Der Bauernaufstand unter Wat Tyler und John Ball |
Im Hinblick auf die Strafaktionen der Bauern gegen die hohen Kanzler und auf das Ende des Bauernanführers Wat Tyler
kursieren in der Historie etliche Gerüchte. Sie sind, wie alle Schandtaten in der großen englischen Geschichte sehr spannend
erzählt. Auf der einen Seite fehlen die Fragesteller nicht, die wissen wollen, warum Richard II. die
Bauern hinaus auf die Festwiese im Nordosten Londons lotste, derweil im Tower seine Kanzler getötet wurden.
War er vielleicht daran interessiert? Und könnte der Hungertod Richards im Februar 1400 in
Pontefract Castle dafür die späte Rache der Bischöfe gewesen sein? |
Karte 1: Aufstandsgebiete |
Die Lage
Wenn Bauern der Geduldsfaden reißt und sie wirkliche Schuldige bestrafen...
II. John Ball und Wat Tyler Whanne Adam dalfe, and Eve span, Who was Panne a gentil man? (LG 57)
Als man Nach der Niederlage der Insurgenten Ball habhaft werden konnte, wurde er am 15. Juli 1381 auf grausamste
Arte in Anwesenheit Richard II. umgebracht. Den Armen zur Abschreckung stakte sein Haupt noch lange über der London Bridge.
Die schlimmsten Geldfälscher des Landes ließen den besitzlosen Mönch in einer Hinrichtungsart sterben, die
gesetzlich für Geldfälschung vorgesehen war. Dieser Zynismus wird ihre Herrschaftsform für immer charakterisieren.
III. Die Commutation der Frondienste in Geldabgaben Fußnoten:
[F1] Wyclif war ja nicht der erste seiner Ketzerzunft. Im 12. Jahrhundert wuchs aus der vorher zahmen Ketzerei von Einsiedlern
eine neue aggressive Oposition innerhalb der katholischen Kirche empor, weil diese so stark damit
beschäftigt war, das Geld gegen die Naturalwirtschaft in Bewegung zu bringen. Die große Kaufmannschaft
prunkte mit ihrem neuen Reichtum und die Kirchenoberen versuchten sie dabei noch in Habgier zu übertreffen.
Gegen die Geldanbeterei der Pfaffen empörten sich jetzt die Ketzer
auf dem Kontinent lauter und streitsüchtiger. Peter von Bruis, Tachelm von Antwerpen und Arnold von Brescia sind
die Namen von nicht gerade sympathischen Gestalten, die aber wegen ihrer Widerstände gegen die offizielle Kirchenlinie
zuerst in der europäischen Historie auftauchen. Die Katharer in Südfrankreich sind dann auch die ersten Christen,
die deswegen in einem christlichen (!) Kreuzzug niedergemacht wurden. Der Engländer Wycliff wirkte mit
seiner wohlfeilen Kirche eher diszipliniert. Der streitbare Böhme Jan Hus sorgte dafür, das die →
Hussiten später mehr
aus dessen Ideen machten.
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IV. Zeitangaben | ||
Jahr | England | Frankreich |
1337 | Der Hundertjährige Krieg beginnt. | |
1348 bis 1351 |
Ausbruch der Pest (Katastrophe des Schwarzen Todes). Ein Drittel der Bevölkerung geht zugrunde. Der "Preis" der Arbeitskraft steigt an, Arbeitskräftemangel. weitere Epidemien: 1361, 1362, 1368, 1369, 1370, 1381,1382, 1396 (LJ 50) |
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1349 | Noch im Pestjahr wurde das königliche Dekret Ordinance of Labourers erlassen, das festlegt, das jeder zu den vor der
Pest üblichen Löhnen arbeiten solle. Bis zum Beginn des Aufstandes 1381 gehren überall auf dem Land Unruhen. |
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1351 | Parlamentsgesetz Statues of Labourers erlassen. | |
1357 | Erweiterung des Statues of Labourers. | In Frankreich erzwingen die Generalstände den Erlaß der Großen Ordonanz. Der Aufstand in Paris wird unterdrückt, die Zugeständnisse werden wieder zurück genommen. |
1358 | Aufstand der → Jacquerie. | |
1360 | Die Lösegeldforderung für die Freilassung des französischen Königs Johann beträgt 3 ooo ooo Écu (3 Millionen Goldsterling?). Der Südwesten Frankreichs gehört England. | 5. Dezember: Die in ⇒ Compiegne erlassene Ordonannz dekretierte die Prägung einer Goldmünze mit dem Namen Franc. Der franc d'or a cheval lag mit 3,89 g unter dem ecu (4,5 g) und über dem alten Gulden von Florenz (3,53 g). Die seit Jahrzehnten arg malträtierte Silberwährung wurde fest an die neue Münze gekoppelt. Trotz einiger Kursschwankungen war damit die inflationäre Tendenz der königlichen Geldpolitik unterbrochen. |
1361 | Weitere Verschärfung des Statues of Labourers. Es besteht der Zwang zur Arbeit sowohl für Abhängige wie für Freie.
Die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. Staatliche scharfe Strafandrohung ersetzt private Zwangsmittel. Zweite Pestwelle in England bis 1362. |
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1362 | Erste Fassung von John Langlands Piets Plowmen erscheint. | Das in englischem Besitz befindliche Calais wird zum privilegierten Wollhandelszentrum. Englische Kaufleute bestimmen den Wollhandel. |
1363 | Einführung einer Steuer auf jedes Herdfeuer, die fouage und erneute Anhebung der Steuern für die "Restzahlungen" des Lösegeldes für König Johann II., (König von Frankreich 1350-1364), der aus englischer Gefangenschaft freigekauft werden sollte. |
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1369 | Dritte Pestwelle. | |
1376 | Das Parlament gesteht indirekt das Versagen der Gesetze ein, weil die Feudalherren es selbst unterlaufen, und sich
gegenseitig die Arbeitskräfte abspenstig machen. Eine Kommission von Friedensrichtern überwacht die Einhaltung der Gesetze.
Wyclif veröffentlicht die Reformschrift De civili domino. Der Hochadel nutzt Wyclif für die eigene Position gegen das Kircheneigentum. |
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1377 | Tod Edwards III., Nachfolger ist der unmündige 10 Jahre alte Richard II.
(Siehe Frankreich 1380) Das Parlament erhebt eine einmalige Kopfsteuer. Die erweiterte Fassung von Piers Plowmen wird sehr populär. |
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1379 | Die Kopfsteuer wird erneut erhoben. | |
1380 | Erhebung der Kopfsteuer zum dritten Mal. | Abschaffung der fouge (Herdsteuer) noch unter Karl V. Beginn der Regierungszeit Karls VI. - Der König ist bei der Thronbesteigung 12 Jahre alt - beachtliche Parallelität zu den Verhältnissen in England. |
1381 | Übergriffe bei der Eintreibung der dritten Kopfsteuer bilden den Anlaß für den Aufstand in Südostengland.
Im Mai beginnt der Bauernaufstand. Bewaffnete Steuerverweigerung in Kent.
13. Juni: Die Tore Londons öffnen sich für die rebellierenden Bauern. 14. Juni: Der Lordkanzler wird hingerichtet. Die Aufständischen überreichen in Mile End dem König die Forderungen (der wohlhabenden) Bauern: Abschaffung der Leibeigenschaft und der Fron, einheitliche niedrige Geldrente, freier Handel. Nach Zustimmung des Königs zieht ein Großteil der Bauern ab. 15. Juni: Wat Tyler überreicht in Smithfield dem König die radikaleren Forderungen der armen Bauern: Aufhebung der Arbeitsgesetze, Verteilung des Kirchenlandes an die Bauern, Gleichstellung der Stände. Nach der Ermordung Tylers ziehen die führungslosen Bauern ab. Strafkommandos verfolgen die Abziehenden. |
Wiedereinführung der fouage - von den Generalständen im Februar 1381 beschlossen.
Noch wenig erforscht: In den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts beginnen Bauernbewegungen in Mittel- und Südfrankreich (Auvergne, Poitou, Languedoc, Dauphine). Die Bauern verfolgen eine Partisanentaktik bei ihren Strafaktionen gegen Adlige, Steuereintreiber, Wucherer, königliche Beamte und hohe Geistliche. Ahnlich den zeitgleichen Bauernrebellen (tuchini) in Norditalien werden sie als Tuchins bezeichnet. |
1382 | Erhöhung der Salzszeuer. Aufstände in Rouen. Aufstand der Maillotins in Paris gegen das Steuersystem. Die Aufständischen plünderten das Rathaus und verschiedene Stadthäuser wohlhabender Bürger. Die Notabeln (der Kreis der exklusiven Neureichen) bezahlen eine Summe von 80 000 bis 100 000 Francs an die Unterhändler und können so den Aufstand beenden. |
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1399 | Vom Parlament wird Heinrich Bolingbroke als König eingesetzt, mit Heinrich IV. beginnt die Dynastie
des Hauses Lancaster. Nach seiner Absetzung kommt Richard II. in Gefangenschaft um. |
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1413 | Oldcastles Aufstand (Lollardenaufstand) Revolte der Lollarden unter Sir John Oldcastle, besonders in den Gebieten, in denen die Kirche Lollarden verfolgte. Forderungen: Enteignung der Kirche, Abschaffung der Aristokratie. Sämtliche Rebellen gerieten in Gefangenschaft, die Lollardenbewegung bestand als kleine Untergrundbewegung bis um 1500. |
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1431 | Erfolgloser Aufstand unter William Perkins. |
Namen | V. Zeitgenossen | |
Namen aus der Zeit der Peasants´ Revolt | ||
Thomas Baker | Mutiger Sprecher des Dorfes Fobbing, der am 1. Juni 1381 den Richtern erklärte, das das Dorf bereits die Steuern gezahlt hätte und mehr Geld nicht da wäre. Damit begann die Konfrontation. | |
John Ball |
(1335 - 1381) Englischer Landgeistlicher, einer der Führer des Bauernaufstandes von 1381,
als Volksprediger der Propagandist unter den Bauern.
Wurde am 15. Juli 1381 auf besonders grausame Art (Drawing and quartering)
hingerichtet.
Ball soll u.a. in folgenden Orten gepredigt haben: Ashen, Billericay, Böcking, Braintree, Cressing Tempel, Dedham, Coggeshall, Fobbing, Linden, Great Baddow, Kleine Henny, Stisted, Waltham. Siehe auch: ⇒ John Ball in Wikipedia |
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John Battis | Rebellenanführer bei Ipswich. | |
Robert Belling | Geflohener Leibeigener, wurde von den Rebellen in Rochester am 6. Juni 1381 befreit. | |
Bromyard | Kanzler von Cambridge, Dominikaner, ein Gegner Wyclifs. Er hat aber ebenso die Fürsten und Reichen, die Stolz und mit großem Protz lebten, Paläste besaßen, Felder mit hohen Pachten belegten, die ihre Landleute grausam behandelten, damit sie in Luxus leben konnten, angeklagt. Sie würden allerdings ihre Strafe erst in der Hölle erfahren. (LG 57) | |
Adam Clymme | Predigte in Isle of Ely und wiegelte die Bauern auf zur Erhebung. Er verbot den Landleuten, nicht mehr für ihre Herren zu Arbeiten. Dabei soll er sich auf eine mysteriöse magna societas berufen haben. (LG 138) | |
Robert Hales | Prior der Hospitalritter (heute: Johanniterorden), nahm teil am Kreuzzug gegen Alexandria, der mit einer Plünderung der Stadt und einem Massaker an der Bevölkerung endete. Wurde nach dem Rücktritt des Schatzkanzlers und Bischofs von Exeter selbst Schatzkanzler. 1381 im Tower von London durch aufständische Bauern hingerichtet. | |
Nicholas Hereford | (Nikolaus von Hereford) Oxforder magister artium. Arbeitete ebenfalls an der ersten Bibelübersetzung und trug die Ideen Wyclifs mit. Seine anfängliche Radikalität soll ihn dazu gebbracht haben, in einer seiner Predigten festzustellen, das der Erzbischof Sudbury sein Schiksal verdient habe, als der beim Bauernaufstand 1381 getötet wurde. Lebte zeitweilig im Untergrund, widerrief aber 1391 sein Bekenntnis zu den Lollarden.(LL 343) | |
Wiliam Langland |
(um 1332 bis um 1377) Sein Gedicht Die Vision von Peter dem Pflüger (Vision of William concerning Piers the Plowman),
gehört zu jenen schriftlichen Zeitbeiträgen,
die die Entwicklung der Literatur in englischer Sprache mit bestimmten. Der Text verdeutlichte die Hoffnungen der
arbeitenden Menschen auf dem Lande und war Bauern und Städtern leicht verständlich. Langland lobt die menschliche
Arbeit, prangert soziale Ungerechtigkeit an und verspottet erbarmungslos Schmarotzer und Tagediebe.
Die großen Reichtümer seien durch die Arbeit des Pflügers, des Webers, des Schmieds u.s.w. entstanden.
Das Gedicht wurde im Vorfeld des Aufstandes von 1381 sehr populär, der Name Piers Plowman
zum Inbegriff für Arbeit und Gerechtigkeit. |
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John Purvey | langjähriger Sekretär Wyclifs, leitete die freie Bibelübersetzung (in Weiterentwicklung der wörtlichen Übersetzung durch Wyclif) ins Englische, brachte eine Bibel für die einfachen Lollarden heraus (Lollardenbibel). Lenkte das Entstehen eines volkstümlichen Lollardenschrifttums. Schwerpunkt seiner propagandistischen Arbeit war die Stadt Bristol. Nach seiner Gefangennahme widerrief er im Jahr 1401, muß aber nach seiner Bewährungszeit in West Hythe (Saltwood) wieder die illegalen Verkündigungen des Evangeliums unter den Lollarden aufgenommen haben. Deshalb verschwand er ab da im Nebel der Geschichte. Andere Berichte sollen seinen natürlichen Tod 1414 bestätigen. Lambert 345 | |
Thomas Sampson | Rebellenanführer bei Ipswich. (Wiki engl) | |
Jack Straw | Bauernanführer, u.U. Pseudonym eines Unbekannten oder von Tyler. | |
Simon von Sudbury | Erzbischof von Canterbury, 1380 Hoher Lordkanzler von Großbritannien. Vom avigonesischen Papst Innozenz VI. 1356 zu
König Edward III. nach England entsandt. Krönte 1377 Richard II. Wurde im Tower of London von den aufständischen Bauern der Peasants´ Revolt 1381 geköpft. Sein Kopf wurde auf der London Brigde ausgestellt. Zuvor hatten die Aufständischen seine Residenzen in Canterbury und Lambeth zerstört. (LL 313) |
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Wat Tyler | (= Jack Straw = John Wraw (?)) Bauernanführer, am 7. Juni in Maidstone als Anführer gewählt. Von Beruf vermutlich Dachdecker, soll in Frankreich als Soldat (Bogenschütze) gedient haben. Ging nach erfolgreicher Besetzung Londons in die Falle der Adligen und wurde dabei getötet. Wiki | |
John Wyclif | (1328 - 1384) Professor an der Universität Oxford, Ideologe der englischen kirchenreformatorischen Bewegung.
Mit seiner Kritik an Dogmen der Katholischen Kirche formulierte er die Intressen des neuen Bürgertums und
des Königs. Die englische Kirche sollte dem König unterstellt werden, ihr Reichtum und ihre Ländereien dem
König zugeordnet werden. Da auch die weltlichen Feudalherren an einer Säkularisierung der Kirchenländereien
interessiert waren, hatte Wyclif Unterstützung hoher Persönlichkeiten. Wyclifs Ideen übten großen
Einfluß im Innland auf die Lollarden aus, und europaweit auf die Reformationsbewegungen der kommenden zweihundert Jahre.
Engels zählte Wyclif zu jener Ketzerei der Städte, die eine wohfeile Kirche gegen die geistlichen Feudalherren
schaffen wollten. (MEW 7/344-345)
Entwickelte sich vom Oxforder Professor zum Häretiker der Kirche, wechselte dabei vom Nominalismus zum Ultrarealismus. trat 1371 in die königlichen Dienste durch Vermittlung des Schwarzen Prinzen oder des John of Gaunt. War 1374 als Diplomat bei den Verhandlungen mit denm Papst. 1377 vertrat er den Standpunkt der Regierung über den Export von ungemünztem Gold nach Avignon. 1378 verteidigte er die Maßnahmen der königlichen Beamten bei einem Rechtsstreit über die Verletzung des Asylrechts. Dieses Auftreten sicherte ihm den Schutz hoher Persönlichkeiten. (LL 326) W. selbst stand dem Aufstand, ähnlich wie Luther im Deutschen Bauernkrieg, ablehnend gegenüber. Sein Einfluß auf die Motivation der Rebellen mag eher ungewollt gewesen sein. Der kirchliche Angriff auf W. erfolgte auf dem sog. Erdbebenkonzil. Aber seine Verurteilung des Reichtums der Kirche ist von den Bauern auf ihre eigenen sozialen Forderungen übertragen worden. ( W. forderte, das Almosen nicht zur Kriegführung bestimmt seien. Gewalt gegen Gewalt sei eine mohammedanische Logik, und schiebt Gewaltaufforderungen mit Sic enim arguunt Sarraceni quod Machomet propheta eorum. den Muslimen zu. (LG 60) Seine Position gegen den Krieg übernahmen die Lollarden. Gewisse Ähnlichkeiten mit den späteren Widertäufern bieten sich hier an. |
VI. Begriffe | |
Annaten | Jahrgelder, die zur Verleihung einer Pfründe an den Papst zu zahlen waren. Anfangs unregelmäßig, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts regelmäßige Abgabe wie eine Steuer gehandhabt. Der Pfründeninhaber holte sich die Summen von der Bevölkerung in Form von Zwangsabgaben mehrfach zurück. |
groat | Eine in England von 1351 bis 1662 im Umlauf befindliche Silbermünze. Es wird (LG 83) angegeben: 3 groat = 1 Shilling = 12 Pence . (LG 82-83) Weitere (nicht erklärte) Zahlenangaben: Die Commons stimmten einer Gesamtsteuer von 150 000 M (= 100 000 Ibs) zu...; Taglohn für das Getreidedreschen 1380: zwischen 2 ... 4 d. (???) |
Lollarden | (Lollards) religiöse Sekte in England, Feindin der Katholischen Kirche, übernahm Lehren von Wyclif.
L. verkündeten das Evangelium der urchristlichen Brüderlichkeit und Gleichheit der Menschen.
Zentrum war die Grafschaft Norfolk. Die Lollards wurden zwei Jahrhunderte grausam verfolgt.
Das Lollardentum stellt ein Hauptereignis in der englischen Kirchengeschichte dar. Es ist nicht erwiesen, das Wyclif jemals Jünger entsandte, das ist eine Legende der armen L., W. hinterließ den Lollarden Gedanken zur Stärkung ihrer Reihen, sie fanden weiten Nachhall in der Bevölkerung. Seine Ansicht über die Prädestination beendete die Autorität der Kirchenfürsten. Seine Lehre über die Bibel gab den entstehenden Sektierern Möglichkeiten, Angriffe neu zu formulieren. W. forderte die Abschaffung der Kirchenhierarchie und erlaubte jedem Laien das Predigen. Mit seiner Bibelübersetzung bot er dem Lesekundigen neue eigene Möglichkeiten. Das machte die Überzeugungskraft der L. aus. Insbesondere der Bevölkerungteil, der Lesen und Schreiben aus Berufsgründen beherrschte, verbreitete selbst beim Bibelunterricht diese Fähigkeiten. Es ist nicht bekannt, wie weit das Rechnen mit Zahlen in den Unterschichten verbreitet war. Unter den Handwerkern und im niederen Klerus fanden sich die meisten Anhänger. Viele waren als Weber und auf andere Art in der Woll- und Textilherstellung beschäftigt, was eine gewisse Beherrschung von Grundrechenarten eigentlich beinhaltet. Sie hatten daher auch eine andere Beziehung zum Geld (Münzen-Guthaben) und lehnten nicht Reichtum aber den nicht erarbeiteten Reichtum durch Habgier ab. Daher waren die L. nicht Anhänger irgendwelcher Mysterien sondern kannten die Realitäten des Lebens. Im Aufstand von 1381 waren L. involviert, aber nicht die Träger der Bauern-Rebellion. |
monetagium | Henry I. ? / Herdsteuer ersetzt m.? Untersuchen. googlebook |
Xenophobie | (Fremdenfeindlichkeit) Eduard III. hatte 1336 Schutzbriefe für jene Textilproduzenten ausstellen lassen, die in
England arbeiten wollten. Der Bedarf der englischen Oberschichten an Tuchen stieg ständig. (Die Bauern waren
nicht Kunden oder Abnehmer dieser Tuche, sie fertigten in Hausarbeit ihre Kleidung selbst.)
So zog es flämischer Arbeiter über den Kanal. Sie brachten einige technische Neuerungen und
andere Stoffzusammensetzungen mit. Knapp neun Jahre später sah sich der König gezwungen, besondere Schutzmaßnahmen
für diese zu treffen. Die Zünfte wollten die zusätzlich eintreffenden Arbeiter zuweilen in ihre Reihen zwingen
und so an die heimatlichen Verdienstbedingungen binden. Nach dem durch die Bauern 1381 in London die richterliche Gewalt ausgehebelt worden war, kam es in der Stadt zu Exzessen gegen hier wohnende Flamen. Auch in Lynn und Yarmouth wurden Flamen getötet. Andere Ausländer, vornehmlich im Geldwechselgeschäft tätige Florentiner, wurden ebenfalls Opfer der Menge. Man sah in ihnen die Verursacher für die wirtschaftliche Misere, die ihren Gewinn auf unehrenhafte Art gewannen. (LG 96) |
Nobel | Englische Goldmünze, die zum ersten Mal 1339 im Londoner Tower geprägt wurde. (LC 201) Nobel |
VII. Quellenangaben Literatur Links | |
(LC) | Geoffrey Chaucer, Canterbury Tales, Hrg. Martin Lehnert, Illustrationen Werner Klemke, Berlin 1979 |
(LE) | Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg, Neue Rheinische Zeitung, Mai Oktober 1850 (in MEW 7 344-345) |
(LG) | Horst Gerlach, Der englische Bauernkrieg von 1381 und der deutsche Bauernkrieg: Ein Vergleich,
Meisenheim 1969 Zitat S.82: "Die Eintreibung der Umsatzsteuer wäre bei der vorherrschenden Naturalwirtschaft mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen." Zitat S.90: "Für die schreibunkundigen Bauern waren die aufgeschriebenen Rechtsverhältnisse der größte Anstoß; legten sie ihnen doch zumeist nur Verpflichtungen auf." |
(LJ) | Jürgen Kuczynski, Geschichte des Alltags des deutschen Volkes, Band Studien 2, Akademie-Verlag Berlin 1981 und Nachtragsband Akademie-Verlag Berlin 1985 |
(LK) | Josef Kulischer, Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, 1. Band, München Berlin 1928 |
(LL) | Malcolm Lambert, Ketzerei im Mittelalter, Augsburg 2004 |
(K) | Karte: © Hans Holger Lorenz |
() | Illustration Hans Holger Lorenz, frei nach einer Darstellung im Programmheft des Deutschen Theaters Berlin von 1972 zu Shakespeare Leben und Tod König Richard des Dritten" in der Fassung von Manfred Wekwerth |
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