Vorgeschichte des Dreißigjährigen Krieges
Notizen zum Vorabend des Dreißigjährigen Krieges
Spottbild auf den Streit der Theologen innerhalb der Kirche
Notizen zu einer These von Prof. Steinmetz
[1] Während des Dreißigjährigen Krieges stellte sich Birghden ganz in den Dienst der Politik von Gustav Adolf.
Der Ur-Journalist soll sich Zeitgenossen gegenüber gerühmt haben, das seine Zeitung dem König
von Schweden eine Armee von 20 000 Mann ersetzt habe.
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Zeittabelle | ||
Jahr | Kaiserreich | Europa |
1564 - 1576 | Maximilian II. gestattet in seinen Erblanden den Protestanten die freie Religionsausübung. | |
1582 - 1588 | Truchsessische Wirren Bedeutende Eskalation zur Waffengewalt bei konfessionellen Streitigkeiten. Aus Heiratsgründen proklamierte der Truchseß die Gleichberechtigung der Konfessionen. Dadurch verlor er das Erzbistum an Ernst von Wittelsbach (Bischof von Freising, Hildesheim, Lüttich und Münster). |
Der Einsatz spanischer und niederländischer Truppen in diesen Wirren eröffnete die Möglichkeit, internationale Differenzen auf deutschen Territorien als deutschen Konfessionsstreit auszutragen. |
1590 | Das Traktat Tractatus de hominibus propriis (Abhandlung über Leibeigene) des Professors Johann Friedrich Husanus erscheint. | |
1597 | Von 1594 bis 1597 → Bauernaufstände in Österreich. | |
1598 | Gegenreformation in Aachen | |
1601 | Volkswiderstand gegen die Rekatholisierung im Salzkammergut. | Nach Lahmlegung des Reichskammergerichts wird nun auch der sog. Deputationstag (der als Ersatz dienen sollte) durch die calvinistische Pfalz als Protest gegen prokatholische Urteile gesprengt. |
1604 | Letzter Hanse-Tag | |
1605 | Bauernrevolten im Rettenberger Ländchen gegen Glaubensdruck u. gegen die Weinsteuer des Augsburger Biswchofs. | |
1606 | Bäuerlicher Widerstand im Salzburger Land gegen die Rekatholisierung wird mit Gewalt gebrochen. | |
1606 | Das sog. ⇒ Kreuz- und Fahnengefecht ist der erste gewalttätigen militante Zusammenstoß zwischen Protestanten und Katholiken in der 4000 Einwohner zählenden Stadt Donauwörth. | |
1607 | Erneute Tumulte während der Markusprozession in Donauwörth, Verhängung der Reichsacht, 15000 Soldaten gegen 4000 Einwohner. | |
1609 | Abschluß eines zwölfjährigen Waffenstillstandes während der
Freiheitskriege (1568-1648) der Niederlande gegen die spanische Fremdherrschaft. ⇒ Wikipedia |
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1611 | Revolte der Protestanten in der Freien Reichsstadt Achen. ⇒ Aachener Religionsunruhen | |
1612 | Bauernrevolten in den Schwarzwaldtälern gegen die Weinsteuer. (L4-271) | |
1614-1615 | Bürgeraufstand und Progrome in Frankfurt a.M. Der ⇒ Aufstand der Zünfte richtete sich gegen die Misswirtschaft des von Patriziern dominierten Rats der Stadt. Unter dem Rat war die Stadt hochverschuldet, er hatte zugleich Mittel verschwendet, die der Armen- und Krankenfürsorge zugedacht waren. Strafgelder hatten Steuereinnehmer zum eigenen Nutzen veruntreut. Unter nicht ganz geklärten Umständen artete der Aufstand zu Progromen aus, und wurde durch den Kaiser niedergeschlagen. |
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1615 | Berliner Tumult |
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1618 | (23.5.) II. Fenstersturz zu Prag. Diese Adligenrevolte gilt als Beginn des Dreißigjährigen Krieges. |
Zeitgenossen | ||
Martin Aspilcueta | (1493-1586) Scholastiker und Jurist der Schule von Salamanca, theologischer Gegner Luthers, Berater der Inquisition.
Schrieb einen Kommentar zum berüchtigten Hexenhammer. Moderne Ökonomen halten es für eine wissenschaftliche Errungenschaft, das er als erster erkannt haben soll, das seltene Metalle ihren Wert durch Knappheit erhalten. |
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Jean Bodin | (1530-1596) Gilt als ein Vorläufer der Geldmengentheorie, schrieb ein Buch über Hexerei und war an Hexenprozessen beteiligt. | |
Luis de Molina | (1535-1604) Moralprofessor an der Jesuitenschule in Madrid. Gegner des Zinsverbots. | |
Jakob Böhme | Schuster aus Görlitz, schrieb illegal ein mystisches Werk mit pantheistischer Philosophie,
das weite Verbreitung bis in die Niederlande und in England erreichte: Aurora (Morgenröte im Aufgang). (L4-278) |
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Joachim Jungius | (1587-1657) gründete in Rostock das Collegium philosophicum , Vorbild für Leibniz. (L4-277) | |
Wolfgang Ratke | 1612 mit Reformprojekt zurückgewiesen, versuchte eine Änderung der Gesellschaft durch ein moderneres Erziehungswesen. (L4-277) | |
Paul Negelein | (1562 - 1627) Stadtschreiber. Im Entwurf eines städtischen Wertesystems, das sich an Begriffen wie Klugheit, Autorität und Selbstdisziplin orientierte, fasste Negelein seine eigenen Erfahrungen in der kommunalen Verwaltung zusammen. | ⇒ deutsche biographie |
Johann de Lugo | (1583-1660) Kardinal in Rom. | ⇒ googlebook |
Johann Friedrich Husanus | Tractatus de hominibus propriis, in quo tum veteris, tum hodiernae servitutis iura breviter ac dilucide explicantur Verlagsort: Hamburgi | Erscheinungsjahr: 1590 | Verlag: Wolff ⇒ Digitale Sammlung ⇒ Bauernrechtsliteratur |
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Johann von der Birghden | (1582 - 1645) | |
Louis Elzevir | (1546? - 1617) Buchhändler, entstammte einer Familie vermutlich maurischen Ursprungs (al-Sifr, al-Zifr), Begründer einer wohlhabenden Buchdruckerdynastie in Leiden (Leuven). Arbeitete u.a. im Druckhas des Christoph Platin. Gab erstmalig (?) das Werk des römischen Historikers Flavius Eutropius (∗? - † nach 390)heraus. |
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Christoph Platin | (um 1520 - 1589) Berühmter Buchdrucker und Verleger in Antwerpen. Gab die fünfsprachige Biblia Polyglotta heraus. Erhielt vom streng katholischen König das Monopol für katholische liturgische Bücher. Zugleich war er offizieller Drucker der Protestanten in den Niederlanden. | ⇒ Wikipedia |
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Namen deutscher Humanisten in einer Zeit des Schreckens |
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Joachim Camerarius (1534-1598), Felix Platter (1536-1614), Johannes Kepler (1571-1630),Ernst Soner (1572-1612), Joachim Jungius (1587-1657), Wolfgang Radtke (1571-1635), Georg Calixtus (1586-1656), Johannes Althusius (1557-1638), Jost Amman (1539-1591), Tobias Stimmer (1539-1584), Martin Hayneccius (1544-1611), Johann Stricker (1540-1599), Nicodemus Frischlin (1547-1590), Georg Rollenhagen(1542-1609), Friedrich von Spee (1591‑1635), Johann Matthäus Meyfart (1590-1642), ⇒ Wilhelm Schickardt (1592-1635), Johann Valentin Andreae (1586-1654), ⇒ Christoph Besold (1577-1638) Christian Gueintz (1592-1650), ⇒ Justus Schottel (1612-1676), Andreas Concius (1628-1682), Christoph Schorer (1618-1671), Andreas Gryphius (1616-1664) usw. |
weiterführende Links | |
Uni Heidelberg |
Martin Luther, An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (1520) [Luther-W Bd.2 S.157-170, 382] hier: Universitätsbibliothek Heidelberg - Digitale Bibliothek - Heidelberger Historische Bestände http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/luther1520 ⇒ Luther 1520 |
PDF-Datei | Winfried Schulze, Vom Gemeinnutz zum Eigennutz / Über den Normenwandel in der ständischen Gesellschaft der Frühen Neuzeit München 1987, in: Schriften des Historischen Kollegs Vorträge 13 Hrg. Horst Fuhrmann ⇒ Über den Normenwandel in der ständischen Gesellschaft der Frühen Neuzeit |
Link | ⇒ Der Dreißigjährige Krieg und seine Lehren Eine Sendung von Ingeborg Breuer und Barbara Weber im Deutschlandfunk (28.12.2017) |
Link | Friedrich Schiller benennt in seiner Geschichte des Dreissigjährigen Krieges mehrere Stufen der
Eskalationen, die zum Dreißigjährigen Krieg führten: Im Netz bei ⇒ gutenber-buch zu finden. |
Link | Golo Mann im 2. Kapitel seiner Wallenstein-Biographie: |
Link | Rudolf Augsteins Verriss über Golo Manns „historischen Roman“ Wallenstein am 11.10.1971 im ⇒ Spiegel 42/1971 |
Link | ⇒ Steinerne Schandsäule Zur verdammenswerten Erinnerung an Johann Kalckberner, den Anführer im letzten Tumult, der hier im Jahre 1611 zwischen den Feinden heraufbeschworen worden war.... DI 32, Stadt Aachen, Nr. 106† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0010602. |
Link | Florian Greiner, Das Verfahren gegen Albrecht von Wallenstein (1634) ⇒ Hausarbeit (Hauptseminar) 2006 [als e-book] |
(-) | noch einarbeiten: weiteres Augenmerk auf interessante Fragen der deutschen Geschichte: ♠ die Wallenstein-Frage ♠ die Zerstörung Magdeburgs als erste vollständige Zerstörung einer modernen Großstadt |
Ergänzungen | |
These zur Wallenstein-Frage:
Für eine Antwort muß man auch in die Vorgeschichte des Dreißigjährigen Krieges schauen.
Die Frage, ob Wallenstein überhaupt in der Lage war, den Frieden herbei zu führen, wenn er damit zugleich in
Widerspruch zu allen Mächten geriet, die in den deutschen Landen Krieg führten
(Schweden, Frankreich, Spanien, die Habsburger usw.), ist nur unter einschließender
Berücksichtigung der Jahrzehnte vor 1618 zu beantworten. Wer ist in den Jahren vor dem Krieg zu neuem Reichtum gekommen?
Auf wen konnte sich Wallenstein daher wirklich stützen? Nur auf jenen (kleinen) Teil des böhmischen Adels,
der durch die Niederlage der böhmischen Stände zu (Neu-)Reichtum gekommen war.
Oft neukatholisch konvertiert, aber im Gegensatz sowohl zu den katholischen Hauptmächten
als auch zu ihrer eigenen hussitisch-protestantischen Bevölkerung. |
Quellenangaben und Literatur | |
(L1) | Max Steinmetz, Deutschland von 1476 bis 1648 (Von der frühbürgerlichen Revolution bis zun
Westfälischen Frieden) VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1965 S. 280 |
(L2) | Spottbild 1, H.H.L. nach Geheimnisse der Religion, Verl. Neues leben Berlin 1958 Spottbild 2+3, H.H.L. nach Deutsche Geschichte, Leipzig 1965 |
(L3) | F. Engels, Was Europa bevorsteht, Sozialdemokrat 15.1.1888 |
(L4) | Adolf Laube, Günter Vogler, Gerhard Brendler, Gerhard Heitz, Herbert Langner,
Hannelore Lehmann, Ingrid Mittenzwei, Deutsche Geschichte in zwölf Bänden, Band 3, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1989 |
(L5) | Friedrich von Schiller, Historische Schriften, Phaidon Verlag Essen, Stuttgart o.J. Ausgabe entspricht den Bänden 13,14,15 der Cottaschen Säkularausgabe in 16 Bänden. |
(L6) | Golo Mann, Wallenstein - Sein Leben erzählt von Golo Mann, Fischer Taschenbuch Verlag 2002 |
(-) | F. Kurze, Deutsche Geschichte II, Zeitalter der Reformation und der Religionskriege, Leipzig 1907 |
(-) | Heinrich Bruhn, Günter Bialowons, Geschichte der deutschen Presse von den Anfängen bis 1789 Fakultät für Journalistik der Universität Leipzig 1969 |
(-) | Herfried Münkler, Der Dreißigjährige Krieg - Europäische Katastrophe, Deutsches Trauma 1618 - 1648 Rowohlt Berlin 2017 LHW: Wallenstein-Frage nach Münkler: S. 620) |
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