Jahrhunderte lang schien das Thema des deutschen Bauernkrieges vergessen. Das hatte gute Gründe.
Politik und somit auch die Kunst wurde lange Zeit von der feudalen Übermacht bestimmt. Die
Feudalherren, der Adel und der Klerus, entschieden über Wohl und Wehe der Kunst und der Künstler.
Der Klarheit und Aufrichtigkeit des frühbürgerlichen Humanismus, die in den deutschen Landen
heimatlos geworden waren, begegnete man lange nur in den hervorragenden Werken der niederländischen
Kunst.
In Deutschland meldet sich das Thema des Bauernkrieges zuerst wieder in der Literatur.
Intelektuelle Anstöße zur Diskussion der nationale Frage im deutschen Kleinstaatenwesen
bot der Deutsche Bauernkrieg mit Goethes Götz von Berlinchingen.
1773 geschrieben, fand das Drama mit der Weimarer Aufführung von 1804 weitläufigeres Interesse.
1795 erschien in Leipzig
"Der Bund des armen Konrads Getreue Schilderung einiger merkwürdiger Auftritte
aus den Zeiten der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts". 1806 ließ die Verfasserin Benedicte Naubert,
vermutlich vom Puplikumserfolg angeregt, das Buch in dem umgearbeiteten Briefroman
"Die Gräfin von Fronsberg"
als eine "vaterländische Geschichte aus den Zeiten des Mittelalters" erneut auflegen.
Der Abgeordnete Dr.Wilhelm Zimmermann, auch Bauernkriegszimmermann
genannt, gehört eigentlich in die Kategorie der
wissenschaftlich arbeitenden Historiker. Doch Dank seiner lebensnahen und berührenden Schreibweise
wurde er in der Arbeiterschaft zu einem viel gelesenen Autor.
Erstmalig erschien seine "Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges" 1841/1843
eine brandaktuelle Problematik des Pauperismus berührend.
Die mit der Industrialisierung einhergehende allgemeine Verarmung
betraf nicht nur die aufkommende Arbeiterschaft, sondern auch die Klasse der Bauern, eben weil aus ihr die neue
Arbeiterschaft erwuchs. Im Gegensatz zur Mehrzahl der zeitgenössischen Autoren stellte sich Zimmermann
mit seiner Geschichtsauffassung beherzt auf die Seite der Aufständischen! Das mag keinen
geringen Einfluß darauf gehabt haben, das er folgerichtig ein Mandat für die Frankfurter Nationalversammlung errang.
1857 schrieb Ferdinand Lassalle den
Franz von Sickingen.
Vierzig Jahre später wurde Gerhart Hauptmann's
Florian Geyer in Berlin aufgeführt.
Der heute wohl unbekannte
Rober Schweichel
(1821-1907) konnte 1899 in Stuttgart seinen
"Um die Freiheit. Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauernkriege 1525" veröffentlichen. Das
Buch erlebte mehrere Auflagen, so im Internationalen Arbeiterverlag 1926 , bei Weichert 1950 in Berlin und
1953 bei Rütten & Loening. Schweichelt soll früher, wie sein vermutliches Vorbild Lassalle (?),
ebenfalls einen Arbeitervein gegründet haben.
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Etwas zeitverzogener setzte die Rezeption in der Bildenden Kunst ein, wahrscheinlich 1844
begonnen mit
"Graf Helfenstein, im Bauernkrieg gefangen"
von Gustav Metz (1817-1853).
Eine Parteinahme des Malers scheint sich zu Gunsten des "tapferen" Ludwig von Helfenstein anzudeuten.
Dieser Ritter in deutschen und französischen Militärdiensten ausgebildet, den
Bauernstand verachtend, traute den Aufmüpfigen, die er abfällig "Roßmucken" nannte,
keinesfalls zu, ein befestigtes Schloß zu erobern. Nach dem
gewaltätigen Sturm jedoch bot
er als Gefangener in treuherziger Ritterlichkeit 30.000 Gulden für sein Leben, allein
die Bauern hatten schon zuviele Opfer bringen müssen. Im Hintergrund des Bildes sind die
drohenden Spieße zu sehen, durch die die Adligen in Weinsberg gleich gejagt werden.
Auf alle Fälle ist des Malers Mitleid für die leidende Gattin, immerhin eine Tochter des Kaisers Maximilian, deutlich
erkennbar. Der mitleidslose Bauer schwenkt die Axt gegen seine eigene Nachgiebigkeit.
Auf der gegenüberliegenden Seite ist es aber
eine Bäuerin, die die Fahne des Bundschuhs vorran führt, ein Motiv, das im Französischen
wesentlich unzüchtiger bereits 1830 bei Delacroix im Zentrum stand. Diese Fahnenschwingende
ist vermutlich Margarethe Renner,
"Schwarze Hofmännin" genannt. Sie war eine Kampfgefährtin des Jacob Rohrbach
und eine leidenschaftliche Anführerin der
revoltierenden Bauern. Sie zieht gewissermaßen den Haufen zur Hinrichtungsstätte.
Für 1844 (!) in deutschen Landen eine ziemlich bemerkenswerte Aussage trotz aller
germanischen Rührseligkeit.
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Fünfundreißig Jahre später erreicht → Fritz Neuhaus
(1852-1922) mit seinem Gemälde, das über die gleiche Situation von Weinsberg berichtet, diese
Aussagekraft nicht mehr und reduziert fast den Blick auf die leidend-schmachtende
Gattin des Helfenstein. Die Bauern sind kräftig und stark, aber nur wütender Pöbel, der mit
Spießen droht und Steine schmeißt. Im Künstlerlexikon
von 1882 wird das Bild als für die Malerei etwas zu unruhige Szene kritisiert. |
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Ein
Naumburger Kunstverein
sammelte dagegen Spenden für den Kauf
des Gemäldes "Münzers Gang zur Richtstätte" von
Friedrich Wilhelm Martersteig
(1814-1899). Es sollte den
Grundstock für eine Naumburger Gemäldegalerie legen. Das Bild hängt seit 1856 im Rathaus der Stadt.
In seiner Darstellung sind die Rollen gegenüber den vorher gezeigten Bildern
vertauscht: das Mitleid gehört auf Seiten der Aufständischen, von denen
einer noch wütend die Fäuste reckt. Münzer gleicht einem Christus auf dem Kreuzgang. Die
Frauen der Deliquenten sind zu bedauern und selbst ein Adliger scheint um Vergebung zu bitten.
Die Rolle der neugierigen Zaungäste ist nicht ganz klar, vielleicht die
Darstellung der ewigen Zeitgenosssen, die niemals aktiv in das Zeitgeschehen
eingreifen wollen.
Martersteig,
der in Paris die Historienmalerei studierte, wandte sich vornehmlich den
Themen der Reformation zu.
Von 1849 bis zu seinem Lebensende war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin
an der Sektion für die Bildenden Künste.
Martersteig schuf mehrere Gemälde zum Leben Martin Luthers, zur Schweizer Geschichte und die
Verurteilung des Jan Hus.
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Das Bild gehört dem
Stadtmuseum Naumburg
und ist im Naumburger Rathaus zu sehen.
( Foto: Dr. Siegfried Wagner ) |
Der epochemachende Zyklus zum Bauernkrieg
wurde aber erst von einer Frau geschaffen.
Käthe Kollwitz (1867-1945) arbeitete von 1903 bis 1908 an den sieben Radierungen ihres
zweiten großen Zyklus "Bauernkrieg".
Ihr erster Zyklus entstand 1893-1898,
trug den Titel: "Ein Weberaufstand" und entstand
unter dem Eindruck von G.Hauptmanns Stück "Die Weber".
Der gleichen sozialen Problematik widmet sie auch
ihren Arbeiten zu den Bauern und deren größten
Aufstand in der deutschen Geschichte.
Die nebenstehende Abbildung zeigt den
"Losbruch" (1903) aus dem Zyklus "Bauernkrieg".
In ungeheuerlicher Dynamik wird die Entladung des jahrzehntelangen aufgestauten
Zorns der Bauern deutlich. Da gibt es kein Halten mehr, auch kein
Nachdenken und keine Vernunft. Es scheint nur ein Ziel
zu geben: Rache! Und dieses Wort scheint die Frau, die dem
Betrachter den Rücken zuwendet, den Stürmenden zuzuschreien...
Auch andere Künstler widmeten sich diesem Thema, das sich von nun an besonderer Beliebtheit in der
deutschen Arbeiterbewegung erfreute:
Max Lingner,
Bert Heller,
Johannes Wüsten,
Lea Grundig,
Wilhelm Geißler,
Hanns Zethmeyer.
Ein figuratives Bild zum Bauernkrieg entwarf Franz Wilhelm
Seiwert (1894-1933)
im Jahr 1932. Er gehörte zu jenen Künstlern aus dem Rheinland, die sich mit konstruktivistischer
Formensprache den Themen der proletarischen Kunst annäherten.
Es ist offensichtlich, das Seiwert in seiner Menschendarstellung die individuellen
Züge eleminiert und mit chiffreartigen Zeichen arbeitet. Das Bild trägt den
Titel:"Der Deutsche Bauernkrieg" und wurde 1972 aus Mitteln der Von der Heydt-Stiftung
für das Museum in Wuppertal erworben. Seiwert, der den Dadaismus
als "bürgerlichen Kunstbetrieb" ablehnte, blieb jedoch dem Abstrakten treu.
Es mag auch an seinem privaten Schiksal gelegen haben, er war
als Opfer einer Überdosis von Rötgenstrahlen sein Leben lang gekennzeichnet.
Andere Darstellungsmethoden und Formen für das gleiche Thema nutzte eine Künstlerin aus Sachsen.
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Die mißhandelten Hände des gefolterten Tilman Riemenschneider sind das zentrale
Thema einer Radierung Lea Grundigs, offenbar ganz bewußt in Traditionsfortsetzung
der Radierungen der Kollwitz, deren Kunst sie seit etwa 1930 bewunderte. Das zeigt
der hier links abgebildete Ausschnitt aus "Tilman Riemenschneider".
Diese Arbeit, 1958 auf der 4.Deutschen Kunstausstellung gezeigt,
ist eine von mehreren Radierungen zum Thema Deutscher Bauernkrieg.
Interessant ist vor allem der Gegensatz der Hände zur Figur im Hintergrund, die noch
gesund und kräftig erscheinen als Hände des Schnitzers in einer
auf gewisse Weise angelegten Nachbildung. Diese solll vermutlich eines der
ungesicherten Selbstbildnisse Riemenschneiders zitieren, zumindest aber
die Hände eines Heiligen! Eine dieser Grafiken (die hier leider nicht mit abgebildet werden konnte)
kennzeichnete die Künstlerin eigenhändig mit:
"Zum Deutschen Bauernkrieg" Tilmann Riemenschneider
Lea grundig 1954 früher Zustand.
Ihre Affinität zu Werken des Hieronymus Bosch wird am Zitat (rechts) deutlich sichtbar. Der nebenstehende
Ausschnitt der Arbeit von 1956 "Verbrennung des Jäcklein Rohrbach" zeigt ihre Abrechnung mit der
Dummheit der Leichtgläubigen, die selbst betrogen und ausgeplündert werden: hier sehen diese den Qualen des
Jäcklein Rohrbachs zu, bei Hieronymus Bosch jene der Kreuztragung Christi. Lea Grundigs Rohrbach ist kein
strahlender Held im Untergang, sondern eine gequälte Kreatur in den Flammen.
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Max Lingner,
der noch selbst am Kieler Matrosenaufstand von 1918 beteiligt war,
und bereits 1928 auf Anraten der Kollwitz nach Frankreich ging, wurde weltbekannt
durch seine wunderbaren Zeichnungen aus den Lebensbereichen der Pariser Banlieue.
Weniger bekannt ist sein spätes Werk zum Deutschen Bauernkrieg, an dem der Künstler
trotz schwerer Krankheit von 1951 bis 1955 arbeitete. Lingner verleugnete nie
seine politischen Einstellung zu den arbeitenden Menschen. Seine Bilder
bleiben in der Wirklichkeit verwurzelt, in seinen Großdarstellungen ist
eine Monumentalisierung der Menschen unverkennbar. Lingner vermochte beides,
minimale Darstellung in einfachem Schwarz-Weiß und großartige
Farbgestaltung in der Heroisierung.
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Gemälde zum Grossen Deutschen Bauernkrieg von Max Lingner 1951-1955 (unvollendet)
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Durch die sozialistische Weltbewegung im 20.Jahrhundert angestachelt, breitet sich die
künstlerische Bearbeitung vom Thema "Deutscher Bauernkrieg" ausgreifend auf den
Befreiungskampf der Bauern aus.
Weltweite Anerkennung fanden Werke lateinamerikanischer Maler
(Diego Maria Rivera, Beweinung eines Revolutionshelden, 1926/27). Wenig später tragen Arbeiten
chinesischer Künstler dazu bei, den Kampf der Bauern darzustellen.
Der sozialistische Realismus, in der DDR 1949 zur Staatskunst avanciert, zeigte sich durchaus in der Lage,
entgegen allen antikonzeptionellen Verissen durch seine Gegenseite,
das neue bäuerliche Leben und Arbeiten künstlerisch zu widerspiegeln.
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Curt Querner Bauer Rehn 1952 Kunstarchiv Beeskow |
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Günter Neubauer Steinleser 1984 Kunstarchiv Beeskow |
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Bernhard Heisig Dorfweg 1984 Kunstarchiv Beeskow |
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Das geht aus den Arbeiten der Künstler hervor, die im
Kunstarchiv Beeskow
untergebracht wurden:
Curt Querner, Märzabend bei Karsdorf, 1953
Erich Fraaß, Zirkelstein und Friedenskrone, o.J.
H. Reinhold, Dorf, 1953
Herbert Bergmann-Hannak, Volksgut Blankenfelde, 1958
Gabriele Mucchi, Volksgut Buch, 1958
Wolfgang Speer, Feldbaubrigadier, 1960
Paul Michaelis, Gespräch im Frühjahr 1960, 1961
Hermann Schepler, Dörfliches Erntefest, o.J.
Hermann Schepler, Bauernhof, 1964
Tom Beyer, Landschaft mit Kornfeld, o.J.
Heinz Wodzicka, Fahrt zur Ernte, 1967
Werner Haselhuhn, Abgeerntete Felder, 1974
Werner Haselhuhn, Traktoristen, 1970/71
Walter Womacka, Bodenreform, 1972
Rudolf Graf, Rast auf dem Feld, 1973
Renate Niethammer, Landbriefträger, 1974
Heinz Mäde, Kartoffelernte – Frühschicht, 1976
Günter Horn, Friedrich (Schweinestall), 1979
Günther Brendel, Alt-Wustrow, 1983
Heide-Marlis Lautenschläger, Rübenhacker, 1984
Karlheinz Wenzel, Jugendbrigade im Gewächshaus, 1985/86
Günter Richter, Letzter Sommer für Eythra, 1986
Wolfram Schubert, Ernte in Potzlow, 1986
Dieter Rex, Erntelandschaft, 1987
Christian Heinze, Das Brot, 1986
Wolfgang Wegener, Staudengärtnerei „Förster“ im Winter, 1988
Jürgen Parche, Gehöft bei Roter Krug, 1989
Jürgen Parche, Meisterin in der Kälberaufzucht, 1989
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In der sowjetischen Besatzungszone stand man im Herbst 1945
vor der schwierigen Aufgabe, die Produktion in Gang zu setzen und
auf Friedenswirtschaft umzustellen sowie die Arbeit in der
Landwirtschaft sofort zu beginnen. Entsprechende Befehle gab die
SMAD heraus. Kurz darauf erließen die
Provinzialverwaltungen entsprechende Verordnungen. In allen Gemeinden
wurden Bodenreformkommissionen gewählt. Bis zum Frühjahr 1946
verteilten diese über 2,1 Mio Hektar an 165 000 Bauern und 180 000 andere Landlose.
Dabei konnten 210 000 Neubauernstellen geschaffen werden.
Von der Verteilung waren der Grundbesitz von Städten und Gemeinden,
Kirchen und Schulen u.s.w. ausgenommen, die Allmende blieb erhalten.
Ein ähnlich demokratisch angestrebter Versuch
scheiterte in den Westzonen schließlich 1949.
Unabhängig von den noch heute vorherrschenden propagandistisch
eingefärbten Pro- und Contra-Erläuterungen dieser lebensnotwendigen
und gut organisierten Agrarmaßnahme muß darauf verwiesen werden, das
kaum bekannt ist, das in drei asiatischen Ländern (Japan, Südkorea, Taiwan)
von 1947 bis 1951 unter US-amerikanischer Ägide Bodenbesitzreformen durchgeführt
wurden, die die Pächter feudaler Grundherrschaften zu neuen Bodenbesitzern machten.
In Deutschland wurde die dringende Notwendigkeit der Verhinderung einer
Hungerkatastrophe verbunden mit der Hoffnung vieler auf einen wirtschaftlichen
Neuanfang.
Dieser Tatsache widmete sich das Bild von Arno Mohr. In seiner
Darstellung sind "Macher" am Werk, da wird zielstrebig geplant,
etwas beredet, vor allem gearbeitet. Im wahrsten Sinn des Wortes werden
Pflöcke für die Zukunft eingeschlagen und neue Häuser gebaut. Was sollte man dagegen
einzuwenden haben?
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Am speziellen Thema des Bauernkrieges wurde in der DDR mit geradezu klassenkämpferischer Treue gearbeitet.
Noch heute können die von klarer Aussagekraft und Schönheit bestimmten 115 Zeichnungen von Hans Baltzer
begeistern, die viele Auflagen der Zimmermannschen Volksausgabe des "Der Grosse Deutsche Bauernkrieg" vom Dietz-Verlag zieren.
Das jetzt zu den Klassikern zählende Werk Wilhelm Zimmermanns durfte in keiner Bibliothek fehlen.
Zeichnung von Hans Baltzer |
Den bildenden Künstlern wurde stets genügend Raum (und Material) gelassen, wie die vielen Arbeiten
der DDR-Zeit beweisen. Beispiel bietet das Thomas-Müntzer-Standbild in Mühlhausen von
Will Lammert (1956)
und die Ölgemälde (168 cm x 274 cm) "Thomas Müntzer predigt" 1958 von Wilhelm O. Pitthan und
"Thomas Müntzer setzt den ewigen Rat ein" 1960.
Thomas-Müntzer-Plastik aus rotem Sandstein von Franz Eisele
an einem Eckhaus in Halberstadt. Die auch nach Müntzer benannten Straße gehörte zu jenen
nach 1956 entstandenen Wohnungskomplexen, die für die im Krieg zerstörte Halberstadt
neu errichtet wurden.
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Ein interessantes Detail der
kunstgeschichtlichen Widerspiegelung des Bauernkrieges findet sich in
seltenen Buchausgaben der DDR-Verlage, die graphische
Darstellungen direkt vom Stock gedruckt enthielten. Der Graphiker
Karl-Georg Hirsch,
den man seit 1969 zur dritten Generation der Leipziger Schule zählen kann,
schuf zur
Sonderausgabe
des Werkes von Friedrich Engels "Der deutsche Bauernkrieg" Holzstiche
von ausdrucksvoller Dynamik. Die Holzstecher hatten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst
ihr Zentrum und speziell in einer Klasse diese Technik gelehrt.
Fast als retardierenden Höhepunkt der DDR-Rezeption möchte man das Bauernkriegspanorama
"Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" von Werner Tübke (1983-1987) nennen. Denn hier (siehe Bildausschnitt)
hält Thomas Müntzer die Fahne bereits gesenkt, die Schlacht ist offenbar verloren, das Morden an den
Bauern beginnt. Der Müntzer von Hans Baltzer (Anfang der 1950er) schwört noch zuversichtlich seine
Bauern auf ihre Fahne ein,
auch wenn einige den Kopf gesenkt halten angesichts der Übermacht des Feindes.
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Panorama Bad Frankenhausen
Link zum Monumentalbild "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland"
(von Werner Tübke)
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In der Bundesrepublik Deutschland gingen die wenigen Künstler, die sich des Themas Bauernkrieg
annahmen, mehr experimentelle Wege.
Als ein bemerkenswertes Beispiel sei hier die
Die Schwarze Hofmännin von Dieter Erich Klumpp (1982-1986) erwähnt.
Doch auch nach 1989 stellt sich das Thema selbst neu und immer wieder neu. Wir können ausgezeichnete Werke aus der
Gegenwart finden, die wie selbstverständlich in postsozialistischer Zeit leider so gut wie keine
mediale Erörterung finden. |
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Bronze-Denkmal des "trauretten Bauern" von Peter Brauchle
zum Gedenken an den Pfälzer Bauernkrieg 1525
in Nußdorf (Landau).
Das Motiv zitiert überzeugend den
Entwurf einer Gedächtnissäule
von Albrecht Dürer
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Denkmal in Sulmingen für
Ulrich Schmid, dem Anführer des Baltringer Haufens
Foto mit freundlicher Erlaubnis von F.Liesch,
Verein "Baltringer Haufen - Freunde der Heimatgeschichte"
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Bauernkriegsdenkmal auf der Festung in Würzburg.
Auf der Tafel steht folgender Text (in Großbuchstaben) geschrieben:
Zum Gedenken an den Bauernkrieg von 1525
Im Mai 1525 scheiterte unter grossen Verlusten der Sturm der Bauern
auf die Festung Marienberg.
Dieser Fehlschlag leitete die vernichtenden Niederlagen der Bauernhaufen
in den folgenden Wochen ein.
In blutigen Strafgerichten nahmen die Landesfürsten Rache an den Bauern
und unterdrückten deren in 12 Artikeln zusammengefassten Forderungen
nach persönlicher Freiheit und Mässigungen bei den herrschaftlichen
Steuer- und Fronforderungen
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Über den Aufrührer Hans Böheim, am 19.Juli 1476 als Ketzer in Würzburg verbrannt, zwei seiner
Mitstreiter waren zuvor enthauptet worden, findet sich in der Stadt auf dem Schottenanger
eine kleine vorzügliche Stele. Sie erinnert an seine
Predigten, die sich als sehr frühe Vorankündigung der
sozialen Auseinandersetzungen von 1525 offenbaren sollten.
Der Pfeifer von Niklashausen wurde bereits 1493 in Hartmann Schedels Weltchronik erwähnt
und es gibt kunstgeschichtliche
Analysen, die vermuten, das selbst Albrecht Dürer und Sebastian Brant dem mutigen
Mann in ihren Werken ein Denkmal setzten.
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Hier wurden nur grobe Notizen zur kunstgeschichtlichen Widerspiegelung des Deutschen Bauernkrieges fixiert.
Eine umfangreichere Beschreibung der Kunstgeschichte zum Bauernkrieg gibt es auf folgender Seite:
⇒ Notizen Kunst und Bauernkrieg
www.bauernkriege.de
Quellen und Literatur
Notizen beg. am 1.März 2006 / H. Lorenz
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