Die Geschehnisse vor eineinhalb Tausend Jahren im historischen Persien sind heute vielleicht
wenigstens aus zweierlei Gründen interessant. Sie bieten Musterbeispiele
für mehr oder weniger begabte Herrscher, die kaum mit
dem für sie eigentlich wichtigstem Potential umgehen konnten: mit der
menschlichen Arbeitskraft ihrer Untertanen. Nahrungsmittelproduzenten waren die Bauern.
In völliger Unkenntnis über die unverzichtbare Existenz dieser Menschenart wurden sie geschunden, betrogen
und entwürdigt. Zeitweise ermordete man sie in Massen obwohl sie den eigentlichen Reichtum hervorbrachten. Zwei Rivalen: Rom und PersienDie Geschichte der Mazdakiten führt uns in die Zeit des Oströmischen Reiches - aber auf die Seite seines größten Gegenspielers: Persien. (1) Die Römer wünschten sich in jenen Jahren einen Friedensvertrag mit dem Sassanidenreich, weil sie diesen Frieden bitter benötigten. Nicht nur wegen der Barbareneinfälle an den anderen Grenzen Roms. Auch dauernde Epidemien, schwere Erdbeben und flüchtige Sklaven machten den Römern das Leben schwer. Die Herrscher auf der persischen Seite hatten es nicht leichter. Zwei einheimische Adelshäuser planten ständig, König Kavadh vom Thron zu stürzen. (2) Die unschlagbaren Hunnen drohten den Persern aus dem Nordosten und das christliche Georgien im Nordwesten meuterte gegen die Zoroastrische Religion. König Kavadh brauchte also dringend mehr Kriegspotential. Mazdak's Reformen
Da will es die Zeit, das ein zoroastrischer Priester Gedanken darüber anstellte,
wie man das Leben der Bauern erleichtern könnte. Er nannte sich Mazdak. Für ihn gab es zwei
Welt-Prinzipien: Licht als das Gute und Dunkel als das Böse.
Die Aufgabe eines richtigen Mannes bestand für ihn darin, die Kräfte des
Lichts zu unterstützen. Die Armut der persischen Bevölkerung
zählte Mazdak dem Dunkel zu. Weil es Wohl und Übel stets gleichzeitig
gäbe, wäre es wichtig, das jeder das Gute tatkräftig unterstützt!
Also führe jeder sein Leben bescheiden und moralisch, verabscheue Habgier und Reichtum,
lebe in Frieden und lehne Krieg ab. Grundsätzlich gälte die Hilfe den Armen. Nach dem Sieg über die Mazdakiten
Doch damit ist diese Geschichte noch nicht an ihrem bitteren Ende. Denn jetzt verfügte der neue Sassanidenherrscher
über den Spielraum, den er für seine unbegrenzte Habgier brauchte:
der alte aufmüpfige Adel krümmte sich unwiderruflich geschlagen, die Kräfte
der sozialen Armenbewegung waren vollständig vernichtet. Lügen für die Nachwelt
Und noch eine Sache mußte der Herrscher vor eineinhalb Tausend Jahren bewerkstelligen.
Die Nachwelt sollte niemals die Wahrheit über die Mazdakische Bewegung erfahren. |
Fußnoten (1) Rom hatte über Jahrhunderte nur einen großen Gegenspieler: Persien. Über vier Jahrhunderte wechselten sich häufige Kriege mit Perioden friedlicher Koexistenz ab. Es fiel keine abschließende Entscheidung zwischen den beiden Reichen, da ihre Auflösung schließlich aus dem Inneren heraus zum jeweiligen Ende einer Supermacht führte. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden von dieser dauerhaften Rivalität die kleinen Länder, die zwischen den beiden Großmächten lagen. Deren Adelsschichten wechselten häufig, je nach Lage der Dinge, ihr untertäniges Verhalten zum überstarken Nachbarn. Das beschleunigte stets die Verarmung und Verelendung der Landbevölkerungen. Ein besonders herausragendes Beispiel dafür war das jahrhunderte lange Ringen zwischen Rom und Persien um Gebiete, die heute Armenien bilden. Das ist aber nicht Gegenstand dieses Beitrages über die Mazdakiten. (2) Für den Namen des König Kavadh finden sich in der Literatur verschiedene Schreibweisen: z.B. Kavad, Kavādh u.a. Das gilt auch für andere hier aufgeführte Namen. Das ist aber nicht Gegenstand dieses Beitrags. Hier ist mit Kavadh der König Kavadh I. aus der Dynastie der Sassaniden 488 bis 531 gemeint. |
Zur (historischen) Quellenlage | |
Josua Stylites | Die syrische Chronik scheint die einzige zeitgenössische Quelle zu sein. → googlebook Andreas Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites → googlebook Hans-Ulrich Wiemer: Staatlichkeit und politisches Handeln in der römischen Kaiserzeit |
al Tabari | (839-923) Islamischer Gelehrter persischer Abstammung, schrieb die Geschichte des Neupersischen Reiches der Sassaniden. |
Prokopius von Caesarea | (500?- 562) griechischer Historiker, schrieb eine Kriegsgeschichte römischer Kaiser, darunter über die römisch-persischen Kriege. |
Agathias Scholastikos | (536-582) Oströmischer Historiker. Seine Historie schließt bewusst an das Werk des Prokopios von Caesarea an und erwähnt endend den Tod des Perserkönigs Chosrau I. (579). |
neuere Literatur | |
Theodor Nöldeke | (1836-1930) Deutscher Orientalist. Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sassaniden. Aus der Arabischen Chronik des Tabari, Leyden 1879 |
Otakar Klima | Beiträge zur Geschichte des Mazdakismus, Prag 1977 |
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