus als »bürgerlichen Kunstbetrieb« ablehnte, blieb jedoch dem Abstrakten treu. Es mag auch an seinem privaten Schiksal gelegen haben, er war als Opfer einer Überdosis von Rötgenstrahlen sein Leben lang gekennzeichnet. |
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Max Lingner, der noch selbst am Kieler Matrosenaufstand von 1918 beteiligt war, und bereits 1928 auf Anraten der Kollwitz nach Frankreich ging, wurde weltbekannt durch seine wunderbaren Zeichnungen aus den Lebensbereichen der Pariser Banlieue. Weniger bekannt ist sein spätes Werk zum Deutschen Bauernkrieg, an dem der Künstler trotz schwerer Krankheit von 1951 bis 1955 arbeitete. Lingner verleugnete nie seine politischen Einstellung zu den arbeitenden Menschen. Seine Bilder bleiben in der Wirklichkeit verwurzelt, in seinen Großdarstellungen ist eine Monumentalisierung der Menschen unverkennbar. Lingner vermochte beides, minimale Darstellung in einfachem Schwarz-Weiß und großartige Farbgestaltung in der Heroisierung. Gemälde zum Grossen Deutschen Bauernkrieg von Max Lingner 1951-1955 (unvollendet) |
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Das historischen Thema des Kampfes der Bauern um 1525 gestattete eine überzeugende Hervorhebung
des progressiven Teils der deutschen Geschichte.
So zählte zu den ersten Werken nach 1945 das Gemälde (?) Florian Geyer (1947) von
⇒ Bert Heller,
der 1951 auch Thomas Müntzer darstellte und 1956 das Filmplakat für den Müntzer-Film der DEFA entwarf.
“Thomas Münzer schreibt einen Aufruf“ Filmplakat der DEFA |
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Einige Künstler der DDR arbeiteten am speziellen Thema des Bauernkrieges mit geradezu klassenkämpferischer Treue. Noch heute können die von klarer Aussagekraft und Schönheit bestimmten 115 Zeichnungen von ⇒ Hans Baltzer begeistern, die viele Auflagen der Zimmermannschen Volksausgabe aus dem Dietz-Verlag zieren. “Der Grosse Deutsche Bauernkrieg”, ein jetzt zu den Klassikern zählendes Werk Wilhelm Zimmermanns durfte in keiner Bibliothek fehlen. |
Den bildenden Künstlern wurde Raum und Material geboten, wie die vielen Arbeiten aus der Anfangszeit der DDR beweisen. Beispiele dafür sind u.a. das Thomas-Müntzer-Standbild (1956) in Mühlhausen von ⇒ Will Lammert und die Ölgemälde von Wilhelm O. Pitthan "Thomas Müntzer predigt" (1958) und "Thomas Müntzer setzt den ewigen Rat ein" von 1960. Thomas-Müntzer-Standbild “Thomas Müntzer predigt” |
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Thomas-Müntzer-Plastik aus rotem Sandstein von Franz Eisele an einem Eckhaus in Halberstadt. Die auch nach Müntzer benannten Straße gehörte zu jenen nach 1956 entstandenen Wohnungskomplexen, die für die im Krieg zerstörte Halberstadt neu errichtet wurden. |
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Ein interessantes Detail der kunstgeschichtlichen Widerspiegelung des Bauernkrieges findet sich in seltenen Buchausgaben der DDR-Verlage, die graphische Darstellungen direkt vom Stock gedruckt enthielten. Der Graphiker ⇒ Karl-Georg Hirsch, den man seit 1969 zur dritten Generation der Leipziger Schule zählen kann, schuf zur ⇒ Sonderausgabe des Werkes von Friedrich Engels “Der deutsche Bauernkrieg” Holzstiche von ausdrucksvoller Dynamik. Die Holzstecher hatten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst ihr Zentrum und speziell in einer Klasse diese Technik gelehrt. |
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“Bauernkrieg” - Holzstiche von Karl-Georg Hirsch |
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Unberechtigter Weise blieb das Gemälde “Deutschland 1525 Auferstehung” in den Debatten um Bauernkrieg und Reformation unauffällig im Hintergrund (hier leider keine Abbildung). Der gebürtige Saalfelder Horst Sakulowski, in den 1960er Jahren Schüler Bernhard Heisigs an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, arbeitet seit 1967 als freischaffender Künstler in Thüringen. Sakulowski schuf das Werk 1974 und man ist geneigt, zuerst allein an das Schicksal der → Ottilie Müntzer zu denken. Aber vielleicht wollten damals ob seiner klugen Mehrdeutigkeit schon einige Kulturfunktionäre lieber stille Behutsamkeit walten lassen. Das außergewöhnliche Bild strahlt Würde, Selbstbewußsein und Mahnung aus. Die Besonderheit dieser Arbeit besteht nicht zuletzt darin, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die extreme Bürde der Frauen zu richten, wenn die Realität historischer Niederlagen das Leben der Menschen bestimmt. Tatsächlich wird sich, langfristig gesehen, eine viel größere Aufgeschlossenheit des Publikums noch herausbilden. Eine heute kaum vorherzusagende Resonanz und Akzeptanz für dieses Kunstwerk ist zu erwarten. Noch einmal sei darauf verwiesen: wohlbemerkt aus dem Jahr 1974! Schönheit und Intelligenz dieser Arbeit tragen zeitlosen Charakter. |
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Beinahe möchte man das Bauernkriegspanorama “Frühbürgerliche Revolution in Deutschland” von Werner Tübke als retardierenden Höhepunkt der DDR-Rezeption betrachten. Tübkes Studien dazu begannen bereits 1976. Entstanden in elf Jahren, am 16.10.1987 signierte der Künstler das Wandbild, ist es in Deutschland das großarigste Monument über den sozialen Kampf der Bauern in der Frühen Neuzeit. Und es zeigt eine gewisse Ehrlichkeit in seiner Deutung der Geschehnisse in der Historie. So hält bei Tübke (siehe Bildausschnitt links) der Thomas Müntzer die (Bundschuh-) Fahne bereits gesenkt, die Schlacht ist offenbar verloren, das Morden an den geschlagenen Bauern beginnt. Der Müntzer von Hans Baltzer (Anfang der 1950er gezeichnet) schwört noch zuversichtlich seine Bauern auf ihre Fahne ein, auch wenn einige seiner Mitstreiter bereits den Kopf gesenkt halten angesichts der Übermacht des Feindes. Alle wissen wofür und wogegen sie kämpfen, der optimistische Münzer hat es ihnen in seiner → Feldpredigt einfach gesagt. |
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Ausschnitt zur Feldpredigt des Thomas Müntzer aus “Frühbürgerliche Revolution” von Werner Tübke |
“Feldpredigt von Thomas Müntzer” Zeichnung von Hans Baltzer | ||||||||
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“Der große deutsche Bauernkrieg” |
Zu Beginn der 1970er Jahre begann Heinz Zander sich mit Themen der Dürer-Zeit zu befassen. Im Gegensatz zu Tübke, schloß der ebenfalls zur Leipziger Schule zählende Künstler einen gewissen Grünewald nicht aus seinen Betrachtungen der Renaissance aus. 1971 entstand sein Gemälde "Matthias Grünewald". Zander setzte an der Formensprache des Künstlers aus der Frühen Neuzeit an und wollte dessen mystische Ausdrucksstärke erreichen. 1974 beendete der Künstler sein großes Polyptychon “Der große deutsche Bauernkrieg II”. Aber seine Suche nach dem Untergründigen, das Forschen in der Sprache des Symbolhaften wird diesen rastlosen Maler nicht mehr los lassen, sein Interesse galt später zunehmend der mittelalterlichen Mystik. | ||||||||
Auf den 450. Jahrestag zum Bauernkrieg folgten die Luther-Ehrungen im Jahr 1983. Martin Luthers Wirken,
wesentlicher Bestandteil deutscher Kultur, blieb umstritten. In der DDR gab es durchaus Debatten zur Position des
großen Reformers in den historischen sozialen Auseinandersetzungen. Die Diskussionen liefen auf den verschiedensten Ebenen.
Die Ideen des Helmut Brade, ein eigenwilliger Grafiker, prägten viele Kulturplakate der DDR.
Seine Arbeiten wurden zuweilen als supermodern und dunkel geheimnisvoll beschrieben.
Sie zogen ebenso die Aufmerksamkeit der internationalen Fachwelt auf sich.
Eine sehr umstrittene Arbeit zeigt die nebenstehende Abbildung des Siebdrucks Denkzettel von 1983.
Das Poster ist Teil des Mappenwerks "Martin Luther und unsere Zeit".Die Grafikmappe entstand
zur Luther-Ehrung der DDR im Jahr 1983 und erschien im Auftrag des Bezirkes Halle und der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Es soll wegen seiner symbolträchtigen Aussage in der DDR
jedoch verboten gewesen sein, war aber bekannt. Die Abbildung findet man im museum-digital |
Die umstrittene Arbeit von Helmut Brade: |
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Lutz Rudolf Ketscher Luther- Münzer oder Der Teufel an der Wand (1974) |
Lutz R. Ketscher, ein weiterer erfolgreicher Vertreter der Leipziger Schule, ließ 1974 seinen Luther
das Tintenfass gegen den erscheinenden Müntzer werfen. Der Bauernführer galt dem
Fürstenknecht als Teufel. Die Debatte darüber nahm ihren Lauf. Das intelligente
Kulturdispute öfter stattfanden, als in der gegenwärtigen DDR-Rezeption dargestellt, ist bereits
oben erwähnt. Zur Erinnerung: das Dresdner Luther-Denkmal wurde in der Bombennacht 1945 zerstört und 1955
vor der Dresdner Frauenkirche wieder aufgerichtet. 1983 folgte die offizielle Martin-Luther-Ehrung. |
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Völlig überraschende Aktualität erhält gegenwärtig das Triptychon Tischgespräch mit Luther des Hallensers Uwe Pfeifer (Jahrgang 1947). Das Gemälde entstand 1983/1984 während der Debatte über die Rollen Müntzers und Luthers in der deutschen Geschichte. Die linke Abbildung, eigentlich der Zentralteil des Triptychons, zeigt Diskutierende in einer Runde. Fast ähnelt sie heutigen Talkshows. Das Mikrofon von oben herab hängend könnte darauf hinweisen. | |||||||||
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Die gotische Allerheiligenkirche Mühlhausens, ein Bau aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war im 19. Jahrhundert profaniert worden. In Vorbereitung des 500. Geburtstages von Thomas Müntzer wurde die Kirche rekonstruiert. Vor der Kirche fand eine Büste Heinrich Pfeiffers Aufstellung. Der Bildhauer Stephan Rathgeber schuf die Büste des zeitweiligen Kampfgefährten Münzers 1988-89 (?). | |||||||||
Dieter E. Klumpp Auch Künstler im Westen Deutschlands beschäftigten sich mit Persöhnlichkeiten und Ereignissen der Bauernkriegszeit. Nicht selten erschienen ihre Darstellungen als kritische Metaphern an den gesellschaftlichen Zuständen in der damaligen BRD aber auch übergreifend an politischen Verhältnissen der beiden deutschen Staaten. Die künstlerischen Rezeptionen fielen einerseits auf regionalen Ebenen so in Franken und Schwaben als Widerstände des gemeinen Mannes aus, andererseits überregional als Widerspiegelungen einer Zeit der Glaubenskriege und Religionsstreitereien. Manche beschritten dabei ausgesprochen experimentelle Wege. Als ein bemerkenswertes Beispiel sei hier die Die Schwarze Hofmännin (1982-1986) von Dieter Erich Klumpp erwähnt. Der Künstler wollte, dass in der Skulptur der Bauernkrieg als historischer Rahmen mit zum Ausdruck kommt. Am Wein-Panorama-Weg längs des Wartbergs in Heilbronn steht sein Entwurf zur Schwarzen Hofmännin von 1983 (Abbildung rechts). Klumpp studierte, wie man durchaus erkennen kann, bei Hrdlicka die Bildhauerei. Alfred Hrdlicka hatte 1980 bis 1983 mit graphischen Arbeiten einen Zyklus zum Bauernkrieg geschaffen (hier keine Abbildung zu Hrdlicka). |
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Der im Vogtland geborene Bildhauer Clemens M. Strugalla schuf 1985 die äußerst beeindruckende
Bronze-Plastik Jörg Ratgeb - Triptychon. (Hier keine Abbildung). Sie erinnert an die grausame Hinrichtung
jenes Malers zu Stuttgarten (Zitat aus historischen Akten), dessen Werke sämtlich
vernichtet werden sollten. Jörg → Ratgeb stand tapfer auf seiten der Aufständischen. Weil er eine Leibeigene
heiratete, blieb ihm der Bürgerstatus verwehrt und seine Kinder gehörten “Recht” gemäß
dem Fürsten. Der Schöpfer des Herrenberger Altars wurde nach schlimmster Folter 1526 in Pforzheim gevierteilt.
Ratgeb schuf auch das große Wandbild im Karmeliterkloster Frankfurt a.M..
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Clemens Strugalla |
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von Fritz Nuss Zum Lesetext über die historischen Wasserprobe beim berühmten ⇒ Zimmernann. |
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Grieshaber Farbholzschnitt 1966 Tod und Bauer Der Holzschneider HAP Grieshaber erlangte mit seinen Kompositionen Totentanz von Basel und Vierteilung Jerg Ratgeb 1526 große Popularität. Der Maler Gerd Winter vertraute auf die Kräfte seiner Farben, als er für seine übermalte Radierung 1983 den Titel wählte “Luther trifft Fugger” (hier keine Abbildung). Das Werk von 1983 ist ein Beitrag der art informel zum Thema. Die Furore aus Schwarz, Rot, Blau und Gelb tobt für die Verschlingungen zwischen Kirche, Geld und Kaiser. |
Foto mit freundlicher Erlaubnis von F.Liesch, Verein "Baltringer Haufen - Freunde der Heimatgeschichte" |
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Bauernkriegsdenkmal Wunderbar, modern und doch die Tragik der Bauernkämpfe nicht verschweigend, so wirkt das Denkmal
am Neutorgraben der Festung Marienburg. Dieser Edelstahlskörper versucht sich voller Verzweiflung mit
Wucht und Wut durch die Festungsmauern zu stemmen. Fest verwurzelt ist sein Rammbock im Boden,
es waren die Bodenständigen, die hier anstürmten, Bauern, die sonst lieber ihre Erde bearbeiten.
Wenn man sie denn ließe, wenn man ihnen nicht alles Erarbeitete nehmen wollte. Vergeblich
aber ihre Anstrengungen. Im Mai 1525 scheiterte unter grossen Verlusten der Sturm der Bauern auf die Festung Marienberg. Dieser Fehlschlag leitete die vernichtenden Niederlagen der Bauernhaufen in den folgenden Wochen ein. In blutigen Strafgerichten nahmen die Landesfürsten Rache an den Bauern und unterdrückten deren in 12 Artikeln zusammengefassten Forderungen nach persönlicher Freiheit und Mässigungen bei den herrschaftlichen Steuer- und Fronforderungen |
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Über den Aufrührer Hans Böheim, am 19.Juli 1476 als Ketzer in Würzburg verbrannt, zwei seiner
Mitstreiter waren zuvor enthauptet worden, findet sich in der Stadt auf dem Schottenanger
eine kleine vorzügliche Stele. Sie erinnert an seine
Predigten, die sich als sehr frühe Vorankündigung der
sozialen Auseinandersetzungen von 1525 offenbaren sollten.
Der Pfeifer von Niklashausen wurde bereits 1493 in Hartmann Schedels Weltchronik erwähnt und es gibt kunstgeschichtliche Analysen, die vermuten, das selbst Albrecht Dürer und Sebastian Brant dem mutigen Mann in ihren Werken ein Denkmal setzten. |
IV. Kapitel
Ausschnitt Ratgeb-Altar
Hans Kloss 2004 |
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Das aussagekräftige und |
Aus Anlass des 1200jährigen Dorfjubiläums der Gemeinde Nußdorf / Pfalz gestaltete der
Künstler ⇒ Peter Brauchle den »trauretten Bauren« nach der Zeichnung von Albrecht Dürer.
Damit soll auch an den Beginn des Bauernkrieges in Nußdorf am Sonntag Quasimodogeniti (23.April) 1525 und den
Zug des Nußdorfer Haufens gedacht werden, der zusammen mit Bauern aus benachbarten Gegenden bis zur Schlacht bei
Pfeddersheim führte, in der etwa 8000 Bauern ihr Leben ließen.
Hier sitzt kein "sozial Schwacher", heute der mediale Begriff für Arme. Ein
starker arbeitsgewohnter Mensch, den trotz aller Schinderei die Armut kennzeichnet, hält hier inne. Ihm sollte
alle Sympathie gehören.
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Nach viereinhalbjährigem Gerangel um Bildhauer, Standort, Inschrift und Form eines Monuments konnte im September 2006 auf Initiative des Kultur- und Museumsvereins Horb ein Sebastian-Lotzer-Denkmal in Horb am Neckar enthüllt werden. Der Bildhauer Markus Wolf aus Stuttgart schuf aus Granit eine Art Lanzenspitze und versah die Vorderseite mit einem starken Zitat aus den Zwölf Artikeln: Darum erfindt sich mit der Geschrift, daß wir frei seien und wöllen sein. Auf der ⇒ Rückseite ist zu lesen: Sebastian Lotzer von Horb schuf im März 1525 mit den zwölf Artikeln ein Monument in der Geschichte der Menschen- und Freiheitsrechte. Nach der Niederschlagung der Erhebung des gemeinen Mannes floh er nach St. Gallen, wo sich seine Spur im Nichts verliert. Lotzer, in der Geschichtsschreibung eher verleugnet als zu aufmüpfiger Insurgent, katholisch angefeindet als Protestant, protestantisch negiert als falscher Interpret des Evangeliums, handelte als drei große |
Bauernhaufen (Baltringer, Allgäuer, Bodenseebauern)
bereit standen. Da entwarf der Mitverfasser der 12 Artikel die Bundesordnung, die Bauern stimmten zu und warteten zu lange auf die
Einschätzung von Gelehrten.
Derweil erklärte einer ihrer Gegner: Wir werden gegen die Bauern bald solchen Ernst gebrauchen,
dass ihr höllisch Evangelium in kurzen Tagen erlöschen wird.
Die ausgreifende These, das der Kürschnermeister Sebastian Lotzer,
durch sein Wirken an den → Zwölf Artikeln und der → Bundesordnung
zwei Verfassungsdokumente in der Geschichte der Menschenrechtsbewegung entwarf, ist nicht von der Hand
zu weisen. Das Evangelium wurde über die bestehenden Herrenvorrechte gesetzt und die Freiheit eingefordert.
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Die Terrakotta-Plastik Auftritt und Fall Thomas Müntzers von Eberhard Linke in der Marienkirche
zu Mühlhausen.
Die Ausstellung Luthers ungeliebte Brüder (2016‑2017) galt auch Müntzers Wirken in der Freien Reichsstadt
Mühlhausen und seinem angespannten Verhältnis zum Wittenberger Reformator Martin Luther.
Die Marienkirche war ein entscheidender Ereignisort des Bauernkriegs um 1525, denn hier wirkte der Revolutionsführer
Thomas Müntzer als Pfarrer. |
Auftritt und Fall Thomas Müntzers |
Wilhelm Zimmermann (1807-1878) charakterisierte Thomas Münzer in folgenden schönen Worten: "Der Geist der Zukunft drängte ihn vorwärts ... Noch muss der Geschichtsschreiber einen heftigen Widerspruch von vielen fürchten, wenn er auf Münzers Grab die Kronen derer hefte, die für ihre Überzeugung starben. Und doch ... wiegt die Geschichte nicht bloß das Gewordene und Vollbrachte, sondern auch das Denken und das Gedachte, das Wollen und das Gewollte. |
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Notizen Bauernkrieg Kunstgeschichte / beg. 1.März 2006
(17. März 2021) 31.10.2024
Hans Holger Lorenz / (III) WB