Notizen zum Bauernaufstand in der Vendée



Inhalt

    21.10.1790: Die Trikolore wird Frankreichs Nationalflagge








Unruhige Bauern, hochfahrende Spekulanten und der Vorschlag eines reichen Bischofs

1789 beginnt die wirkliche Neu-Zeit. Es ist die Zeit, in der die Wissenschaftler tatsächlich unabhängig von Aberglaube und Religion forschen, die Dichter mit moderner Sprache fabulieren, in Fabriken Arbeiter erste Massenprodukte herstellen lernen. Adel und Kirche offenbaren deutlich ihre Überflüssigkeit. Und die Bauern auf dem Land?
Die Welt ist nun komplett umspannt von Handelsinteressen wie der Krieg auch: er wird über Kontinente hinweg geführt: in Asien, in Amerika, in Afrika, und sogar in Australien stoßen die Gegensätze der europäischen Staaten aufeinander. So verhält es sich auch mit deren Königshäusern. Ein Irrglaube historisierender Royalisten, alle Könige seien ein Herz mit den Bourbonen. Ein historischer Irrtum des europäischen Adels: sein Tanz auf dem Vulkan liefe ungestört weiter. In Frankreich nicht. Da fegt die Revolution zuerst die Adelsnester aus.
Die Bauern sind von Anfang an dabei! Und eigentlich wollen sie mit dem Ausfegen gar nicht aufhören - bis, ja bis aus kleinen Rangeleien mit einigen Städtern blutige Schlägereien werden. Dann erste wenige Tote unter den Republikanern bei Protest-Demonstrationen. Schließlich ein Bürgerkrieg, der alles bisher Dagewesene an Mordtaten übertreffen wird. Was ist da in die Bauern gefahren?

Unter den Republikanern der Französischen Revolution fanden sich zu wenige, die sich der Sache der Bauern widmeten und deren Fragen öffentlich machten. So als wären Bauern nicht dabei, so als hätten nicht sie die ersten Erhebungen angeführt. Aber die Mehrzahl der Menschen des französischen Königreiches lebte auf dem Land. Die Bauern waren es, die 1775 mit ihrem Mehlkrieg erste Zeichen setzten. Von Revolution war noch gar nicht die Rede. Sie ertrugen auch die Missernte von 1784. Seit dem zeigte sich beständiger Unmut der Landleute. Den Frühling von 1789 bestimmten Gewalttätigkeiten, die sich zielgerichtet gegen Grundbesitzer und Justiz wandten. Akten und Archive verbrannten, Steuerbüros zertrümmert. Zuweilen mussten Schlossherren und Äbte um ihr Leben bangen, wenn in der Provence, der Dauphine, der Hainaut oder der Cambresis die Bauern in Horden angestürmt kamen. Das verbreitet sich im Sommer auf die Normandie, in der Franche-Compte, im Elsaß, Hainaut und Maconnais. Immer stürmten Bauern, manchmal kamen Handwerker zu Hilfe und niedrige Notabeln solidarisierten sich. Es gab angstmachende Gründe für diese Unruhen, die schon mehr waren als kleine Revolten. Die Angst vor neuer Hungersnot steckte in den Knochen der Landleute, prägte ihr Leben. Sie wussten, das nicht nur Wettererscheinungen Preise bestimmten. Händler mauserten sich schon längst zu hochfahrenden Spekulanten, die in Städten lebten. Dagegen stieg mit wachsender Armut die Zahl der Landstreicher rasant, die zogen durch die Provinzen und machten, weil ihnen nichts anderes übrig blieb, Gegenden unsicher. Kriminalität breitete sich fast schlagartig aus, die Zahl der Anzeigen bei der Polizei wegen Räubereien stieg überdurchschnittlich. Gerüchte unter Bauern besagten, dass der König endlich eingreifen würde. Die Sympathie für ihn auf dem Land wuchs. Dagegen verbreiteten sich geflüsterte Berichte über Adelsverschwörungen gegen die Krone. Geheime Bewaffnete geisterten gegen Bauernfamilien. Tatsächlich planten Großgrundbesitzer, ihre Privilegien martialischer verteidigen zu wollen. Man begegnete aus dem Ausland geworbene Söldner (1) und privaten Polizeigruppen in manchen Gegenden. Da fingen die Dorfgemeinden an, sich ernsthafter zu bewaffnen.

Sommer 1789, Straßenkämpfe in Paris und der Bastille-Sturm. Den König zierte fortan eine republikanische Kokarde. Am 4. August erklärte die Regierung eine formale Abschaffung des Feudalsystems. Auf dem Land verging die Zeit mit Erntearbeiten. Der Herbst kam während es in der Hauptstadt weiter brodelte. So richtig verstand man es in den Dörfern nicht, als am 10. Oktober ausgerechnet ein Bischof (2) vorgeschlug, die Kirchengüter zu verstaatlichen! Gleichzeitig führte Paris eine neue Todesstrafe ein mit der noch unbekannten Guillotine. Einen Monat später startete die Enteignung der Kirchenländereien. So schnell kann es gehen. 1789 sind die Klöster in Frankreich nicht mehr vergleichbar mit ihren englischen Brüderhäusern des 16. Jahrhunderts. Das Christentum in Europa alterte seit Englands Heinrich VIII. (3) um weitere dreihundert Jahre. Die französischen Bauern wollten Kirchenhäuser nicht mehr unbedingt verteidigen wie es einst ihre englischen Berufsverwandten 1536 taten. 1790 liessen sie die Dinge geschehen und blieben unzufrieden mit ihren Dienstherren weil der Regierungsbeschluss zum Feudalwesen nicht richtig griff. Auch gingen Bauern in den Departements Ille-et-Vilaine, Morbihan, Lot, Aveyron und Tarn nun energischer gegen ihre Grundherren vor. In gehabter Aufrührermanier schafften sie sich eigenständig im Januar und Februar 1790 auf ihre Art Luft und Freiheit.



Eine Idee für neues Geld

Im Hintergrund lauten gesellschaftlichen Spektakels spielte sich ein Vorgang ab, der selbst aus heutiger Sicht schwer zu durchschauen ist und als Beispiel ausgeklügelter Bereicherungsmechanik durchaus noch Bewunderer finden könnte. Anfangs fast unbemerkt kreierte man noch im Dezember 1789 (14.12.) eine neue Art Geld: Assignaten genannt. In nahezu unsichtbarer Wirklichkeit ging es um Gold, um Silber und um Boden. In Frankreich zeigten sich beide Edelmetalle knapp, schon 1720 hatte der König den Privatbesitz größerer Goldmengen verboten. Dreizehn Jahre vor der Revolution entwickelte man das neue Prinzip der Bereicherungsmechanik und gründete 1776 die Caisse d'Escompte. Einige reiche Privatpersonen im verarmten Königreich organisierten sich eine Zettelbank mit einem Kapital von 12 Millionen Livres! Dem König ließ man selbstverständlich Einblick gewähren, aber zu sagen hatte er nichts. Die von dieser Bank herausgegeben Zettel galten in einem sehr engen Kreis als bares Geld, weil man das Papier jeder Zeit zurück tauschen könnte. Es sollte immer nur so viel Zettelwirtschaft sein wie reales Geld in der Kasse klingelte. Selbstverständlich durfte man mit den Zetteln spekulieren. Das funktionierte 1783 nicht mehr richtig, man hatte der Regierung zu viel Bares geliehen. Aber die Bereicherungs-Idee funktionierte ausgezeichnet und so trug man diese Idee über die Revolutionszeitgrenze von 1789 hinaus und ließ das Parlament den Beschluss des Assignaten-Papiers fassen. Bei der Herstellung der ersten 1400 Millionen Assignaten nahm man sogleich 400 Millionen davon, um dieser Kasse "Staatsschulden" zurück zu zahlen, dann machten die ungenannten Privatleute die Kasse ziemlich hastig dicht. Sie müssen sehr reich geworden sein und für die Bevölkerung gab es plötzlich Papiergeld.

In der Nationalversammlung tobte Ende 1789 ein (fingierter ?) Debattensturm über das Thema Geld und Staatsschulden. Ein Finanzminister des Ancien Regimes forderte das Auftreiben von hunderten Millionen Livres, weil die Gläubiger sonst ungeduldig würden. Man fand die Lösung mit der Verstaatlichung der Kirchengüter. Sie brachte auffällig genau die Summe von 400 Millionen Livres. Aber nicht einer der doch so mutigen und wortgewaltigen Abgeordneten stellte die Frage: "Wie heißen die Gläubiger? An wen ist der französische Staat eigentlich verschuldet?" (4)

Zu klären ist noch der Teil des Mechanismus, der den enteigneten Boden der Kirche neuen Besitzern zuführte. Dazu hatte der Interessent sein Gold oder Goldgeld bei einer neu gegründeten (Zettel-) Bank gegen Assignaten einzutauschen. Diese Papiere waren dem Bodenverkäufer einzureichen und damit die entsprechende Immobilie zu bezahlen. Da Bank und Verkäufer in der Startphase gleichzeitig den republikanischen Staat verkörperten, blieb dem Staat die Pflicht, die eingelösten Papiere zu verbrennen. Beide Absichten hielt man aber nicht ein. Erstens begannen die Assignaten-Käufer mit den Papieren zu spekulieren und zweitens verbrannten die republikanischen Büros die eingelösten Papiere nicht.

Aber wer verfügte 1790 über reichlich Gold und Silber, um sich Boden zu verschaffen? Doch nicht die Bauern! Und warum nicht gleich Bares gegen Boden? Weil dann sichtbar wäre, wer Gold und Silber besaß und wer jetzt den Land-Gewinn einstecken würde. Diese Sichtbarkeit war nicht erwünscht. Und immer, wo Sachlagen im Nebel völliger Unübersichtlichkeit verschwanden, geisterten Spekulantenseelen herum, die Gewinn ohne Arbeit witterten. So gingen die ersten Verkäufe der neu in Nationalgüter umbenannten Kirchenländereien tatsächlich an adlige Großgrundbesitzer und an reiche bürgerliche Rentiers, Kaufleute und Fabrikanten. Diese Sorten Parasiten setzten sich schon länger in den Städten fest - daher ein sich scheinbar offenbarender Gegensatz von Städtern und Dörflern. Die Revolution ließ sich noch Jahre Zeit, diesen Fehler zu korrigieren - ein Schicksalsfehler für viele kleine Bauern.



Ein neues Wort Entchristianisierung

Zur unübersichtlichen Bereicherungsorgie gehörte eine lautstarke ablenkend vernebelnde Entchristianisierungskampagne. Sie wurde von einer extremen "Linken" getragen, eigenartigerweise jedoch losgetreten von deren Gegenspielern, von Berufsklerikern.(5) Robespierre gehörte zu den wenigen, die die Sache von Anfang an durchschauten, sich ihr vermutlich aber anpassen mussten.

Die Debatte zwischen anmaßender Religion und praxisorientierter Wissenschaft begrenzte sich eigentlich auf intellektuelle Salongespräche. Forscher und Techniker benötigten keine religiösen Erklärungen mehr. Physik, Biologie und Geographie wurden handfeste Lehrfächer. Die Enzyklopädisten verbreiteten einfaches Natur-Wissen. Im Alltagsleben auf den Dörfern war keine Rede davon. Die Kirche selbst zeigte sich sozial längst nicht mehr einheitlich. Da strotzten, wie in der ganzen Nation die Oberen mit Reichtum und die Untersten litten Armut. Deswegen blieb ein Widerstand gegen die Enteignung der Kirchengüter eher zaghaft. Die Vorschläge zur Nationalisierung kamen ja sichtbar von den oberen Kirchenfürsten! Robespierre erklärte die erfolgreiche Abschaffung überflüssiger Würden und die bereitwillige Einbindung der Priester in den Staatsdienst so: "Diesen glücklichen Erfolg hatte man dem Klerus selbst zu danken, da das geistliche Komitee viele aufgeklärte Priester in sich begriff, welche aus Neid, teils aus christlicher Überzeugung sich über die anstößige Prachtliebe der Bischöfe ärgerten und die Rückkehr zur apostolischen Einfachheit verlangten".(23 S.160) Was einfach begann, wurde jedoch innerhalb eines Jahres zu einem merkwürdig gepuschtem Exzess. Der mit wilder Polemik aufgebotene Zwang, Priester zu einem formalen Staatseid zu treiben, zeigt sich heute als ein erstaunlich billiges Plagiat von Königswillkür. Die junge Republik nutzte Formen diktatorischer Glaubenspolitik des einstigen englischen Königs Heinrich VIII. Dieser Zwang katapultierte in Priester und Bevölkerung einen Keil, der aus Sansculottensicht für den Erfolg der Revolution nicht vorteilhaft war. Die pseudorevolutionäre Propaganda, die in lokaler Bilderstürmerei in den Provinzen ausartete, verunsicherte in erster Linie die Bauern, die sich noch nicht für ein pro oder contra zur Revolution entschieden hatten. Je wilder und zuweilen schamloser die Exzesse wurden, desto mehr mochte sich unter der Landbevölkerung in den katholisch bestimmten Landstrichen, aber nicht nur dort, eine gewisse Abscheu gegen die Akteure befestigt haben. Diese Abscheu gab den entscheidenden Ausschlag für eine Hinwendung zum Königtum, nachdem sie vier Jahre umsonst auf gesetzliche Klarheit in den Feudalabschaffungen gewartet hatten. Zugleich erzeugte die antichristliche Kampagne eine polarisierenden Gegensatz zwischen Bauern und Städter - wie sich schnell zeigen sollte, ausgerechnet zum Vorteil von Spekulanten und Parasiten.

In einem Provinzstädtchen wurde im März 1793 aus überbordenden Bauernzorn erstes Verbrechen: die Aufständischen liessen ihre Unzufriedenheit etwa 500 unschuldige Einwohner Machecouls mit dem Leben bezahlen. In der Stadt Cholet töteten sie wenige Tage später hunderte Nationalgardisten. Wie hoch musste am Beginn der modernen Zeit die Zahl der Opfer sein, damit kein Franzose mehr unparteiisch bleiben konnte? Ab wann gab es nur noch ein dafür oder ein dagegen? Wer würde zuerst die Frage stellen: Für uns oder gegen uns? Es gibt kein Drittes! In der Vendee entschieden sich die Städter oft für die Republik, die Dörfler für die alte Monarchie. In manch anderen Gegenden war es umgekehrt. Während der alten Monarchie wussten die Bauern, woran sie waren, die neue Republik dagegen verlangte zu viel gesetzlich Unbestimmtes! An den neuen Bodenverkäufen konnten die meisten Bauern noch nicht teilhaben - sie besaßen kein Gold - sie konnten keine Assignaten kaufen und damit auch nicht spekulieren. Aber eine Städter-Schicht konnte das - sie besaß auf einmal Land, das oft vor der Stadtgrenze lag. Boden, den vorher Bauern seit Generationen pachteten. Wie lange dauert es wohl, bis die gegensätzlichen Ansprüche aufeinander krachen? Ein Jahr? Zwei Jahre? Die auf den Dörfern übten vier Jahre Geduld!

Als die Todesnachrichten aus Cholet den Konvent erreichen, forderten am 24. März 1793 zwei Abgeordnete die Dörfer der Aufständischen niederzubrennen. Was ging da im Parlament vor? Kannten die in der Hauptstadt die Lage der Bauern nicht? Warum wollten die Städter zu Methoden greifen, die aus dem Ancien Regime noch zu gut im Gedächtnis hafteten. Dörfer niederbrennen? Schafft man damit Frieden für Bauern? Der gemeinsame Feind hieß doch anders! Aber der schien raffinierter zu sein. Die Royalisten benötigten etwa einen Monat, um sich an die Spitze des Bauern-Aufstandes zu bringen und noch länger, um tatsächlich eine politische Führung zu installieren. Die ersten Anführer waren keine Adligen, Cathelineau ein Fuhrmann und Wollhändler, Stofflet ein Jagdhüter und Ex-Korporal, Gaston gar ein Perückenmacher. Erst am 26. Mai kam es zur Bildung des Obersten Rates der Vendee. Da waren es alte Priester, ehemalige Offiziere und königliche Notable, die versuchten, eine Art Aufstandsregierung (6) zu etablieren. Inzwischen verstrich wertvolle Zeit für die Republikaner.



Die neuen Agrargesetze kommen zu spät für die Vendee

Nein, ganz untätig waren die Republikaner in Paris nicht. Dass der Kampf um Bodenbesitz ging, war längst klar. Am 3. Mai 1793 beschloß der Konvent ein Bodengesetz, am 10. Juni 1793 erfolgt eine wichtige Ergänzung. Zu spät für die Bauern in der Vendee, vier Jahre zu spät! Die Revolutionäre von 1789 hatten bei ihrer Erklärung zur Abschaffung der Feudalrechte (4. August 1789) vergessen, sämtliche feudale Lasten der Bauern für ungesetzlich zu erklären. Schwammige Formulierung öffnete Tür und Tor für royalistische Wühlarbeit, der König verweigerte seine Zustimmung zum Gesetz. Dadurch herrschte auf dem Land eine Lage juristischer Unsicherheit! Waren die Bauern im Recht? Welche Abgaben und Steuern hatten sie noch zu leisten? Wie hoch wären Freikäufe? Durfte unbehelligt in den Wäldern gejagt und Holz geschlagen werden? Einfache Bauernfragen! Adlige Privilegien galten doch abgeschafft! Ja, aber Eigentum bleibt unantastbar, antworteten die Grundherren bis zum Sommer 1793. Die Notlösung der Bauern hieß: "Bezahlt wird nicht!" Zwei Jahre lang bekam der Staat von ihnen kein Geld. Von diesem Staat fühlten sich die Bauern auch nicht geschützt. Dennoch forderte die Republik seit Februar 1793 dringend von ihnen 300000 Söhne für die Armee. Für einen Krieg gegen das Ausland, für einen Revolutionsexportkrieg, der sesshafte Bauern nicht interessieren konnte. Selbst Robespierre hatte gegen diesen Krieg polemisiert. Rief er nicht, dass niemand gestiefelte Missionare liebt? (7) Wie weit gingen hier die Interessen schon auseinander? Und wie mussten sich die Antagonismen noch spreizen, wenn eine ideologische Kampagne der Entchristianisierung diese tiefgläubigen Katholiken zusätzlich verstörte?



Krieg in der Vendee

General Biron, den Paris in die Vendee gegen die Bauern sendete, war ein alter Berufssoldat. Seine ersten Epauletten verdiente er sich, als er 1768 den Aufstand des Pascal Paoli auf der Insel Korsika (8) niederschlug. Zusammen gewürfelten ausländischen Söldner bildeten Birons Truppe, die zu spät erkannte, dass sie gegen den verzweifelten Mut von Bauernsöhnen kämpfte, die das Fortbestehen ihrer Höfe verteidigten. Der Urvater der französischen Fremdenlegion wurde wegen Erfolgslosigkeit vom Revolutionstribunal verhaftet und am 31. Dezember 1793 guillotiniert.

Nach ihm versuchten sich zwei Armeen der Republikaner in der Vendee mit ihren Zentren in Nantes und Saumur. Aber General Canclaux verstand die Proletensprache von General Rossignol nicht. Der elegante Schüler der École de cavalerie de Besançon konnte nicht mit dem Sohn eines Packmeisters. Genau so ging es dem bedächtigen Kommissar Philippeaux mit dem feurigen Kommissars Bourbotte. Philippeaux versuchte sich vergeblich in Milde und Mäßigung. War der Zeitpunkt dafür nicht längst vorbei? Konnte Paris noch Verständnis für die Bauern aufbringen? Andererseits schien das Schicksal der Bauernkinder in den Augen der Landbewohner schon vorherbestimmt: entweder starben sie auf den Schlachtfeldern im Ausland oder sie wurden auf ihren Äckern nieder gemacht. Die Bauern der Vendee entschieden sich für die Verteidigung ihrer ärmlichen Existenz in den engen Dörfern. Sie wollten nicht nach draußen in einen Krieg, den sie nicht verstanden. Sie verteidigten ihr karges Leben lieber in der Heimat! Zwar zerstritten sich ihre adligen Führer und zeigten sich offen als Kontrahenten, aber so war es immer, Jahrhunderte lang! Auf der republikanischen Gegenseite sah es doch nicht anders aus. Deren Generäle wechseln ständig und bezichtigten sich des Verrats. Die Kommissare aus Paris gossen fanatisch Öl ins Feuer. Jeder wollte der Entschlossenste, der Grausamste und der am wenigsten unter Kritik stehende sein. Deswegen, nicht nur deswegen aber auch deswegen, steigerte sich der Kampf in extremsten Blutdurst und gebar außergewöhnliche Brutalität auf beiden Seiten.

Die anfänglichen Siege der Aufständischen verleiteten die Royalisten zu absurden Illusionen. Es gab Streit unter den adligen Insurgenten über die weiteren Stoßrichtungen, Paris wäre ein Ziel, ein anderes die Stadt Nantes. Die Entscheidung fiel in Richtung Küste, man wollte mit den Engländern Verbindung aufnehmen. Ab jetzt konnten die Verteidiger der Republik sich alle anderen Erwägungen sparen. Ab jetzt standen ihnen tatsächliche Konterevolutionäre gegenüber. Mignet, der großer französischer Historiker wird es fünfunddreißig Jahre später in die Worte bringen: "Eine Konterrevolution bleibt ebenso wenig stehen wie eine Revolution." (3 S. 271) Die Bauernhaufen nannten sich fortan Katholische Armee des Königs. Britische Transportschiffe brachten ihnen 80000 Musketen, Munition und 80 Kanonen, Verpflegung und Uniformen. Neben alten Goldstücken kam auch hier neues Geld in Umlauf, ebenfalls als Papier! Größere Scheine für 500 Livres und für die Bauernsöhne kleine für 10 und 15 Sous. Auf diesen, von den Bauern angestaunte erste Papierscheine stand zu lesen "Im Auftrag des Königs", das Bild Ludwig XVI. war zu sehen und die Herausgeberbezeichnung: Armee Catholique et Royal de Bretagne. Geld drucken ist eigentlich nicht mehr Bauernberuf und Bauernsache! Das organisierten sicher andere.

Noch am 17. Juli 1793 schaffte man in Paris per Dekret alle Feudalrechte entschädigungslos ab, endlich Klarheit! (9) Endlich konnte den Grundherren in der Provinz die richtige Antwort gegeben werden, sollten sie auf alte Rechte pochen. Aber die Vendee hat jetzt bereits eine eigene Regierung! Eine adlige, also eine gewohnte. Ein König schien auch wieder anwesend zu sein, immerhin zeigten sich seine offiziellen Zeichen. Im November 1793 gingen die Revolutionäre noch einen entscheidenden Schritt weiter. Der Konvent ordnet an, die zum Verkauf stehenden Nationalgüter in vielen kleinen Stücken zu veräußern und damit Armen den Kauf zu ermöglichen. Diese Entscheidung wird den Sieg der Republik tatsächlich sichern helfen, aber eben nicht mehr in der Vendee! Da blieb die Situation verhärtet. Zu viele Opfer brachten beide Seiten auf, zu viel Tränen und Blut war bereits geflossen. Mitten in diese Republik stärkenden Konventsbeschlüsse trätete ein Oberrevolutionär lautstark, das die Vendee zu vernichten sei. Diese Drohung aus Paris klang den Bauern in ihren Ohren, als sie verzweifelt versuchten, die Stadt Cholet erneut zu erobern.

Wer war dieser Bertrand Barere, der verbal einen Vernichtungskrieg in die Landschaft der Vendee tragen wollte, der sich mehrmals in seiner Rede vor dem Konvent (1.Oktober 1793) dazu hinreißen ließ, "Zerstört die Vendee!" auszurufen? Dieser Sohn eines feudalen Steuer- und Justiz-Beamten, studierte unter dem Ancien Regime ebenfalls Justiz und konnte dann seine Wortgewaltigkeit als Anwalt ausprobieren. Dass dieser Anwalt einmal für den Tod des Königs plädieren würde und die historischen Königsgräber in Saint-Denis plündern ließ, war adliger seits nicht vorauszusehen. Adlige pflegten sich für kleine Anwälte nicht zu interessieren. Eine Feindschaft mit dem Revolutionär Danton überlebte Barere, galt später andererseits als Aktivist beim Sturz Robespierres. Nach dem 18. Brumaire bot er seine Dienste Napoleon an. Für den Dauerkrieg führenden Kaiser sortierte er eifrig die Spitzelberichte der Polizei. Unter dem Bürgerkönig erneut Abgeordneter starb er mit 86 Jahren als letztes überlebendes Mitglied des Wohlfahrtausschusses. Was konnte dieser Mann 1793 wohl vom Leben der Bauern in der Vendee wissen?

Am 17. Oktober 1793 erleiden die Insurgenten der Vendee ihre schwerste und für den Fortlauf der Dinge entscheidenste Niederlage bei Cholet. Die Geschichte der Großen Französische Revolution kennt hervorragende Kapitel des Mutes und der Aufopferung des Volkes für die neue Freiheit, sie kennt zugleich tränenreiche Kapitel der Verzweiflung und der Trauer. Hier in der Vendee werden ihre Kapitel schlimmster Bitterkeit geschrieben, weil sich Geschehnisse vollziehen, die den heutigen Betrachter der Ereignisse an ihrer historischen Notwendigkeit zweifeln lassen. Im Fortgang der Zeiten in Jahrhunderten gemessen, kann man lesen, wie in zukünftigen Kriegen auf dem europäischen Kontinent Flüchtlingsströme ziehen werden, die dem Beispiel eines Marsches durch die Vendee folgen. Entsprechende Menschenzüge immer größeren Ausmaßes werden ohne Schutz und bedroht von vor nichts zurückschreckenden und unverhältnismäßig überlegenen Kräften verfolgt, kreuz und quer über den Kontinent ihrer Vernichtung entgegen wanken. In dem Kapitel der Bitterkeit von 1793 aber wird nicht nur die Niederlage und Ohnmacht falsch verstandener Bauern beschrieben, nicht nur ihre tödliche Raserei gegenüber unbedarften Städtern und jungen republikanischen Soldaten. Beschrieben wird auch, dass menschliches Entsetzen und Zurückschrecken vor Greueltaten sogar auf Seiten der Fortschrittlichen verloren gehen kann. Sie, die eine Revolution verteidigen wollten, auf ihren Fahnen war Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit zu lesen, gaben auf, was ihnen menschliche Vernunft zu gebieten hätte. Statt dessen verfolgen sie lange Flüchtlingszüge und verheerten ganze Landstriche. Es ist wahr, das die Aufständischen keinen Respekt mehr vor den Gesetzen der Republik zeigten. Aber nach ihrer Niederlage bei Cholet wird aus Aufständischen ein Flüchtlingszug. Die Schätzungen über die Zahl gehen weit auseinander, niemand wagte die Menschenmassen zu zählen, so führt man zwischen Sechzigtausend und Hundertfünfzigtausend auf. Zuvor zogen sich die Bauernkämpfer nach Gefechten in ihre eigenen Dörfer zurück. Im Wissen, das sie jetzt unbarmherzig aufgespürt werden, bildeten sie die Kämpfertrupps eines Zuges, der in der Mehrzahl aus Frauen, Kindern und Alten bestand. Auf der Flucht sind nicht nur widerspenstige Insurgenten, sondern auch entwurzelte Kleinstädter ohne Wohnungen, Pächter ohne Land, Notable ohne Büros, Priester ohne Kirchen. Und selbst in diesem Zug, der unter Hunger, Kälte und Epidemien litt und zunehmender Verwahrlosung ausgesetzt war, pochten ehemalige Grundherren und einstige Adlige auf Vorrechte und ihre ehemaligen Untertanen gewährten sie. Rückständigkeit bestimmte die Richtung und das Verhalten in jenem Treck. Wesentliches Merkmal dieser Flüchtlingszüge, die in den folgenden zwei Jahrhunderten in der europäischen Geschichte keine Einzelerscheinungen wie einst in der Vendee sein werden, ist das scheinbar zielorientierte Ziehen einer sehr großen, hunderttausende umfassende Menschenmenge, deren Endziel ihr eigentlicher Untergang sein wird. So auch das Urbeispiel in der Vendee. Mitte November konnten die Flüchtlinge noch kleine Gefechte gewinnen. Aber in Granville, das Republikaner entschieden verteidigten, brach der Aufstandswille endgültig zusammen. Die Hoffnung auf englische Unterstützung starb. Der Treck zog von der Küste zurück in das Landesinnere. Allein in Le Mans verloren die Flüchtlinge beim Straßenkampf am 10. Dezember 15000 Männer, Frauen und Kinder - die Größenordnung des Flüchtlingszuges wird dem Historiker daran ein wenig deutlicher. General Westermann ist am 22 Dezember 1793 der Sieger über den Rest des Trecks in Saveney. Zwischen 60000 bis 150000 Tausend Menschen waren in der kalten Jahreszeit vom Mitte Oktober bis Ende Dezember annähernd Tausend km auf der Flucht, an deren Ende sie ihr Untergang erwartete. Der Beginn der Neuzeit bot nicht nur optimistische Zukunftsvisionen.



Ein Kompromissfrieden - der Friedensvertrag von La Jaunaye

Am Anfang dieser Tragödie stand das Missverständnis der Bauern über die Errungenschaften der Revolution. Zu spät gaben die Revolutionäre den Weg aus der Feudalabhängigkeit frei, zu tölpelhaft verleumdeten politische Hasardeure die religiösen Gefühle einfältiger Landbewohner, zu hastig forderte die Republik die Bauernsöhne der Vendee zur Revolutionsarmee. Interessant sind für den heutigen Historiker nicht mehr die Einzelheiten der Vernichtungsmaßnahmen des darauf folgenden Jahres 1794. Das ab Mitte Januar begonnene Wirken der berüchtigten colonnes infernales des republikanischen Generals Turreau setzte sich bis zum Mai fort und ist ausführlich überliefert. Hunderttausende Landbewohner wurden massakriert, Wälder abgeholzt, Dörfer niedergebrannt und das Vieh abgeschlachtet. In kommenden Jahrhunderten wird es auf der ganzen Welt durch modernere Vergehen an der Menschheit weit übertroffen werden. Viel aussagekräftiger ist der 1795 erfolgte Kompromissfrieden der Republik mit den Rebellen, weil er zeigt, das er vermutlich zu einem früheren Zeitpunkt möglich gewesen wäre.

Am 17. Februar und 2. Mai 1795 handelte man mit den restlichen Aufständischen folgende Punkte aus:
  • Die Rebellen erkennen die Republik an.
  • Die Republik gestattet den eidverweigernden Priestern den Gottesdienst.
  • Dem Aufstandsgebiet wird Steuerfreiheit gewährt.
  • Im Aufstandsgebiet werden zehn Jahre lang keine Soldaten rekrutiert.

Es war noch kein ganzes Jahr vergangen, als ein paar Aktionen deutlich machten, dass gedungene Konterrevolutionäre weiter ihr Unwesen an der bretonischen Küste trieben. Nach einem mit englischer Unterstützung erfolgten Landungsversuch in Quiberon wurden Teile der Banden Stofflets und Charettes wieder aktiv. Aber ihre Zeit war um. Die Anführer, bekannt aus den Kämpfen der Vorjahre, wurden gefaßt. Am 25. Februar 1796 richteten die Republikaner in Angers den Stofflet hin. Die Hinrichtung Charettes folgte am 29. März in Nantes.



Während der Jahrhundertwende

Die Armee der Franzosen überschritt die Landesgrenzen. Die Östereicher wurden geschlagen und Holland erobert. Frankreich und Preußen schlossen Frieden. Die Zeit der Kriegsgewinnler begann. Der Wert einer 100er-Assignate fiel von März 1795 von 14 Livres zum April auf 8 Livres. Zwei Jahre später kehrte man zum Hartgeld zurück und schaffte endgültig die Assignaten ab. Bei der Umsetzung dieser Maßnahme begegnen nur dem hartnäckigen Historiker Namen, auf die man schon vor 1789 gestoßen war. Während der Revolution agierten sie fast unsichtbar im Hintergrund. Später saßen einige davon in den Finanz-Ministerien des Kaisers.
Napoleon I. hielt in seinen Memoiren fest, dass er verschiedenste Projekte zur Modernisierung der Vendee durchführen ließ. Die Einwohner dieser ländlichen Gegend hätten seine gute Verwaltung anerkannt, seien 1801 nach dem Konkordat mit Papst Pius VII. mit Paris endlich versöhnt und durch die vielen öffentlichen Arbeitsbeschaffungen in Lohn und Brot gekommen. So entstand der Kanal zwischen der Vilaine und der Rance und acht große Straßen verbanden neu die Städte. Beträchtliche Summen aus Paris unterstützten die Wiedererichtung der Kirchen in den zerstörten Dörfern. (25 S. 82)





Fußnoten:

(1) General Biron, der später tatsächlich zum Kampf gegen die Bauern der Vendee eingesetzt wurde, wartete um 1780 (?) offiziell in der Bretagne mit einer Truppe ausländischer Söldner auf einen angeblichen Einsatz zur geplanten Invasion Englands.

(2) Die Liegenschaften der Kirche zugunsten der Staatskasse zu veräußern war ein Gewaltunternehmen, das den Klerus in das Lager der Gegenrevolution treiben würde. Das habe man in der Konstituante durchaus gesehen. Talleyrand, der als Bischof von Autun den Nationalgüter-Vorschlag einbrachte, war kein typischer Interessen-Vertreter des Klerus, sondern ein ziemlich bekannter Spekulant und Betrüger, zugleich aber ein absolut typisches Beispiel der obersten Kirchenfürsten. Demagogisch wechselte Talleyrand in der Debatte seinen Platz aus dem Saal des geistlichen Standes in den Saal des Dritten Standes, wohin er eigentlich nicht gehörte.

(3) Diese englische Bauern-Revolte von 1536-1537 dehnte sich auf große Teile von Northumberland, Durham, Cumberland und Westmoreland aus. Historiker ordnen diese Aufstände der Landbevölkerung vorrangig einer Protestbewegung unter, die sich gegen die Kirchenpolitik Heinrich VIII. und seine Klosteraufhebungen richtete. ⇒ Pilgerfahrt der Gnade

(4) Abgeordnete späterer Parlamente vergaßen regelmäßig die Frage, bei wem der Staat eigentlich Schulden habe. Auch weiterführende Fragen fielen Parlamentariern bei Steuerdebatten nicht ein. Wer konnte dem Staat so viel Geld zur Verfügung stellen? Woher bekam es ein Privatmann, wenn ein ganzer Staat so viel nicht aufbringen konnte? Kam es aus regulären Quellen? usw.

(5) Ausgerechnet ein Karthäuser Prior wollte später unbedingt den Propheten des atheistischen Höchsten Wesens spielen: Dóm Gerle (ca.1740-1801).

(6) Diese Aufstandsregierung scheitert bereits ein halbes Jahr später. Kennzeichnend bereiteten innere Intrigen ihren schnellen Zerfall.

(7) Seit Oktober 1791 entfalteten die Girondisten ihre Propaganda für einen großen Krieg in Europa. Am 2.1.1792 hielt Robespierre seine dritte (o.g.) Rede gegen den Krieg.

(8) Es fehlt nicht an einer historisierenden Pikanterie, wenn man berücksichtigt, das Paoli mit der Familie Bonaparte befreundet war. Kaiser Napoleons Vater kämpfte für ihn als korsischer Partisanenkommandeur gegen die Franzosen. Paoli starb 1807 in London.

(9) Das Dekret über die vollständige und entschädigungslose Abschaffung der Feudalrechte vom 17. Juli 1793 kennzeichnet den wirklichen Beginn einer neuen Zeit: Jedes "Recht", das aus einem Feudalverhältnis hervorging, hört ohne Ausnahme auf. Alle Urkunden, in denen Rechte, die jetzt aufgehoben sind, anerkannt werden, sind zu verbrennen. Für jeden, der die Originalurkunden oder Ausfertigung dieser Akten weiter in Verwahrung hält, drohen fünf Jahre Zuchthaus.






Privatisierung der französischen Gemeindegüter
(18. bis 19. Jahrhundert)








Zeittabelle

Jahr ausgewählte Ereignisse Entchristianisierungskampagne Vorgänge in der Vendee
1789 14. Juli: Erstürmung der Bastille
22. Dezember: Wahlrecht nach Vermögensklassen.
Hinweis: Munizipalgesetz (der Konstituierenden Versammlung) schafft die dörfliche Volksversammlung ab und bestimmt dafür die Gemeindeversammlung, die nur von (reichen) Aktiv-Bürgern gewählt werden darf.

14. Dezember: (offizielle!) Schaffung der Assignaten
2. November: die Säkularisation des Kirchenbesitzes geht auf den Vorschlag des kathol. Bischofs von Autun zurück. Die Kirchengüter werden Grundlage der Assignaten.  
1790 Januar: Bauernunruhen in West-und Mittelfrankreich (Cerreze, Perigord, Bretagne). Sie rebellieren gegen die Verzögerung, Feudallasten abzuschaffen.

März: Der Verkauf der Nationalgüter beginnt.

Februar: Aufhebung der katholischen Orden. In die Bevölkerung wird religiöser Zwiespalt hineingetragen.

Juli/August: Constitution civile du clerge
Schaffung der Nationalkirche, gewählte Pfarrer stehen im besoldeten Staatsdienst und haben Eid auf Verfassung abzulegen.

November: Etwa die Hälfte der (unteren) Priester leisten den Eid, von 125 Bischöfen aber nur 7. Im Norden und Nordwesten gehört die Mehrzahl den Eidverweigerern (3/4 in der Vendee!).
Januar: Bauernunruhen in der Bretagne.
1791 20. Oktober: Brissot eröffnet die Propaganda für einen Krieg gegen das Ausland. Februar: Nationalversammlung verbietet Eidverweigerern die Predigt. 1.Juni: Revolutionäre erstürmen ein Kloster der Mulotins.
1792 2. Januar: Dritte Rede Robespierres gegen den Krieg: Niemand liebt gestiefelte Missionare.

Januar: Bauernunruhen

August: Agrargesetze zur Gewinnung der Bauern für die Republik (Ackergesetz)

November-Dezember: Bauernunruhen in der Beauce gegen Getreidespekulanten
16. August: Verbot kirchlicher Straßenprozessionen.

September: In den Pariser Gefängnissen werden 300 Geistliche getötet.
 
1793
Januar
21. Januar: Hinrichtung Ludwigs.    
1793
Februar
1. Februar: Beginn des Koalitionskrieges. Kriegserklärung an England und die Niederlande.

24. Februar: Aushebungsdekret (6 S.272)
300000 Freiwillige sollen durch Los-Ziehen ausgehoben werden.
  Die Praxis des Los-Ziehens zur Soldatenrekrutierung war eine in der Vendee besonders verabscheute Soldateneinziehung des Ancien regimes.
1793
März
18. März: Todesstrafe für Propagandisten des Ackergesetzes. (6) Diese revoltieren gegen die Spekulanten und fordern gesetzliche Preisbindungen.

19. März: Beschluß, jeden gefangenen Aufständischen zu erschießen, der mit einer Waffe angetroffen wird.
  März: Beginn der royalistischen Bauernrebellion in der Vendée

3. März: Etwa 500 Jugendliche in Cholet deklamieren Sprechchöre gegen die Aushebungen.
4. März: Aufgebrachte Volksmenge in Cholet, 2 Nationalgardisten werden getötet, Tote unter den Demonstranten. Demonstranten bewaffnen sich.

10.u. 11. März: 6000 Bauern verüben in Machecoul ein Massaker an 500 republikanischen Bürgern.
12. März: Cholet fällt in die Hände der Aufständischen
13. März: Saint-Forent-le-Vieil in den aufständischer Hand.
14. März: La Roche-sur-Yon in aufständischer Hand.

17. März: Dem republikanischen General Marce gelingt mit 3000 Mann die Rückeroberung von Chantonnay.
19. März: Marces Truppe wird bei Saint-Vincent-Sterlanges aufgerieben. Hohe Verluste von einigen hundert Mann. General Marce wurde deswegen zum Tode verurteilt.
Ausweitung des Aufstandes auf die Gebiete Maine-et-Loire, loire-Inferieure, Vendee und Deux-Sevres.
1793
April
    April: Beim Kampf um Chemillé nutzen die Rebellen ihre Gefangenen als menschliche Schutzschilde.
1793
Mai
3. Mai: Demokratisches Bodengesetz des Konvents Mai/Juni: Zwischenfälle während der Fronleichnam-Prozessionen. Für die Landesverteidigung werden Kirchenglocken eingezogen. Das Einsammeln des Edelmetalls (Gold und Silber) beim Kirchengerät soll den Assignatenkurs stützen. Damit beginnt die Entchristlichung. 3. Mai: Die Stadt Bressuire kampflos in aufständischer Hand.
5.Mai: Thouars in aufständischer Hand. Der reuplikanische General Quetineau wird später vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt u. hingerichtet.
10. Mai: Parthenay kampflos in aufständischer Hand.
26.Mai: Die Aufständischen erobern Fontenay-le Compte, erbeuten viele Waffen und machen 3000 Gefangene.
Bildung des Obersten Rates der Vendee aus Priestern, Adligen und royalistischen Notablen, gekennzeichnet von vielen inneren Rivalitäten. (Vorsitz: Guyot de Folleville - Bischof von Agra)
1793
Juni
10./11. Juni: Demokratisches Bodengesetz des Konvents:
"Alle Gemeindeländer ohne Ausnahme, die in der Republik unter verschiedenen Benennungen, wie Öd- u. Brachland, Weideland, Heide, Hütland, Anger, Au, Hutung, Viehtrift, Gemeindeholzung, Berghang, Moor, Sumpf, Steppe, oder unter irgendwelchen Benennungen bekannt sind, gehören ihrer Natur nach der Gesamtheit der Einwohner oder Glieder der Gemeinden..."
  9. Juni: Großer Sieg der Aufständischen: Eroberung von Saumur mit Hilfe von Stadtbewohnern. Die Aufständischen erbeuten viele Waffen und machen 10000 Gefangene, unterbrechen die Loireschifffahrt zwischen Tours und Nantes.

19. Juni: Angers kampflos in aufständischer Hand.

29. Juni: Große Niederlage der Aufständischen vor Nantes. Städter verteidigen sich erfolgreich unter Führung von Beysser. Cathelineau gefallen. Die Aufständischen räumen Angers und Saumur.
1793
Juli
17. Juli: Dekret über die vollständige und entschädigungslose Abschaffung der Feudalrechte:
Jedes "Recht", das aus einem Feudalverhältnis hervorging, hört ohne Ausnahme auf. Alle Urkunden, in denen Rechte, die jetzt aufgehoben sind, anerkannt werden, sind zu verbrennen. Für jeden, der die Originalurkunden oder Ausfertigung dieser Akten weiter in Verwahrung hält, drohen fünf Jahre Zuchthaus.
  5.Juli: Die Aufständischen erobern Chatillon sur Sevre, Niederlage des reublikanischen Generals Westermann.

18. Juli: d'Elbée zum Oberbefehlshaber der Armée catholique et royale gewählt, wird aber nicht von allen Kommandeuren anerkannt (Cathelineau, Charette).
1793
August
1. August: Der Krieg gegen die Vendee wird beschlossen.    
1793
September
  September: Organisierte Kirchenplünderungen in Provinzen und in Paris. 5. September: Sieg der aufständischen in Chantonnay

19. September: Niederlage der Republikaner unter Kleber bei Torfou.

21. September: Sieg der Aufständischen bei Montaigu.
Uneinigkeit der Anführer d'Elbée, Charette, Bonchamps und Lescure über die nächsten Ziele.
1793
Oktober
1. Oktober: Barere fordert in einer Rede die vollkommene Zerstörung der Vendee bis zum 20. Oktober. Oktober: Einführung des ⇒  Revolutionskalenders
als eine Maßnahme der offiziellen Entchristlichung, erst jeder 10. Tag wird ein Ruhetag.
Oktober: Auflösung des Obersten Rates der Vendee.
auf der Gegenseite: der Republikaner Léchélle wird für Rossignol eingesetzt.

Beginn der Offensive der Republikaner. Der Konventskommissar Carrier ist verantwortlich für Massenerschießungen und Massenertränkungen in der Loire bei Nantes (mariages republicains), die für immer die Sache der Revolution belasten werden. Der Massenmord der Moderne Europas findet seine ersten Bezeichnungen.

14. Oktober: Chatillon-sur-Sevre (Aufstands-Hauptstadt) wird von General Westermann eingenommen.
17: Oktober: entscheidende Niederlage der Aufständischen bei Cholet, Flucht in Richtung Loire.
18. Oktober: 50000 Kämpfer der Armée catholique et royale flüchten gemeinsam mit hundert- bis einhundertfünfzigtausend Menschen (darunter Frauen, Kinder und Alte) über die Loire. Der Republikaner-General Lechelles läßt nicht eingreifen. Der erste Treck der Moderne in Europa beginnt.

22. Oktober: Der Treck erreicht ungehindert Laval.

25. Oktober: die Republikaner verlieren unter Westermann einen Angriff auf den Treck bei Croix-Bataille.

28. Oktober: die Republikaner verlieren unter Lechelle einen Angriff auf den Treck bei Entrammes. Rossignol ersetzt wieder Lechelle. Den eingesetzten Mainzern wird von Paris nicht mehr getraut.
1793
November
22. November: (2. Frimaire II) Der Konvent ordnet an, die zum Verkauf stehenden Nationalgüter in viele kleine Bodenstücke zu veräußern, um Armen den Kauf zu ermöglichen. Konventsmitglieder werden auf Mission geschickt, um kleine Lose an arme Bauern zu verteilen. November: Forderungen nach Abschaffung der Priesterbesoldung.
Robespierre erklärt sich ausdrücklich für die Freiheit der Religionsausübung.
2. November: Aufbruch des Trecks in Richtung Mayenne. Das Ziel Granville wurde von den Befürwortern der Kolaboration mit England bestimmt. Der Marsch erfolgt über Fougeres, Dol und Avranches.
14. November: Der Treck erreicht Granville.
15. November. Die aufständischen verlieren den Kampf um die sich tapfer verteidigende Stadt. La Rochejaquelein muß sich zurückziehen. Die Unterstützung durch England bleibt aus. Hunger und Epidemien verbreiten sich im Treck.

22. November: Die Aufständischen erringen zwischen Pontorson, Dol, Antrain einen Sieg über die Republikaner und der Treck zieht ab 24. Nov. wieder Richtung Loire auf Laval.
1793
Dezember
  Dezember: Konvent erklärt sich zur Freiheit der Religionsausübung. Der Treck zieht über Sable-sur-Sarthe und La Fleche.
3. Dezenber: Der Treck erreicht bei Winterfrost Angers. Bei Ponts-de-Ce wird den aufständischen der Loire-Übergang versperrt. Rückzug Richtung Bauge. 10. Dezember: Noch 25000 Aufständische erreichen Le Mans.
12. Dezember: Schwere Gefechte im Stadtkampf. Hohe Verluste bei den Republikanern, entscheidend aber 15000 Tote auf Seiten der Aufständischen.
Überlebende des Trecks sammeln sich in Laval, ziehen über Craon, Pouance bis Ancenis und Varades unter ständiger Verfolgung der Republikaner Westermanns. Die Anführer La Rochejaquelein und Stofflet verlassen ihre Kommandos.
22. Dezember: In der Nähe von Savenay werden die Aufständischen eingeschlossen. Die Republikaner richten ein Massaker an. Einige Tausend Tote, wenige Aufständische entkommen über die Loire, ein großer Teil gerät in Gefangenschaft.
Der Aufstand in der Vendee ist beendet. Vereinzelte Aktionen kleiner Banden im Guerillakrieg unter Stofflet und Charette.
1794

Januar
    Ab Mitte Januar beginnen die berüchtigten colonnes infernales des republikanischen Generals Turreau mit der Ausführung des Gesetzes vom 1. August 1793: Hunderttausende Landbewohner werden massakriert, Wälder abgeholzt, Dörfer niedergebrannt und das Vieh abgeschlachtet.

29. Januar: Bei einem Überfall auf einen Republikanertrupp wird La Rochejaquelein getötet.
1794

Februar
Aus dem Bericht eines Pariser Polizisten vom 16. Februar:
Heute herrschte ein extremer Mangel, besonders an Gemüse, dem Nahrungsmittel der Armen... Er zitiert eine Frau aus der Rue Saint-Honore: ''Mein Ehemann ist an der Grenze gefallen, mein Sohn bekämpft die Briganten in der Vendee, und ich sollte vor Hunger sterben? Ich?! Während reiche Schurken, die nichts für die Republik gemacht haben, Vorräte für mehr als sechs Monate in ihrem Keller haben?! Will man, daß das Volk ihre Häuser plündert, um unseren Feinden noch einen Vorwand zu liefern, uns zu verleumden?''
(15 S.141 Dok.Nr.38)
  Weiterführung der Verwüstung in der Vendee.
1794

März
    Weiterführung der Verwüstung in der Vendee.
1794

April
    Weiterführung der Verwüstung in der Vendee.
1794

Mai
Konventsbeschluß v. 18. Mai: Alle Zinsen, die mit dem geringsten Kennzeichen des Feudalismus behaftet sind, werden ohne Entschädigung aufgehoben. Mai: (7.5.) Robespierre spricht im Konvent über Religion. Maßnahmen der Verwüstung in der Vendee werden beendet.
1794

Juni
  Juni: Fest des Höchsten Wesens in Paris  
1794

Juli
Juli: Wert der 100er-Assignate sinkt auf 34 Livres.    
1794

August
     
1794

September
  September: Beschluß des Nationalkonvents.
Es wird kein Religions-Kult mehr gefördert.
 
1794

Oktober
     
1794

November
November: Wert der 100er-Assignate sinkt auf 24 Livres.    
1794

Dezember
     
1795 März: Wert der 100er-Assignate sinkt auf 14 Livres.

April: Wert der 100er-Assignate sinkt auf 8 Livres.
Februar: Konventsbeschluß. Keine Gehaltszahlungen mehr an Vertreter jeglicher Religionen. Kirchen bleiben geschlossen, Ausübung einer Religion darf nicht gestört werden.

Mai: einzelnen Religionen wird Nutzung ihrer Gebäude gestattet.
17. Februar: Kompromissfrieden mit den restlichen Aufständischen unter Charett.
2. Mai: Kompromissfrieden mit den restlichen Aufständischen unter Stofflet.
Der Kompromissfrieden (Friedensvertrag von La Jaunaye) beinhaltet:
  • Die Rebellen erkennen die Republik an.
  • Die Republik gestattet den eidverweigernden Priestern den Gottesdienst.
  • Dem Aufstandsgebiet wird Steuerfreiheit gewährt.
  • Im Aufstandsgebiet werden zehn Jahre lang keine Soldaten rekritiert.
1796 9. Juni (21. Prairial IV): Dekret, das die Rücknahme der Gemeindeländereien den Kommunen untersagt April: Der Gebrauch von Glocken und alle Arten kirchlicher Versammlungen werden mit Strafandrohungen verboten. Nach dem mit englischer Unterstützung erfolgten Landungsversuch in Quiberon werden die Banden Stofflets und Charettes wieder aktiv.
25. Februar: Stofflet wird in Angers hingerichet.
29. März: Charette hingerichtet.
1797 21. Mai: Gesetz, das den Dorfgemeinden verbietet, ihre Ländereien (bezügl. der Gesetze von 1793) zu veräußern oder zu tauschen.(5)
(Eine Notbremse gegen die Privatisierungen?)

Rückkehr zum Hartgeld.
Vernichtung allen Papiergeldes. Ende der Assignaten.
Jannuar: Einführung einer Vernuftreligion (Theophilanthropie) Endgültiges Ende des Bürgerkriegs in der Vendee und in der Bretagne.
1800 Gründung der Bank von Frankreich ...  
1801 ... Napoleon schließt mit Papst Pius VII. Konkordat ab, Katholizismus als Religion der Mehrheit der Franzosen bestätigt, ist aber keine Staatsreligion.
1802 ... Articles organiques ordnet die Kirche dem Staat unter.
1811 Mißernte und Wirtschaftskrise ...
1814 ... Ludwig XVIII. erklärt Katholizismus zur Staatsreligion.

August: Papst Pius VII. erlaubt wieder den Orden der Jesuiten weltweit.
 
1825 Gesetz (Ministerium Villèle) bei Thronbesteigung Karl X. gewährt allen Grundeigentümern, deren Besitz während der Revolution konfisziert wurde, eine Entschädigung in der Höhe der zwanzigfachen Einkünfte des Jahres 1790. (17) ...  
1830 (bis 1848) Durch die Julirevolution wird Louis-Phillipe, sogen. Bürgerkönig aus dem Haus der Orléans zum König der Franzosen "gewählt". ...  




Stichwörter Quellen
Caisse d'Escompte

(1776-?)
oder Disconto-Casse in Frankreich, eine Zettelbank, welche zu Paris im Jahr 1776 von einer Gesellschaft von Privatpersonen mit einem Kapital von 12 Millionen Livres (!) errichtet wurde. Sie stand unter königlicher Autorität. Den Verlust abgerechnet, den sie im Jahr 1783 erlitt (wahrscheinlich weil sie der Regierung geheim zu viel geliehen hatte), behauptete sie sich, weil sie immer eine offene Kasse für die Bezahlung ihrer Zettel hielt. Bei der Verfertigung der ersten 1400 Millionen Assignaten wandte man sogleich 400 Millionen davon an, um der Disconto-Casse die Staatsschulden zurück zu zahlen. Zu gleicher Zeit schloß man aber diese Kasse(?).


  • Étienne Delessert (1735-1816 - Bankier)
  • Jacques-Étienne Delessert (1771-1794)
  • François-Marie Delessert (1780-1867 - Bankier)
  • Isaac Panchaud (? - 1789 - Bankier)
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 201-202.
Trésorerie nationale

(1791-?)
Schatzamt, 1791 gegeründet zur Verwaltung der Staatseinnahmen.
  • Martin-Michel-Charles Gaudin, Herzog von Gaeta (1756-1841): während des Ancien Régime (seit 1773 in den Dienst der Finanzverwaltung) und der Französischen Revolution Finanzbeamter. Minister von 1799 bis 1814 und während der Hundert Tage. Nach der Zweiten Restauration der Bourbonen war er zunächst Abgeordneter der Deputiertenkammer und von 1820 bis 1834 Leiter der Banque de France, der von ihm mitbegründeten französischen Staatsbank. Seinen Beziehungen zu Cambon verdankt er, dass er nicht auf der Guillotine endete. Er selbst bewahrte während der Jakobiner-Diktatur 48 zum Tode verurteilte Beamte vor der Hinrichtung, die als Receveurs-généraux de finances im Ancien Régime die direkten Steuern einzogen.


  • Pierre Joseph Cambon (1756-1820): soll versucht haben, durch die Ausgabe von Assignaten den wirtschaftlichen Verfall der Währung aufzuhalten.(?!)
    1791 in der Nationalversammlung, 1792 im Konvent und ab 1793 im Wohlfahrtsausschuss. Während der Restauration 1816 verbannt.


  • Henri Le Fevre d'Ormesson (1751-1808):
 
Assignaten Handelskurs der Assignaten von 1794-1795 Der Vorschlag der Verstaatlichung der Kirchengüter (Umfang etwa 2-3 Mrd. Livres) geht auf den Bischof von Autun zurück. Wer die Kirchengüter erwerben will, muß sich vorher von o.g. Kasse gegen Metall-Geld (Silber od. Gold) Assignaten verschaffen, zahlt die Assignaten beim Kirchengut-Verkäufer ein und erhält die Immobilie. Dem selben Bischof wird folgende Aussage zugeschrieben: ''Es gibt in der Realität nur eine herrschende Währung, ... und im Augenblick ist dies das Silber. Wenn Sie dem Papier einen Kurs geben, wird es das Papier sein. ... Aber Sie werden nicht verhindern, daß das Silber an Wert gewinnt... sie werden nie erreichen, daß man verpflichtet ist, 1000 Livres in Silbermünzen zu geben für eine Assignate von 1000 Livres. Und dadurch wird das ganze System zusammenbrechen.''(16 S.705) Dieser Bischof wird über lange Kriegsjahre bis in die Restaurationszeit Außenminister Frankreichs sein: Talleyrand. Zwar bricht später das System tatsächlich zusammen, aber der Bodenbesitz ist in andere Hände gelangt.

Am 8. November 1793 wurde Simon-Francois Lamarche, ehemal. Direktor der Assignatendruckerei (zusammen mit Madame Roland, der Ehefrau des Innenministers Jean-Marie Roland de La Platière - März 1792 bis Januar 1793) hingerichtet.(22 S.36-40)
(1 S.52-53)

(16 S.705)

(22 S.36-40)
jetons de nécessité Notgeld, seit 1791 für die Arbeiter in Paris und in den großen Städten ausgegeben. Es wurde in der Landwirtschaft (für ihre Produkte) ungern genommen. Von den Finanziers gern gesehen, denn die kleinen Scheine sollten Edelmetall-Münzen ersetzen. (16 S.707)
Hebertisten Der Begriff für diese extremistisch orientierten Politiker um Hebert wurde erst von späteren Historikern geprägt. Es war keine Partei im modernen Sinne, eher eine Interessengruppierung. Betrieben u.a. die Entchristianisierung. Interessanterweise stellt sich während der Prozesse heraus, das sie Verbindungen zu den von ihnen bekämpften Dantonisten unterhielten. Am 24. März 1794 Hinrichtung der Hebertisten.  
Girondisten Eine polit. Gruppierung in der Französischen Revolution von 1789, die benannt wurde nach dem Departement Gironde, dessen Vertreter 1791 in der Gesetzgebenden Versammlung den aktivsten Teil bildeten. Aus heutiger Sicht Vertreter der Interessen einer reichen oberen bürgerlichen Schicht, die die Feudalrechte kippen wollte, die Interessen der Bevölkerung und insbesondere der Landbevölkerung aber ignorierte und sogar ablehnte. Deshalb wechselten ihre Vertreter ab 1793 auf die Seite der Konterrevolution. Sie betrieben Geschäfte mit dem Ausland und hielten Verbindungen zu den Royalisten. Als aktive Kriegsbefürworter strebten sie einen großen Krieg in Europa an.
Führende Girondisten wurden am 31.10.1793 hingerichtet.
Cholet Stadt in der ..., 15 % der Einwohner sind Weber, also Sansculotten. Die Weber sind seit 1788 besonders betroffen von Steigerungen der Lebensmittelpreise und von Arbeitslosigkeit durch englische Konkurrenz. Sie machen die Händler für ihre Lage verantwortlich.

Prüfen: Verlagssystem ?
(19 S.7)
Machecoul 6000 Bauern stürmen die kleine Gemeinde, Massaker an den Republikanern: vom 11. März 1793 bis zum 22. April 1793 wurden während des Beginns des Aufstandes in der Vendée an die 500 Bürger getötet.
Massaker von Machecoul, Gemälde (1884) von François Flameng, im I. Weltkrieg zum offiziellen Kriegsmaler Frankreichs berufen.
(19 S. 13)
Compagnie des Indes orientales

Indische Handelsgesellschaft
Französische Ostindienkompanie. Chabot und Bazire wurden dazu gebracht, deren Wertpapiere für Spekulationen zum Fallen zu bringen. Davon profitierten die mit ihnen liierten Bankiers und Spekulanten Espagnac und Benoit. (5 S.225-226, 295-296)

(20 S.48-49)

Wikipedia

Karte
Mehlkrieg 1775 Der Mehlkrieg in Frankreich. Für zu hohe Pacht und Steuern mußten sich die Bauern Geld leihen! Gleichzeitig stiegen die Lebensmittelpreise. Die bäuerlichen Abgaben waren höher als die Produktion. Schließlich stürmten sie die Getreidemärkte und Speicher bei Paris und Umgebung. Der Bauernaufstand wurde mit 25000 Soldaten niedergeschlagen. König Ludwig XVI. mußte "Liberalisierung des Getreidehandels" zurücknehmen. Auslöser war eine Missernte 1774. Die Ursachen bestanden allerdings in Getreidespekulationen durch Gutspächter, Kornhändler, Müller und Bäcker. Eine zusätzliche Verschärfung trat per Gesetz durch die "Liberalisierung" des Getreidehandels ein!
Der "Mehlkrieg" gilt als ein Vorbote der Französischen Revolution von 1789.
Hinweis: Zur Liberalisierung siehe auch unter Turgot
googlebuch







Notizen über die Republikaner Quellen
Bertrand Barère de Vieuzac

(1755-1841)
1.10.1793 Rede zur Zerstörung der Vendee.
Der Sohn eines feudalen Beamten, dem von seinem Grundherren Steuer- und Justizaufgaben übertragen wurden, hatte selbst Justiz (unter dem Ancien Regime!) studiert und seine Wortgewaltigkeit als Anwalt ausprobieren können. Dieser Anwalt stimmte für den Tod des Königs und ließ die historischen Königsgräber in Saint-Denis plündern. Die Feindschaft mit Danton überlebte er und galt als Aktivist beim Sturz Robespierres. Ein späterer Fluchtversuch rette ihm das Leben und nach dem 18. Brumaire bot er seine Dienste Napoleon an. Für diesen sortierte er die Spitzelberichte der Polizei. Die Restauration verbrachte er in Belgien, gelangte unter dem Bürgerkönig wieder nach Frankreich zurück, wurde Abgeordneter und starb mit 86 Jahren als letztes überlebendes Mitglied des Wohlfahrtausschusses. Was konnte dieser Mann vom Leben der Bauern in der Vendee wissen?
Ploetz S.128
Armand-Louis de Gontaut, duc de Biron General, 1793 in die Vendee versetzt, nahm Saumur und Parthenay ein, wegen Intrigen (die Generäle Rossignol und Westermann klagten ihn an) um Entlassung gebeten. In Paris verhaftet, vom Revolutionstribunal zum Tod verurteilt, am 31. Dezember 1793 guillotiniert.
Erfahrungen im Kampf gegen Aufständische (Aufstand unter Pascal Paoli) bereits 1769 auf Korsika. Urvater der Fremdenlegion.
(3 S. 302-303)
Jean Antoine Rossignol Löste als typischer Sansculotten-General den Berufsmilitär Biron in der Vendee ab. War ein Teilnehmer am Sturm auf die Bastille und am Sturm auf die Tuilerin, wird als Oberstleutnant über Pariser Sansculotten in der Vendee eingesetzt.
Genoß Unterstützung aus Paris, auch von Marat und Robespierre. Hatte Ronsin als Gehilfe.
Interne Gegener: Konvents-Komissar Philippeaux und Komissar Bourdon de l'Oise.
Selbstverteidigungsrede vor dem Wohlfahrtsausschuß, tendierte Anfang 1794 zu den Hebertisten, in Haft, Oktober 1795 frei geworden schloß er sich Babeufs Verschwörung an, von Napoleon 1801 verbannt bis zum Tod auf einer Komoreninsel.
(3 S. 302-303)
Jean Baptiste Camille de Canclaux
(1740-1817)
Ebenfalls für die Vendee eingesetzt, verstand sich aber nicht mit Rossignol.
Mit knapp 12.000 Mann verteidigte der erfolgreich Nantes am 29. Juni , Abwehr eines Angriffs durch eine Armee von 50000 Vendee-Kämpfer unter Jacques Cathelineau . Siegreich wieder in der Schlacht von Montaigu gegen Charette wieder in Mortagne -sur- Sèvre besiegen , war er in der Schlacht von Tiffauges geschlagen und von seinem Kommando suspendiert. Trotz einer späteren Erfolg in Saint -Symphorien wurde er dann am 29. September demobilisiert . Dann zog er sich in einem seiner Güter , im Château du Saussay ( Essonne ) , wurde aber nach der Revolution vom 9. Thermidor Jahr II ( 1794) zurückgerufen und erneut Oberbefehlshaber der Armée de l' Ouest . Er entsandte Lazare Hoche dieser armée um die Zeit von der konterrevolutionären Invasion in Frankreich im Jahre 1795 , Hoche ersetzte ihn in Befehl später im Jahre 1795 , und Canclaux zog sich von der Armee zurück.
Nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire ergriff er für Napoleon Partei. Während des Konsulats setzte ihn Napoleon im Befehl der 14e Division militaire, in Caen, wo er und allgemeine Hédouville mit der Befriedung der Normandie gegeben. Später ein Kommandeur der Nationalgarde.
(3 S. 302-303)
Pierre Philippeaux
(1754-1794)
Kommissar des Konvents (des gemäßigten Teils der Bergpartei) in der Vendee. Abgeordneter des Département Sarthe im Nationalkonvent. Richter im Distrikt Mans. Er stimmte für den Tod von König Ludwig XVI. Philippaux zeichnete sich auf seiner Dienstreise in die Vendée durch Mäßigung aus. Nach seiner Rückkehr nach Paris griff er die Generäle Ronsin und Rossignol sowie ihren Auftraggeber Bouchotte an. Sein Entwurf eines Dekrets, das eine Untersuchung des Verhaltens der beiden Generäle forderte, wurde von Barère zurückgewiesen, worauf die Hébertisten sich vornahmen, ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu stürzen. Am 16. Germinal wurde er mit Danton und dessen Anhängern hingerichtet. (3 S. 302-303), (5 S. 294)
Pierre Bourbotte
1763-1795)
Kommissar des Wohlfahrtsausschuß (?), konnte sich nicht mit Philippeaux einigen.
guillotiné à Paris le 17 juin 1795, était un député de l'Yonne à la Convention nationale. Auf einer Mission, Orleans mit Matt und Julien Toulouse und Prieur de la Marne Sent, im Auftrag des Übereinkommens vom 18. März 1793, um das Verhalten der Führer der deutschen Legion, des antisozialen Verhaltens beschuldigt zu prüfen und zu untersuchen die angebliche Bombardierung von Leonard Bourdon, er wurde auch auf Touren mit Julien von Dekret vom 4. Mai ernannt Schließlich erlaubt ein Erlass vom 7. Mai für zwei Wochen bleiben, um die Arbeit der Vertreter armées3 unterstützen. In Vendée, wird er von seinen Mut aus. In der Einnahme von Saumur Vendee, wurde sein Pferd unter ihm getötet. Bourbotte, umgeben von Feinden, sich selbst zu verteidigen und tötet mehrere Menschen; er wird zu erliegen, wenn Marceau, dann einfach Offizier, kommt auf Zeit mit ein paar Soldaten, und schafft es, zu liefern. Das Übereinkommen hat sich dieser Episode 13. Juni 1793 empfiehlt Marceau an den Kriegsminister für die Schüler zu einem höheren Rang. Mit Müdigkeit, Bourbotte krank nach der Wiederaufnahme von Noirmoutier, in Januar 1794 Erschöpft und fordern seine Abberufung zu Barère1.
(3 S. 302-303), Wikipedia
Jean-Baptiste Noël Bouchotte Hebertist, vom 4. April 1793 bis 20. April 1794 Kriegsminister der Ersten Französischen Republik.
Der Nationalkonvent hatte am 24. Februar 1793 die Aushebung von 300.000 Mann für die Armee beschlossen. Dies rief vielerorts Unruhen hervor, die nach wenigen Tagen unterdrückt wurden. Nur in der Vendée und in Gebieten der angrenzenden Departements Deux-Sèvres, Maine-et-Loire und Loire-Inférieure entwickelte sich der Aufstand der bäuerlichen Massen zu einer Gefahr für die Französische Republik. Die beschlossene Aushebung vollendete Bouchotte schnell und rücksichtslos. Bis Mitte August 1793 wurden insgesamt 700.000 Mann für die republikanische Armee ausgehoben.
Wikipedia
Lechelle Léchélle, General in der Vendée, löst Rossignol ab, der versetzt wird. (Okt.1793)
Robert Lindet letzter Finanzmann des Direktoriums, wurde von Napoleon durch Martin-Michel-Charles Gaudin, Herzog von Gaeta ersetzt-
Fabre d’Églantine bürgerlich: Philippe-François-Nazaire Fabre, Schauspieler, Theaterdichter. Konventsmitglied. Wortführer bei der Verfolgung linker Jakobiner, Initiator der ersten Verhaftung von Ronsin und Vincent im Dezember 1793.
In die Affäre um die Liquidierung der Indienkompanie verwickelt.
Ein Anführer der Korumpierten unter den Revolutionären, oft zu finden im Klüngel um Chabot, den Bankier Benoit und den Bankiers Frey und dem Abbe Espagnac.
Wurde mit Chabot, Delaunay, Espagnac und den Brüdern Frey hingerichtet.
(5 S.225-226, 295-296)
Francois Chabot

(1759-1794)
ehemal. Kapuzinermönch, Mitglied der Gesetzgebenden Nationalversammlung, Konventsmitglied. Gatte der Leopoldine Frey. In die Affäre um die Liquidierung der Indienkompanie verwickelt. Denunzierte, um sich zu retten, die Hebertisten, die ihn wegen Börsenschwindel angreifen.
Aktivist der Entchristianisierung.
5. April 1794 mit den Brüdern Frey u.a. hingerichtet.
(12 S.191-195)

(20 S.29-63, 97 ff.)
weitere Republikaner
Joseph Julien Souhait
(1759-1842)
Konventsmitglied, Abgeordneter der Vogesen. Stimmte für den Tod des Königs, wollte aber Hinrichtung aussetzen. Bekämpfte einen Vorschlag des Landwirtschaftsausschusses in der Debatte über Gemeindeländereien:
Verlangte die Teilung der Gemeindeländereien zu gleichen Teilen für alle, aber nur in Nutznießung! Der Boden bleibt Eigentum der Gemeinde und die Aufteilung sollte nur für bestimmte Zeiträume gelten. Der Landwirtschaftsausschuß hatte eine endgültige Aufteilung der Gemeindeländereien (also Privatisierung des Bodens) vorgeschlagen.
(5 S. 112, 183, 382)
Dóm Gerle
(ca.1740-1801)
Dóm Christophe-Antoine Gerle, Karthäuser Prior, Abgeordneter, später Prophet des Höchsten Wesens.
1789 vom Klerus der Provinz Riom als Deputierter zu den Generalständen entsandt, sympathisierte mit dem Dritten Stand, gehörte zum Kreis um Abbé Sieyes und Abbé Gregoire, schloß sich den Jakobinern an, enge Kontakte zu Robespierre.
Bringt die Debatte der Nationalversammlung um den Verkauf der Kirchengüter (12.4.1790) durch die überraschende und extreme Forderung (Katholizismus als Staatsreligion) zum platzen. Robespiere nennt es in seinen Erinnerungen einen Meisterstreich der rechten Seite, der ihren eifrigsten Wunsch nach einen Bürgerkrieg erfüllen mußte. Dom Gerles Antrag wurde zur Erleichterung Robespierres abgelehnt.
Sein merkwürdiger Hang zum Okkultismus wird Robespierre später in Bedrängnis bringen.
(23 S.133-134)

univie







Notizen über Royalisten Quellen
Jean Baron von Batz

(1760-1822)
royalist. Verschwörer, Teilnahme an Befreiungsversuchen für die Königin.
Vermutlicher Mitinitiator für die Affäre um die Indische Handelskompanie mit dem (politischen) Ziel, die republikanischen Fraktionen gegeneinander auszuspielen. Aber auch gezielte Gewinnsucht ist wahrscheinlich.
Bewegte sich im Klüngel um Chabot, den Bankier Benoit, den Bankiers Frey und dem Abbe Espagnac.
(5 S.226,357)

(20 S.29-63, 97 ff.)


Notizen über die Vendee-Anführer
Jacques Cathelineau
Beiname vom Volk: Le Saint d’Anjou
Fuhrmann, hausierender Wollhändler. Stellte sich unter den Befehl von Charles de Bonchamps und Maurice d’Elbée. Glasfenster mit fiktiven Porträt Cathelineaus in der Kirche des Nachbarorts Beaupréau.
Ende 19. Jahrhundert Prozess der Kanonisierung Cathelineaus eingeleitet. Weil ein Bombenangriff auf Angers 1944 mit anschließendem Brand des erzbischöflichen Archivs Dokumente zerstörte, wurde der nicht weiter betrieben.
(6 S.272-273)
Jean-Nicolas Stofflet Ex-Korporal, Jagdhüter.Gegenseitiges Misstrauen und Neid, daher mit den anderen Befehlshabern der Aufständischen überworfen. Ließ seinen Generalskollegen Gaspard de Bernard de Marigny töten. Streit mit François Athanase de Charette de la Contrie. Einer der letzten Vendee-Heerführer, 1796 gefaßt und erschossen. (6 S.272-273)
(10)
Souchu Steuereinnehmer (6 S.272-273)
Gaston Perückenmacher (6 S.272-273)
Francois-Athanase de la Contrie de Charette Land-Adliger aus der Vendee, einer der letzten Vendee-Heerführer, 1796 gefaßt und erschossen.
Angeblich im Frühjahr 1793 von den Bauern seiner Gegend gedrängt, ihre Führung zu übernehmen. Unterzeichnete am 17. Februar 1795 nahe Vertou einen Friedensvertrag. Wurde von Ludwig XVIII. zum Kommandanten der royalistischen Truppen ernannt. Auf das Versprechen der Engländer einer Landungsoperation hin, brach er den Vertrag am 23. Juli 1795. Am 22. Februar 1796 gefangengesetzt, in Nantes hingerichtet.
(6 S.272-273)
(10)
Wikipedia
Charles-Melchior Artus Marquis de Bonchamps Adliger, fiel am 17. Oktober 1793 beim Übergang über die Loire bei Cholet. Seine letzte Tat war, dass er 5.000 kriegsgefangene Republikaner vor der Niedermetzelung durch die über Bonchamps Fall ergrimmten Vendéer rettete. Zu Saint-Florent-le-Vieil wurde ihm eine von Pierre Jean David d'Angers gefertigte Statue errichtet. (6 S.272-273)
Maurice d'Elbee Adliger einer aus Sachsen stammenden Familie, sitzend erschossen.
Frau nach Niederlage ebenfalls erschossen. Sohn Louis-Joseph Maurice d’Elbée starb während der Napoleonkriege nach Verwundung in Potsdam
(6 S.272-273)
Sapinaud Adliger (6 S.272-273)
Henri du Vergier, comte de La Rochejacquelein Adliger, (6 S.272-273)
Victoire de Donnissan
Gaspard Augustin René Bernard de Marigny Wahrscheinlich mitverantwortlich für das Massaker an hunderten gefangenen Anhängern der Republik (5. Juli 1793) während der erneut siegreichen Schlacht von Châtillon. Nach Differenzen von Truppe entfernt und von den eigenen Leuten (Stofflet) zum Tode verurteilt und hingerichtet. Q: Wikipedia
Abbe Bernier   (6 S.272-273)







Notizen über Spekulanten, Bankiers und Neureiche Quellen
Armand-Jean-François Seguin Entwickelte eine Methode des Ledergerbens und erhielt vom Konvent 1795 das im ganzen Land requirierte Leder für Armeestiefel-Lieferungen, wurde mit diesem Geschäft sehr reich, obwohl die Stiefel extrem schlecht waren. Später Geschäftsfreund von Ouvrard. (21 S.32-33)
Gabriel-Julien Ouvrard Mit Hilfe von Tallien und Barras brachte er Lieferaufträge für die Flotte und für die Armee in seine Hand, veranstaltete in seinen luxuriösen Schlossern Gastmähler. Begann 1789 bis 1794 erfolgreiche Spekulationen, machte 1795-96 u.a. mit Kolonialwaren (mit Reis?) einen Gewinn von einer halben Million Franken in Gold. Gab 1798 dem Direktorium eine Anleihe von 10 Millionen Goldfranken.
Später Geschäftsteilhaber von Seguin, der berüchtigt war durch seine Armee-Stiefel-Geschäfte.
(21 S.32-33)
Pierre Samuel du Pont de Nemours Arbeitete ab 1785 im Ausschuss der Landwirtschaftsverwaltung, Comité d’Administration de l’Agriculture. Mitglied der Assemblée nationale constituante (1789–1791), wo er sich den Girondisten anschloss. 1791 ohne Einkünfte, ihm gewährte Lavoisier einen Geldvorschuss, um die Druckerei des ehemaligen Amtes zur Eintreibung von Pachte und Steuern ⇒ Ferme générale (HW: mit Namenliste) zu erwerben, die gerade abgeschafft worden war. Die Ferme générale erwirtschaftete fast die Hälfte der Staatseinnahmen des Ancien Régime.
Heftiger Gegner der Jakobiner, 1795 wurde er Mitglied im Rat der Fünfhundert, später Exil USA.

Zitat über die Einführung der Assignaten:
(16 S. 706)

Wikipedia
Marc René Marie d’Amarzit de Sahuguet
Abbé d’Espagnac
Abbe von Espagnac, nachweislich ein Großspekulant. War 1793 leitender Angestellte des staatlichen Fuhrdienstes, in seinem Depot waren ehemalige königliche Kutscher, Soldaten königl. Leibwache, königl. Kammerdiener, königl. Tafel-verwalter usw. angestellt.

Soll beim Kursverfall der Indischen Handelskompanie Gewinne gemacht haben.
(6 S.348)

(20 S.48-49,150)

(5 S.225-226)
Emmanuel Frey
= Schönfeld

(....-1794)
Österreichischer Bankier. Mitglied des Jakobinerklubs.
In die Affäre um die Liquidierung der Indienkompanie involviert.
(5 S.226, 276, 366)
Junius Frey
= Siegmund-Gottlieb
= Franz Thomas Schönfeld

(1753?-1794)
Die Annahme eines neuen Namens erfolgte aus Bewunderung für die Revolution. Soll im Auftrag für den Hof von Joseph II. einige Missionen erfüllt haben. In Wien geadelt zu Franz Thomas Edler von Schönfeld? Soll auch Moses Dobruška oder Tropuska aus Mähren geheißen haben.
War Mitglied des Freimaurerordens Asiatische Brüder.
Bankier, Bruder von Emmanuel und Leopoldine Frey.
In die Affäre um die Liquidierung der Indienkompanie involviert.
(5 S.226, 276, 366)
Leopoldine Frey Schwester der Freys, heiratete den Abgeordneten Chabot. (20 S.102-103)
Benoit Bankier, soll beim Kursverfall der Indischen Handelskompanie Gewinne gemacht haben. (5 S.226)











Historiker mit Thema Französische Revolution von 1789 Quellen
François-Auguste Mignet

(1796-1884)
Seine Geschichte der Französische Revolution von 1789 bis 1814 erschien 1824 und beschreibt detailgetreu den Verlauf. Mignet ignoriert (oder sieht nicht) die ökonomischen Hintergründe der Revolution, betont aber die Unumkehrbarkeit der Ergebnisse der Revolution aus der Sicht liberalen Großbürgertums. Er beschreibt die geschichtsbildende Kraft von Klassen und Volksmassen und steht in Opposition zur Bourbonenherrschaft und zum Bonapartismus. Seine eigentliche Kariere beginnt mit der Julirevolution von 1830.
 
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin
(1842-1921)
Die Große Französische Revolution 1789-1793, franz. Erstausgabe erschien 1885.
"Das Königtum hatte am 21. Januar 1793 aufgehört. Jetzt, am 17. Juli 1793, hörte das Gesetz in Frankreich auf, die Rechte des Feudalherren, die leibeigene Abhängigkeit des Menschen von einem anderen Menschen, anzuerkennen." (5 S.117)
(5 S.117-119)
Philippe-Joseph-Benjamin Buchez (1796-....), Parlamentsgeschichte der Französischen Revolution in 40 Bänden erschienen zwischen 1834-1839, als Kompiler von Dokumenten, Protollen, Anträgen usw. und umfangreiche Einleitung.
Franz. Rev. als Sieg der individualistischen (und religiös gesehen: calvinistischen) Zersetzung, Robespierre steht für die Überwindung dessen! Jakobinismus und Evangelien des kathol. Christentums lassen sich verbinden in der Zielsetzung Verwirklichung der Gleichheit der Menschen, das offenbarte sich z.B. schon in den weit zurückliegenden Religionskriegen. Die in den Menschen tief verwurzelte Idee nach Gemeinschaft zeigte sich, als das niedere katholische Volk, von seinen Predigern unterstützt, den Reformierten den Krieg erklärte und lieber einen spanischen Bourbonen als einen protestantischen König forderte.
(16 S.1438-1450)
G. Lenotre
(1855-1935)
bürgerl. Name: Louis Léon Théodore Gosselin, franz. Dramatiker und Historiker.
Studium bei den Jesuiten, Spezialist für die Geschichte der Französischen Revolution, nutzte Primärquellen, veröffentlichte viele Bücher zu diesem Thema (anekdotischer Stil). Mitglied der Franz. Akademie 1932.
HL: Der Baron von Batz geschr. 1896 aus kathol. Sicht. Darin vertritt er die These, das der tödliche Kampf der revolutionären Fraktionen gegeneinander Folge einer royalistischen Verschwörung war. Die käuflichen Mitglieder des Konvents wurden aufeinander gehetzt, so daß sie nacheinander unter dem Fallbeil endeten. Bemerkenswert ist Lenotres Haltung zu Robespierre, der als einziger mit Recht Der Unbestechliche genannt werden darf. Interessant ist auch, das Lenotre damit 100 Jahre nach der Revolution die Methoden der Lobby-Arbeit in einem Parlament an ihrer Urform im Konvent am Beispiel d'Eglantime und Chabot beschreibt.
Karl Marx "Die deutschen Bürger, die über Napoleon schimpften, weil er sie Zichorien zu trinken zwang und ihren Landfrieden durch Einquartierung und Konskription störte, verschwendeten ihren ganzen moralischen Haß an ihn und ihre ganze Bewunderung an England; während Napoleon ihnen durch seine Reinigung des deutschen Augiasstalles und die Herstellung zivilisierter Kommunikationen die größten Dienste leistete und die Engländer nur auf die Gelegenheit warteten, sie à tort et à travers zu exploitieren. In gleich kleinbürgerlicher Weise bildeten sich die deutschen Fürsten ein, für das Prinzip der Legitimität und gegen die Revolution zu kämpfen, während sie nur die bezahlten Landsknechte der englischen Bourgeois waren." (Hinweis: a tort et a travers = wild drauflos) K. Marx, F. Engels, Die deutsche Ideologie, 1845
MEW 3/179

MEW Bde: 1-4,7,8,17,Erg.Bd.1.Teil
Friedrich Engels
(1820-1895)
deutscher Journalist, Historiker u. Philosoph. von ihm stammt folgendes Zitat:
In der entwickelten kapitalistischen Produktionsweise weiß kein Mensch, wo die Ehrlichkeit aufhört und die Prellerei anfängt. Aber es wird immer einen bedeutenden Unterschied machen, ob die öffentliche Gewalt auf Seite des Prellers oder des Geprellten steht. (7)
Wikipedia
Textarchiv für:
Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland
Alphonse Aulard Revolutionshistoriker, bürgerlich-liberaler Radikalsozialist, Position für die Dantonisten.  
Albert Mathiez Revolutionshistoriker, Sozialist. Position für die Robespierristen.  
Eugen Tarlé

(1874-1955)
Sowjetischer Historiker, Gründer des Moskauer Staatlichen Instituts für Internationale Beziehungen.
Vertritt in seinem Werk Talleyrand die interessante These, das der geistliche Stand, der stark an das Ancien regime gebunden war, lange keine gegenrevolutionäre Agitation unter den Bauern erkennen ließ, und die neuen bürgerlichen Gesetzgeber nicht die Absicht hatten, diese anderthalb Jahrtausende starke Organisation gegen sich aufzubringen. Die Liegenschaften der Kirche zugunsten der Staatskasse zu veräußern war ein Gewaltunternehmen, das den Klerus in das Lager der Gegenrevolution treiben würde. Das habe man in der Konstituante durchaus gesehen. Talleyrand, der dann als Bischof von Autun den Nationalgüter-Vorschlag einbringt, ist kein typischer Interessen-Vertreter des Klerus, sondern ein tatsächlich weit bekannter Spekulant und Betrüger, zugleich aber ein absolut typisches Beispiel der obersten Kirchenfürsten. Demagogisch wechselte Talleyrand in der Debatte seinen Platz aus dem Saal des geistlichen Standes in den Saal des Dritten Standes.
Tarle gibt u.U. einen weiteren Hinweis, zwei Tage nach Erstürmung der Bastille hatte Talleyrand in der Nacht vom 16. zum 17. Juli ein zweistündiges Gespräch mit dem Bruder des Königs, Karl von Artois, der ein entschiednerer Gegner der Revoltuion als der König selbst war. Danach entschied sich Talleyrand in Frankreich zu bleiben. Er wird später die französische Außenpolitik vertreten. Bei einem Exil in den USA bereicherte er sich mit Spekulationen. Der Präsident der Vereinigten Staaten weigerte sich, ein persönliches Gespräch mit Talleyrand zu führen.
(24 S.39-43, 37)
Albert Marius Soboul
(1914-1982)
1940 Professor für Geschichte und Geographie am Gymnasium in Montpellier. 1946 Professor am Lyzeum HENRI IV. in Paris. Zugleich Lehrbeauftragter an der Universität in Paris und an der École Normale Superieure von St. Cloud. 1967 Professor für Geschichte und Geographie an der Universität in Paris und Direktor des Instituts für Geschichte der Franz. Revolution. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften





Quellen, Literatur und Links
(1) N.A. Smirnow, Weltgeschichte Bd. 6, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1969 S. 599
(2) Johannes Willms, Napoleon III. - Frankreichs letzter Kaiser, München 2008 S. 117, ebenda S. 241-242
(3) Francois Auguste Mignet, Geschichte der Französischen Revolution von 1789 bis 1814, Reclam jun. Leipzig, 1975 S.302-303
(4) Franz Herre, Eugenie - Kaiserin der Franzosen, Stuttgart München 2000 S. 198 ff
(5) Pjotr Alexejewitsch Kropotkin
Die Große Französische Revolution 1789-1793 Band II
Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1982 S. 115-116
(6) Walter Markov, Albert Soboul
1789 Die Große Revolution der Franzosen
Akademie-Verlag Berlin 1973 S. 267, 445
(7) Friedrich Engels, Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland
MEW Band 22 S. 501
Dietz Verlag Berlin 1963
(8) Franz Herre
Eugenie - Kaiserin der Franzosen
Stuttgart München 2000 S. 104
(9) Francois Auguste Mignet, Geschichte der Französischen Revolution von 1789 bis 1814
Reclam Leipzig 1975
(10) Der Spiegel 19/1993 Dieter Wild, Die Rache der Höllenkolonnen
SPIEGEL-Redakteur Dieter Wild über den 200. Jahrestag des Aufstands in der französischen Vendee
(11) Maximilian Robespierre, Habt ihr eine Revolution ohne Revolution gewollt? (ausgewählte Reden), Reclam, Leipzig 1956
(12) Hrg. Walter Markov, Maximilien Robespierre 1758 - 1794, Festschrift Maximilien Robespierre 1958, Berlin 1961 S.113- 174
(13) Jean Massin, Robespierre, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972
(14) Hrg. Konrad Merling, Robespierre - Erinnerungen von ihm selbst, Berlin Leipzig 1920
(15) Susanne Petersen, Frauen in der Französischen Revolution, Dokumente-Kommentare-Bilder, Akademie-Verlag Berlin 1987
(16) Hrg. François Furet, Mona Ozouf, Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution Band 2, Suhrkamp 1996
(17) Honore de Balzac, Die Menschliche Komödie IX, Sittenstudie, München 1998 Anmerkung 66 S.503
(18) Neues Rheinisches Konversationslexikon, Köln 1833 Band 5     ⇒ googlebooks
(19) Michael Juranitsch, Der Aufstand in der Vendee, Seminararbeit WS 2004/2005 www.oeh.ac.at.
(20) G.Lenotre, Der Baron von Batz, Manz Verlag, Wien Leipzig ohne J.-Angabe
(21) E. W. Tarle, Germinal und Prairial, Rütten & Loening Berlin 1953
(22) Henri Sanson, Tagebücher der Henker von Paris 1685-1847 Bd. II, Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1985
(23) Robespierre - Erinnerungen von ihm selbst, Hrg. Konrad Merling, Franke Verlag Berlin 1920
(24) E.W. Tarle, Talleyrand, Koehler & Amelang Leipzig 1972
(25) Hrg. H. Conrad, Th. Sauvageot, Napoleon I. Ich, der Kaiser, Wiesbaden 2003
(-) Hrg. Katharina Scheinfuß, Von Brutus bis Marat, Kunst im Nationalkonvent 1789-1795, Reden und Dekrete, VEB Verlag der Kunst Dresden 1973
(-) Doris Gretzel,Französische Revolution und Religion - Von der Verfolgung zur Entchristianisierung, Seminararbeit WS 2001/02 Universität Wien      ⇒ Von Verfolgung zur Entchristianisierung
(-) books.google.de, Johannes Willms Napoleon III. - Frankreichs letzter Kaiser      ⇒ googlebooks
(-) H. Lorenz, Notizen zur Privatisierung der französischen Gemeindegüter (18. bis 19. Jahrhundert)bauernkriege.de
(-) Büttner, Sabine: IV. Revolution in der Krise. Aus: Die Französische Revolution - eine Online-Einführung: Verlauf, in: historicum.net, URL: http://www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/487/
Internet 4.4.2014
(-) Wörterbuchnetz Uni Trier

Atlantikküste
Bild Trikolore Foto: © H.H. Lorenz
bauernkriege.de globale Zeittafel Bauernrevolten in Asien Bauernrevolten in Afrika Bauernrevolten in Europa Bauernrevolten in Amerika Revolten in Australien Impressum
Notizen zur Vendee / Hans Holger Lorenz / beg. 17.09.2007 / Stand: 24. November 2014 / WB-To