Der ungarische Bauernaufstand unter Gyorgy Dózsa 1514


Inhalt


Zeittabelle

Stichwörter

Zeitgenossen

Spekulanten und Bankiers

Artikel zum Dozsa-Aufstand

Quellen und Literatur
Gyula Derkovits (1894-1934), Aufständischer Bauer (1928)  

60 000 Cruciati-Bauern gegen Magnaten-Banden
Es ist eine Geschichte der Frühen Neuzeit. Und es ist eine Geschichte, die zeigt, das die Oberschichten der europäischen Völker seit dem nicht wirklich die Interessen ihrer Untertanen verteidigten. Der Adel, einst berufen als militärischer Schutzarm für die produzierenden Mitmenschen einer Sippe, wird von da an seine Aufgabe nicht mehr erfüllen können, zu sehr ist seine Sichtweise eingeengt auf das neumoderne Geld. Ihn regiert die Habgier und diese wird fortan seine Lebenseinstellung bestimmen. (1)
Zugleich bietet der Dozsa-Aufstand ein ausgezeichnetes historisches Beispiel dafür, das eine Oberschicht erkannte, das es letztlich um die Aneignung von Arbeit geht. (2) Als die Bauern begannen, sich dem Heer zur Verteidigung gegen die Osmanen anzuschließen, wurde dem Adel deutlich, das ihm keine Produktionsüberschüsse mehr zukommen würden. Der Konflikt mit den Bauern war daher nicht mehr aufzuhalten. Das politische Ziel dieser Magnaten hieß nicht zuerst, Verteidigung der nationalen Interessen des ungarischen Volkes, wie später manche Historiker behaupten werden. Das Ziel hieß Herstellung der absoluten Herrschaft über die Bauern und Sicherung der ungehinderten Aneignung ihrer Arbeit. Auf Dauer entwickelte sich aber daraus eine Fremdherrschaft über Jahrhunderte. Nicht der Bauernaufstand hatte den (europäischen) Widerstand gegen die Einfälle des Osmanischen Reiches geschwächt, sondern die Habgier-Politik einer unfähigen Oberschicht ließen keine ausreichenden Verteidigungspotentiale zu. Das sollte sich in der europäischen Geschichte durchaus öfter wiederholen.
Am Anfang dieser sozialen Tragödie stand ein scheinbar kleines Mißgeschick in der sogenannten großen Politik. Die wurde zu jener Zeit vornehmlich in Rom gestaltet und deren eigentliche Hintergründe waren finanzielle Interessen größten Ausmaßes. Fast modernes Geld zirkuliert hier und hier fielen Personalentscheidungen, die nicht selten historische Bedeutung erhielten. Für das Amt auf dem Stuhl Petris kandidierte u.a. und ziemlich aussichtsreich ein ungarischer Prälat namens Thomas Bakács. Dieser Mann besaß, das war fast Voraussetzung, ein unglaubliches Vermögen und er zählte zu den reichsten Männern Europas. Einahmen aus Silberminen und Kupferschächten, Profite aus den Salinen und endlose Fronabgaben zählten zu den Quellen privaten Reichtums in jener Zeit. Dieser Primas von Ungarn zeichnete sich durch gute Bildung und starke Zielstrebigkeit aus. Vermutlich wäre er für Europa ein besserer Papst als Leo X. geworden, aber die Interessen der Medici setzten sich durch, obwohl mit Giovanni de Medici ein gewandter aber kränklicher Mann erster Vertreter Gottes wurde.(3) Dieser intrigante Ablassorganisator verplemperte als Julius II. gern Geld und führte Kriege nach Privatmotiven gegen die eigenen Neffen.
Um die Eifersucht seines einstigen Rivalen zu dämpfen, betraute der neue Papst den ungarischen Bischof mit der Organisation eines neuen Kreuzzuges. Auf diese Weise aus dem Umkreis Leos X. entfernt, kehrte Bakács sofort an den Hof König Wladislaw zurück. Von hier ging der Ruf zu den Waffen an die wehrfähigen Männer des Landes. Vermutlich wirkte das Vokabular des einstigen Hussitenjägers Capistran als Vorbild für die neue Werbekampagne. Was mögen das für interessante Diskussionen im Staatsrat 1514 in Ofen gewesen sein. Die begeisterte Zustimmung für einen neuen Kreuzzug wider den Muslimen stieß nur bei einem auf Bedenken: Der Schatzmeister fragte, was Leibeigene mit den Waffen anfangen würden? Und er wies darauf hin, das irgend jemand deren Arbeit übernehmen müßte. Wer solle das denn sein, fragte dieser István Telegdy. So stellte sich schon im Frühjahr 1514 ein Problem: Was passiert, wenn die Organisatoren die Kontrolle über die Massen verlieren würden? Trotzdem wurde ab dem 16. April 1514 die Kreuzbulle öffentlich in den Kirchen verkündet.
Von habgierigen Herrschenden ist kein langfristiges Vorausdenken zu erwarten, aber dieses mal zeigte sich die politische Dummheit in ihrem ganzen Ausmaß. Für die Mehrzahl der Grundherren nahezu unerwartet strömten tausende begeisterte Bauern an den verschiedensten Orten zusammen. Bei Ofen, Pest, Székesfehérvár (Stuhlweißenburg), Veszprém, Großwardein und Kalocsa lagerten von Tag zu Tag mehr Freiwillige. Bettelmönche und Kleinadlige kamen hinzu, Männer aus der Stadtarmut, überzeugte Studenten und Handwerker, Bergleute und Hirten. Jeden Tag hunderte mehr und schließlich tausende mehr. Viele Motive bestimmten ihr Handeln, zwei davon traten besonders hervor: Zum einen waren die Nachrichten über die barbarischen Vorgehen der osmanischen Krieger durchaus dazu angetan, sich mit Waffen zu versorgen und das Land wehrfähig zu machen. Zum anderen mag der lastende Ausbeutungsdruck auf die Landleute dazu beigetragen haben, alles zu versuchen um der zunehmenden Schinderei zu entrinnen. Denn seit der Jahrhundertwende begannen sich die Bemühungen der Mächtigen sehr spürbar in den Dörfern bemerkbar zu machen. Die Fürsten richteten ihre Anstrengungen vornehmlich darauf, alte Freiheiten der Bauern radikal einzugrenzen, ihre Vormachtstellung auf die Ebene einer brutalen Allmacht zu heben und gewissermaßen absolutistisches Herrschen zu erreichen. Der Wille der Untertanen wurde zunehmend ignoriert (4) und eine Gesetzlosigkeit begann sich auszudehnen. Rechtsvorschriften wurden anfangs immer unberechenbarer und schließlich zur Ungültigkeit ausgehebelt. Willkür örtliche Landadliger wurde zur Alltagserfahrung auf den Dörfern. Und nun warteten diese bewaffneten Bauernmassen auf ihren Marschbefehl. Jetzt harrten auf den Sammelplätzen Tausende Männer auf die Entscheidung, sie hatten sich für immer von ihrem Elend verabschiedet, ein Zurrück gab es nicht mehr. Entschlossen, sich dem neuen Dasein als Kämpfer gegen die osmanischen Eindringlinge zu widmen, waren sie eingestellt auf Kampf und Tod. Nichts hielt sie mehr davon ab. Wie sollte sie ein eigentümlich landesverräterlicher Befehl der Obrigkeit zurückhalten, einer Obrigkeit, der sie ohnehin nicht mehr vertrauten. Das empfanden sie nicht nur als widerlich, das war unentschuldbar und schließlich für viele Adlige tödlich. Man kann nicht einfach Tausende entschlossene Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, mit einem simplen Befehl zurück pfeifen. Einmal in Bewegung geraten, hält sie nichts mehr auf.
Wir können es Kopfloses Handeln nennen, was unter den Fürsten ausbrach. Schuldzuweisungen jeder gegen jeden, und ziemlich planloses Vorgehen der einzelnen Grundeigentümer. Die Bauern und Leibeigenen waren fort und ihre Familienangehörigen den Herrschaften schutzlos ausgeliefert. Schon länger kennzeichnete brutales Vorgehen gegen die Schwächsten der Gesellschaft das Handeln des Adels, jetzt trieb es besondere Blüten vornehmlich gegen die Frauen und Kinder der neuen Kreuzzügler, gegen die Familienangehörigen der christlichen Cruciati. Um den Wojwoden von Siebenbürgen Janos Zapolya hatte sich eine Gruppierung des Adels herausgebildet, die den Verlust der Arbeitskraft ihrer Bauern und Leibeigenen nicht hinnehmen wollten. Diese Magnaten hatten ihre eigene Privatpolizei herangebildet, die sogenannten Banderien. In ihrem Namen beschwerte sich Zapolya beim König und verlangte die Aufhebung der Kreuzzugsbeschlüsse. Bischof Thomas Bakács verlor seinen politischen Einfluß und wurde am Hof kalt gestellt.
Draußen warteten tausende Männer, noch immer schlecht bewaffnet und sehr schlecht versorgt auf ihren Marschbefehl und Tag für Tag erreichten sie düstere Nachrichten aus den Heimatdörfern. Inzwischen drangen schon Einheiten der Banderien ungehindert in die Lager der Cruciati ein und entführten gezielt Bauern und Leibeigene. Zum Verbrechen, ein christliche Verteidigungsheer zu schwächen, das sich den türkischen Eroberern entgegen stellen sollte, kam das Verbrechen des Menschenraubes aus Habgier. Am 23. Mai 1514 befahl der König sogar die Auflösung des Heeres. Für die Leibeigenen bedeutete dies die befohlenen Rückkehr in die brutalste Ausbeutung. Sie hielten zu Dozsa aus guten Gründen. Der hatte seinen Mut im Zweikampf gegen einen Sipahi bewiesen und war dafür vom König in den Adelsstand erhoben worden. Seine Juniproklamation als Antwort auf den Auflösungsbefehl sollte Geschichte machen!
Jedenfalls gerieten die Bauern bereits auf ihren Marsch gegen die osmanischen Eroberer immer häufiger an die Banderien, die sich ihnen überheblich in den Weg zu stellen versuchten. Offenbar fiel um den 24. Mai die Entscheidung über das weitere Vorgehen der Cruciati. Der Bauernkrieg begann. (5) Von den Historikern wird gern darüber berichtet, wie grausam und marodierend die Bauern durch die Lande zogen und die Häuser der Adligen in Brand setzten. Von Ofen und Pest ausgehend wurden die Aristokraten gehengt oder aufgespießt, dann ging es in Richtung Süden.
Dozsa, der Offizier des Königs avancierte zum Feldherrn, dem die Bauernmassen vertrauten. Und ebenso entwickelte sich ein Pfarrer Laurentius zum Chefideologen der Aufständischen. Dieser Franziskaner Lörinc Mészáros muß wesentlich an der Formulierung der Bauernforderungen beteiligt gewesen sein. Entscheidend wurde die Zielstellung der sozialen Befreiung aus der Leibeigenschaft. Sie ermöglichte es, das sich alle Ethnien daran beteiligen konnten: Ungarn, Rumänen, Serben, Ruthenen, Slowaken, Walachen und Karpatoukrainer.

Die Radikalisierung
Die Forderungen der Aufständischen begannen eigentlich sehr königstreu. Anfangs ging es nur um das Recht, am Kreuzzug teilnehmen zu dürfen und um den Schutz der daheim gebliebenen Frauen und Kinder. Da dem nicht entsprochen wurde, entstanden die religiös formulierten Losungen, etwa, das vor Gott alle Menschen gleich wären. Schließlich ging es um die Abschaffung des Adels und der Monarchie, eine Art Agrarreform und um die Konfiszierung der Klöster. Dozsa stellte sich an die Spitze einer Regierung, die sich der Kontrolle und dem Rat der Aufständischen unterordnen wollte. Auch die Aufforderung alle Adligen zu töten resultierte aus sozialen Erfahrungen der Bauern. Die Leibeigenschaft wurde als Sklaverei bezeichnet, deren Beseitigung das wichtigste Kampfziel war. Mit der Vernichtung des Adels sollte eine allgemeine Gleichheit durchgesetzt werden. Die Ländereien waren gerecht aufzuteilen.

Die Feldzüge
Im Ungarischen Königreich operierten über zehn einzelne Bauernabteilungen. Die größte führte Dozsa selbst. Das offensive und schnelle Vorgehen der Einheiten, das entschiedene Niederbrennen von Burgen und Schlössern, das entschlossene Hinrichten der Adelsfamilien und der örtlichen Herrschaften bildeten die starke und erfolgreiche Seite der Taktik der Aufständischen. Eine Abteilung plünderte Pest, bevor sie geschlagen wurde. Eine weitere ging unter Sarosy Nagy Antal gegen Bacs. Panisch flüchteten überlebende Adlige nach Buda.
Dozsas Abteilung zog durch das Alföld. Bei → Nagylak schlug er das Heer Istvan Bathorys in einer zweitägigen blutigen Schlacht. Weiter führte der Zug nach Arad, Lippa und Solymus. Ende Juli lagerte Dozsa schon länger mit seinem Heer vor Temesvar. Die mit 70 000 Kämpfern begonnene Belagerung des stark befestigten Temesvar erwies sich jedoch als ein schwerer Fehler. Bauern warten nicht gern tatenlos. Dozsa ließ daher ein Teil seiner Abteilungen das Wasser zur Versorgung der Festung ableiten. Zuvor hatten seine Leute eine logistische Meisterleistung erbracht, indem sie auf Fässerflößen die Rückseite der Verteidigungsanlagen erreichten. Bei größter Gefahr durch die Untertanen vermögen es auch gegenerische Fürsten sich zu einigen. Eigentlich war der Temescher Comes Bathory ein Feind des sienbürgischen Fürsten Zapolya. In der für die Oberschicht nahezu aussichtslosen Lage taten sie sich zusammen. Die erbitterte Schlacht bei Temeswar, in der die Aufständischen nach zwei Seiten kämpfen mußten, brachte für die Bauern eine entsetzliche Niederlage. Der im Kampf schwer verletzte Dozsa geriet schließlich in Gefangenschaft. Nach Tagen der schlimmsten Folter wurde Dozsa mit mehreren seiner Mitkämpfer auf grausamste Weise hingerichtet. In diesem sozial bestimmten Krieg soll der Adel an die 400 Angehörigen verloren haben, die Verluste der Bauern werden auf zwischen 40 000 bis 80 000 Todesopfer geschätzt.
Damit waren aber die Kämpfe noch nicht beendet. Vermutlich gelang es Lörinc Mészáros zu fliehen, oder er hatte vorher (bei Gyula ?) bereits eigene Einheiten gesammelt. Jedenfalls kämpften seine Leute sich noch bis nach Kolozsvár (= Klausenburg = Cluj) durch. Dort wurden sie eingekesselt und geschlagen. Mészáros wurde vermutlich auf dem Marktplatz von Kolozsvár hingerichtet. Vollständig niedergekämpft wurde jeglicher Widerstand erst im Sommer 1515. Ein Jahr später starb der schon Jahre zuvor kränkelnde König Wladislaw. Damit ergaben sich für die Magnaten alle möglichen Freiheiten, den nationalen Reichtum Ungarns zu verprassen. Eine dümmlich brutale Oberschicht wähnte sich im Zeitalter des ewigen Weltfriedens. Das unglückselige, sich auf das angebliche Gewohnheitsrecht der Adligen berufende menschenfeindliche Gesetzeswerk Tripartitum opus iuris, bereits 1514 beschlossen, führte die völlig entrechteten Bauern in eine neue Sklaverei. Die Leibeigenschft wurde dauerhaft festgeschrieben.

Gold und Geld
Der Aufstand fiel in eine Zeit des Übergangs von der Naturalwirtschaft zur Geld- und Kreditwirtschaft. Dabei galten in Ungarn einige besondere Verhältnisse. Hier vollzogen sich die Veränderungen in den ländlichen Gebieten langsamer und unkontinuierlicher als beispielsweise im moderneren Italien. Dort hatten die Medici ihr beispielhaftes Welthandelshaus mit den gewinnbringenden Beziehungen zwischen geistlichen und weltlichen Mächten installiert und machten ihr Geld mit Warenhandel, Manufakturproduktion und kirchlichen Steuern. Päpstliche Schulden galten hier erstmalig als öffentliche Anleihen. Dagegen half der Klerus mit kirchlichen Zwangsmitteln den Gläubigern säumige Schuldner zu erpressen. Der ganze Klerus versündigte sich am christlichen Wucherverbot und einigte sich nahezu öffentlich mit den zahlreichen Bankiers auf höchste Zinszahlungen. Die Schulden sollten u.a. über den Verkauf von Kirchenämtern wieder getilgt werden. Letztlich bedeutete das erhöhte Steuern für die Bewohner der zugehörigen Gebiete der Amtsinhaber, die in anderen europäischen Ländern lagen.(6)
In Ungarn herrschte jedoch auf den ländlichen Gebieten noch viele Wirtschaftsverbindungen als Naturalhandel vor. Daher sahen die Landadligen oft den direkten Einfluß der bäurischen Arbeit auf die Höhe der Erträge. Der Zusammenhang zwischen der Zahl der Arbeit leistenden Untertanen war noch offensichtlich. Zugleich zeigte sich eine merkwürdige Verringerung der umlaufenden Geldmenge (7). Zum einen häufte sich das Gold und Silber in wenigen Händen der Oberschicht und der Kaufleute an. Zum anderen gingen die Erträge der Erzminen in Europa zurück. Und schließlich verschwanden große Summen über Monopolisten (z.B. Fugger) in den unsichbaren Kanälen der römischen Kurie. Geldmangel blieb endlos beherrschendes Thema bei den Jagiellonen. Als Herrscher trat König Wladislaw II. zu oft die Bergbaurechte an andere ab. Noch schlimmer war danach König Ludwig II. betroffen. Allein dem Maler Hans Krell schuldete er 426 rhein. Gulden, die Rechnung dafür umfasste acht Seiten. Und Krell beklagte sich, das er "...khain phennig nie emphangen hab...". Übrigens pflegte der Künstler engsten Kontakt mit den herrschenden Oberschichten und wußte über die Folgen der aggressiven Machenschaften von Kaufleute zu berichten, das die "Teutschen veracht, verspott, und nicht sicher ires leibs und guets" waren. In Kenntnis dieser Gegebenheiten wollten die ungarischen Magnaten auf keinen Fall die Zahl ihrer Arbeitskräfte verringern und trachteten eher danach, durch zunehmende Brutalität sich mehr und mehr Produkte anzueignen. Der hohe Adel und die Kirchenfürsten schwammen freilich im Geld. So vermachte der oberste Schatzmeister (Oswald Thuz de Szentlaslo) seinem Dienstherren (!) König Wladislav II. testamentarisch 13 000 Gulden.

Die wirkliche Niederlage Europas
Der Schicksalstag 29. August fiel in das Jahr 1526. In der Mohatscher Schlacht fehlten die 60 000 Bauernkämpfer, die vom einheimischen Adel zwölf Jahre zuvor niedergemacht wurden. Taktische Schuld an der ungarischen Niederlage trug auch das militärische Zögern Zapolyas. Stand er doch am 20. August mit seinen 40 000 Mann noch bei Temeschburg. Als die Entscheidungsschlacht gegen die Türken stattfand, wartete er bei Szegedin. Für die Nachwelt ist es bedeutsam, das sich Zapolya nach der Niederlage sofort in den Dienst der Osmanen stellte. Ganz sicher mit der Absicht, den ungarischen Thron zu ersteigen.
Der junge König Ludwig II. kam unmittelbar nach der Schlacht ums Leben. Damit war der Weg für Zapolya zur ungarischen Krone frei.
Aber der Sieg des berühmten Osmanenherrschers Soliman I. brachte nicht nur eine verheerende Niederlage für Ungarn, es wurde eine Niederlage für ganz Europa. Wer sollte die türkischen Eroberer an einer Besetzung Wiens hindern, wer sollte Widerstand gegen weitere Plündereien bieten können? Hatten die Ungarn die nächsten Jahrhunderte die Last türkischer Fremdherrschaft (8) zu erdulden, so erwarteten die deutschen Lande knapp ein Jahrhundert später die Grauen des Dreißigjährigen Religions-Krieges, (9) die alles zugrunde richteten. Für die politischen Fähigkeiten europäischer Oberschichten in der Frühen Neuzeit ist das dauerhaft charakterisierend.





Fußnoten:

(1) Oberschichten als nationale Kategorien sind noch im Entstehen, die europäischen Nationen beginnen sich erst auszubilden. Aber auch spätere nationale Oberschichten werden die Nationalinteressen ignorieren, wenn sie ihren Bereicherungsabsichten zuwider laufen.

(2) Dabei geht es um die Ergebnisse noch zu leistender Arbeit. Die Bauern, die die Felder verlassen würden, könnten dem Adel zukünftig keine Produkte mehr liefern. Der (ungerechtfertigte) Anspruch auf noch zu leistender Arbeit bildet eine wesentliche Grundlage der modernen Geldwirtschaft. Diese konnte vom Landadel jedoch noch nicht durchschaut werden, aber den Anspruch auf zukünftige Produkte konnten sie sehr wohl formulieren. Letztlich versuchte der Adel eine Art Sklavenhalterstatus zu erringen. Siehe auch Kapitel ⇒ Die sogenannte Preisrevolution.

(3) Schon 1479 hatte Lorenzo I. de Medici Verbindung mit dem türkischen Sultan aufgenommen. Lorenzo il Magnifico und Sultan Mehmet II. waren (intern) freundschaftlich verbunden. Die Sympathien zwischen Haus Medici und dem Sultan blieben vor der Öffentlichkeit mehr oder weniger verborgen.   (Weltb.Gesch.Europas 1400-1555/S.164-165)

(4) Dieser Prozeß vollzog sich wellenartig in ganz Europa.

(5) Im Jahr 1437 (Siehe Tabelle) hatten sich die unterdrückten Bauern Siebenbürgens bereits einmal erhoben und konnten einige Siege erringen. Durch die Wortbrüchigkeit des Adels wurden sie schließlich überwältigt. Grausamste Hinrichtungen fanden danach statt. Es erscheint glaubhaft, das aus dieser Zeit noch Legenden im Volk von Generation zu Generation weiter gegeben wurden.

(6) Ein Beispiel aus Deutschland. Die Untertanen der Stadt Mainz mußten innerhalb von zehn Jahren dreimal das Pallium für den Amtsantritt der Bischöfe der Mainzer Erzdiözese zahlen. Uriel von Gemmingen hatte sich bei den Fuggern 21 000 Gulden für seinen Amtsantritt geliehen, die über Steuern wieder eingenommen wurden. Die geliehene Summe ging sofort an Rom.

(7) Der (alltägliche) Umgang mit Geld betraf noch nicht alle sozialen Schichten der Gesellschaft. Der Umbau von der Naturalwirtschaft in die Geldwirtschaft (in eine Geldwirtschaft des Alltagsgeldes) war noch im Gange und verlief auch geographisch unterschiedlich schnell. In Nürnberg sprach der Saigerhändler Christoph Fürer 1523 erstmals vom Alltagsgeld im heutigen Sinne. In seiner Denkschrift hieß es, das man mit dem Gold allein große Summa und Wert bezahlen kann, aber mit der silberin Münz zum täglichen Geprauch wohl hundertmal, da Gold nit drei- oder viermal ausgeben, bezahlt und gepraucht wird. Übrigens standen gerade Nürnberg und einige ungarische Städte in besonders engen Beziehungen. Q: Rössner S.356 u.348 / Europa Jagellonica, Potsdam 2013 S.88

(8) Der Freiheitswille des ungarischen Volkes trägt daher einen einmaligen unverwechselbaren Charakter, den die übrigen europäischen Völker anerkennen. Insbesondere die Deutschen haben den Ungarn in der Historie einiges zu verdanken. Die Geschichte des Dozsa-Aufstandes ist im deutschprachigen Netz kaum erwähnt.

(9) Davor kam noch der Religionskrieg von 1546-47, der erste nach modernen Methoden geführte Söldnerkrieg in Mitteleuropa. Durch die Bedeutung des späteren Dreißigjährigen Krieges historisch überschattet, gab der Schmalkaldische Krieg jedoch die Muster des Grauens vor, die später weite Gebiete der deutschen Lande überzogen.








Zeittabelle

Jahr ausgewählte Ereignisse parallele Geschehen
1437 bis 1438 Bauernaufstand von Bobilna  
1495 Der ungarische Landtag verabschiedet ein Gesetz zur juristischen Verankerung der Leibeigenschaft.
1513 11. März: Giovanni de Medici wird zum Papst Leo X. gewählt. Ein bedeutender Rivale war der ungarische Bischof Thomas Bakács.
24. April: König Wladislaw II. ernennt den Szekler Milizoffizier György Dózsa zum Befehlshaber des neuen Kreuzzugheeres.
Joß Fritz organisiert in Süddeutschland eine neue Bundschuhverschwörung.
1514 10. Mai: Dozsa befielt den Aufbruch des bei Pest gesammelten Heeres in Richtung Süden, um es zu keinem Zusammenstoß mit den Banderien der Magnaten kommen zu lassen. Die Banderien des Adels verschleppten gewaltsam Bauern aus dem Lager der Cruciati auf ihren Grundbesitz.
23. Mai: Der König befiehlt die Auflösung des durch den päpstlichen Aufruf gebildeten Volksheeres.
Mai/Juni (?) Bei Nagylak (auch Csanad wird erwähnt) schlagen die Aufständischen das erste Heer der Magnaten, die Stadt wurde eingeneommen. Das Heer der Magnaten soll von Stephan Báthory von Somlyó geführt worden sein.
15. Juni: Das Volksheer der Cruciati beginnt mit der Belagerung der Festung Temeswar.
15. Juli: Entscheidungsschlacht um Temeswar. Das Bauernheer wird von den Truppen Johann Zapolyas vernichtend geschlagen.
20. Juli: Dozsa und zwanzig seiner Hauptleute werden grausamst gefoltert und hingerichtet.
Okt.Nov.: Gesetzeswerk "Tripartitum opus iuris" des István Werböczy schreibt die Leibeigenschaft fest.
Beginn der Erhebung des Armen Konrad in Württemberg.
1515 Sommer: Im → Burzenland werden die letzten Aufständischen militärisch geschlagen. Großer Bauernaufstand in Kärnten, Krain und Steiermark.
1516 bis 1517 Tod König Wladislaw II., in Ungarn verprassen die Magnaten das Nationaleinkommen und fühlen sich im Zeitalter des ewigen Friedens, während das Osmanische Reich unter Soliman I. eine neue Offensive gegen Ungarn vorbereitet. Das 5. Laterankonzil beschließt den Türkenzehnten.
Thomas Morus: Utopia.
Nicolaus Copernikus arbeitet an seiner Münzdenkschrift der Abhandlung: Tractatus de monetis.
Geld in der Reformationszeit

Die Osmanen erobern Armenien, Syrien und Ägypten.
1521 Frühjahr: Sultan Solimans Truppen fallen in Ungarn ein.  
1526 29. August: Mohatscher Schlacht. Schuld an der ungarischen Niederlage trug auch das Zögern Zapolyas. Stand am 20. August mit 40.000 Mann bei Temeschburg. Als die Schlacht stattfand, war er erst bei Szegedin. Nach der Niederlage stellte Zapolya sich in den Dienst der Osmanen mit der Absicht, den ungarischen Thron zu ersteigen.
Der junge König Ludwig II. kam nach der Schlacht ums Leben. Damit war der Weg für Zapolya zum ungarischen Königsthron frei.
Celali-Aufstand in der Türkei 1526 bis 1528
1526 bis 1527 Aufstand ungarischer, moldauischer, walachischer und serbischer Bauern unter Jovan Cerni (?) Weltgesch.Bln 1964, Bd.4 S.464
Wikipedia
1528 29. Februar: Vertragsabschluß zwischen Sultan Soliman und Johann Zapolya. Die Osmanen unterstützen den Wojwoden im Kampf um die ungarische Krone.  
1541 - 1687 Siebenbürgen unter türkischer Gewaltherrschaft.  




Stichwörter Quellen
Banderien die Dorfadligen hielten sich eine Art Privatpolizei. Die operierten wie Banden, ein besonders widerliches Beispiel, das sich noch oft in der Geschichte der Bauernausbeutung zeigen wird.  
Comes Gefolgsmann oder Vertreter des Königs in Verwaltungs- und Gerichtsangelegenheiten; ein Graf, z.B. der Temescher Comes Stefan Bathory. Zollner 8 / S.2
Graf
Cruciati eigentlich Kanzleilatein für die einfachen Kreuzzugsteilnehmer des Volksheeres H. Miksch, III/123
Sipahi (auch Spahi) → Sipahi Osmanischer Kavallerieoffizier, sie erhielten vom eroberten Land nichtvererbbare Lehen (Timar) und waren von Steuerabgaben befreit.
Spahis waren auch auf Seiten der Bauern bei den Bauernaufständen in Anatolien 1598-1605 involviert.
Wikipedia
Tripartitum opus iuris "Landrechte und Gewohnheiten des hochlöblichen Königreichs Ungarn" Literaturhinweis
Handbuch des sächsischen Privat-Rechts von Johann-Carl Albrich, Hermannstadt 1817







Notizen über Zeitgenossen Quellen
György Dózsa
(um 1470-1514)
(auch: Georg Dosa) Anführer der ungarischen Bauern. Beantwortete den Auflösungsbefehl des Königs mit der Juniproklamation, die sich nicht gegen den König aber gegen die aristokratischen Banden richtete. H. Miksch, III/121-125
Gregor Dózsa
(um 14..-1514)
Bruder des Dozsa, auch ein Anführer der ungarischen Bauern. Wurde vor den Augen seines Bruders György hingerichtet. W.Zimmermann, 1999 S.136
Lörinc Mészáros (1466?-1514)(auch: Laurentius, Lawrence, Lorenzo, im Volksmund Nagybotú ?) Geboren in einer Leibeigenenfamilie (?). Pfarrer in Cegled, Franziskaner, Kreuzzugsprediger der Bauern. Muß die Lehren Wycliffs und des Hus gekannt haben. Predigte, der Adel sei die verdorbenste Menschenklasse, nichts sei vor ihrer Habgier sicher, in ihrer Barbarei gönnen sie den Seelen der bauern nicht einmal das ewige Heil. Sammelte nach der Niederlage noch einmal Kämpfer, wurde (August?) erneut geschlagen und soll in dieser Schlacht gefallen sein. H. Miksch, III/125
W.Zimmermann, 1999 S.135,140
Sarosy Nagy Antal ? ?
Barnabas (auch: Barnabás) Prediger wie auch Laurentius? Ein Anführer der Bauern 1514. W.Zimmermann, 1999 S.135, MEW 7/369,651
Anton Hosszu Bauernanführer W.Zimmermann, 1999 S.137,140 MEW 7/370,664
Ambros Száleresi Ein Bürger aus Pest. Anführer eines der zehn ungarischen Bauernhaufen. Verließ vor dem Kampf auf dem Rakoser Feld (bei Pest u. Ofen) die Bauern und ging zum Adel über. W.Zimmermann, 1999 S.136, MEW7/370, 677
Thomas Bakács
(1442-1521)
(auch: Tamás Bakócz, Thomas Bakócz) Starker Befürworter des Kreuzzuges gegen die Muslime, bekam dafür 1514 in Ofen die begeisterte Zustimmung des Staatsrates.
Verhalf einst 1490 zusammen mit dem einflußreichen ungarischen Magnaten Stefan Zapolya dem König Wladislaw II. zur ungarischen Krone.
H. Miksch, III/121

Wikipedia

Europa Jagellonica, Potsdam 2013
István Telegdy
(....-1514)
(auch Telegdi) Schatzmeister am ungarischen Hof. Gab bei den Kreuzzugsberatungen als erster zu bedenken, das die Leibeigenen in Massen freiwillig dem Kreuzzugsaufruf folgen werden. Als der Schatzmeister zu den rumänischen Fürsten flüchtete, wurde er von den Aufständischen gefasst und getötet. U.Detemple, www.freitag.de
Giovanni de Medici
(Papst Leo X.)
Obwohl kein eigentlicher Priester setzte er sich anstelle Thomas Bakacs (Bakócz) bei der Papstwahl 1513 durch, wurde als Leo X. Papst. Das bildete einen gewichtigen politischer Hintergrund für den ungarischen Bauernaufstand. In seiner Amtszeit konnten sich dreißig Bankhäuser aus Florenz in Rom etablieren, u.a. das Bankhaus Bini, das dem Papst 200 000 Dukaten lieh.
Leos Finanzhaushalt betrug etwa 100 000 Dukaten, etwa das Doppelte seines Vorgängers (Julius II.). Leo X. starb ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben. Von ihm sagten die Römer, er habe sich wie ein Fuchs eingeschlichen, habe regiert wie ein Löwe und sei dahingefahren wie ein Hund.
u.a. H. Miksch, III/121
K.H. Deschner S.353
L.v.Ranke Bd1 S.57
István Werböczy Jurist in Zapolyas Dienst, Verfasser des Gesetzgebungswerkes Tripartitum ..., das die völlige Unterwerfung der Bauern unter die Herrschaft der Magnaten bestimmte.
H. Miksch, III/125
Literaturhinweis googlebook
István Báthory (auch Stefan Báthory, Istvan Bathory) Schlägt mit seinen Truppen Juli 1514 bei Temeswar das Bauernheer Dózsas. Zollner 8-S.2
Weltgeschichte Bd.4 S.457 f

Stephan Báthory von Somlyó
Johann Zapolya
(1487-1540)
(auch: János Zápolya)Einflussreicher ungarischer Magnat, Landadliger, der nach der ungarische Königskrone gierte. Betonte früh seinen ungarischen Nationalismus. Schlug mit seinen Truppen aus Siebenbürgen bei Temeswar die Bauern Dozsas. Verhalf einst um 1490 dem König Wladislaw II. zur ungarischen Krone. Zapolya diente sich später dem Osmanischen Sultan an. Europa Jagellonica, Potsdam 2013
Wladislaw II.
(1456-1516)
(auch Vladislav II., ung. Ulászló, Vladislav Jagiello) König von Böhmen 1471-1516, Ungarn, Kroatien und Slawonien 1490-1516.
Auf dem ungarischen Thron ist die II. irritierend, in Ungarn müßte er Wladislaw VII., in Böhmen der V. heißen.
1471 wurde Wladislaw in Kuttenberg (Kutná Hora) zum König gekrönt, eine Stadt in Mittelböhmen, die durch Silbervorkommen und Münz-Produktion bedeutsam war.
Europa Jagellonica, Potsdam 2013

Vladislav II.
Ludwig II.
von Böhmen
und Ungarn
(1516-1526) Übernahm als Zehnjähriger die Herrschaft in Böhmen und Ungarn, pro forma waren der polnische Sigismund I. und Kaiser Maximilian I. seine Vormünder. Interessant ist, wer seine engsten Vertrauten wurden: Kardinal Tomas Bakács und Markgraf Georg von Brandenburg-Anspach.
Ein Zeitgenosse (Johannes Dubravius): "Der König wurde früh zum Erwachsenen, verfrüht wuchs ihm der Bart und schon mit 18 Jahren hatte er graues Haar."
Ludwig kam unmittelbar nach der verlorenen Schlacht von Mohács gegen die Türken 1526 zu tode. Es gibt Vermutungen, das er von ungarischen Fürsten ermordet wurde. (Q: Kunsthistorikerin Susanne Jaeger, Potsdamer Wochenendkurier 11./12.5.2013 S.25)
Europa Jagellonica, Potsdam 2013
Anthony Verancsics (1504-1573) Historiker, Erzbischof von Esztergom tortenelemklub.com/magyar-toeri
George Szerémi (1490-1548) Kaplan am Königshof ? tortenelemklub.com/magyar-toeri
Stephen Taurinus (1480-1591) Sekretär des Thomas Bakács
Stephanus Taurinus Olomucensis. Stauromachia id est, Cruciatorum Servile Bellum (Servilis Belli Pannonici libri v). (Bibliotheca scriptorum Medii Recentisque Aevorum, Saeculum XVI) / Stephanus Taurinus (Stephen Sieroxl, 1480?-1519).
Juhasz, Ladislaus (Laszlo), ed. Published by Budapest: K. M. Egyetemi Nyomda,, 1944
tortenelemklub.com/magyar-toeri
AbeBooks.com
Oswald Thuz de Szentlaszlo (1466-1499), oberster Schatzmeister von König Wladislaw II. (bis 1499). Europa Jagellonica, Potsdam 2013 S.70
Hans Krell (1495-15869) sog. Fürstenmaler, u.a. für Ludwig II. Europa Jagellonica, Potsdam 2013 S.102-104






Notizen über Spekulanten und Bankiers Hinweise
Simone da Ricasoli (?) googlebooks
Bankhaus Bini (?) Google books Der Kampf um Florenz
Bankhaus Medici Konkurrenz der Bankhäuser Albertini und der Spini. Wikipedia Banco Medici
Die Thurzo Die Fam. Thurzo (Ratsherren, Kaufleute, Bischöfe) betrieben europaweiten Rohstoffhandel (Ag, Cu, Pb) und gründeten 1495 den Ungarischen Handel mit Jakob Fugger, der bis 1526 den Kupfer- und Silberbergbau in Ungarn u. Böhmen beherrschte, Bergbau in Neusohl (Banská Bystrica), Kuttenberg (Kutná Hora). Sie gerieten offenbar mit den Fuggern in Streit. Ein involvierter Zeitzeuge / siehe unten: H. Dernschwam.
googlebook / Mark Häberlein, Die Fugger: Geschichte einer Augsburger Familie (1367-1650)
Spekulationen mit Münzprägungen(?)
Die Fugger
Jacob Fugger (1459-1525)
Erst Partner der Thurzos, dann Konkurrenten.
J.F. finanzierte die Wiener Hochzeit, dafür lieh sich der Kaiser Maximilian I. aus dem Hause Fugger 54 000 Gulden und trat die Kupferminenausbeute für sechs Jahre an die Fugger ab.
Im Reich wurde Jacob Fugger 1523 vor Gericht geladen wegen Monopolvergehen. Gleichzeitig gerieten die Fugger wegen Münzverschlechterung in Ungarn unter Verdacht. Sie sollen mit dem Vertrauten des Erzherzogs, Graf Salamanca die Münze verschlechtert und sich damit bereichert haben. (Es wird in der Historie auch gemunkelt, das Salamanca vermutlich den erklärten Gegner der Münzverschlechterung, den Tiroler →  Bauernanführer Gaismaier 1532 ermorden ließ.) Kaiser Karl V. ließ die Vorgänge in der Justiz niederschlagen.
Wirkungen schlechten Geldes : Preise verlieren ihre Allokationsfunktion, daraus folgen Fehlinvestitionen oder das Ausbleiben von Investitionen, die Effizienz im Wirtschaftsprozeß sinkt, Transaktionskosten steigen, das Wachstumspotential eines Wirtschaftsgebiets wird behindert, Störungen des sozialen Friedens und institutionelle Instabilität eines Gesellschaftssystems folgen.
Hans Dernschwam (auch: Hanß Thurnschwamb, Dernschwam von Hradiczin);(1494-1568?) Faktor der Fugger in Ungarn. Verfügte über genaue Kenntnisse des Kupferbergbaus und der Münzproduktion, notierte sehr genau Preis-, Maß u. Volumendaten. Kannte die Währungsverhältnisse in Ungarn, Polen und Deutschland.
Zeitzeuge des Neusohler Bergarbeiteraufstandes 1525-26. Vertrat die Fuggerinteressen auch im Konflikt mit dem ung. König, übernahm 1525 die vom König an die Fugger verpachteten Kupfergruben, schied 1549 aus Fuggerdienste (im Streit?) aus. War als Münzmeister im Eichamt tätig. Entstammte einer reichen Patrizierfamilie Böhmens und kam selbst zu Land u. Vermögen. Bereiste 1553-55 das Osmanische Reich (bes. Anatolien) als Mitglied einer habsburg. Delegation, die Süleyman I. den Jahreszins (!?) zu überbringen hatte und (erfolglos) um Frieden bat. Zeichnete sehr genau Preise und Arbeitsweisen in der osman. Landwirtschaft auf, kam dabei zu dem (von neuzeitlichen Historikern bemängelten!) Schluß, der Wohlstand der Osmanen sei durch Sklavenarbeit erzeugt.

digitale Sammlung
Christoph Fürer
(1479-1537)
(auch: Christoff Furer) Nürnberger Kaufmann, Saigerhändler und Gutachter. In Nürnberg sprach Fürer 1523 erstmals indirekt von Alltagsgeld im heutigen Sinne. In seiner Denkschrift hieß es, das man mit dem Gold allein große Summa und Wert bezahlen kann, aber mit der silberin Münz zum täglichen Geprauch wohl hundertmal, da Gold nit drei- oder viermal ausgeben, bezahlt und gepraucht wird. (Rössner S.356)
...Silber findt man die Menig in keinem anderen Land, dann im heiligen Reich, sondern alle umbliegende christliche Land müssen aus Teitschen Landen mit Silber gespeist und versehen werden ... (Rössner S.348)
Monopolbildung: Realisierte 1531 -1534 Pläne für ein Syndikat aller Thüringer Saigerhandelsgesellschaften. (Deutsch. Gesch. (12bd.) - Bd.3 S.216,576)
Deutsch. Gesch. (12bd.) - Bd.3 S.216,576
Rössner S.356 u.348 + Europa Jagellonica, Potsdam 2013 S.88
→  Wikipedia
Fürer von Haimendorf ?







Artikel / Beiträge / Links zum Aufstand unter Dozsas Quellen
Wilhelm Zimmermann Der Grosse Deutsche Bauernkrieg 1.Auflage 1841 und der 2.Auflage 1856
Notizen zu Wilhem Zimmermann
Friedrich Engels Der deutsche Bauernkrieg, in Neue Rheinische Zeitung 1850
MEW 7/369
Georg Schwaiger Papsthistoriker, bezeichnete das Pontifikat Leos X. als eines der verhängnisvollsten der Kirchengeschichte. Wikipedia
Uwe Detemple Ein Aufstand, der Europa erschütterte • 1514 : Die große Bauernerhebung unter György Dózsa
Zitat: "Auch wenn die Aristokratie den Bauernaufstand siegreich überstanden hatte, war Ungarn durch den Bauernaufstand und die nachfolgenden Repressionen geschwächt und wird 1526 eine vernichtende Niederlage gegen die Türken bei Mohács hinnehmen müssen, der fast zwei Jahrhunderte türkische Herrschaft folgen sollten."
Detemple entwickelt auch die sympathische These, das der Gesellschaftsentwurf von Mészáros und Dózsa der Zeit weit voraus gewesen sei. Dem ist hinzu zu fügen, das zeitgleich freie Bauern in der Schweiz lebten und in der europäischen Geschichte bereits freie Bauernrepubliken (z.B. → universitas Stedingorum) existiert hatten.
Beitrag (26.04.2014) in
Der Freitag
Anton Zollner Georgius Siculus (Székelyi) in Temeschburg Beitrag in ⇒ banater aktualität
Hans Holger Lorenz Bauernaufstände in Österreich Die Rebellionen der Bauern in Oberösterreich und in Niederösterreich Der Bauernaufstand von 1595 bis 1597 in Österreich





Historiker / Quellen / Literatur / Links
Mikaily Horvath (1809-1878), Der Bauernkrieg 1514 (1841)
Marquis Alexander (1853-1925), George Dosa und die Revolution (1883)
Feja Geza (1900-1978), Dozsa historische Studie (1939)
Geza Hegedüs (1912-1999), Dies ist, wie er gelebt Dozsa (1972)
Bild 1: Gyula Derkovits (1894-1934), Aufständischer Bauer (1928) Siehe auch: ⇒ Dozsa-Serie
Wilhelm Zimmermann, Der große deutsche Bauernkrieg, Parkland Verlag, Köln 1999
Illustrationen: Stiche von Victor Schivert und D.E. Tau
Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg, erschienen zuerst in Neue Rheinische Zeitung 1850
MEW 7/369
Weltgeschichte Bd.4 S.457 ff, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1964
Europa Jagellonica - Kunst und Kultur Mitteleuropas unter der Herrschaft der Jagellonen 1386 - 1572
Ausstellungskatalog Hrg.: Jiři Fajt Potsdam 2013
Albrecht Dürer - Schriften und Briefe, Hrg.: Ernst Ullmann, Elvira Pradel, Leipzig 1993
Autoren: A.Laube, G. Vogler, G. Brendler, G. Heitz, H. Langer, H. Lehmann, I. Mittenzwei
Deutsche Geschichte in 12 Bänden, Bd. 3 Die Epoche des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus, Berlin 1989 S.216


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Ungarischer Bauernaufstand unter Gyorgy Dózsa 1514 / © Hans Holger Lorenz / beg. 31.08.2014 / Stand: 29. September 2015 / WB-To