Aufstände der Heloten
...der Tugend Besitz steht voran schweißtreibende Arbeit... (Hesiod um 700 v.u.Z.)
Abb.1: Bauer zu Markte ziehend, Relief aus hellenistischer Zeit |
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Wer waren die Heloten? Karte: Messenien als Aufstandsgebiet der Heloten mit der Bergfeste Ithome
Sklavenaufstände ungleich Helotenaufstände
Erweiterte Notizen über den historisch umstrittenen Gebrauch der Münzen und des Geldes Abb.2: Altgriechische Münzen
Athen war im bedeutenden Vorteil gegenüber Sparta, was die Potentiale von Handel, Seehäfen und Silberminen betraf.
Die Silbergruben von Laurion boten das notwendige Edelmetall und die Aristokratie begann die Geldwirtschaft für sich zu
nutzen, was belegbar mit den aufgefundenen Wappenmünzen ist. Diese gelangten hier schon während des 6. Jahrhunderts v.u.Z.
in Umlauf. Die sich daraus tatsächlich entwickelnde Schuldknechtschaft,
die ein eigenes spannendes Kapitel in der Athener Historie aufschlägt, gehört hier leider nicht zum Gegenstand der Betrachtungen.
Wichtiger wird vermutlich die Tatsache sein, das die Münz-Geld-Praxis durch die Handelbeziehungen
mit Phönizien und Ägypten nach Griechenland herüber kam, und zwar in der Form von Handelskapital.
Den Athenern diente das Silber-Geld aus den eigenen Vorkommen
der Bezahlung ihrer Land-Streitkräfte und ihrer Flotte.
Nicht anders wurden Gold-Münzen beim großen Gegner Persien eingesetzt: Dareios I. (549 v.u.Z. - 486 v.u.Z.)
führte den in seinem ganzen Reich bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts v.u.Z. gültigen
⇒ Dareikos ein.
Aus seinem Anwendungs-Wert kann man auf seine Handhabung schließen: ein Dareikos
war der Monatssold eines schwerbewaffneten Kämpfers. [L2] Sowohl in Griechenland als auch bei den
Persern dienten Münzen zur Vorausplanung ihrer Heeresgrößen. Man bekam so bessere Vorstellungen
von notwendigen Versorgungsmengen. Zugleich vermittelten die Prägungen auf den Münzen Informationen
über Anführer und Zugehörigkeiten (Wappen?). Abb.3: Landarbeit in der Antike
Das sachkundige Rechnen wurde vermutlich von Fachleuten auf Rechenbrettern mit Rechensteinen durchgeführt.
Eine solche (ebenfalls umstrittene)
⇒ Rechentafel aus dem 4. Jhdt. v.u.Z.
fanden Archäologen 1846 in Salamis. Die Mamorplatte ist 1,50 x 0,75 m groß und sie zeigt nicht die praktischen Möglichkeiten eines
viel später entstandenen römischen Handabakus in Postkartengröße.[L3]
Für die einzelnen Ziffern galten Buchstaben, die sich über die Jahrhunderte in der Zuordnung noch änderten,
beispielsweise wurde aus 5 = ε später 5 = Γ und 10 = τ später zu 10 = Δ.
Die älteste Schrift mit Zahlzeichen stammte aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v.u.Z. [3].
Privatleute sollen sie seit dem 3. Jahrhundert v.u.Z. benutzt haben können. Es setzt jedoch erheblichen
Zeitaufwand voraus, die Vielzahl der Zeichen (jede Zahl entspricht einer eigenen Buchstabenkombination)
zu erlernen und ebenso das Rechnen, das nach einer Art von verbalen Rezepten
durchgeführt werden mußte, ohne das es bei großen Zahlen einfache Prüfungsmöglichkeiten gab. Es ist
kaum denkbar, das wirtschaftliches Rechnen eine Alltagserscheinung für jedermann darstellte.
Damit bleibt die Frage nach einem täglichen Gebrauch von Geld auch im Sinne von Preisgestaltung (und Preistafeln) nicht wirklich
beantwortet und gestattet erhebliche Zweifel an der Behauptung, das Geld zum Alltag gehörte.
Fußnoten:
[1] In der Geschichtswissenschaft finden sich unterschiedliche Einordnungen der Heloten.
Hier sei nur die messenische Helotenexistenz im griechischen Sparta untersucht.
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Jahresangaben v.u.Z. |
Zeittabelle | |
8. Jhdt. | Ausbildung der Adelsherrschaft 776 v.U.Z. Erste Olympische Spiele |
Die Schrift mit einem von den Phönikern entlehnten Alphabet kehrt nach Griechenland zurück. Sie ging in Griechenland um 1200 ... 900 v.u.Z. durch Unruhen in der Einwanderungszeit und bei weiteren an das Mittelmeer grenzenden Völkern vermutlich verloren. (Das gilt nicht für Syrien und Ägypten) |
um 750 | Das Alphabet für die Schrift verbreitet sich von Euböa, Kreta oder Rhodos aus. | |
743 bis 724 | I. Messenischer Krieg Messenien mit seinen fruchtbaren Landschaften war Ziel der spartanischen Eroberung. Die kämpfe konzentrierten sich dabei um den Berg Ithome. Nach ihrem Sieg übernahmen die Spartaner einen Teil des Ackerlandes um ihre eigenen Ackerlose zu verdoppeln. Der andere Teil verblieb bei den Heloten zur Bearbeitung. |
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7. Jhdt. v.u.Z. | »Erfindung« des Geldes (?!) | |
645 bis 628 v.u.Z. | II. Messenischer Krieg Aufstände der Periöken nutzen die Heloten, um ihrerseits zu revoltieren. Mit Unterstützung aus Argos, Arkadien und Pisa konnten sie die Spartiaken zeitweilig vertreiben. Der Anführer Aristomenes organisierte kühne Streifzüge der Messenier von der Bergfeste Ira aus bis hinein nach Lakonien. Nach ihrer Niederlage wanderten große Teile der messenischen Bevölkerung nach Italien und nach Kleinasien aus. Die Zurückbleibenden mußten als Heloten (Staatssklaven?) auf den Äckern für die Spartaner arbeiten. Ein Teil der Böden wurde Weideland, die Hafenplätze an der Küste verödeten. |
Heloten-Aufstände gegen Sparta um 650 v.u.Z. |
464 bis 452 | 464 v.u.Z. Erdbeben im Süden Peleponnes - Beginn des grossen Helotenaufstandes III. Messenischer Krieg (464 - 455) Die Verwirrungen nach dem Erdbeben im Süden des Peloponnes nutzten die Heloten zum Aufstand. Er weitete sich schnell über große Teile spartanischen Gebiets aus. Die Aufständischen wagten sogar einen Zug gegen die Stadt Sparta. König Archidamos schlug sie jedoch zurück und die Heloten igelten sich auf dem ⇒ Berg Ithome ein. Dort sollen sie noch zehn Jahre lang Widerstand geleistet haben. Nach ihrer Niederlage wurden die letzten Messenier und Heloten von den Athenern in Naupaktos angesiedelt. ⇒ deutsche digitale Bibliothek ⇒ Wikipedia |
Der athenische Feldherr Kimon zog 462 v. Chr. - auf ein Hilfsersuchen der noch mit Athen verbündeten Spartaner gegen aufständische Heloten eingehend - mit einem Heer in Richtung Sparta. Aus Angst der Spartaner vor einer möglichen Demokratisierung ihres Staates durch die Athener, schickten sie Kimon mit seinen 4000 Kämpfern wieder zurück. Das führte schließlich zu einer Auflösung des seit 481 bestehenden Abkommens zur Waffenhilfe und in weiterer Folge zu den offenen Auseinandersetzungen des Peloponnesischen Krieges. |
425 v.u.Z. | Helotenaufstand während des Peloponnesischen Krieges, als sich die athenische Flotte der Stadt Pylos näherte.
Sie wurden von den Athenern unterstützt, die ein Interesse daran hatten, Sparta von innen zu schwächen. Die Heloten unterstützten die Unternehmen des Demosthenes gegen Pylos. Nach dem Fall Athens wanderten sie nach Hesperides in Kyrenaika aus. Das Land Messenien blieb von nun an ganz verödet und spartanische Provinz bis zum Fall Spartas. |
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243 bis 242 | Das Gesetz eines Schuldenerlasses und eine Bodenreform in Sparta scheitern bei den Durchführungen an den Großgrundbesitzern. | |
188 | Sparta stellt sich unter den Schutz Roms, wurde aber wieder vom Achäischen Bund besetzt. | Philopömen, der letzte der Hellenen, besetzte Sparta und ließ die
Heloten, die von den spartanischen Verteidigern als Bürger aufgenommen wurden, aus der Stadt verjagen.
⇒ Philopömen |
146 | Griechenland unterwirft sich Rom. Da die Römer Sympathie für die Spartaner hegten, wurde ihnen eine besondere Ehre gewährt: sie blieben Freie. |
Namen | Zeitgenossen | Hinweise |
Agis IV. | König und Reformer in Sparta. Versuchte mit einer Bodenreform der Verarmung der Landbevölkerung entgegen zu wirken. Während der Schuldentilgungsmaßnahmen wuchs der Widerstand der Großgrundbesitzer. Agis wurde vermutlich auf ihr Betreiben 241 v.u.Z. getötet. | ⇒ Agis IV. |
Aristodemos | Sagenhafter Held im I. Messenischen Krieg (743 bis 724 v.u.Z.), in dem die Messenier sich den Spartiaken unterwerfen mußten. Nach zwanzigjährigem Kampf mußte Aristidemos mit seinen Getreuen die Bergfeste Ithome aufgeben. | |
Aristomenes | Anführer im II. Messenischen Krieg. Organisierte kühne Streifzüge der Messenier von der Bergfeste Ira aus bis hinein nach Lakonien. Nach der Niederlage jedoch wanderten große Teile der Bevölkerung nach Italien und nach Kleinasien aus. Die Zurrückbleibenden mußten als Heloten auf den Äckern für die Spartaner arbeiten. Ein Teil der Böden wurde Weideland, die Hafenplätze an der Küste verödeten. | |
Ephialtes (∼ 450 v.u.Z.) |
Athener Politiker, der in Opposition zum Kimon stand, später ermordet. | ⇒ Wikipedia |
Eratosthenes (∼ 276 bis 194 v.u.Z.) |
Gelehrter in Alexandria. Bestimmte den Erdumfang mit 250 000 Stadien (36 000 ... 46 000 km). Das die Griechen die Geometrie
vor der Arithmetik bevorzugten wird gerade an seinem Beispiel deutlich. Erastothenes schätzte die Entfernung
zwischen Alexandria und Syene aus der Erfahrungstatsache, das eine Karamelkarawane die Strecke
in 50 Tagen durchmißt. Pro Tag wurde ein Weg von 100 Stadien gemessen, also insgesammt 5000 Stadien, die einen fünfzigsten Teil
des Vollkreises darstellten und sich somit ein Umfang von 250 000 Stadien ergab. Die verwendeten griechischen
Zahl-Zeichen sähen dann so aus: |
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Hesiod (∼ 700 v.u.Z.) |
(auch: Hesiodus, Ησιοδος) »Bauerndichter« der griechischen Antike.
Sein Lehrgedicht Werke und Tage (Εργα και ημερα)
hat die harte bäuerliche Arbeit zum Thema. |
⇒ deutsche digitale Bibliothek ⇒ Werke und Tage |
Kimon | Sohn Miltiades | II/43 |
Solon (∼640 v.u.Z bis ∼560 v.u.Z.) |
Mutiger Reformer Athens. Beseitiger der Schuldsklaverei in Athen. Ließ die Seisachtheia durchführen und Schuldsteine entfernen. Verbot bei Mangel für die Bevölkerung den Export von Getreide. War gleichzeitig Geschäftsmann und führte den euböischen Münzfuß ein (1 Drachme = 6 Obolen). Seine pekuniären Neuerungen sollen sich auch auf die (Wert)-Veränderungen (?) zwischen Gold und Silber ausgewirkt haben. | (L6) ⇒ Büste Solons |
Tyrtaios 7. Jhdt. v.u.Z. |
(auch: Tyrtäos aus Aphidna) Ependichter, lebte vermutlich zwischen 680 - 600 v.u.Z. in Sparta, wurde von den spartanischen Königen zur moralischen Unterstützung ihrer Kämpfer gerufen. Von ihm stammt o.g. Zitat über die Heloten. | ⇒ Wikipedia ⇒ google book |
Begriffe | |
Berg Ithome | Aufständische Heloten sollen sich im I. und III. Messenischen Krieg auf die Bergfeste Ithome zurückgezogen haben.
Lit.Hinweis: Adolph Strahl, Das alte und das neue Griechenland. Eine Parallele, gezogen auf einer Reise ..., Wien 1840 ⇒ google book ⇒ Wikipedia I |
Periöken | (sogen. Umwohner), Bevölkerungsschicht, die kleines Handwerk, Handel und Landwirtschaft betrieb, lebte an den Küsten Lakoniens. Spartiaten selbst durften nach den Gesetzen des Lykurg keine Erzeugnisse produzieren. Zum Austausch soll spartanisches Eisengeld (?) gedient haben in Form von Fladen. Edelmetallprägungen waren hier bis zum 3. Jahrhundert v.u.Z. unbekannt. |
Seisachtheia | (Lastenabschüttelung) Schuldenerlass, Schuldenschnitt. Die Entschuldung der Bauern in Athen zählte zu den Maßnahmen Solons, mit denen er die bäuerliche Bevölkerung vor den habgierigen Zugriffen der reich gewordenen Grundeigentümer schützte. Das Zugriffrecht auf die Person des Schuldners (Schuldsklaverei!) wurde gestrichen, die vor Häusern und Feldern gesetzten Schuldsteine entfernt. Bereits verkaufte Schuldsklaven befreite man auf Staatskosten. |
Timokratie | Die Beteiligung an Staatsämtern setzte ein bestimmtes Vermögen voraus, führte zur sog. Geldaristokratie. |
Quellenangaben Literatur Links | |
[L1] | Hrg. Wiss. Beirat für Geschichtswissenschaft, Griechische Geschichte bis 146 v.u.Z., Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1981 S. 100 |
[L2] | Hrg. Wiss. Beirat für Geschichtswissenschaft, Griechische Geschichte bis 146 v.u.Z., Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1981 S. 136 |
[L3] | Helmuth Gericke, Mathematik in Antike und Orient, Fourier Verlag Wiesbaden 2003 S. 166 |
[L4] | Johannes Tropfke, Geschichte der Elementar-Mathematik, Berlin Leipzig 1930, S. 19 |
(L5) | Gerhard Zinserling, Abriß der griechischen und römischen Kunst, Leipzig 1977 S.159 |
[L6] | Leopold von Ranke, Weltgeschichte Bd.1 Die älteste historische Völkergruppe und die Griechen, Gutenberg-Verlag Wien • Zürich • Hamburg • Budapest 1928 S. 135 -140 |
[L7] | Károly Simonyi, Kulturgeschichte der Physik, Berlin, Budapest, Frankfurt a.M. 1990 S. 88-89 |
[L8] | Georges Ifrah, Universalgeschichteder Zahlen, Campus Verlag Frankfurt/New York 1991 S. 137 f. |
Abb.1 | Bauer zu Markte ziehend, Relief aus hellenistischer Zeit, Foto, Michael A. Alpatow, Geschichte der Kunst, Dresden Moskau 1959 S.202 (VI-17) |
Karte | © H.H. Lorenz, www.bauernkriege.de |
Abb.2 | Antike Münzen, © H.H. Lorenz, nach einer Vorlage aus: A.W. Mischulin, Geschichte des Altertums, Leipzig 1949 S. 91 |
Abb.3 | Landarbeit in der Antike © H.H. Lorenz, nach einer Vorlage aus: A.W. Mischulin, Geschichte des Altertums,
Leipzig 1949 S. 99 |
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