Kopf eines Bauern Lucas Cranach d.Ä. Aquarell um 1515 (auch 1505/1506 ?)
››Das Bildnis (*) entwickelte sich ziemlich spät. Hohe Bedeutung erfuhr es in der Zeit der frühbürgerlichen Entwicklung, in der
Zeit der Entfaltung der Produktion, der Manufakturen und des Überseehandels. In dieser Zeit stürmischen Wachstums gab es
reiche Möglichkeiten des gesellschaftlichen Aufstiegs. Die Entwicklung des Individuums stellte an die Kunst neue Ansprüche.
Bisher wurde bei den Darstellungen der Herrschenden der Hauptwert auf die Zeichen der Macht gelegt. Nun entsteht
das Bild des Individuums mit seinen besonderen Zügen, in seiner Umwelt, in seinem typischen Raum mit den Zeichen seines Tuns....
...da gibt es eine farbige Zeichnung von bewundernswerter Frische. Der „Kopf eines bärtigen Bauern” im Pelzhut.
Das Bild ist überraschend lebendig und unmittelbar. Der aufmerksame, kluge Blick, das ruhige Selbstbewußtsein machen ihn uns so
nahe, als stünde er vor uns. Es kann kein Auftrag gewesen sein, wahrscheinlich eine Studie. Sie ist von schönster
Lebendigkeit und menschlicher Nähe.
Während → im Werk Dürers der Bauer nur als Typus erscheint, erreicht er hier seine Würdigung als Persönlichkeit.‹‹
(*)Hier spricht Lea Grundig von der allgemeinen historischen Entwicklung des Bildnisses)
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