Aufzeichnungen zur kunstgeschichtlichen Widerspiegelung
des Deutschen Bauernkrieges 1525-1526

[eine umfangreichere Beschreibung der Kunstgeschichte
zum Bauernkrieg 1525 gibt es auf folgender Seite: ⇒ Notizen Kunst und Bauernkrieg 1525]

Jahrhunderte lang schien das Thema des deutschen Bauernkrieges vergessen. Das hatte gute Gründe. Politik und somit auch die Kunst wurde lange Zeit von der feudalen Übermacht bestimmt. Die Feudalherren, der Adel und der Klerus, entschieden über Wohl und Wehe der Kunst und der Künstler. Der Klarheit und Aufrichtigkeit des frühbürgerlichen Humanismus, die in den deutschen Landen heimatlos geworden waren, begegnete man lange nur in den hervorragenden Werken der niederländischen Kunst.
In Deutschland meldet sich das Thema des Bauernkrieges zuerst wieder in der Literatur. Intelektuelle Anstöße zur Diskussion der nationale Frage im deutschen Kleinstaatenwesen bot der Deutsche Bauernkrieg mit Goethes Götz von Berlinchingen. 1773 geschrieben, fand das Drama mit der Weimarer Aufführung von 1804 weitläufigeres Interesse.
1795 erschien in Leipzig "Der Bund des armen Konrads Getreue Schilderung einiger merkwürdiger Auftritte aus den Zeiten der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts". 1806 ließ die Verfasserin Benedicte Naubert, vermutlich vom Puplikumserfolg angeregt, das Buch in dem umgearbeiteten Briefroman "Die Gräfin von Fronsberg" als eine "vaterländische Geschichte aus den Zeiten des Mittelalters" erneut auflegen.
Der Abgeordnete Dr.Wilhelm Zimmermann, auch Bauernkriegszimmermann genannt, gehört eigentlich in die Kategorie der wissenschaftlich arbeitenden Historiker. Doch Dank seiner lebensnahen und berührenden Schreibweise wurde er in der Arbeiterschaft zu einem viel gelesenen Autor. Erstmalig erschien seine "Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges" 1841/1843 eine brandaktuelle Problematik des Pauperismus berührend. Die mit der Industrialisierung einhergehende allgemeine Verarmung betraf nicht nur die aufkommende Arbeiterschaft, sondern auch die Klasse der Bauern, eben weil aus ihr die neue Arbeiterschaft erwuchs. Im Gegensatz zur Mehrzahl der zeitgenössischen Autoren stellte sich Zimmermann mit seiner Geschichtsauffassung beherzt auf die Seite der Aufständischen! Das mag keinen geringen Einfluß darauf gehabt haben, das er folgerichtig ein Mandat für die Frankfurter Nationalversammlung errang.
1857 schrieb Ferdinand Lassalle den Franz von Sickingen. Vierzig Jahre später wurde Gerhart Hauptmann's Florian Geyer in Berlin aufgeführt.
Der heute wohl unbekannte Rober Schweichel (1821-1907) konnte 1899 in Stuttgart seinen "Um die Freiheit. Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauernkriege 1525" veröffentlichen. Das Buch erlebte mehrere Auflagen, so im Internationalen Arbeiterverlag 1926 , bei Weichert 1950 in Berlin und 1953 bei Rütten & Loening. Schweichelt soll früher, wie sein vermutliches Vorbild Lassalle (?), ebenfalls einen Arbeitervein gegründet haben.



Gefangennahme des Grafen Helffenstein 1844 von Gustav Ferdinand Metz Etwas zeitverzogener setzte die Rezeption in der Bildenden Kunst ein, wahrscheinlich 1844 begonnen mit "Graf Helfenstein, im Bauernkrieg gefangen" von Gustav Metz (1817-1853). Eine Parteinahme des Malers scheint sich zu Gunsten des "tapferen" Ludwig von Helfenstein anzudeuten. Dieser Ritter in deutschen und französischen Militärdiensten ausgebildet, den Bauernstand verachtend, traute den Aufmüpfigen, die er abfällig "Roßmucken" nannte, keinesfalls zu, ein befestigtes Schloß zu erobern. Nach dem gewaltätigen Sturm jedoch bot er als Gefangener in treuherziger Ritterlichkeit 30.000 Gulden für sein Leben, allein die Bauern hatten schon zuviele Opfer bringen müssen. Im Hintergrund des Bildes sind die drohenden Spieße zu sehen, durch die die Adligen in Weinsberg gleich gejagt werden.
Auf alle Fälle ist des Malers Mitleid für die leidende Gattin, immerhin eine Tochter des Kaisers Maximilian, deutlich erkennbar. Der mitleidslose Bauer schwenkt die Axt gegen seine eigene Nachgiebigkeit. Auf der gegenüberliegenden Seite ist es aber eine Bäuerin, die die Fahne des Bundschuhs vorran führt, ein Motiv, das im Französischen wesentlich unzüchtiger bereits 1830 bei Delacroix im Zentrum stand. Diese Fahnenschwingende ist vermutlich Margarethe Renner, "Schwarze Hofmännin" genannt. Sie war eine Kampfgefährtin des Jacob Rohrbach und eine leidenschaftliche Anführerin der revoltierenden Bauern. Sie zieht gewissermaßen den Haufen zur Hinrichtungsstätte. Für 1844 (!) in deutschen Landen eine ziemlich bemerkenswerte Aussage trotz aller germanischen Rührseligkeit.


Fünfundreißig Jahre später erreicht → Fritz Neuhaus (1852-1922) mit seinem Gemälde, das über die gleiche Situation von Weinsberg berichtet, diese Aussagekraft nicht mehr und reduziert fast den Blick auf die leidend-schmachtende Gattin des Helfenstein. Die Bauern sind kräftig und stark, aber nur wütender Pöbel, der mit Spießen droht und Steine schmeißt. Im Künstlerlexikon von 1882 wird das Bild als für die Malerei etwas zu unruhige Szene kritisiert. Die Blutrache zu Weinsberg von Fritz Neuhaus 1879

Ein Naumburger Kunstverein sammelte dagegen Spenden für den Kauf des Gemäldes "Münzers Gang zur Richtstätte" von Friedrich Wilhelm Martersteig (1814-1899). Es sollte den Grundstock für eine Naumburger Gemäldegalerie legen. Das Bild hängt seit 1856 im Rathaus der Stadt. In seiner Darstellung sind die Rollen gegenüber den vorher gezeigten Bildern vertauscht: das Mitleid gehört auf Seiten der Aufständischen, von denen einer noch wütend die Fäuste reckt. Münzer gleicht einem Christus auf dem Kreuzgang. Die Frauen der Deliquenten sind zu bedauern und selbst ein Adliger scheint um Vergebung zu bitten. Die Rolle der neugierigen Zaungäste ist nicht ganz klar, vielleicht die Darstellung der ewigen Zeitgenosssen, die niemals aktiv in das Zeitgeschehen eingreifen wollen.
Martersteig, der in Paris die Historienmalerei studierte, wandte sich vornehmlich den Themen der Reformation zu. Von 1849 bis zu seinem Lebensende war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin an der Sektion für die Bildenden Künste. Martersteig schuf mehrere Gemälde zum Leben Martin Luthers, zur Schweizer Geschichte und die Verurteilung des Jan Hus.
Thomas Münzers letzter Gang  von Friedrich Wilhelm Martersteig
Das Bild gehört dem Stadtmuseum Naumburg und ist im Naumburger Rathaus zu sehen.
( Foto: Dr. Siegfried Wagner )

Der epochemachende Zyklus zum Bauernkrieg wurde aber erst von einer Frau geschaffen. Käthe Kollwitz (1867-1945) arbeitete von 1903 bis 1908 an den sieben Radierungen ihres zweiten großen Zyklus "Bauernkrieg". Ihr erster Zyklus entstand 1893-1898, trug den Titel: "Ein Weberaufstand" und entstand unter dem Eindruck von G.Hauptmanns Stück "Die Weber". Der gleichen sozialen Problematik widmet sie auch ihren Arbeiten zu den Bauern und deren größten Aufstand in der deutschen Geschichte. Die nebenstehende Abbildung zeigt den "Losbruch" (1903) aus dem Zyklus "Bauernkrieg". In ungeheuerlicher Dynamik wird die Entladung des jahrzehntelangen aufgestauten Zorns der Bauern deutlich. Da gibt es kein Halten mehr, auch kein Nachdenken und keine Vernunft. Es scheint nur ein Ziel zu geben: Rache! Und dieses Wort scheint die Frau, die dem Betrachter den Rücken zuwendet, den Stürmenden zuzuschreien...


Auch andere Künstler widmeten sich diesem Thema, das sich von nun an besonderer Beliebtheit in der deutschen Arbeiterbewegung erfreute: Max Lingner, Bert Heller, Johannes Wüsten, Lea Grundig, Wilhelm Geißler, Hanns Zethmeyer.

Ein figuratives Bild zum Bauernkrieg entwarf Franz Wilhelm Seiwert (1894-1933) im Jahr 1932. Er gehörte zu jenen Künstlern aus dem Rheinland, die sich mit konstruktivistischer Formensprache den Themen der proletarischen Kunst annäherten. Der Deutsche Bauernkrieg  Franz Wilhelm Seiwert 1932 Es ist offensichtlich, das Seiwert in seiner Menschendarstellung die individuellen Züge eleminiert und mit chiffreartigen Zeichen arbeitet. Das Bild trägt den Titel:"Der Deutsche Bauernkrieg" und wurde 1972 aus Mitteln der Von der Heydt-Stiftung für das Museum in Wuppertal erworben. Seiwert, der den Dadaismus als "bürgerlichen Kunstbetrieb" ablehnte, blieb jedoch dem Abstrakten treu. Es mag auch an seinem privaten Schiksal gelegen haben, er war als Opfer einer Überdosis von Rötgenstrahlen sein Leben lang gekennzeichnet.
Andere Darstellungsmethoden und Formen für das gleiche Thema nutzte eine Künstlerin aus Sachsen.
Aus dem Zyklus  Bauernkrieg Der Losbruch  1903  von Käthe Kollwitz
Tilman Riemenschneider Bildausschnitt Lea Grundig 1954 Die mißhandelten Hände des gefolterten Tilman Riemenschneider sind das zentrale Thema einer Radierung Lea Grundigs, offenbar ganz bewußt in Traditionsfortsetzung der Radierungen der Kollwitz, deren Kunst sie seit etwa 1930 bewunderte. Das zeigt der hier links abgebildete Ausschnitt aus "Tilman Riemenschneider". Diese Arbeit, 1958 auf der 4.Deutschen Kunstausstellung gezeigt, ist eine von mehreren Radierungen zum Thema Deutscher Bauernkrieg. Interessant ist vor allem der Gegensatz der Hände zur Figur im Hintergrund, die noch gesund und kräftig erscheinen als Hände des Schnitzers in einer auf gewisse Weise angelegten Nachbildung. Diese solll vermutlich eines der ungesicherten Selbstbildnisse Riemenschneiders zitieren, zumindest aber die Hände eines Heiligen! Eine dieser Grafiken (die hier leider nicht mit abgebildet werden konnte) kennzeichnete die Künstlerin eigenhändig mit: "Zum Deutschen Bauernkrieg" Tilmann Riemenschneider Lea grundig 1954 früher Zustand.

Ihre Affinität zu Werken des Hieronymus Bosch wird am Zitat (rechts) deutlich sichtbar. Der nebenstehende Ausschnitt der Arbeit von 1956 "Verbrennung des Jäcklein Rohrbach" zeigt ihre Abrechnung mit der Dummheit der Leichtgläubigen, die selbst betrogen und ausgeplündert werden: hier sehen diese den Qualen des Jäcklein Rohrbachs zu, bei Hieronymus Bosch jene der Kreuztragung Christi. Lea Grundigs Rohrbach ist kein strahlender Held im Untergang, sondern eine gequälte Kreatur in den Flammen.

Max Lingner, der noch selbst am Kieler Matrosenaufstand von 1918 beteiligt war, und bereits 1928 auf Anraten der Kollwitz nach Frankreich ging, wurde weltbekannt durch seine wunderbaren Zeichnungen aus den Lebensbereichen der Pariser Banlieue. Weniger bekannt ist sein spätes Werk zum Deutschen Bauernkrieg, an dem der Künstler trotz schwerer Krankheit von 1951 bis 1955 arbeitete. Lingner verleugnete nie seine politischen Einstellung zu den arbeitenden Menschen. Seine Bilder bleiben in der Wirklichkeit verwurzelt, in seinen Großdarstellungen ist eine Monumentalisierung der Menschen unverkennbar. Lingner vermochte beides, minimale Darstellung in einfachem Schwarz-Weiß und großartige Farbgestaltung in der Heroisierung. Gemälde zum Grossen Deutschen Bauernkrieg von Max Lingner 1951-1955

Gemälde zum Grossen Deutschen Bauernkrieg von Max Lingner 1951-1955 (unvollendet)



Durch die sozialistische Weltbewegung im 20.Jahrhundert angestachelt, breitet sich die künstlerische Bearbeitung vom Thema "Deutscher Bauernkrieg" ausgreifend auf den Befreiungskampf der Bauern aus. Weltweite Anerkennung fanden Werke lateinamerikanischer Maler (Diego Maria Rivera, Beweinung eines Revolutionshelden, 1926/27). Wenig später tragen Arbeiten chinesischer Künstler dazu bei, den Kampf der Bauern darzustellen.
Der sozialistische Realismus, in der DDR 1949 zur Staatskunst avanciert, zeigte sich durchaus in der Lage, entgegen allen antikonzeptionellen Verissen durch seine Gegenseite, das neue bäuerliche Leben und Arbeiten künstlerisch zu widerspiegeln.
          
Bauer Rehn 1952
Curt Querner
Bauer Rehn 1952
Kunstarchiv Beeskow
   
Steinleser 1984
Günter Neubauer
Steinleser 1984
Kunstarchiv Beeskow
   
Dorfweg 1984
Bernhard Heisig
Dorfweg 1984
Kunstarchiv Beeskow
   
Das geht aus den Arbeiten der Künstler hervor, die im Kunstarchiv Beeskow untergebracht wurden:
Curt Querner, Märzabend bei Karsdorf, 1953 Erich Fraaß, Zirkelstein und Friedenskrone, o.J. H. Reinhold, Dorf, 1953 Herbert Bergmann-Hannak, Volksgut Blankenfelde, 1958 Gabriele Mucchi, Volksgut Buch, 1958 Wolfgang Speer, Feldbaubrigadier, 1960 Paul Michaelis, Gespräch im Frühjahr 1960, 1961 Hermann Schepler, Dörfliches Erntefest, o.J. Hermann Schepler, Bauernhof, 1964 Tom Beyer, Landschaft mit Kornfeld, o.J. Heinz Wodzicka, Fahrt zur Ernte, 1967 Werner Haselhuhn, Abgeerntete Felder, 1974 Werner Haselhuhn, Traktoristen, 1970/71 Walter Womacka, Bodenreform, 1972 Rudolf Graf, Rast auf dem Feld, 1973 Renate Niethammer, Landbriefträger, 1974 Heinz Mäde, Kartoffelernte – Frühschicht, 1976 Günter Horn, Friedrich (Schweinestall), 1979 Günther Brendel, Alt-Wustrow, 1983 Heide-Marlis Lautenschläger, Rübenhacker, 1984 Karlheinz Wenzel, Jugendbrigade im Gewächshaus, 1985/86 Günter Richter, Letzter Sommer für Eythra, 1986 Wolfram Schubert, Ernte in Potzlow, 1986 Dieter Rex, Erntelandschaft, 1987 Christian Heinze, Das Brot, 1986 Wolfgang Wegener, Staudengärtnerei „Förster“ im Winter, 1988 Jürgen Parche, Gehöft bei Roter Krug, 1989 Jürgen Parche, Meisterin in der Kälberaufzucht, 1989

Zur Bodenreform von 1945 Arno Mohr Landverteilung In der sowjetischen Besatzungszone stand man im Herbst 1945 vor der schwierigen Aufgabe, die Produktion in Gang zu setzen und auf Friedenswirtschaft umzustellen sowie die Arbeit in der Landwirtschaft sofort zu beginnen. Entsprechende Befehle gab die SMAD heraus. Kurz darauf erließen die Provinzialverwaltungen entsprechende Verordnungen. In allen Gemeinden wurden Bodenreformkommissionen gewählt. Bis zum Frühjahr 1946 verteilten diese über 2,1 Mio Hektar an 165 000 Bauern und 180 000 andere Landlose. Dabei konnten 210 000 Neubauernstellen geschaffen werden. Von der Verteilung waren der Grundbesitz von Städten und Gemeinden, Kirchen und Schulen u.s.w. ausgenommen, die Allmende blieb erhalten. Ein ähnlich demokratisch angestrebter Versuch scheiterte in den Westzonen schließlich 1949. Unabhängig von den noch heute vorherrschenden propagandistisch eingefärbten Pro- und Contra-Erläuterungen dieser lebensnotwendigen und gut organisierten Agrarmaßnahme muß darauf verwiesen werden, das kaum bekannt ist, das in drei asiatischen Ländern (Japan, Südkorea, Taiwan) von 1947 bis 1951 unter US-amerikanischer Ägide Bodenbesitzreformen durchgeführt wurden, die die Pächter feudaler Grundherrschaften zu neuen Bodenbesitzern machten.
In Deutschland wurde die dringende Notwendigkeit der Verhinderung einer Hungerkatastrophe verbunden mit der Hoffnung vieler auf einen wirtschaftlichen Neuanfang.
Dieser Tatsache widmete sich das Bild von Arno Mohr. In seiner Darstellung sind "Macher" am Werk, da wird zielstrebig geplant, etwas beredet, vor allem gearbeitet. Im wahrsten Sinn des Wortes werden Pflöcke für die Zukunft eingeschlagen und neue Häuser gebaut. Was sollte man dagegen einzuwenden haben?


Am speziellen Thema des Bauernkrieges wurde in der DDR mit geradezu klassenkämpferischer Treue gearbeitet. Noch heute können die von klarer Aussagekraft und Schönheit bestimmten 115 Zeichnungen von Hans Baltzer begeistern, die viele Auflagen der Zimmermannschen Volksausgabe des "Der Grosse Deutsche Bauernkrieg" vom Dietz-Verlag zieren. Das jetzt zu den Klassikern zählende Werk Wilhelm Zimmermanns durfte in keiner Bibliothek fehlen.
Zeichnung von Hans Baltzer
Zeichnung von Hans Baltzer
Müntzer-Standbild in Mühlhausen Foto April 2007 Hans Holger Lorenz Den bildenden Künstlern wurde stets genügend Raum (und Material) gelassen, wie die vielen Arbeiten der DDR-Zeit beweisen. Beispiel bietet das Thomas-Müntzer-Standbild in Mühlhausen von Will Lammert (1956) und die Ölgemälde (168 cm x 274 cm) "Thomas Müntzer predigt" 1958 von Wilhelm O. Pitthan und "Thomas Müntzer setzt den ewigen Rat ein" 1960.

Thomas Müntzer predigt von Wilhelm  Pitthan 1958 Thomas Müntzer setzt den ewigen Rat ein Gemälde von Pitthan 1960 Thomas Müntzer Plastik von Franz Eisele

Thomas-Müntzer-Plastik aus rotem Sandstein von Franz Eisele an einem Eckhaus in Halberstadt. Die auch nach Müntzer benannten Straße gehörte zu jenen nach 1956 entstandenen Wohnungskomplexen, die für die im Krieg zerstörte Halberstadt neu errichtet wurden.



Ein interessantes Detail der kunstgeschichtlichen Widerspiegelung des Bauernkrieges findet sich in seltenen Buchausgaben der DDR-Verlage, die graphische Darstellungen direkt vom Stock gedruckt enthielten. Der Graphiker Karl-Georg Hirsch, den man seit 1969 zur dritten Generation der Leipziger Schule zählen kann, schuf zur Sonderausgabe des Werkes von Friedrich Engels "Der deutsche Bauernkrieg" Holzstiche von ausdrucksvoller Dynamik. Die Holzstecher hatten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst ihr Zentrum und speziell in einer Klasse diese Technik gelehrt.
Bauernkrieg Holzstich von Karl-Georg Hirsch Bauernkrieg Holzstich von Karl-Georg Hirsch Bauernkrieg Holzstich von Karl-Georg Hirsch



Fast als retardierenden Höhepunkt der DDR-Rezeption möchte man das Bauernkriegspanorama "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" von Werner Tübke (1983-1987) nennen. Denn hier (siehe Bildausschnitt) hält Thomas Müntzer die Fahne bereits gesenkt, die Schlacht ist offenbar verloren, das Morden an den Bauern beginnt. Der Müntzer von Hans Baltzer (Anfang der 1950er) schwört noch zuversichtlich seine Bauern auf ihre Fahne ein, auch wenn einige den Kopf gesenkt halten angesichts der Übermacht des Feindes.
Ausschnitt zur Feldpredigt von Thomas Müntzer aus Frühbürgerliche Revolution von Werner Tübke Feldpredigt von Thomas Müntzer Zeichnung von Hans Baltzer


hier anklicken
Panorama Bad Frankenhausen
Link zum Monumentalbild "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" (von Werner Tübke)



In der Bundesrepublik Deutschland gingen die wenigen Künstler, die sich des Themas Bauernkrieg annahmen, mehr experimentelle Wege. Als ein bemerkenswertes Beispiel sei hier die Die Schwarze Hofmännin von Dieter Erich Klumpp (1982-1986) erwähnt.
Doch auch nach 1989 stellt sich das Thema selbst neu und immer wieder neu. Wir können ausgezeichnete Werke aus der Gegenwart finden, die wie selbstverständlich in postsozialistischer Zeit leider so gut wie keine mediale Erörterung finden.
→  Bronze-Denkmal des "trauretten Bauern" von Peter Brauchle zum Gedenken an den Pfälzer Bauernkrieg 1525
in Nußdorf (Landau).
Das Motiv zitiert überzeugend den Entwurf einer Gedächtnissäule von Albrecht Dürer
Denkmal in Sulmingen für Ulrich Schmid, dem Anführer des Baltringer Haufens
Foto mit freundlicher Erlaubnis von F.Liesch,
Verein "Baltringer Haufen - Freunde der Heimatgeschichte"



Foto Juli 2008 Hans Holger Lorenz


Bauernkriegsdenkmal auf der Festung in Würzburg.
Auf der Tafel steht folgender Text (in Großbuchstaben) geschrieben:

Zum Gedenken an den Bauernkrieg von 1525

Im Mai 1525 scheiterte unter grossen Verlusten der Sturm der Bauern auf die Festung Marienberg.
Dieser Fehlschlag leitete die vernichtenden Niederlagen der Bauernhaufen in den folgenden Wochen ein.
In blutigen Strafgerichten nahmen die Landesfürsten Rache an den Bauern und unterdrückten deren in 12 Artikeln zusammengefassten Forderungen nach persönlicher Freiheit und Mässigungen bei den herrschaftlichen Steuer- und Fronforderungen

Über den Aufrührer Hans Böheim, am 19.Juli 1476 als Ketzer in Würzburg verbrannt, zwei seiner Mitstreiter waren zuvor enthauptet worden, findet sich in der Stadt auf dem Schottenanger eine kleine vorzügliche Stele. Sie erinnert an seine Predigten, die sich als sehr frühe Vorankündigung der sozialen Auseinandersetzungen von 1525 offenbaren sollten.

Der Pfeifer von Niklashausen wurde bereits 1493 in Hartmann Schedels Weltchronik erwähnt und es gibt kunstgeschichtliche Analysen, die vermuten, das selbst Albrecht Dürer und Sebastian Brant dem mutigen Mann in ihren Werken ein Denkmal setzten.
Foto Juli 2008 D.Lorenz

Hier wurden nur grobe Notizen zur kunstgeschichtlichen Widerspiegelung des Deutschen Bauernkrieges fixiert. Eine umfangreichere Beschreibung der Kunstgeschichte zum Bauernkrieg gibt es auf folgender Seite:

Notizen Kunst und Bauernkrieg

www.bauernkriege.de
Quellen und Literatur

Notizen beg. am 1.März 2006 / H. Lorenz