Die Geschichte ist reich an Beispielen für Landraub und
brutalster Enteignung der Bauern. Ein berüchtigtes Muster bietet das Jahr 1641 in Irland.
Es gibt Gründe, die dagegen sprechen, die ⇒ Rebellion von 1641 als Bauernaufstand zu
zählen. Man nennt die großflächige Landenteignung der Iren im 16. und 17.Jahrhundert ja auch nicht
Enteignung sondern ⇒ Plantations,
also Pflanzungen bzw. Besiedlungen.
In Wahrheit handelte es sich um Landraub im großen Stil, der Begriff Elisabethanische
Eroberung von Irland kennzeichnet die Sache wesentlich besser.
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Im Anschluß an die Desmond Rebellionen ging das Land
irischer Grundherren in englischen und schottischen Besitz über um
die Macht der englischen Krone auszuweiten. So weit war es ein fast normaler Krieg zwischen
zwei, genauer zwischen drei Herrschaften! Aber als der von Elisabeth I. berufene Lord Mountjoy in Irland die
Vernichtung der Ernte anordnete und die Vieherden beschlagnahmen ließ, wurde es auch ein Krieg
der Bauern!
Also gibt es auch Gründe, diese Erhebung einen Bauernkrieg zu nennen:
• Das einheimische Adlige die Führung von Bauern übernehmen ist nicht ausschließlich irisch, ähnliche Beispiele finden
sich im Deutschen Bauernkrieg.
• Das sich religiöse Interpretationen und politische Forderungen gegenseitig überlagern, wird
man u.a. bei den Hussiten nachlesen können.
• Das man Kirchen plünderte und Priester der jeweils anderen Religion verfolgte, zeigt sich auch in
der Geschichte Flanderns.
Auch das Nichteinhalten von Versprechungen durch die Herrschenden ist aus fast allen Bauernkämpfen überliefert!
Und ebenso finden sich 1641 in Irland Steuererhöhungen, wirtschaftlichen Rezession und schlechte
Ernten wie anderswo als Auslöser der Unruhen! Nicht zuletzt wurde selbst die bürgerliche Revolution in England von
zahlreichen Bauernrevolten begleitet oder getragen - wie man es auch auslegen will. Die bäuerliche Widerstandsbewegung gegen
die ⇒ Einhegungen fand schon vorher genügend Anlässe.
Aber wie viel Unheil mußten die neuen englischen und schottischen Siedler über irisches Land gebracht haben? Wie groß muß die
Verbitterung der einheimischen Bevölkerung gewesen sein, weil ihr untersagt wurde, auf
den Feldern der neuen Herren wenigstens Lohnarbeit aufzunehmen. So alt sind schon Berufsverbote!
Welche Demütigung mußten sie erfahren, als große Versprechungen nicht eingehalten wurden! Eine davon lautete:
ihre alte (katholische) Religion würde nach Zahlung höherer Steuern anerkannt! So bringt man Religionen ins politische Spiel.
Und welche Angst hatten sie auszustehen, als das englische Parlament damit drohte, in Irland
schottische Regimenter einfallen zu lassen um den Katholizismus endgültig zu unterwerfen! Und so spielt man Nationalitäten
gegeneinander aus!
Es muß gereicht haben! Die Iren hatten es endlich satt!
Aber damit noch nicht genug: Sogenannte vereinzelte Übergriffe der Siedler an der einheimischen Bevölkerung
brachten schließlich das irische Blut in Wallung. Dabei war das Massaker des Earl von Essex auf der
Insel Rathlin an Frauen und Kindern noch im Gedächtnis!
Die Landbevölkerung, die geknechteten, hungrigen besitzlosen Massen schlugen zu. Sie erhoben
sich gegen neue Grundbesitzer und Neureiche! Und das waren nun mal nach Lage der Dinge Protestanten.
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Die Jahrzehnte lang unterdrückte Landbevölkerung griff zum Mittel der Gewalt, der
unkontrollierten maßlosen Gewalt, angestachelt von Verbitterung und erfahrener Demütigung!
Besitzende wurden getötet oder man vertrieb sie mitten im Winter aus den Häusern!
An die 12 000 Protestanten starben in der Kälte und durch Krankheiten, wenn sie
nicht vorher erschlagen wurden. In Portadown jagten die Aufständischen alle Protestanten auf
einer Brücke zusammen bevor sie massakriert wurden. In der Grafschaft Armagh wurde ein Viertel der
protestantischen Bevölkerung ermordet. Und genau das ist übrig geblieben in der englischen
Geschichtsschreibung: die Blutbäder an den Protestanten von 1641 !
Aber man kann ja die Greueltaten der eigenen Seite auch nicht ganz verschweigen.
So schiebt man es in historisch raffinierter Weise dem Usurpator Cromwell in die Schuhe, was nach 1641
mit Verbrechen und Vertreibung den irischen Bauern angetan wurde.
Die Massenhinrichtungen an den Aufständischen in den Wäldern von Kilwarlin,
auf Rathlin Island und bei Strabane gingen auf Parlamentsbefehle zurück, die anordneten, sämtliche
irischen Gefangenen zu töten! Cromwell befahl eine Politik der verbrannten Erde zur Unterwerfung
der irischen Kämpfer, die in landesweite Hungersnot ausartete. Iren wurden als Sklaven
in die Karibik verkauft! Der enteignete Boden kam an die puritanischen Veteranen der englischen
Besatzungstruppen. Große Bodenspekulationen sollten hier ihren Anfang nehmen. Irland wird eine Quelle für
die ursprüngliche Akkumulation werden. Und die mittellosen überlebenden Iren sahen sich gezwungen,
als Outlaws (= Gesetzlose) ihr Dasein zu fristen !
Mit dem ⇒ Act for the Settlement of Irland 1652
wurden Tausende Bauern umgesiedelt!
Es war ihnen verboten in Städten zu wohnen und Protestanten zu heiraten!
Etwa 400 000 bis 600 000 Menschen kamen bei dieser Rück-Eroberung Irlands um,
das war ein Drittel der irischen Landbevölkerung!
Und das soll kein Bauernkrieg gewesenen sein?
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